Die sonntägliche Wochenschau

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Die sonntägliche Wochenschau

 
31.03.02 13:24
Was war. Was wird.


Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** "Nobody is perfect" -- nicht mit 222, sondern mit 95 starb Billy Wilder, geborener Österreicher, Jude, dessen Familie im KZ umkam, der vor den Nazis nach Amerika floh und der als der letzte große Komödiant und Romantiker der Hollywood-Studios in die Geschichte eingehen wird. Vielleicht hätten sich die Deutschen ihn auch als Politiker zu Herzen nehmen sollen -- und, eins, zwei, drei wäre ihnen das Lachen oftmals nicht vergangen. Billy Wilder wird aber auch als einer der letzten Großen des Studio-Systems in Erinnerung bleiben, das -- McCarthy hin, Ronald Reagan her -- ein Spektrum von "Manche mögen's heiß" bis "Das Privatleben des Sherlock Holmes" bot, bevor die großen Konzerne wie Time Warner, Viacom oder Sony ganz unpolitisch Hollywood ebenso wie die Musikindustrie auf Linie brachten. Dem filmischen und musikalischen Mainstream aber, der sich bei Oscars, Echos und World Music Awards selbst beweihräuchert, graut vor MP3 und Divx -- weiß er doch nur allzu genau, dass das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit von Originalität und nicht vom Kopierschutz lebt. Jack Lemmon und Tony Curtis mögen keine begnadeten Musiker gewesen sein, auch wenn wohl kaum je ein Bassist sein Instrument so hingebungsvoll bearbeitete wie Jack Lemmon mit Blick auf Marilyn Monroe. Jedenfalls aber konnten sie über Raubkopierer nur lachen.

*** Lachen, ja Lachen, das wär was. Aber leider: "Nobody is perfect": Keine Frage, Intel hat ein Händchen für schnelle Prozessoren und schnelle Prozesse. Mit der neuesten Klage gegen eine Organisation, die Strafgefangenen helfen will, erreicht die Firma auch inhaltlich die alten Höhen aus den Zeiten, wo Gleitkommafehler im Prozessor schlicht geleugnet wurden. Die Firma, die mit Pornoanbietern brüderlich das Logo teilt, wird halt kiebig, wenn es auf die Inhalte ankommt.

*** Aber "nobobdy is perfect", wusste eben schon Osgood Fielding III, und Daphne in Gestalt des entblätterten Jack Lemmon musste sich geschlagen geben. Geschlagen geben muss sich wohl auch die Unix-Gemeinde, denn endlich weiß jemand den Weg aus der Falle: Microsoft und Unisys nämlich. Microsoft, das das Win zum Kosenamen Wintel beiträgt, mag es auch lieber in Intel-Blau statt Sun-Rosa: Ist ja kein Wunder, dass man sich mit Unix eingesperrt fühlt, denn es fesselt an ein unflexibles System und zwingt zu hohen Ausgaben für teure Experten, heißt es in der neuen Anzeigenkampagne der beiden Partner. Ob sich ein Arsch darum schert? Immerhin, die Ärsche dürften sich weniger eingesperrt fühlen.

*** Ob nun die Unix-Fachleute besser bezahlt werden oder die MCSEs dieser Welt, sei dahingestellt, aber ein "nobody is perfect" wollte schon vor genau 10 Jahren eine eingeschworene Gemeinde nicht gelten lassen. Denn genau am 31. März des Jahres 1992 wurde OS/2 2.0 offiziell von IBM auf die Öffentlichkeit losgelassen. Und was heute als die Religionskriege der Linux/Windows-Galaxien bekannt sind, wurde damals schon von einer Seite unter einer anderen Fahne mit gleicher Heftigkeit geführt -- die Windows-Galaxie musste sich noch eine ganze Zeit lang recht genügsam geben, nichts war von Kampfsternen zu sehen. Schon einmal aber feierte man ein zehnjähriges Jubiläum des IBM-Systems, damals hoffte die Gemeinde noch auf Zauberkräfte von Merlin und Gandalf. Aber "nobody is perfect": Alle Zaubersprüche halfen nicht, auch die Techies mussten feststellen, dass Abakadabra und Geisterbeschwörung wohl doch keine geeigneten Hilfsmittel sind. Aber so ist das mit Religionskriegen: Sie führen zu seltsamen Allianzen und Rufen nach dem Scheiterhaufen, sobald die Gemeinde Häresie zu entdecken meint. Sagte da jemand, mit Linux wär das nicht passiert?

