Die Rally nährt den Aufschwung

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Expropriateur:

Die Rally nährt den Aufschwung

 
25.10.01 21:12
Die Börsen steigen trotz schlechter Rahmenbedingungen – Hoffnung auf Zinssenkung der Europäischen Zentralbank

Die Rally nährt den Aufschwung

Eine Börsenweisheit bewahrheitet sich: Die Kurse steigen, wenn es die wenigsten erwarten. Die Strategen sind sich darin einig, dass die Fundamentaldaten den derzeitigen Aufschwung nicht rechtfertigen. Vielmehr sorge die Angst, Gewinne zu verpassen, für die Rally. Doch eine Korrektur ist nach Ansicht der Analysten überfällig.


ULF SOMMER
HANDELSBLATT, 25.10.2001

DÜSSELDORF. Monatelang dachten Analysten, dass die Märkte in ihrer Talfahrt übertreiben. Schließlich waren die Konjunkturdaten nicht so schlecht, wie es die Börse widerspiegelte. Doch ausgerechnet seitdem die Rezessionssorgen an Berechtigung gewinnen und die politische Lage unsicherer denn je ist, legen die Märkte eine eindrucksvolle Rally hin. Seit den Terrorattentaten in den USA stieg der Deutsche Aktienindex (Dax) um mehr als 1 000 Punkte. Auf welche großen Indizes in Europa und den USA man auch blickt: Die Börsen erholen sich rasant und V-förmig von ihren Tiefs im September. „Fundamental gibt es dafür keine Begründung“, fasst Kai Franke von der BHF-Bank die Meinung vieler Analysten und Händler zusammen.

Die Ausgangslage für steigende Kurse hat sich seit dem 21. September, als fast alle Indizes mehrjährige Tiefststände erreichten, nicht verbessert. Die Unternehmen berichten über einbrechende Gewinne oder gar steigende Verluste. Hoffnungen für das vierte Quartal gibt es kaum. Inzwischen hat rund die Hälfte der im marktbreiten amerikanischen S & P-500-Index notierten Unternehmen die Zahlen für das dritte Quartal präsentiert. „Immerhin gibt es kaum negative Überraschungen“, verweist Franke auf zumindest einen Grund für steigende Kurse. Denn nach den Terrorangriffen hatten viele Investoren befürchtet, dass die Firmen nicht einmal die vorab mehrfach gestutzten Prognosen einhalten können.

Doch das Ausbleiben großer Hiobsbotschaften der Firmen machen Analysten nicht für die jüngste Börsenrally verantwortlich. Ausschlaggebend seien die „enttäuschten“ Erwartungen vieler Investoren. „Jeder träumt davon, dass die Kurse wieder runter gehen. Doch mit jedem Tag, an dem die Korrektur nicht kommt, werden die Investoren ungeduldiger. Schließlich schieben die Anleger Geld in den Markt, um den Aufschwung nicht zu verpassen“, erklärt Franke das Phänomen „Rally nährt Rally“. „Dieser fundamental nicht gedeckte Aufschwung kann dem Dax weitere 200 oder 300 Punkte bringen“, meint Franke. Mittelfristig rechnet er aber, wie viele seiner Kollegen, mit einer Korrektur.

Die fundamental orientierten Analysten argumentieren in Einklang mit den Charttechnikern. Auch sie erwarten eine Korrektur. Der Markt ist stark „überkauft“. Zudem steht nach dem „Lehrbuch“ der Techniker die Erholung nach dem Tief vom September nur dann auf soliden Füßen, wenn sich ein doppelter Boden ausbildet – die alten Tiefststände müssen also getestet werden. V-förmige Erholungen, die ohne Rückschläge in eine Hausse mündeten, gab es dagegen in der langen Börsengeschichte fast nie.

Doch gerade weil momentan jeder mit dem längst fälligen Rückschlag rechnet – und deshalb Positionen zurückhält –, kommt es bislang nicht zu dem Einbruch. Denn die vielen Pessimisten, die abseits der Börse stehen, lösen die erwarteten Kursrückgänge nicht aus. Im Gegenteil: Aus Angst, die Rally zu verpassen, steigen sie ein. „Man kann die Entwicklung nicht ignorieren und muss einfach dabei sein“, meinte gestern Jason Forde, Fondsmanager bei Maintrust.

