Die süffigen Partys der Investmentbanker

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Die süffigen Partys der Investmentbanker

4
24.01.06 10:06
Bekokste Hedgefond-Manager duschen in Champagner. In New York sind nach den jüngsten Bonus-Zahlungen alle teuren Lamborghinis ausverkauft.

Der folgende Artikel gibt einen Einblick in das wilde Leben der Investmentbanker, aber auch über Pfennigfuchsereien in Frankfurt, das als internationaler Finanzplatz immer mehr an Bedeutung verliert.

Der irrationale Überschwang ist jedenfalls unverkennbar. Geneigte Leser sollten auch mal einen Blick in meinen neuesten "Bären"-Thread werfen:

http://www.ariva.de/board/242917

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FTD vom 24.01.2006

Frankfurter Würstchen in Nadelstreifen

von Eva Busse, Frankfurt


2005 war für die Finanzbranche ein Rekordjahr. Entsprechend üppig fallen die Boni für die Mitarbeiter aus. In London und New York lassen es die Investmentbanker richtig krachen. Am Main sparen sie sogar an der Garderobenfrau.


Auf der angesagtesten After-Work-Party der Woche im angesagtesten Klub des wichtigsten kontinentaleuropäischen Finanzplatzes. Mitten in der Bonussaison. Mitten in der Stadt, die sich so gern mit New York und London vergleicht. Von dort werden seit Wochen die Partyexzesse übermütiger Banker gemeldet. Letzte Woche musste der Londoner Club Movida nach der Champagnerdusche eines bekoksten Hedge-Fonds-Managers komplett neu dekorieren, während sich die überglückliche Kellnerin überlegte, wie sie ihr Trinkgeld - zehn Prozent der Champagnerrechnung, 4000 £ - investieren sollte.

Also, hinein ins Frankfurter Nachtleben, ins "Euro Deli", in die Stammkneipe reicher Banker. "Die Garderobe habe ich mir gespart", erklärt ein junger Aktienanalyst über wässrigem Apfelwein. Kostet schließlich 1 Euro. Für den Rest des Abends balanciert er seinen Mantel auf dem Arm, was nichts macht, weil der Höhepunkt der Ausgelassenheit mit leichtem Kniekehlenwippen erreicht ist. Und weil der Analyst sowieso bald heim muss: "Will morgen um sieben Uhr im Büro sein." Er guckt noch ein bisschen Bloomberg TV auf den Bildschirmen und ein bisschen Gogo-Girls auf der Theke ("Tanzen können die auch nicht"), dann geht er. Schon um elf sind die Empfangsdamen klar in der Überzahl.

Absturz statt Aufschwung

"Mainhattan": Noch nie klang der Beiname dieser Stadt so maßlos übertrieben wie während der diesjährigen Bonussaison - der besten des jungen Jahrtausends im internationalen Bankengeschäft. So begann sich Frankfurt in den 90er Jahren zu nennen, als immer mehr Banken hier Hochhäuser bauten, als die Börse boomte, als die Europäische Zentralbank einzog und die Deutsche Börse die London Stock Exchange übernehmen wollte. Noch ein paar Jahre Aufschwung - dann würde das Bankenviertel endgültig in die Liga der City in London und der Wall Street in New York aufsteigen.

Stattdessen kam der Absturz. Vom Verlust der D-Mark wird sich Frankfurt nie wieder erholen: Plötzlich legten internationale Banken keinen Wert mehr auf die Nähe zur einst allmächtigen Bundesbank. Unter dem Druck der Börsen- und Bankenkrise zentralisierten die Geldhäuser ihre europäischen Operationen noch schneller in London.

