Die Sache mit dem Arbeitsmarkt
Jede Medaille hat zwei Seiten, und anhand des Arbeitsmarktberichts hat die Wall Street das nun auch wieder einmal gelernt. Der Arbeitsmarkt hat sich im März deutlich schwächer entwickelt als erwartet – das veranlasste zunächst eine Rallye an den US-Börsen, und dann einen ziemlich steilen Einbruch.
Für beide Kursbewegungen gibt es triftige Gründe. Ein schwacher Arbeitsmarkt, so die Lesart der Insider direkt nach Bekanntgabe der Daten, lässt die zunehmende Angst vor Inflation zunächst einmal sinken. Die Fed dürfte sich von den März-Daten sicher nicht zu unerwartet starken Zinsschritten gedrängt sehen. Den Markt freut das, denn nach sieben Zinsanhebungen um jeweils einen Viertelpunkt hatten viele Experten angesichts der aufziehenden Inflations-Wölkchen auf einen größeren Sprung um einen halben Punkt im April gewartet.
Die Sorge war durchaus berechtigt. Der Zusammenhang gestaltet sich dabei wie folgt: Ein starker Arbeitsmarkt – also ein geringeres Angebot an qualifizierten Bewerbern – könnte zu unerwartet hohen Lohnforderungen führen. Mit den Löhnen steigen die Produktionskosten der Unternehmen, die in einem Umfeld steigender Preiskraft – das hat die Notenbank bereits diagnostiziert – schnell an die Kunden weitergegeben würden. Die Inflationsschraube wäre eine Runde weiter gedreht.
Nun ist das Schreckensszenario erst einmal vom Tisch. Einzelhandel und Produzierendes Gewerbe haben zusammen gut zwanzigtausend Arbeiter entlassen, und auch in anderen Sektoren fielen die März-Zahlen schwächer aus als erwartet. Mit 110 000 neuen Stellen hat die US-Konjunktur nicht einmal die Hälfte dessen erreicht, was erwartet worden war. Und dass die Arbeitslosenquote mit 5,2 Prozent so niedrig ausfällt wie seit September 2001 nicht mehr, beunruhigt wirklich keinen – die Zahl gilt als eine der unzuverlässigsten im Statistikdschungel.
Erst Stunden nach dem Report, nach dem Jubel über sinkendes Inflationsrisiko und einer damit einhergehenden Rallye an den Aktienmärkten fiel der Wall Street auf, wie schlecht der Arbeitsmarkt wirklich dasteht – und welche negativen Folgen das hat. In der Tat fielen die Zahlen nun bereits in acht der letzten zehn Monate schwächer aus als erwartet. Und diesmal wurden nicht einmal die 150 000 Jobs geschaffen, die statistisch für notwendig gelten, um angesichts des Bevölkerungswachstums zumindest Stabilität zu gewähren.
Das gibt zu denken. Ein stabiler Arbeitsmarkt ist schließlich viel weniger das Fundament einer schrecklichen Inflation als vielmehr einer stabilen Volkswirtschaft. Weniger Jobs bedeutet weniger Geld in den Taschen der Verbraucher. Die Nachfrage nach langlebigen Gütern sinkt seit geraumer Zeit und die Fabrikbestellungen reflektieren den negativen Trend. Die Autoabsätze sind am Boden, und dass Öl und Benzin weiter nahe ihren historischen Höchstständen handeln, verschärft die Situation. Das wiederum lässt sich nicht zuletzt am erneut schwachen Verbrauchervertrauen ablesen.
Völlig klar, also, dass die Börse zum Start des zweiten Quartals im roten Bereich handelt. Ein klarer Indikator für das laufende Quartal mag der Auftakt nicht sein, doch sind die Probleme dieses ersten April-Tages symptomatisch für den aktuellen Markt. Für Kursgewinne fehlt der Börse zurzeit jede Voraussetzung, der statistisch beste Monat für Dow und Co. dürfte diesmal manchen Anleger enttäuschen.