Vor allem Fonds sind es nach Aussage von Händlern, die die Rally speisen. Die Strategen seien vom tiefen Abschwung ebenso wie der Kleinanleger überrascht worden. Nun wollen sie nicht noch einmal überrascht werden, indem sie den Aufschwung verpassen. Hinzu kommt, dass die meisten Fonds aus Sorge vor der politischen und konjunkturellen Entwicklung Bargeldquoten von 10 % und mehr halten. „Die Cashpositionen liegen deutlich über dem historischen Durchschnitt. Dieses Geld will unter der Voraussetzung, dass die vielen Zinssenkungen im Laufe des nächsten Jahres greifen, angelegt werden. Schließlich antizipiert die Börse eine Erholung der Wirtschaft sechs Monate früher“, meint Bernd Janssen von UBS Warburg. Das Investmenthaus hat errechnet, dass der europäische Markt für 2002 einen Rückgang der Unternehmensgewinne von durchschnittlich 27 % eingepreist hat. „Die Börsen reflektieren damit zu viel Pessimismus, denn so schlimm kommt es nicht, auch wenn die Analysten, die ein knappes zweistelliges Wachstum erwarten, viel zu optimistisch sind“, meint Janssen.

Doch es gibt auch handfeste Gründe, die den jüngsten Börsenaufschwung nähren: Viele Marktteilnehmer hoffen auf weitere Zinssenkungen. Diese würden vor allem den hoch verschuldeteten Telekom-Unternehmen helfen. Für die europäische Zentralbank (EZB), die heute tagt, liefert die gestern bekannt gewordene vorläufige Teuerungsrate aus Deutschland nach Ansicht vieler Marktteilnehmer eine „Steilvorlage“ für niedrigere Zinsen. Denn die Inflation, die die EZB bislang als Argument gegen Zinssenkungen anführt, geht nach den Daten und den Prognosen der Volkswirte weiter zurück.
Expropriateur:

Hedge Funds sehen Aktien in positivem Licht

 
25.10.01 21:20
Hedge Funds sehen Aktien in positivem Licht

Die kräftige Kurserholung an den Aktienbörsen nach den tragischen Ereignissen in den USA ist auch den Aktivitäten der boomenden Hedge-Fund-Branche zuzuschreiben. Trotz wirtschaftlicher Ungewissheit ist das kurzfristige Kurspotenzial der Aktienbörsen für zahlreiche Hedge-Fund-Manager noch nicht ausgeschöpft.
 
UDO RETTBERG
HANDELSBLATT, 25.10.2001

FRANKFURT/M. Der Einfluss von Hedge Funds auf das Geschehen an den Welt-Finanzmärkten ist in den vergangenen Monaten weiter gestiegen. Dies erklärt sich zum einen aus dem zunehmenden Anlagevolumen als auch aus der Tatsache, dass Hedge Funds die Kurse an den Finanzmärkten durch den Einsatz von derivativen Finanzinstrumenten stark in die eine oder andere Richtung bewegen können. Hedge Funds sind keine Investmentfonds, sondern weitgehend unregulierte und unkontrollierte Kapitalsammelstellen, die meist von Steueroasen aus unzählige Anlagestrategien umsetzen und dabei sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse spekulieren.

Experten-Schätzungen zufolge wird die Zahl der Hedge-Fund-Manager bis Ende dieses Jahres rund 6 000 erreichen. Noch vor einem Jahr gab es etwa 5 000 dieser Experten. Das von diesen Kapitalsammelstellen verwaltete Vermögen dürfte bis Ende 2001 die Marke von 500 Mrd. US $ übersteigen.Verglichen mit den bei mehr als 7 Bill. US $ liegenden Vermögenswerten der Fondsbranche ist das Anlagevolumen der Hedge Funds zwar noch bescheiden. Fachleute prognostizieren allerdings, dass es in den nächsten fünf Jahren 1,5 Billionen US $ erreichen wird.

Christopher Acito und Peter Fischer von der Barra Strategic Consulting Group zweifeln diese Prognose jedoch an. „Die starke Nachfrage nach Hedge Funds ist ein zweischneidiges Schwert", sagen die Fachleute. Um die bisherigen Anlage-Ergebnisse der Branche zu erreichen, wären Manager dieser Investmentvehikel dann nämlich gezwungen, größere Risiken einzugehen. Enttäuschungen seien daher programmiert. Eine schlechtere Wertentwicklung dürfte in der Folge dann die Nachfrage nach Hedge Funds negativ beeinflussen.

Hedge-Fund-Manager können wegen der ihnen zugestandenen Freiheit im Gegensatz zu den Strategen der Investmentfonds auch auf sinkende Kurse spekulieren. Dies war ein Grund dafür, dass der CSFB/Tremont Hedge Fund Index in den ersten neun Monaten 2001 ein Plus von 2,2 % aufwies, während populäre US-Aktienindizes während dieses Zeitraums deutliche Verluste von über 10 % erlitten.