Jetzt, am Ende dieser Krise, da die Aktien weltweit steigen, das Geschäft mit Fusionen brummt, Investmentbanken Rekordgewinne einstreichen und Bonuszahlungen an ihre besten Mitarbeiter vervielfachen, bleibt es so ruhig in Frankfurt, dass nicht einmal der örtliche Ferrari-Händler mitbekommen hat, dass Zahltag ist: "Bitte, was für eine Saison soll das sein? Wer bekommt Geld?" Aus Manhattan wird derweil gemeldet, der teuerste Lamborghini sei komplett ausverkauft.

Derartige Rekorde wird Frankfurts kleine Bankergemeinde niemals aufstellen. Die Zahl der im Finanzsektor Beschäftigten beträgt weniger als ein Viertel der in London oder New York. Laut städtischer Wirtschaftsförderung sind es nur noch 74.000. Wie überaus großzügig das gerechnet ist, beweist Personalberater Jörg Janke von Egon Zehnder: Vor drei Jahren zählte er 800 Investmentbanker in Frankfurt, heute nur noch knapp 500.

Einer von ihnen sitzt in der Frankfurter Kantine einer deutschen Bank und freut sich auf Februar. Dann wird ausgezahlt. Der 32-Jährige ist seit sechs Jahren dabei und hat eineinhalb Jahre Bonanza in New York genauso überlebt wie die eineinhalb Jahre langen Entlassungsrunden danach in Frankfurt. 2005 war das beste Jahr seiner Karriere. Eine siebenstellige Summe an Beratungskommission, prahlt der Banker, habe er seinem Arbeitgeber verschafft. Und davon erwartet er jetzt einen fairen Anteil. "Die wissen, was sie mir schulden." 20 bis 30 Prozent höher sollte sein Bonus dieses Jahr ausfallen. "Ich werde mehr verdienen als mancher Vorstandsvorsitzender", schätzt er. Bis zu 150.000 Euro wird er in cash bekommen, den Rest in Aktien.

Anfang Februar ruft sein Chef jeden in der Abteilung zum Einzelgespräch. Und nennt jedem den Kopfpreis, den die Bank für ihn zu zahlen bereit ist. Offiziell wird die Belohnung für alle Investmentbanker auf der Welt nach denselben Kriterien verteilt: Entscheidend sind die Ertragslage der Bank, der Abteilung, des Teams - und das individuelle Abschneiden. In einer "360-Grad-Beurteilung" wird jeder Banker von Mitarbeitern über, unter und neben ihm benotet.

Lohn-Rangliste

Trotzdem ist die Bonusberechnung das undurchsichtigste und bestgehütete Bankgeheimnis jedes Hauses. Alle Mitarbeiter werden von ihren Arbeitgebern zu absolutem Stillschweigen über den eigenen Bonus verpflichtet. Der Frankfurter Banker lacht: "Die tun so, als sei die Festlegung der Boni eine eigene Wissenschaft. In Wirklichkeit zahlen sie nur genau so viel, dass man nicht kündigt."

Eines der entscheidenden inoffiziellen Kriterien für diesen Mindestlohn scheint der Standort zu sein - sehr zum Nachteil der im Vergleich unterbezahlten Frankfurter. Zwar beteuern alle Banken, sich im total globalen Wettbewerb um die besten Talente zu befinden. Angeblich gibt es nur den einen, großen Arbeitsmarkt namens Tokio-New-York-London-Frankfurt-Paris, in dem gleicher Lohn für gleiche Leistung gezahlt wird.

In Wirklichkeit aber gibt es nach einer Studie der Headhunter-Gruppe Russel Reynolds und dem britischen CFA-Institut eine klare Lohn-Rangliste: Englische Investmentbanker verdienen danach zwei Drittel mehr als die deutschen "Künstler", wie sie der damalige Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer zu Hochzeiten nannte. Heute stehen sie abgeschlagen auf Rang sieben, noch hinter den Südafrikanern.

Auch in diesem Rekordjahr werden am Main viel niedrigere Prämien ausgezahlt als an den anderen Finanzplätzen. Und das, obwohl Deutschland fürs Investmentbanking derzeit als wichtigster Markt Europas gilt. Das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen hat sich hier zu Lande im vergangenen Jahr verdoppelt. Merrill Lynch konnte die europäischen M&A-Erträge sogar um 151,7 Prozent steigern.