Quelle: focus.de
...be invested
Der Einsame Samariter
Jede Medaille hat zwei Seiten, und anhand des Arbeitsmarktberichts hat die Wall Street das nun auch wieder einmal gelernt. Der Arbeitsmarkt hat sich im März deutlich schwächer entwickelt als erwartet – das veranlasste zunächst eine Rallye an den US-Börsen, und dann einen ziemlich steilen Einbruch.
Für beide Kursbewegungen gibt es triftige Gründe. Ein schwacher Arbeitsmarkt, so die Lesart der Insider direkt nach Bekanntgabe der Daten, lässt die zunehmende Angst vor Inflation zunächst einmal sinken. Die Fed dürfte sich von den März-Daten sicher nicht zu unerwartet starken Zinsschritten gedrängt sehen. Den Markt freut das, denn nach sieben Zinsanhebungen um jeweils einen Viertelpunkt hatten viele Experten angesichts der aufziehenden Inflations-Wölkchen auf einen größeren Sprung um einen halben Punkt im April gewartet.
Die Sorge war durchaus berechtigt. Der Zusammenhang gestaltet sich dabei wie folgt: Ein starker Arbeitsmarkt – also ein geringeres Angebot an qualifizierten Bewerbern – könnte zu unerwartet hohen Lohnforderungen führen. Mit den Löhnen steigen die Produktionskosten der Unternehmen, die in einem Umfeld steigender Preiskraft – das hat die Notenbank bereits diagnostiziert – schnell an die Kunden weitergegeben würden. Die Inflationsschraube wäre eine Runde weiter gedreht.
Nun ist das Schreckensszenario erst einmal vom Tisch. Einzelhandel und Produzierendes Gewerbe haben zusammen gut zwanzigtausend Arbeiter entlassen, und auch in anderen Sektoren fielen die März-Zahlen schwächer aus als erwartet. Mit 110 000 neuen Stellen hat die US-Konjunktur nicht einmal die Hälfte dessen erreicht, was erwartet worden war. Und dass die Arbeitslosenquote mit 5,2 Prozent so niedrig ausfällt wie seit September 2001 nicht mehr, beunruhigt wirklich keinen – die Zahl gilt als eine der unzuverlässigsten im Statistikdschungel.
Erst Stunden nach dem Report, nach dem Jubel über sinkendes Inflationsrisiko und einer damit einhergehenden Rallye an den Aktienmärkten fiel der Wall Street auf, wie schlecht der Arbeitsmarkt wirklich dasteht – und welche negativen Folgen das hat. In der Tat fielen die Zahlen nun bereits in acht der letzten zehn Monate schwächer aus als erwartet. Und diesmal wurden nicht einmal die 150 000 Jobs geschaffen, die statistisch für notwendig gelten, um angesichts des Bevölkerungswachstums zumindest Stabilität zu gewähren.
Das gibt zu denken. Ein stabiler Arbeitsmarkt ist schließlich viel weniger das Fundament einer schrecklichen Inflation als vielmehr einer stabilen Volkswirtschaft. Weniger Jobs bedeutet weniger Geld in den Taschen der Verbraucher. Die Nachfrage nach langlebigen Gütern sinkt seit geraumer Zeit und die Fabrikbestellungen reflektieren den negativen Trend. Die Autoabsätze sind am Boden, und dass Öl und Benzin weiter nahe ihren historischen Höchstständen handeln, verschärft die Situation. Das wiederum lässt sich nicht zuletzt am erneut schwachen Verbrauchervertrauen ablesen.
Völlig klar, also, dass die Börse zum Start des zweiten Quartals im roten Bereich handelt. Ein klarer Indikator für das laufende Quartal mag der Auftakt nicht sein, doch sind die Probleme dieses ersten April-Tages symptomatisch für den aktuellen Markt. Für Kursgewinne fehlt der Börse zurzeit jede Voraussetzung, der statistisch beste Monat für Dow und Co. dürfte diesmal manchen Anleger enttäuschen.
Quelle: focus.de
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Der Einsame Samariter