Die spinnen, die Römer ...

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Die spinnen, die Römer ...

 
12.05.02 22:32
Das Attentat als schöne Kunst ausgeführt

Florian Rötzer   10.05.2002
Erstmals hat offenbar der amerikanische Kunststudent Luke Helder seine Anschlagsserie mit Briefbomben direkt als eine Art Aufmerksamkeitskunstwerk inszeniert

Attentate scheinen mehr und mehr zu einer Form zu werden, wie Menschen sich und/oder ihren Anliegen Aufmerksamkeit zu verschaffen suchen. Die wachsende Attraktion, Anschläge mit oder ohne Selbstmord durchzuführen, verdankt sich auch den Medien, denn sie sind mediengerechte, weil exemplarische "Nachrichten", die sich blitzschnell um die ganze Welt ausbreiten und Tat sowie Täter bekannt machen können. Offenbar hat der gefasste Rohrbombenleger das globale Aufmerksamkeitssystem der Medien vielleicht erstmals für eine explizit künstlerische Aktion missbrauchen wollen.






Dass Medien auch Vorbilder liefern oder Anregungen für Anschläge geben können, wurde in der letzten Zeit nach dem Amoklauf in Erfurt reichlich diskutiert. Dass Attentate für die Medien inszeniert werden, um für eine möglichst große Verbreitung der Botschaft zu sorgen, ist seit langem ebenso klar wie die Tendenz, durch Steigerung der Zerstörungskraft und der Toten und Verwundeten noch die kollektive Aufmerksamkeit zu erregen, die angesichts der Vielzahl der Anschläge auf der ganzen Welt ansonsten durch Gewöhnung abschalten könnte. Dass die mediale Aufmerksamkeit aber nicht nur von der Ästhetik der Zerstörung in Bann geschlagen wird, sondern auch die Grundlage der ästhetischen Gestaltung eines Anschlags sein kann, hat der 21-jährige Luke Helder deutlich gemacht, der Industriedesign studierte, bevor er sich aufmachte, der Welt seine Botschaft von der Befreiung von der Todesangst durch ein räumliches Muster zu verkünden. Das Endprodukt sollte, wenn dies denn zutrifft, über das Vehikel von Anschlägen, die beliebig ausgewählte Menschen gefährden, zu einem gar nicht schrecklichen Bild sich verdichten und ein lachendes Gesicht, ein Smiley, darzustellen.


 
"Mailboxes are exploding! Why, you ask?
Attention people.

You do things because you can and want (desire) to"

Beginn der Briefe von Luke Helder, der die Anschläge bereits zugegeben hat
 
 



Doch so weit sollte der für Kunst sich interessierende Student mit seinem "Inlandterrorismus", wie das FBI die Anschlagserie zunächst kennzeichnete, nicht kommen. Auf seiner Reise durch die USA mit seinem Auto hatte er aus 16 in Briefkästen eingelegten Briefbomben in Illinois und Iowa sowie in Nebraska zwei auf der Landkarte erkennbare Kreise aus jeweils 8 Bomben gelegt, die gut als Augen  gelten können, jedenfalls zum Ausdruck bringen, dass der Täter bestimmte Zeichen "schreiben" wollte. Die beiden restlichen Bomben in Colorado und Texas ließen sich als Beginn eines Halbkreises, also des lächelnden Mundes, sehen. Er habe, wie er einem Polizisten gesagt haben soll, ein lächelndes Gesicht in die amerikanische Landkarte mit Briefbomben zeichnen wollen, mit denen er bereits sechs Menschen verletzt und viele in Panik versetzt hatte. Vielleicht war das auch nur eine nachträgliche Erfindung des bislang offenbar eher unauffälligen jungen Mannes - schon wieder ein "Schläfer" aus der einheimischen Bevölkerung -, der noch seiner Festnahme als sehr freundlich und gut aufgelegt von der Polizei geschildert wurde und anscheinend keine Vorstellung von dem hatte, welche Konsequenzen sein "Aufmerksamkeitskunstwerk haben könnte". Mitunter erwartet den jungen Mann eine lebenslängliche Haftstrafe.


