Die technische Seite des Marktes und der Wert von Investmentsoftware
(von Fred Hager)
Wenn es zu einer technischen Analyse kommt, gehen die Meinungen von vielen Leuten sehr stark auseinander. Als ich diesen Brief schrieb, gab ich an, dass ich nicht an technische Analysen glaube. Heute jedoch würde ich meine Aussage ein bisschen modifizieren.
Ich würde behaupten, dass eine alleinige technische Analyse einfach nicht funktioniert. Wenn eine Fundamentalanalyse mit einer technischen Methode verbunden ist, kann die Investmentleistung durch eine Verbesserung des Timings von Kauf und Verkauf entscheidend verbessert werden.
Wenn man es sich so überlegt, macht man immer eine technische Analyse, wenn man sich ein Chart ansieht. Nur wenige ernsthafte Investoren, eingeschlossen reine Fundamentalisten, würden den Wert eines Blicks auf ein Chart leugnen. Natürlich ist der Grundzug der technischen Analyse den Trends zu folgen. Wie die meisten Leute im Investmentgeschäft zugeben werden: der Trend ist dein Freund. Mit anderen Worten, eine Aktien, die dazu tendiert, zu steigen, tendiert dazu, noch mehr zu steigen, und eine Aktie, die dazu tendiert, zu fallen, tendiert dazu, noch mehr zu fallen.
Da es eine Tatsache ist, dass die Vorahnung der Investoren einer der größten Bewegungsfaktoren für Aktienpreise ist, und da es eine große Anzahl von technischen Beratern gibt, ist es nur natürlich, dass diese Gruppe eine Auswirkung auf übertriebene Preisbewegungen aufgrund von typischen technischen Signalen hat. Ein Beispiel sind Ausbrüche in Bezug auf die Menge außerhalb des Handelsrahmens, sowohl im oberen Bereich als auch im unteren Bereich. Obwohl die Gründe für diese Bewegungen streng psychologisch sind, hat das Ignorieren dieser Signale manchmal eine ähnlichen Effekt, wie die Weigerung, einer sich nähernden Lokomotive aus dem Weg zu gehen.
Einig der meist absurden Signale werden von reinen Technikern herbeigerufen. Da der reine Techniker behauptet, jede fundamentale Tatsache wird durch die Bewegung und die Menge einer Aktie reflektiert, kümmert er sich nicht um die Produkte des Unternehmens oder dessen Aussichten, der um die Finanzen des Unternehmens. Ihm erzählen das Chart und seine technischen Indikatoren alles.
Dies führt dann zu solch absurden Ratschlägen wie: die Firma XYZ, die zu 25 Dollar gehandelt wird, ist ein guter Kauf, wenn sie zu über 31 Dollar gehandelt wird (ihrem vormaligen Hoch). Es ist ein Verkauf, wenn sie unter 19 Dollar fällt (ihrem vormaligen Widerstandspunkt).
Der Grund, warum der Techniker das tut, ist einfach. Weil das Chart ihm alles sagt, nimmt er an, dass es ein Problem bei der Firma geben muss, wenn sich die Aktie unter das vorherige Widerstandsniveau bewegt. Und umgekehrt, wenn sie sich auf einen neuen Höchststand bewegt, dass es einen fundamentalen Grund geben muss, der dies verursacht. Ziemlich dumm, wenn Sie mich fragen.
Natürlich ist dies ein perfektes Aktienauswahlsystem, um sich minimal anzustrengen. Ein gutes Computerprogramm kann 5.000 Aktien in wenigen Minuten überprüfen. Auf der anderen Seite ist die sorgfältige Beobachtung von gerade mal 20 Aktien bezüglich aller Fundamentaldaten eine bedeutsame Aufgabe. Es verlangt von einem nicht nur mit der Industrie vertraut zu sein, man muss auch vertraut bleiben, was bedeutet, dass man die Wirtschaftsblätter liest und mit den neuen Produkten und neuen Entwicklungen, die die eigenen Aktien betreffen, auf dem laufenden bleibt. Im Computergeschäft ist dies in der Tat eine große Aufgabe. Der Mangel an Anstrengung, der in die Untersuchung der Fundamentaldaten gesteckt wird, ist in der Wertentwicklung vieler institutioneller Portfolios offensichtlich.
Ich ignoriere technische Signale nicht gänzlich. Wenn sie vernüftig genutzt werden, können technische Signale ihren Investmenterfolg verbessern.
Wenn Sie aus fundamentalen Gründen davon überzeugt, sind eine Aktie zu kaufen, kaufen Sie sie nicht, wenn der Trend im Chart nach unten zeigt; warten Sie, bis sich der Trend umkehrt. Ein Trend kann sehr stark sein. Denken Sie nur an die ganzen Techniker, die ihn in diese Richtung stoßen. Umgekehrt, wenn Sie einen hervorragenden Gewinn mit einer Aktie haben, verkaufen Sie sie nicht nur, weil sie sich verdoppelt hat; der Aufwärtstrend ist genauso stark wie der Abwärtstrend. Es gibt keinen Grund, zu verkaufen, nur weil für Sie die Aktie hoch erscheint. Wenn Sie wissen, dass das Unternehmen kein Problem hat, sollten Sie genauso warten, bis es eine Trendwende gibt.