Profitieren werden von diesem Europa-Boom aber hauptsächlich die Investmentbanker der Londoner City. Allein 3000 von ihnen werden nach dieser Saison Jungmillionäre sein. Die deutschen Kollegen akquirieren zwar viele Deals. Doch dann übernehmen die Sektorspezialisten das Geschäft - und die fliegen zumeist aus den Londoner Europazentralen ein.

Der Personalberater Claes Smith-Solbakken erklärt den für die Boni entscheidenden Unterschied zwischen den Finanzzentren so: "Frankfurt ist kein Produktionsstandort mehr. Der Markt wird zwar hier erschlossen, doch gemanagt wird das Risiko in London." Dort wird der Gewinn erwirtschaftet, dort wird er verbucht - und dort wird der entsprechende Bonus am Ende des Jahres verteilt.

Andreas Halin von der Personalberatung Spencer Stuart schätzt, dass der Bonus eines Frankfurter Investmentbankers bis zu 40 Prozent unter dem seines gleichrangigen Londoner Kollegen liegen kann: "Ein mittelmäßig begabter Banker auf der Insel kann locker mehr verdienen als die Besten hier." Patrick Richter, Sprecher der Deutschen Bank, gibt immerhin zu: "Tendenziell stimmt es schon, dass in London mehr verdient wird als in Frankfurt." Seine vage Begründung: "Andere Marktgegebenheiten."

Ehrfurcht vor den "City-Jungs"

Die leugnen nicht einmal die Betroffenen. Will man nicht von Minderwertigkeitskomplexen der Frankfurter gegenüber den Londonern sprechen, so ist es wenigstens Ehrfurcht, die sie empfinden: "Die City-Jungs sind schon krass drauf", sagt ein Analyst der Deutschen Bank, "da drüben kann man zwar mehr Geld verdienen - aber es ist verdammt viel härter." Ihm, der nicht einmal ins "Euro Deli" geht, weil er eher auf "gutbürgerlich" steht, ist der Leistungsdruck in London zu hoch. Denn anders als in Deutschland gibt es dort kein Arbeitsrecht, das vor fristloser Kündigung schützt.

Für solche Erwägungen haben die "City-Jungs" wenig übrig: "Die Frankfurter sind selbst schuld", urteilt ein Deutschbanker aus London. "Sie werden die eigenen Preise nie steigern, wenn sie zu bequem sind, zur Konkurrenz zu wechseln." Gerade in diesem Jahr, in dem der Arbeitsmarkt richtig anzieht, werden Tausende Angelsachsen ihre Boni abwarten und für ein höheres Gehalt anderswo anheuern - nur nicht in Frankfurt. Ausländische Banker an den Main zu locken wird von Jahr zu Jahr schwerer, sagt Headhunter Halin. "Das machen die nur für den ganz großen Karrieresprung. Und bleiben dann keinen Tag länger als nötig."

Umgekehrt wird der Sog vom Main an die Themse stärker. "Die Spitzenleute der großen Investmentbanken sitzen fast alle in London. Dort sind die Karrierechancen ungleich größer", meint Malcolm Thwaites, einer der Deutschlandchefs von Lazard.

Die, die bleiben, reden sich ihr Frankfurt schön. "Die Stadt ist lang nicht so schlimm, wie sie auf den ersten Blick aussieht", beteuert Thwaites. Ihm fällt sogar ein Kompliment für Frankfurt ein: "Sehr praktisch" sei die Stadt. "In 15 Minuten ist man am Flughafen." Und der Sprecher der städtischen Wirtschaftsförderung stellt klar: "Frankfurt ist nicht zappenduster!" Als ob das irgendjemand behauptet hätte.

Aus der FTD vom 24.01.2006
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