*** Da bleibt kein Auge trocken: "Nobody is perfect", mag sich schon Heiner Müller gesagt haben, als er das Theater als politische Komödie und philosophisches Trauerspiel inszenierte. Während Firmen wie Microsoft oder Lee noch absurdes Theater aufführen, deklariert ein anderer Müller dagegen die Politik zum grauseligen Schmierentheater. Noch bevor er zu Grabe getragen wurde, da würde Billy Wilder schon rotieren, wäre er dieser Inszenierung ansichtig geworden. Jack Lemmon und Tony Curtis dürften aber in personae Joe und Jerry wohl doch lieber Zuflucht bei Gamaschen-Joe und den "Freunden der italienischen Oper" gesucht haben, hätte die Gefahr bestanden, stattdessen Leuten vom Schlage eines Peter "Good Soul" Müller, Roland "Rumpelstilzchen" Koch, Edmund "The Bavarian" Stoiber, Klaus "Lounge Lizard" Wowereit oder Gerhard "Old Calmhand" Schröder in die Hände zu fallen.

*** Was wieder einmal beweist: "Nobody is perfect". Denn die Debatte um das Zuwanderungsgesetz hat sich die IT-Branche selbst eingebrockt mit ihrer Forderung nach der Green Card. Auf den Zug sprang Old Calmhand dann schon bei der CeBIT 2000 gerne auf -- die Bobos freute es, die Öffentlichkeit wunderte sich. Inzwischen sind über 11.000 Aufenthaltserlaubnisse für Leute ausgestellt worden, die nicht etwa kamen, weil sie politisch oder -- was einen der Streitpunkte beim Zuwanderungsgesetz darstellt -- wegen ihres Geschlechts verfolgt wurden. Warum letzteres noch einen Streitpunkt darstellen kann, fragt sich der zeitunglesende Zeitgenosse spätestens, seitdem das Taliban-Regime in Afghanistan doch noch zur öffentlichen Empörung führte. Aber was lange vergessen war, reicht immer noch für einen kleinen Krieg, aber nicht für ein großes Asyl. Da sind uns die früher einmal Spaghetti-Fresser genannten Ausländer inzwischen doch lieber: Mag die erste Pizzeria, Nicola di Camillo eröffnete sie am 24. März vor 50 Jahren in Würzburg, anfangs noch vor allem von US-Soldaten frequentiert worden sein, so hat sich doch nicht nur der Bobo, sondern auch der deutsche Alltagsrassist an Knoblauch, Oregano und Parmesan gewöhnt.

*** "Nobody is perfect", das ist eine Untertreibung, ein Euphemismus, blickt man auf manche Weltregionen, nicht nur auf Deutschland. Eine wissenschaftliche Untersuchung macht die Runde durch die Schmunzel-Gazetten, nach der das Königreich Narrath reicher ist als Bulgarien. Die bittere Wahrheit fehlt: Palästina ist noch ärmer. Und, geht es um Argumente, ist Israel nicht arm, sondern einfach nur bankrott.

*** Aber es gilt auch für das Internet, das manche als Misthaufen bezeichnen: "Nobody is perfect". Gleich zwei denkwürdige Jubiläen und Abschiede hatte diese Woche das der Verständigung dienende Netz zu verzeichnen. Seit 1994 gab Glen Davis die Cool Sites of the Day heraus. Auch wenn der Mann längst nicht mehr wirklich kühle Seiten melden konnte, muss sein in der New York Times verkündetes Aus der Cool Sites kommentiert werden: Das Web ist langweilig, alle wollen nur Britney Spears und sonst nichts. Das wollen nicht nur eingefleischte Fans der Heise-Foren nicht recht glauben. Auch Laurence Canter ist anderer Meinung: 1994 bescherte uns der Rechtsanwalt den ersten größeren Internet-Spam. Damit thront er im Himmel der Seligen und der Doofen -- und richtig, er würde alles noch einmal genau so machen. Das ehrt den Mann, Davis zum Vorbild.

