Herdentrieb kostet Anleger Rendite
Studie: Deutsche Investoren kaufen bei hohen Kursen Aktien und steigen bei fallenden Notierungen aus » Wenn Anleger dem Herdentrieb folgen, verschenken sie im Jahr bis zu zwei Prozentpunkte Rendite – und damit langfristig viel Geld. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Instituts für Assetmanagement der Technischen Hochschule Aachen.
DÜSSELDORF. Die Autoren stellten fest, dass die Deutschen in den vergangenen Jahren meist dann mehr Aktien kauften, wenn die Titel schon teuer waren, und ausstiegen, wenn die Kurse im Keller waren. Hätten die Anleger ihre Aktienquote im Depot nur konstant gehalten, hätten sie deutlich besser abgeschnitten. Hätten sie aber gegen den Trend gehandelt, wäre die Rendite noch höher ausgefallen. Das Ergebnis bestätigt die Theorie der so genannten Wertinvestoren, die Aktien kaufen, wenn sie günstig sind, und nicht, wenn die Kurse schon kräftig gestiegen sind.
Das Team unter Leitung des Spezialisten für Anlegerverhalten, Rüdiger von Nitzsch, untersuchte die Investments deutscher Privatanleger von 1989 bis 2003 und verglich sie mit dem Kursverlauf des Dax (s. „Im Gleichlauf“). Der Aktienanteil entwickelte sich im Depot dabei nicht nur wegen der steigenden und fallenden Kurse in gleicher Richtung wie der Standardwerteindex. Vielmehr verhielten sich die Anleger prozyklisch und vergrößerten die Schwankungen des Depotanteils.
Wer mit einer durchschnittlichen Aktienquote von 50 Prozent entsprechend zyklisch handelte, machte im betrachteten Zeitraum aus 1 000 Euro 2 582 Euro. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 7,01 Prozent. Anleger mit einer durchgehend konstanten Aktienquote wären dagegen auf 3 022 Euro und eine Rendite von 8,22 Prozent gekommen. Wer sogar antizyklisch bei hohen Kursen die Quote verringert und bei niedrigen Kursen aufgestockt hätte, hätte den Renditeunterschied zur zyklischen Anlage noch einmal auf bis zu 2,4 Prozentpunkte verdoppelt, errechneten die Wissenschaftler. Gleichzeitig hätte sich das Anlagerisiko deutlich verringert.
Doch die simple Börsenweisheit „buy low, sell high“, die antizyklisches Verhalten empfiehlt, fällt den Anlegern schwer. „Die Gründe liegen sowohl in der menschlichen Psyche als auch im Produktmarketing der Investmentbranche“, sagt von Nitzsch. „Es werden stets solche Finanzprodukte offensiv vermarktet, die in der momentanen Phase gut gelaufen sind.“
Überraschend ist: Schon eine jährliche Anpassung des Depots gegen den Herdentrieb bewirkt einen deutlichen Unterschied. Dreimonatige Anpassungen verbessern das Ergebnis in vielen Fällen nur geringfügig – die zusätzliche Rendite dürfte häufig durch die vermehrten Transaktionskosten wieder aufgefressen werden. „Das Ergebnis ist auch für die Anlagepolitik der Versicherungen relevant“, sagt von Nitzsch.
Fondsmanager wie Alfons Cortes, Vermögensberater von LGT, der mit seinen Empfehlungen viele Jahre überdurchschnittliche Renditen erzielte, bezweifeln allerdings die These, dass antizyklisches Verhalten die besten Renditen erbringt. „Wer während der Blase bereits 1998 ausgestiegen wäre, als Aktien schon teuer waren, hätte verpasst, dass sich die Kurse der Technologieaktien danach noch um ein Vielfaches verteuert haben“, kritisiert Cortes. Und wer 1992 in vermeintlich billige japanische Aktien eingestiegen wäre, hätte über viele Jahre keine Wertsteigerung gesehen.
„Das ist der typische Konflikt zwischen Wachstums- und Wertinvestoren, sagt dagegen von Nitzsch. „Auf lange Sicht fahren Wertinvestoren immer besser.“ Zurzeit, meint der Wissenschaftler, seien deutsche Aktien noch vergleichsweise günstig. Man könne also noch kaufen.
Profis ohne Profite
In der Hausse: Die großen Lebensversicherer boxten auf dem Höhepunkt der Aktienhausse durch, dass die gesetzliche Begrenzung für Aktienanlagen ihrer Portfolios von 30 auf 35 Prozent erhöht wurde. Viele schöpften die neue Grenze aus. In den Jahren zuvor hatte der Aktienanteil der Versicherer bei gut 20 Prozent gelegen. So traf der Börsenabsturz die Versicherer mit voller Wucht.
In der Baisse: Nach dem Platzen der Blase schraubten die Versicherer den Aktienanteil drastisch zurück. Er liegt jetzt bei rund zehn Prozent. Die Rally seit Frühjahr 2003 haben die Gesellschaften damit verpasst. Die Versicherten baden es aus: Mindestverzinsung und Überschüsse der Lebensversicherungen sinken laufend.