   
 
Foto vom Auftritt der Band Apathy, bei der Luke Helder Gitarre gespielt und gesungen, aber auch die Songtexte geschrieben hat  
     




Helder hatte nicht nur einen großflächigen und bombigen Mitteilungsdrang, der zur Verwirklichung Zeit benötigte, sondern war ganz offensichtlich, wie er auch selbst mitteilte, getrieben, schnell für sich und seine Botschaft, aus der Konformität mit der Gesellschaft auszubrechen, Aufmerksamkeit zu erhalten. Deshalb musste er nicht nur erklärende - mit der Schreibmaschine getippte! - Briefe über seine Kritik am Staat und der Unterwürfigkeit der Menschen, unterzeichnet mit "Einer, der sich Sorgen macht", mit den Bomben in die Briefkästen legen, sondern diesen auch seinen Eltern und der Zeitung  The Badger Herald schicken, wo er auch prompt veröffentlicht wurde. Ausgerechnet der Vater, der stutzig wurde, nachdem im Brief von explodierenden Briefkästen die Rede war, brachte dann die Polizei auf die Spur des Täters.


 
"You people have failed long enough... can we now grow? I will die/change in the end for this, but that's ok, hahaha paradise awaits! I'm dismissing a few individuals from reality, to change all of you for the better, surely you can understand my logic.
See you all in 2011 (or sooner). Now go find your higher selves!"
 
 



Eine Verbindung mit Computerspielen ließ sich in diesem Fall bislang offenbar nicht herstellen, höchstens zur Popkultur, da Helder offenbar ein Fan der Band "Nirwana" und deren Sänger Kurt Cobain ist, der Selbstmord begangen hat, und selbst eine Zeitlang in einer von ihm gegründeten Gruppe namens Apathy gespielt hat. Der hat er nun zur Prominenz verholfen, eine ihrer Websites war tagelang kaum erreichbar und ist jetzt vom Netz genommen worden. Eine andere ist noch online  verfügbar, verrät aber nicht viel über seine Motive.


 
"I'm a huge Nirvana fan. I really am quite infatuated with this band. I know everything about Kurt ... try me, hahaha. Well, the top things I care about are my girlfriend Sarah, and my music/band ... I party, play guitar, and talk online to everyone. That's my life."  
 



Zur Zeit der Band hatte Helder noch lange Haare, auf dem Foto, das ihn zwischen zwei Polizisten zeigt, erscheint er als freundlich lächelnder, normal gekleideter und insgesamt unauffälliger junger Mann mit kurzen Haaren. Vielleicht Ausdruck einer "Bekehrung"? Wichtiger als irgendwelche Medien scheinen New Age Vorstellungen über die Überwindung der Todesangst und ein Leben nach dem Tod gewesen zu sein. Überdies verteidigt er auch Marihuana, das für ihn andere Erfahrungen eröffnet. In seinem Auto führte er auch zwei Gewehre mit sich und gab vor, sich erschießen zu wollen, als er von der Polizei nach einer Verfolgungsjagd gestellt wurde. Er sagte auch, dass er nach Vollendung seines "Aufmerksamkeitskunstwerks" Selbstmord hatte begehen wollen, schließlich ist seine primäre Botschaft, dass es so etwas wie den Tod nicht wirklich gibt.

Helder gehörte offenbar keiner Sekte an, sondern handelte als Einzeltäter in einem religiösen Wahn, eine Art Prophet zu sein, der glaubte, seine Lehre ähnlich wie der Unabomber nur mit den aufmerksamkeitserweckenden Mitteln von Anschlägen der Öffentlichkeit bekannt machen zu können (  Der Unabomber auf privatem Rachefeldzug). Damit konnte auch der als ruhig und mit seiner Familie verbundene Student gleichzeitig aus seinem Leben ausbrechen, um die ihm gebührende Anerkennung zu finden, auch wenn er die Wahrheit mit seinem eigenen Tod bezahlt. Darin gleicht er den übrigen politisch, religiös und persönlich motivierten Selbstmordattentätern, die für die Verkündigung des Protests und der Wahrheit, die auch eine Form der Rache sein kann, ihr Leben hingeben. Nur musste Helder, der erst sein kompliziertes Kunstwerk zur Beglückung der Menschheit vollenden wollte, bis zu diesem Zeitpunkt auf freiem Fuß bleiben. Die Logik der Aufmerksamkeitstäter ist jedoch eigentümlich starr und geht stets davon aus, dass es kein anderes Mittel mehr gibt, Aufmerksamkeit zu finden, als zum Fanal und als Mittel zum höheren Zweck möglichst viele Menschen zu töten oder zu opfern. Das ist ebenso verzweifelt, als es von einer Überlegenheit über die anderen Menschen Zeugnis ablegt


 
"You have been missing how things are, for very long. I'm obtaining your attention in the only way I can. More info is on its way. More 'attention getters' are on the way. If I could, I would change only one person, unfortunately the resources are not accessible. It seems killing a single famous person would get the same media attention as killing numerous un-famous humans. There is less risk of being detained, associated with dismissing certain people."  
 