*** Womit wir wieder bei Peter "Nobody is perfect" Müller wären. In seinem von Parteikollegen inkriminierten Vortrag, der möglicherweise als die "Rede vom legitimen Theater" in die Annalen der Bundesrepublik eingehen wird, heißt es auch, wer kommunizieren wolle, dürfe nur wenig informieren. Recht hat er, der Mann: Theater produziert Nachrichten -- leider kaum das Theater seines Namenskollegen Heiner Müller, sondern nur das Polittheater der Rumpelstilzchen. Kirch ist Pleite und die Angst vor Berlusconi und Murdoch geht um? Ach wie gut, dass niemand weiß ... -- wenn der Tagesschau in ihrer Hauptnachrichtensendung der Tod von "Queen Mum" wichtiger ist als die Massaker im Nahen Osten, dürfte nicht nur der in dieser Woche ebenfalls von uns gegangene Matthias Beltz verzweifeln: "Was ist der Mensch? Wo kommt er her? Warum ist er nicht geblieben?"

Was wird.

So bleibt nur eines: Auch wenn niemand perfekt ist, so gibt es doch nächsten Sonntag wieder eine fast perfekte Kolumne. Zwar kann ich nicht versprechen, dass die Wochenschau nach Ostern weniger politisch, weniger depressiv daherkommt -- die Diskussion, was denn das alles mit Computern zu tun hat, gehört zum Heise-Ticker wie Daphne zu Osgood. Zudem naht der erste April -- wir müssen das Tal der Scherzkekse durchschreiten, so bitter es auch ist. Jaja, Babys können im Internet virtuell gezeugt werden und die U-Boot-Flotte von Kentucky schießt Internet-Casinos ab. In New York will der Bürgermeister die Brooklyn Bridge verkaufen und, hach, genau vor 135 Jahren verscherbelte Russland das unfruchtbare Alaska für 7,2 Millionen Dollar an die USA. Die feiert freilich nicht den Tag von Alaska, sondern den Cosmopolitan Day, als Burt Reynolds vor 30 Jahren die Hüllen fallen ließ. "Nobody is perfect", eben. Aber nun beschäftigt uns erst einmal der um eine Stunde verkürzte Ostersonntag -- wenig Zeit bleibt für die Eier. Wer jedoch beim österlichen Eiersuchen versagt oder wem gar keine Eier ins Nest gelegt wurden, der denke immer daran: "Nobody is perfect." Auch nicht die Hasentöter. (Hal Faber) / (jk/c't)

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31.03.02 13:26
Was war. Was wird.


Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.


Was war.

*** "Nobody is perfect" -- nicht mit 222, sondern mit 95 starb Billy Wilder, geborener Österreicher, Jude, dessen Familie im KZ umkam, der vor den Nazis nach Amerika floh und der als der letzte große Komödiant und Romantiker der Hollywood-Studios in die Geschichte eingehen wird. Vielleicht hätten sich die Deutschen ihn auch als Politiker zu Herzen nehmen sollen -- und, eins, zwei, drei wäre ihnen das Lachen oftmals nicht vergangen. Billy Wilder wird aber auch als einer der letzten Großen des Studio-Systems in Erinnerung bleiben, das -- McCarthy hin, Ronald Reagan her -- ein Spektrum von "Manche mögen's heiß" bis "Das Privatleben des Sherlock Holmes" bot, bevor die großen Konzerne wie Time Warner, Viacom oder Sony ganz unpolitisch Hollywood ebenso wie die Musikindustrie auf Linie brachten. Dem filmischen und musikalischen Mainstream aber, der sich bei Oscars, Echos und World Music Awards selbst beweihräuchert, graut vor MP3 und Divx -- weiß er doch nur allzu genau, dass das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit von Originalität und nicht vom Kopierschutz lebt. Jack Lemmon und Tony Curtis mögen keine begnadeten Musiker gewesen sein, auch wenn wohl kaum je ein Bassist sein Instrument so hingebungsvoll bearbeitete wie Jack Lemmon mit Blick auf Marilyn Monroe. Jedenfalls aber konnten sie über Raubkopierer nur lachen.

*** Lachen, ja Lachen, das wär was. Aber leider: "Nobody is perfect": Keine Frage, Intel hat ein Händchen für schnelle Prozessoren und schnelle Prozesse. Mit der neuesten Klage gegen eine Organisation, die Strafgefangenen helfen will, erreicht die Firma auch inhaltlich die alten Höhen aus den Zeiten, wo Gleitkommafehler im Prozessor schlicht geleugnet wurden. Die Firma, die mit Pornoanbietern brüderlich das Logo teilt, wird halt kiebig, wenn es auf die Inhalte ankommt.