Quelle: wiwo.de
...be invested
Der Einsame Samariter
Studie: Deutsche Investoren kaufen bei hohen Kursen Aktien und steigen bei fallenden Notierungen aus » Wenn Anleger dem Herdentrieb folgen, verschenken sie im Jahr bis zu zwei Prozentpunkte Rendite – und damit langfristig viel Geld. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Instituts für Assetmanagement der Technischen Hochschule Aachen.
DÜSSELDORF. Die Autoren stellten fest, dass die Deutschen in den vergangenen Jahren meist dann mehr Aktien kauften, wenn die Titel schon teuer waren, und ausstiegen, wenn die Kurse im Keller waren. Hätten die Anleger ihre Aktienquote im Depot nur konstant gehalten, hätten sie deutlich besser abgeschnitten. Hätten sie aber gegen den Trend gehandelt, wäre die Rendite noch höher ausgefallen. Das Ergebnis bestätigt die Theorie der so genannten Wertinvestoren, die Aktien kaufen, wenn sie günstig sind, und nicht, wenn die Kurse schon kräftig gestiegen sind.
Das Team unter Leitung des Spezialisten für Anlegerverhalten, Rüdiger von Nitzsch, untersuchte die Investments deutscher Privatanleger von 1989 bis 2003 und verglich sie mit dem Kursverlauf des Dax (s. „Im Gleichlauf“). Der Aktienanteil entwickelte sich im Depot dabei nicht nur wegen der steigenden und fallenden Kurse in gleicher Richtung wie der Standardwerteindex. Vielmehr verhielten sich die Anleger prozyklisch und vergrößerten die Schwankungen des Depotanteils.
Wer mit einer durchschnittlichen Aktienquote von 50 Prozent entsprechend zyklisch handelte, machte im betrachteten Zeitraum aus 1 000 Euro 2 582 Euro. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 7,01 Prozent. Anleger mit einer durchgehend konstanten Aktienquote wären dagegen auf 3 022 Euro und eine Rendite von 8,22 Prozent gekommen. Wer sogar antizyklisch bei hohen Kursen die Quote verringert und bei niedrigen Kursen aufgestockt hätte, hätte den Renditeunterschied zur zyklischen Anlage noch einmal auf bis zu 2,4 Prozentpunkte verdoppelt, errechneten die Wissenschaftler. Gleichzeitig hätte sich das Anlagerisiko deutlich verringert.
Doch die simple Börsenweisheit „buy low, sell high“, die antizyklisches Verhalten empfiehlt, fällt den Anlegern schwer. „Die Gründe liegen sowohl in der menschlichen Psyche als auch im Produktmarketing der Investmentbranche“, sagt von Nitzsch. „Es werden stets solche Finanzprodukte offensiv vermarktet, die in der momentanen Phase gut gelaufen sind.“
Überraschend ist: Schon eine jährliche Anpassung des Depots gegen den Herdentrieb bewirkt einen deutlichen Unterschied. Dreimonatige Anpassungen verbessern das Ergebnis in vielen Fällen nur geringfügig – die zusätzliche Rendite dürfte häufig durch die vermehrten Transaktionskosten wieder aufgefressen werden. „Das Ergebnis ist auch für die Anlagepolitik der Versicherungen relevant“, sagt von Nitzsch.
Fondsmanager wie Alfons Cortes, Vermögensberater von LGT, der mit seinen Empfehlungen viele Jahre überdurchschnittliche Renditen erzielte, bezweifeln allerdings die These, dass antizyklisches Verhalten die besten Renditen erbringt. „Wer während der Blase bereits 1998 ausgestiegen wäre, als Aktien schon teuer waren, hätte verpasst, dass sich die Kurse der Technologieaktien danach noch um ein Vielfaches verteuert haben“, kritisiert Cortes. Und wer 1992 in vermeintlich billige japanische Aktien eingestiegen wäre, hätte über viele Jahre keine Wertsteigerung gesehen.
„Das ist der typische Konflikt zwischen Wachstums- und Wertinvestoren, sagt dagegen von Nitzsch. „Auf lange Sicht fahren Wertinvestoren immer besser.“ Zurzeit, meint der Wissenschaftler, seien deutsche Aktien noch vergleichsweise günstig. Man könne also noch kaufen.
Profis ohne Profite
In der Hausse: Die großen Lebensversicherer boxten auf dem Höhepunkt der Aktienhausse durch, dass die gesetzliche Begrenzung für Aktienanlagen ihrer Portfolios von 30 auf 35 Prozent erhöht wurde. Viele schöpften die neue Grenze aus. In den Jahren zuvor hatte der Aktienanteil der Versicherer bei gut 20 Prozent gelegen. So traf der Börsenabsturz die Versicherer mit voller Wucht.
In der Baisse: Nach dem Platzen der Blase schraubten die Versicherer den Aktienanteil drastisch zurück. Er liegt jetzt bei rund zehn Prozent. Die Rally seit Frühjahr 2003 haben die Gesellschaften damit verpasst. Die Versicherten baden es aus: Mindestverzinsung und Überschüsse der Lebensversicherungen sinken laufend.
Quelle: wiwo.de
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Der Einsame Samariter