Während man bei den anderen jugendlichen Aufmerksamkeitstätern den Grund ihrer Aktionen eher bei den Medien oder insgesamt in der Gesellschaft suchte, scheint man beim freundlichen, ruhigen und höflichen Luke Helder, dessen Kunstwerk in Form von geografisch verteilten symbolischen Briefbomben verhältnismäßig harmlos war und zudem unvollendet geblieben ist, eher nach psychischen Störungen zu suchen. Der Richter, dem er zuerst vorgeführt wurde, sagte, Helder leide offensichtlich an einer geistigen Krankheit. Daraus wird auch in den Medien seine zur Schau gestellte Unbeeindrucktheit erklärt. Doch möglichereise hat er ja fürs erste und kurzfristig erreicht, was er wollte: "Attention people".

Und wie immer, wenn eine Tat demonstriert hat, dass sie die Aufmerksamkeit der Medien und Menschen wie ein Mem infiziert und sich rasant verbreitet hat, gibt es bereits einige andere Aufmerksamkeitstäter, die Briefbomben platziert haben - und auf diese Weise auch ein wenig Beachtung erhalten. Doch es ist wie im richtigen Leben der Aufmerksamkeitsgesellschaft, dass die Stars - auch die "schwarzen" Stars - im Rampenlicht stehen und die Fans oder Nachahmer versuchen, ein wenig von der Prominenz ihres Vorbilds zu erhalten. Und es ist dieser Kreislauf zwischen der Verbreitung einer offensichtlich erfolgreichen und daher ansteckenden Idee, wie Prominenz oder Aufmerksamkeit mit möglichst einfachen Mitteln geschaffen werden kann, und der Neigung der Medien, den Nachrichtenwert solcher beeindruckenden Ereignisse aufzuwerten, aus der sich eine Verantwortung der Medien viel eher ableiten ließe als aus fiktiven oder simulierten Szenen, die auch nur versuchen, die erlebten "attention getters" durch Übertreibung zu wiederholen.

Noch jedenfalls ist die Wirklichkeit oder vielleicht auch der Durchbruch zur Wirklichkeit, den ein Anschlag, die Zerstörung und der Tod auf besondere Weise mit sich bringen, weitaus fesselnder als jede Fiktion oder Simulation. Allerdings könnte es durchaus sein, dass neben der Aufmerksamkeitserzeugung hinter (Selbstmord)Anschlägen oder Amokläufen der Wunsch steht, endlich einmal eine überzeugende Erfahrung der Wirklichkeit oder wirkliche Erfahrung zu machen, die in unserer Gesellschaft selten geworden ist und deren Eintritt durch die permanente Stimulation in den medialen "Montagen der Attraktion", in denen die Menschen sich immer längere Zeit aufhalten, um so drängender ersehnt wird. Angesichts solcher "Künstler" wie Luke Helder dürfte es die Kunst immer schwerer haben, noch die notwendige Aufmerksamkeit für ihre Werke zu mobilisieren.


Schnorrer:

Biowaffen

 
12.05.02 22:39
By ALANNA MITCHELL, SIMON COOPER AND CAROLYN ABRAHAM
COMPILED BY ALANNA MITCHELL
 
   

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Saturday, May 4, 2002 – Page A1


It's a tale only the best conspiracy theorist could dream up.

Eleven microbiologists mysteriously dead over the span of just five months. Some of them world leaders in developing weapons-grade biological plagues. Others the best in figuring out how to stop millions from dying because of biological weapons. Still others, experts in the theory of bioterrorism.

Throw in a few Russian defectors, a few nervy U.S. biotech companies, a deranged assassin or two, a bit of Elvis, a couple of Satanists, a subtle hint of espionage, a big whack of imagination, and the plot is complete, if a bit reminiscent of James Bond.

The first three died in the space of just over a week in November. Benito Que, 52, was an expert in infectious diseases and cellular biology at the Miami Medical School. Police originally suspected that he had been beaten on Nov. 12 in a carjacking in the medical school's parking lot. Strangely enough, though, his body showed no signs of a beating. Doctors then began to suspect a stroke.

Just four days after Dr. Que fell unconscious came the mysterious disappearance of Don Wiley, 57, one of the foremost microbiologists in the United States. Dr. Wiley, of the Howard Hughes Medical Institute at Harvard University, was an expert on how the immune system responds to viral attacks such as the classic doomsday plagues of HIV, ebola and influenza.

