Während der Hausse gemieden, kommen dividendenstarke Aktien jetzt wieder in Mode. Als Anlagekriterium sind Gewinnausschüttungen aber nur bedingt geeignet.
Besser den Spatzen in der Hand als die Taube auf dem Dach, mag sich manch enttäuschter Anleger gesagt haben, der heute wieder verstärkt nach dividendenstarken Aktien Ausschau hält. Keine Frage: Aktien mit regelmäßiger Gewinnausschüttung kommen wieder in Mode - nicht zuletzt durch die Pläne von US-Präsident George W. Bush, die Doppelbesteuerung von Dividenden abzuschaffen. Anhand von Berechnungen lässt sich jedoch nachweisen, dass es letztlich nicht auf die Dividende ankommt, um attraktive Einzelaktien oder Aktienmärkte als Ganzes auszumachen, sondern auf die Gewinne der Unternehmen.
Invesco Asset Management hat dazu in einer Simulationsrechnung, die den Zeitraum von Juni 1995 bis November 2002 umfasst, zu Beginn eines jeden Monats jeweils 20 Prozent jener Aktien aus dem MSCI-Weltindex ausgewählt, die die höchsten Dividendenrenditen (Dividende je Aktie dividiert durch Aktienkurs) aufwiesen. Nach dem gleichen Muster wurde ein zweites Portfolio auf Basis der Gewinnrendite (Unternehmensgewinn je Aktie dividiert durch Kurs) konstruiert. Dabei werden die Unternehmensgewinne nicht durch den Jahresüberschuss gemessen. Vielmehr wird der Jahresüberschuss bereinigt, indem die Abschreibungen hinzugerechnet werden.
Das Resultat der Simulationsrechnung ist eindeutig: Das auf der Gewinnrendite basierende Portfolio erzielte nicht nur einen höheren Mehrertrag gegenüber dem MSCI-Index als das auf der Dividendenrendite fußende Depot. Die Outperformance war darüber hinaus auch stetiger.
Marktbewertung
Auf ähnliche Weise lässt sich ermitteln, ob Aktienmärkte als Ganzes über- oder unterbewertet sind. Dabei wird die Rendite von Staatsanleihen mit der Dividendenrendite beziehungsweise der Gewinnrendite verglichen. Solche Bewertungsindikatoren machen für Anleger aber nur dann Sinn, wenn etwa einer starken Überbewertung in angemessener Zeit ein Rückgang der Aktienindizes beziehungsweise ein Abbau der Überbewertung folgt. Berechnungen zeigen, dass ein auf Dividenden basierender Indikator zur Bewertung des S&P-500-Index viel zu langsam zu seinem Mittelwert zurückkehrt: So signalisiert ein solcher Dividendenindikator für die Jahre von 1988 bis Ende 1997 eine starke Unterbewertung. Bessere Ergebnisse liefert der mithilfe der Gewinnrendite ermittelte Indikator.
Insgesamt sind die Ergebnisse der von Invesco untersuchten Zusammenhänge nicht überraschend. Ist doch für den Anleger letztlich der Gewinn entscheidend und nicht dessen Verteilung auf Dividenden oder einbehaltene Gewinne. So kommt eine höhere Gewinnrücklage dem Anleger zwar nicht direkt in Form einer Geldzahlung zugute. Sie erhöht aber den Wert des Unternehmens und damit der vom Anleger gehaltenen Aktien.
Die entscheidende Größe, die Ertragssituation des Unternehmens, wird durch die Dividende aber nur schlecht abgebildet:
Irreführende Konstanz: Um Anlegern Ertragskraft zu signalisieren, sind viele Firmen bestrebt, Jahr für Jahr eine gleich hohe Dividende zu zahlen. Dadurch ist diese weitgehend abgekoppelt von der tatsächlichen Finanzlage.
Hohe Konzentration: Erschwerend macht sich auch der geringe Prozentsatz von Dividendenzahlern bemerkbar. Im Jahr 2000 entfielen auf fünf Prozent der börsennotierten US-Unternehmen 81 Prozent aller Dividendenzahlungen. 82 Prozent der Firmen schütteten überhaupt keine Dividende aus. In Großbritannien, dem am weitesten entwickelten Aktienmarkt Europas, zahlten im Jahr 2001 immerhin 63 Prozent aller Unternehmen keine Dividende. Als Maßstab für die Bewertung aller börsennotierten Unternehmen scheidet die Dividendenrendite somit aus.