Es ist wichtig, zu erkennen, dass man nicht zu viel von einer Firma wissen kann. Je sicherer man sich seiner Fundamentaldaten ist, desto besser kann man die technischen Signale für sich arbeiten lassen. Bevor ich begann zu erkennen, dass ich technische Signale zu meinem Vorteil benutzen könnte, studierte ich die technischen Indices.
Vor ein paar Jahren kaufte ich im Wert von ein paar tausend Dollar Softwarepakete im Bereich technisches Investment.
Eines dieser Produkte schaltete eine sehr überzeugende Anzeige in den größeren Finanzzeitungen. Diese zeigte ein Chart von Conner, und wie ihr Kaufsignal jedem, der dem Ratschlag gefolgt wäre, 100 % Profit in ungefähr drei Monaten gebracht hätte. Wenn man über die Methode gelesen hat, nach der das System arbeitet, wird man davon überzeugt sein, dass ihr Programm Geld für einen verdienen wird, wenn man technische Indikatoren über alles stellt.
Gemäß ihrer Literatur war das Produkt ein Durchbruch für Händler. Es machte die Analyse für Anwender, und es war mit einem Basiswissen von Expertenregeln programmiert, die in einem leistungsstarken Synergieeffekt zusammenarbeiten, um die gegenwärtigen Preis- und Volumendaten für alle Aktien zu analysieren, die der Anwender aufspüren will. Das Programm zeigt jeden Tag an, welche Aktien der Anwender für den Handel in Betracht ziehen sollte. Das System berechnet eine Expertenbewertung für jede Aktie in der Datenbank des Anwenders. Dann druckt es einen täglichen Analysereport über die Liste der Aktien mit der höchsten Bewertung des Tages, sowohl nach oben mit dem Hinweis "kaufen", als auch nach unten mit dem Hinweis "verkaufen".
Die Software erzeugt jeden Tag für jede Aktie in Ihrer Datenbank eine Expertenbewertung. Die Expertenbewertungen basieren auf einer Skala von 1 bis 100. Eine Expertenbewertung am oberen Ende der Skala von 95 oder höher wird als Kaufsignal angesehen. Eine Bewertung am unteren Ende mit einer Bewertung von 95 oder höher wird als Verkaufssignal angesehen. Gemäß dem Softwarehandbuch ist das System zu 75 % erfolgreich. Die Wirksamkeit der Bewertung der Signale für Ihre Aktien wird vom System auf einer täglichen Grundlage berechnet.
Es klingt phantastisch, nicht wahr?
Nun, ich habe das System für einige Zeit benutzt, und plane es weiterhin zu benutzen. Es macht schöne Charts und gibt schreckliche Signale. Ich benutze es, um die mehr als 50 Technologieaktien, die ich verfolge, zu aktualisieren. Ich lasse das System für alle meine Aktien die täglichen Preis- und Volumeninformationen aktualisieren und auch für alle technischen Indikatoren, die von meinen "sogenannten" künstlichen Intelligenzprogrammen benötigt werden. Es hilft mir in ungefähr fünf Sekunden mit fünf Klicks meiner Maus das zu tun, was sonst fast eine Woche sorgfältiger Arbeit wäre. Ich bekomme auch automatisch Kauf- und Verkaufssignale, die meistens nutzlos sind. Zusätzlich bekomme ich Berichte, die alle Wertpapiere in der Reihenfolge ihrer Expertenbewertung auflisten. Und schließlich bekomme ich einen miserablen Bericht, mit dem es sich selbst ein Zeugnis ausstellt.
Die Art und Weise, in der die Software mit einer solch erstaunlichen Erfolgsquote aufwarten kann, wenn das System seinen Erfolg selbst berechnet, unterscheidet sich nicht von irgendjemanden, der sich selbst bewertet, das heißt, mit einer schönen Portion an Vorurteilen.
Das System stellt dar, dass ein Alarmruf erfolgreich ist, wenn die Aktie, die es empfohlen hat, sich in die Richtung des Signals bewegt (nach oben oder nach unten), abhängig davon, ob das Signal eines zum Kauf oder Verkauf war. Das Signal wird auch für jede Zeit als erfolgreich betrachtet, in der der Schlusspreis der Aktien identisch ist mit dem Schlusspreis des Tages, an dem das Signal ausgelöst wurde. Mit anderen Worten: Das System konnte zeigen, dass es zu 75 % richtig lag, und man kann sein letztes Hemd durch diese Anweisungen verlieren. Mein Standpunkt ist, dass jeder, der sich ausschließlich auf ein rein technisches Signal verlässt, ungefähr die gleiche Chance hat wie der, wie der, der einfach einen Schuss ins Blaue tut.
Wie sieht es mit fundamentalen Computerüberprüfungen aus?
Ich habe sie von Zeit zu Zeit mit wenig Erfolg verwendet. Wenn Sie zum Beispiel nach dem niedrigsten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) aussieben, erwischen Sie vielleicht eine Firma mit wirklich ernsthaften Problemen. Vielleicht wird der nächste Gewinnbericht dieser Firma einen großen Verlust aufzeigen, und Ihr KGV wird ungeheuer werden. Möglicherweise sieben Sie nach dem höchsten Ertrag aus, nur um ein paar Wochen später herauszufinden, dass das Unternehmen, das Sie herausgesucht haben, die Dividende streicht. Computer sind zur Aktienauswahl nicht der Weisheit letzter Schluss. Das größte Problem bei Computern ist, dass ihre Intelligenz künstlich ist.
Es gibt einfach keinen Ersatz für das eigene Denken. Computer können das einfach nicht für Sie erledigen.
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