He had just bought tickets to take his son to Graceland the following day. Police found his rental car on a bridge outside Memphis, Tenn. His body was later found in the Mississippi River. Forensic experts said he may have had a dizzy spell and have fallen off the bridge.

Just five days after that, the world-class microbiologist and high-profile Russian defector Valdimir Pasechnik, 64, fell dead. The pathologist who did the autopsy, and who also happened to be associated with Britain's spy agency, concluded he died of a stroke.

Dr. Pasechnik, who defected to the United Kingdom in 1989, played a huge role in Russian biowarfare and helped to figure out how to modify cruise missiles to deliver the agents of mass biological destruction.

The next two deaths came four days apart in December. Robert Schwartz, 57, was stabbed and slashed with what police believe was a sword in his farmhouse in Leesberg, Va. His daughter, who identifies herself as a pagan high priestess, and several of her fellow pagans have been charged.

Dr. Schwartz was an expert in DNA sequencing and pathogenic micro-organisms, who worked at the Center for Innovative Technology in Herndon, Va.

Four days later, Nguyen Van Set, 44, died at work in Geelong, Australia, in a laboratory accident. He entered an airlocked storage lab and died from exposure to nitrogen. Other scientists at the animal diseases facility of the Commonwealth Scientific and Industrial Research Organization had just come to fame for discovering a virulent strain of mousepox, which could be modified to affect smallpox.

Then in February, the Russian microbiologist Victor Korshunov, 56, an expert in intestinal bacteria of children around the world, was bashed over the head near his home in Moscow. Five days later the British microbiologist Ian Langford, 40, was found dead in his home near Norwich, England, naked from the waist down and wedged under a chair. He was an expert in environmental risks and disease.

Two weeks later, two prominent microbiologists died in San Francisco. Tanya Holzmayer, 46, a Russian who moved to the U.S. in 1989, focused on the part of the human molecular structure that could be affected best by medicine.

She was killed by fellow microbiologist Guyang (Matthew) Huang, 38, who shot her seven times when she opened the door to a pizza delivery. Then he shot himself.

The final two deaths came one day after the other in March. David Wynn-Williams, 55, a respected astrobiologist with the British Antarctic Survey, who studied the habits of microbes that might survive in outer space, died in a freak road accident near his home in Cambridge, England. He was hit by a car while he was jogging.

The following day, Steven Mostow, 63, known as Dr. Flu for his expertise in treating influenza, and a noted expert in bioterrorism, died when the airplane he was piloting crashed near Denver.

So what does any of it mean?

"Statistically, what are the chances?" wondered a prominent North American microbiologist reached last night at an international meeting of infectious-disease specialists in Chicago.

Janet Shoemaker, director of public and scientific affairs of the American Society for Microbiology in Washington, D.C., pointed out yesterday that there are about 20,000 academic researchers in microbiology in the U.S. Still, not all of these are of the elevated calibre of those recently deceased.

She had a chilling, final thought. When microbiologists die in a lab, there's a way of taking note of the deaths and adding them up. When they die in freakish accidents outside the lab, nobody keeps track.

Suspicious deaths

The sudden and suspicious deaths of 11 of the world's leading microbiologists.

Who they were:

1. Nov. 12, 2001:

Benito Que was said to have been beaten in a Miami parking lot and died later.

2. Nov. 16, 2001:

Don C. Wiley went missing. Was found Dec. 20. Investigators said he got dizzy on a Memphis bridge and fell to his death in a river.

3. Nov. 21, 2001:

Vladimir Pasechnik, former high-level Russian microbiologist who defected in 1989 to the U.K. apparently died from a stroke.

4. Dec. 10, 2001:

Robert M. Schwartz was stabbed to death in Leesberg, Va. Three Satanists have been arrested.

5. Dec. 14, 2001:

Nguyen Van Set died in an airlock filled with nitrogen in his lab in Geelong, Australia.

6. Feb. 9, 2002:

Victor Korshunov had his head bashed in near his home in Moscow.

7. Feb. 14, 2002:

Ian Langford was found partially naked and wedged under a chair in Norwich, England.

8. 9. Feb. 28, 2002:

San Francisco resident Tanya Holzmayer was killed by a microbiologist colleague, Guyang Huang, who shot her as she took delivery of a pizza and then apparently shot himself.

10. March 24, 2002:

David Wynn-Williams died in a road accident near his home in Cambridge, England.

11. March 25, 2002:

Steven Mostow of the Colorado Health Sciences Centre, killed in a plane he was flying near Denver
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