Ungerechtfertigte Benachteiligung: Es gibt Firmen, die zwar gut verdienen, aber trotzdem keine oder nur geringe Dividenden ausschütten. Etwa weil sie für die einbehaltenen Gewinne über attraktive Investitionsmöglichkeiten verfügen. Legte man hier die Dividendenrendite als Bewertungsmaßstab an, würden viele wachstumsstarke, profitable Unternehmen von vornherein ausscheiden.
Vermeintlicher Schutz: Als Argument gegen die Verwendung der Gewinnrendite wird häufig vorgebracht, dass die Gewinne durch Bilanztricks überhöht ausgewiesen werden und somit keine zuverlässige Basis zur Bewertung von Aktien bieten. Jedoch wird dabei übersehen, dass Manipulationen auch den Informationsgehalt von Dividenden beeinträchtigen. Weist eine Firma fälschlicherweise Gewinne aus und zahlt trotzdem Dividenden, werden die Anleger geschädigt, da das Eigenkapital angegriffen wird.
Derzeit verweisen Befürworter der Dividendenrendite gern auf deren attraktive Höhe. So bringt es der Dax auf eine Rendite von 2,9 Prozent; HypoVereinsbank, Commerzbank und MLP winken mit über fünf Prozent Gewinnausschüttung. Das können selbst 10-jährige Bundesanleihen nicht bieten. Im Vergleich zu Staatsanleihen unterliegen Aktienkurse aber starken Schwankungen. Bricht der Kurs um 40 Prozent ein, fällt eine Dividendenrendite von fünf Prozent wenig ins Gewicht. Auf Sicht von einem Jahr sind die Kursbewegungen und nicht die Gewinnausschüttungen ausschlaggebend. Dividenden suggerieren also Sicherheit, die sie wegen der hohen Volatilität letztlich nicht bieten können.
In Einzelfällen können Dividenden sicherlich wertvolle Informationen liefern. Alles in allem aber sind Unternehmensgewinne für die Aktienbewertung und das Stockpicking besser geeignet.
(Quelle: ftd.de)
So long,
Calexa
www.investorweb.de
Besser den Spatzen in der Hand als die Taube auf dem Dach, mag sich manch enttäuschter Anleger gesagt haben, der heute wieder verstärkt nach dividendenstarken Aktien Ausschau hält. Keine Frage: Aktien mit regelmäßiger Gewinnausschüttung kommen wieder in Mode - nicht zuletzt durch die Pläne von US-Präsident George W. Bush, die Doppelbesteuerung von Dividenden abzuschaffen. Anhand von Berechnungen lässt sich jedoch nachweisen, dass es letztlich nicht auf die Dividende ankommt, um attraktive Einzelaktien oder Aktienmärkte als Ganzes auszumachen, sondern auf die Gewinne der Unternehmen.
Invesco Asset Management hat dazu in einer Simulationsrechnung, die den Zeitraum von Juni 1995 bis November 2002 umfasst, zu Beginn eines jeden Monats jeweils 20 Prozent jener Aktien aus dem MSCI-Weltindex ausgewählt, die die höchsten Dividendenrenditen (Dividende je Aktie dividiert durch Aktienkurs) aufwiesen. Nach dem gleichen Muster wurde ein zweites Portfolio auf Basis der Gewinnrendite (Unternehmensgewinn je Aktie dividiert durch Kurs) konstruiert. Dabei werden die Unternehmensgewinne nicht durch den Jahresüberschuss gemessen. Vielmehr wird der Jahresüberschuss bereinigt, indem die Abschreibungen hinzugerechnet werden.
Das Resultat der Simulationsrechnung ist eindeutig: Das auf der Gewinnrendite basierende Portfolio erzielte nicht nur einen höheren Mehrertrag gegenüber dem MSCI-Index als das auf der Dividendenrendite fußende Depot. Die Outperformance war darüber hinaus auch stetiger.