Welches Potenzial in Hedge Funds steckt, war gerade während der Aktienbaisse als Folge der terroristischen Anschläge vom 11. September zu sehen. Ein auf „Short Selling“ (Leerverkäufe) spezialisierter Hedge Fund angelsächsischen Ursprungs erzielte mit einer Baisse-Strategie einen Gewinn von rund 700 Mio. US $. Die Manager liehen sich Aktien, verkauften sie am Markt und deckten sich später billiger ein, um sie dann zurückzugeben. Nicht zuletzt wegen moralischer Bedenken verzichteten die Manager des Kapitalpools auf ihr Erfolgshonorar. Die Fachleute hätten von den terroristischen Attacken keinen eigenen Profit erzielen wollen und die Gelder den Familien der Opfer gespendet, sagt Helmut Fischer, Hedge- Fund-Experte von UBS Warburg in London gegenüber dieser Zeitung.

Inzwischen hat die Stimmung gedreht. Aktivitäten von Hedge Funds sind ein wesentlicher Grund dafür, dass sich die Aktienkurse jüngst kräftig erholt haben. Während zahlreiche Hedge Funds noch bis in den September hinein negativ für Aktien eingestellt waren, wird die Grundhaltung nach den jüngsten geopolitischen Wirren durch Optimismus geprägt, bestätigt Sy Schlüter, geschäftsführender Partner der CAI Analyse und Beratungs GmbH in Frankfurt.„Wir sind in unseren Hedge Funds mit einem Anteil von 50 % an Short-Positionen in den September gegangen und haben den Monat dann mit einem Anteil von 25 % Long-Positionen abgeschlossen", sagt Schlüter. Heute ist er mit 50 % seines Netto-Vermögenswertes in Aktien „long“, hat diese Papiere also gekauft und setzt auf steigende Kurse. Seine Favoriten sind Technologie- und Finanzwerte. „Das Erholungspotenzial der Aktienmärkte sei noch längst nicht ausgeschöpft. „Selbst bei einem Dax von über 5000 würde ich noch nicht unruhig“, sagt Schlüter.

„Auch Manager der von uns betreuten Hedge Funds sind in der Tendenz bei Aktien auf der Käuferseite" sagt der für die Hedge-Funds bei Dresdner Kleinwort Wasserstein zuständige Günter Schärtl. Hedge Funds seien ein Schwungrad der Börsen gewesen, weil sie die Erholung der Aktienkurse verstärkt hätten. Auch wenn einige Finanzhäuser kurz nach den Attacken in den USA ihren Mitarbeitern Short-Strategien (Spekulation auf sinkende Notierungen) untersagt haben, ist diese Strategie von anderen teilweise verfolgt worden. Die im Anschluss an die Talfahrt vorgenommenen Eindeckungen der Positionen waren ein wesentlicher Grund für die markante Erholung der Kurse.

„Einige Hedge Fund-Manager haben auch gesehen, dass Top-Aktien der Welt plötzlich zu Schnäppchenpreisen zu haben waren", sagt Markus Hampel von der Commerzbank. „So lange nicht deutlich erkennbar ist, welche Richtung die Konjunktur einschlägt, werden sich die Hedge Funds in ihrer Positionierung kaum ausschließlich in eine Richtung orientieren", sieht Fischer von UBS bei den Managern nach der Kurserholung eine vorsichtige Ausrichtung. So seien Strategien wie "Convertible Arbitrage“ (Ausnutzen von Ineffizienzen zwischen Wandelanleihen und Aktien) sowie „Mergers & Acquisitions" (Ausnutzen von Ineffizienzen bei Aktien von Übernahme-Kandidaten) derzeit nur sehr schwer umzusetzen.

estrich:

Meister Properiateur

 
25.10.01 21:46
Tu dem estrich die Liebe und faß doch mal bitte die Grundaussage der Texte zusammen. Möglichst in einem Satz oder noch besser: In Schlagworten wie etwa:
Text 1: Kurse werden fallen.
Text 2: Kurse fallen eventuell demnächst.

Thanx
Reinyboy:

@estrich

 
25.10.01 21:53
Kurse werden fallen, wenn die Luft aus der Blase entweicht.

Momentan wird aber erst mal Luft reingepustet.


Meine Puts hau ich raus, bevor die in 2 Monaten wertlos werden.



Grüße   Reinyboy
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