*** Aber "nobobdy is perfect", wusste eben schon Osgood Fielding III, und Daphne in Gestalt des entblätterten Jack Lemmon musste sich geschlagen geben. Geschlagen geben muss sich wohl auch die Unix-Gemeinde, denn endlich weiß jemand den Weg aus der Falle: Microsoft und Unisys nämlich. Microsoft, das das Win zum Kosenamen Wintel beiträgt, mag es auch lieber in Intel-Blau statt Sun-Rosa: Ist ja kein Wunder, dass man sich mit Unix eingesperrt fühlt, denn es fesselt an ein unflexibles System und zwingt zu hohen Ausgaben für teure Experten, heißt es in der neuen Anzeigenkampagne der beiden Partner. Ob sich ein Arsch darum schert? Immerhin, die Ärsche dürften sich weniger eingesperrt fühlen.

*** Ob nun die Unix-Fachleute besser bezahlt werden oder die MCSEs dieser Welt, sei dahingestellt, aber ein "nobody is perfect" wollte schon vor genau 10 Jahren eine eingeschworene Gemeinde nicht gelten lassen. Denn genau am 31. März des Jahres 1992 wurde OS/2 2.0 offiziell von IBM auf die Öffentlichkeit losgelassen. Und was heute als die Religionskriege der Linux/Windows-Galaxien bekannt sind, wurde damals schon von einer Seite unter einer anderen Fahne mit gleicher Heftigkeit geführt -- die Windows-Galaxie musste sich noch eine ganze Zeit lang recht genügsam geben, nichts war von Kampfsternen zu sehen. Schon einmal aber feierte man ein zehnjähriges Jubiläum des IBM-Systems, damals hoffte die Gemeinde noch auf Zauberkräfte von Merlin und Gandalf. Aber "nobody is perfect": Alle Zaubersprüche halfen nicht, auch die Techies mussten feststellen, dass Abakadabra und Geisterbeschwörung wohl doch keine geeigneten Hilfsmittel sind. Aber so ist das mit Religionskriegen: Sie führen zu seltsamen Allianzen und Rufen nach dem Scheiterhaufen, sobald die Gemeinde Häresie zu entdecken meint. Sagte da jemand, mit Linux wär das nicht passiert?

*** Da bleibt kein Auge trocken: "Nobody is perfect", mag sich schon Heiner Müller gesagt haben, als er das Theater als politische Komödie und philosophisches Trauerspiel inszenierte. Während Firmen wie Microsoft oder Lee noch absurdes Theater aufführen, deklariert ein anderer Müller dagegen die Politik zum grauseligen Schmierentheater. Noch bevor er zu Grabe getragen wurde, da würde Billy Wilder schon rotieren, wäre er dieser Inszenierung ansichtig geworden. Jack Lemmon und Tony Curtis dürften aber in personae Joe und Jerry wohl doch lieber Zuflucht bei Gamaschen-Joe und den "Freunden der italienischen Oper" gesucht haben, hätte die Gefahr bestanden, stattdessen Leuten vom Schlage eines Peter "Good Soul" Müller, Roland "Rumpelstilzchen" Koch, Edmund "The Bavarian" Stoiber, Klaus "Lounge Lizard" Wowereit oder Gerhard "Old Calmhand" Schröder in die Hände zu fallen.

*** Was wieder einmal beweist: "Nobody is perfect". Denn die Debatte um das Zuwanderungsgesetz hat sich die IT-Branche selbst eingebrockt mit ihrer Forderung nach der Green Card. Auf den Zug sprang Old Calmhand dann schon bei der CeBIT 2000 gerne auf -- die Bobos freute es, die Öffentlichkeit wunderte sich. Inzwischen sind über 11.000 Aufenthaltserlaubnisse für Leute ausgestellt worden, die nicht etwa kamen, weil sie politisch oder -- was einen der Streitpunkte beim Zuwanderungsgesetz darstellt -- wegen ihres Geschlechts verfolgt wurden. Warum letzteres noch einen Streitpunkt darstellen kann, fragt sich der zeitunglesende Zeitgenosse spätestens, seitdem das Taliban-Regime in Afghanistan doch noch zur öffentlichen Empörung führte. Aber was lange vergessen war, reicht immer noch für einen kleinen Krieg, aber nicht für ein großes Asyl. Da sind uns die früher einmal Spaghetti-Fresser genannten Ausländer inzwischen doch lieber: Mag die erste Pizzeria, Nicola di Camillo eröffnete sie am 24. März vor 50 Jahren in Würzburg, anfangs noch vor allem von US-Soldaten frequentiert worden sein, so hat sich doch nicht nur der Bobo, sondern auch der deutsche Alltagsrassist an Knoblauch, Oregano und Parmesan gewöhnt.