Marktbewertung
Auf ähnliche Weise lässt sich ermitteln, ob Aktienmärkte als Ganzes über- oder unterbewertet sind. Dabei wird die Rendite von Staatsanleihen mit der Dividendenrendite beziehungsweise der Gewinnrendite verglichen. Solche Bewertungsindikatoren machen für Anleger aber nur dann Sinn, wenn etwa einer starken Überbewertung in angemessener Zeit ein Rückgang der Aktienindizes beziehungsweise ein Abbau der Überbewertung folgt. Berechnungen zeigen, dass ein auf Dividenden basierender Indikator zur Bewertung des S&P-500-Index viel zu langsam zu seinem Mittelwert zurückkehrt: So signalisiert ein solcher Dividendenindikator für die Jahre von 1988 bis Ende 1997 eine starke Unterbewertung. Bessere Ergebnisse liefert der mithilfe der Gewinnrendite ermittelte Indikator.
Insgesamt sind die Ergebnisse der von Invesco untersuchten Zusammenhänge nicht überraschend. Ist doch für den Anleger letztlich der Gewinn entscheidend und nicht dessen Verteilung auf Dividenden oder einbehaltene Gewinne. So kommt eine höhere Gewinnrücklage dem Anleger zwar nicht direkt in Form einer Geldzahlung zugute. Sie erhöht aber den Wert des Unternehmens und damit der vom Anleger gehaltenen Aktien.
Die entscheidende Größe, die Ertragssituation des Unternehmens, wird durch die Dividende aber nur schlecht abgebildet:
Irreführende Konstanz: Um Anlegern Ertragskraft zu signalisieren, sind viele Firmen bestrebt, Jahr für Jahr eine gleich hohe Dividende zu zahlen. Dadurch ist diese weitgehend abgekoppelt von der tatsächlichen Finanzlage.
Hohe Konzentration: Erschwerend macht sich auch der geringe Prozentsatz von Dividendenzahlern bemerkbar. Im Jahr 2000 entfielen auf fünf Prozent der börsennotierten US-Unternehmen 81 Prozent aller Dividendenzahlungen. 82 Prozent der Firmen schütteten überhaupt keine Dividende aus. In Großbritannien, dem am weitesten entwickelten Aktienmarkt Europas, zahlten im Jahr 2001 immerhin 63 Prozent aller Unternehmen keine Dividende. Als Maßstab für die Bewertung aller börsennotierten Unternehmen scheidet die Dividendenrendite somit aus.
Ungerechtfertigte Benachteiligung: Es gibt Firmen, die zwar gut verdienen, aber trotzdem keine oder nur geringe Dividenden ausschütten. Etwa weil sie für die einbehaltenen Gewinne über attraktive Investitionsmöglichkeiten verfügen. Legte man hier die Dividendenrendite als Bewertungsmaßstab an, würden viele wachstumsstarke, profitable Unternehmen von vornherein ausscheiden.
Vermeintlicher Schutz: Als Argument gegen die Verwendung der Gewinnrendite wird häufig vorgebracht, dass die Gewinne durch Bilanztricks überhöht ausgewiesen werden und somit keine zuverlässige Basis zur Bewertung von Aktien bieten. Jedoch wird dabei übersehen, dass Manipulationen auch den Informationsgehalt von Dividenden beeinträchtigen. Weist eine Firma fälschlicherweise Gewinne aus und zahlt trotzdem Dividenden, werden die Anleger geschädigt, da das Eigenkapital angegriffen wird.
Derzeit verweisen Befürworter der Dividendenrendite gern auf deren attraktive Höhe. So bringt es der Dax auf eine Rendite von 2,9 Prozent; HypoVereinsbank, Commerzbank und MLP winken mit über fünf Prozent Gewinnausschüttung. Das können selbst 10-jährige Bundesanleihen nicht bieten. Im Vergleich zu Staatsanleihen unterliegen Aktienkurse aber starken Schwankungen. Bricht der Kurs um 40 Prozent ein, fällt eine Dividendenrendite von fünf Prozent wenig ins Gewicht. Auf Sicht von einem Jahr sind die Kursbewegungen und nicht die Gewinnausschüttungen ausschlaggebend. Dividenden suggerieren also Sicherheit, die sie wegen der hohen Volatilität letztlich nicht bieten können.
In Einzelfällen können Dividenden sicherlich wertvolle Informationen liefern. Alles in allem aber sind Unternehmensgewinne für die Aktienbewertung und das Stockpicking besser geeignet.
(Quelle: ftd.de)
So long,
Calexa
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