*** "Nobody is perfect", das ist eine Untertreibung, ein Euphemismus, blickt man auf manche Weltregionen, nicht nur auf Deutschland. Eine wissenschaftliche Untersuchung macht die Runde durch die Schmunzel-Gazetten, nach der das Königreich Narrath reicher ist als Bulgarien. Die bittere Wahrheit fehlt: Palästina ist noch ärmer. Und, geht es um Argumente, ist Israel nicht arm, sondern einfach nur bankrott.

*** Aber es gilt auch für das Internet, das manche als Misthaufen bezeichnen: "Nobody is perfect". Gleich zwei denkwürdige Jubiläen und Abschiede hatte diese Woche das der Verständigung dienende Netz zu verzeichnen. Seit 1994 gab Glen Davis die Cool Sites of the Day heraus. Auch wenn der Mann längst nicht mehr wirklich kühle Seiten melden konnte, muss sein in der New York Times verkündetes Aus der Cool Sites kommentiert werden: Das Web ist langweilig, alle wollen nur Britney Spears und sonst nichts. Das wollen nicht nur eingefleischte Fans der Heise-Foren nicht recht glauben. Auch Laurence Canter ist anderer Meinung: 1994 bescherte uns der Rechtsanwalt den ersten größeren Internet-Spam. Damit thront er im Himmel der Seligen und der Doofen -- und richtig, er würde alles noch einmal genau so machen. Das ehrt den Mann, Davis zum Vorbild.

*** Womit wir wieder bei Peter "Nobody is perfect" Müller wären. In seinem von Parteikollegen inkriminierten Vortrag, der möglicherweise als die "Rede vom legitimen Theater" in die Annalen der Bundesrepublik eingehen wird, heißt es auch, wer kommunizieren wolle, dürfe nur wenig informieren. Recht hat er, der Mann: Theater produziert Nachrichten -- leider kaum das Theater seines Namenskollegen Heiner Müller, sondern nur das Polittheater der Rumpelstilzchen. Kirch ist Pleite und die Angst vor Berlusconi und Murdoch geht um? Ach wie gut, dass niemand weiß ... -- wenn der Tagesschau in ihrer Hauptnachrichtensendung der Tod von "Queen Mum" wichtiger ist als die Massaker im Nahen Osten, dürfte nicht nur der in dieser Woche ebenfalls von uns gegangene Matthias Beltz verzweifeln: "Was ist der Mensch? Wo kommt er her? Warum ist er nicht geblieben?"


Was wird.

So bleibt nur eines: Auch wenn niemand perfekt ist, so gibt es doch nächsten Sonntag wieder eine fast perfekte Kolumne. Zwar kann ich nicht versprechen, dass die Wochenschau nach Ostern weniger politisch, weniger depressiv daherkommt -- die Diskussion, was denn das alles mit Computern zu tun hat, gehört zum Heise-Ticker wie Daphne zu Osgood. Zudem naht der erste April -- wir müssen das Tal der Scherzkekse durchschreiten, so bitter es auch ist. Jaja, Babys können im Internet virtuell gezeugt werden und die U-Boot-Flotte von Kentucky schießt Internet-Casinos ab. In New York will der Bürgermeister die Brooklyn Bridge verkaufen und, hach, genau vor 135 Jahren verscherbelte Russland das unfruchtbare Alaska für 7,2 Millionen Dollar an die USA. Die feiert freilich nicht den Tag von Alaska, sondern den Cosmopolitan Day, als Burt Reynolds vor 30 Jahren die Hüllen fallen ließ. "Nobody is perfect", eben. Aber nun beschäftigt uns erst einmal der um eine Stunde verkürzte Ostersonntag -- wenig Zeit bleibt für die Eier. Wer jedoch beim österlichen Eiersuchen versagt oder wem gar keine Eier ins Nest gelegt wurden, der denke immer daran: "Nobody is perfect." Auch nicht die Hasentöter. (Hal Faber) / (jk/c't)

 


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