Die Pseudo-Diät der US-Manager

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Die Pseudo-Diät der US-Manager

 
10.04.02 14:04
Das schwache Börsenjahr 2001 hat die Erfolgsprämien amerikanischer Unternehmenschefs aufgefressen. Die Spitzengehälter müssten zum ersten Mal sinken. Massive Einschnitte im eigenen Geldbeutel spüren allerdings nur wenige Spitzenmanager.

London - Im Boomjahr 2000 konnten die fünf Top-Führungskräfte von Boeing noch 31,5 Millionen Dollar zusätzlich unter sich aufteilen. Ein mit dem Shareholder-Value gekoppeltes Anreizprogramm verschaffte ihnen die Extras. Bei der Vorlage der neuen Gehälter im April diesen Jahres werden sie enttäuscht sein: Das neue Anreizmodell wird auf Grund der Kursschwäche keinen Cent abwerfen. Auch die Chefs des Mediengiganten AOL Time Warner haben im vergangenen Jahr die Bonusprämien für die vier Topmanager komplett verspielt.
Die Zeit der satten Erfolgsprämien scheint für amerikanische Top-Manager vorbei zu sein. Von 100 Unternehmen haben laut einer Studie von William M. Mercer und dem "Wall Street Journal" 59 nun ihre Erfolgsprämien für Führungskräfte gedrosselt. Der Bonus fiel im Durchschnitt um 13,2 Prozent, berichtet der "Economist".

Wirklich schlechter ging es den Topmanagern in den USA dennoch nicht: Zwar hat das Jahr 2001 die Bonusprämien in der Finanzwelt aufgefressen und Sanford Weill, Vorstandschef von Citicorp, muss mit 83 Prozent weniger Geld als im Vorjahr auskommen. Allerdings verdient er noch immer insgesamt 36,1 Millionen Dollar. Die durchschnittliche Vergütung von Topmanagern liegt laut der Mercer-Studie noch immer bei 2,16 Millionen Dollar. Während die Gewinne der Unternehmen im amerikanischen Börsenindex S&P500 im vergangenen Jahr um 50 Prozent gefallen sind, ist die Vergütung der Führungskräfte nur um 2,9 Prozent gesunken. Denn die Basisgehälter der Unternehmensvorstände sind trotz des Krisenjahres erheblich gestiegen. Dazu kommt, dass sich die Aktienoptionen, die die Chefs in den Boomjahren eingesammelt haben, erst mittel- bis langfristig bei der Ausübung der Aktienrechte auswirken. So mussten beispielsweise die vier bestraften AOL-Time-Warner-Topmanager zwar 2001 auf ihre Prämien verzichten, dafür erhielten sie aber Aktienoptionen im Wert von jeweils 40 Millionen Dollar.

Auch mit anderen Vergünstigungen kann die amerikanische Führungsetage ihre Kürzungen bei den Erfolgsprämien ausgleichen. Der Computerhersteller Compaq zum Beispiel erlässt seinem Chef, Michael Capellas, einen Fünf-Millionen-Kredit und gewährt ihm einen neuen, damit er seine Steuerrechnung bezahlen kann. In die Schlagzeilen geraten ist auch Bernie Ebbers, Vorstandsvorsitzender des Telekommunikationsunternehmens WorldCom vor einigen Monaten. Für den privaten Kredit in Höhe von 341 Millionen Dollar zahlt er nur zwei Prozent Zinsen an seinen Arbeitgeber. Auch bei den Pensionszahlungen sind amerikanische Top-Unternehmen in der Regel nicht kleinlich. So wird Lou Gerstner, Vorstandsvorsitzender von IBM, nach nur acht Jahren im Amt eine Rente von einer Million Dollar im Jahr kassieren.

Die Personalberater verteidigen die großzügige Vergütung der amerikanischen Führungselite mit den Eigenheiten des Marktes. Topmanager würden im Durchschnitt alle fünf bis sechs Jahre ihren Job wechseln. Außerdem würden die Gehälter und Vergünstigungen vollständig offen gelegt. Denn eigentlich sollte das Gehalt des Chefs als Indikator für die Zukunftsaussichten des Unternehmens dienen. Um die Konzerne transparenter zu machen, hat auch die deutsche Corporate-Governance-Kommission zur Offenlegung der Vorstandsgehälter aufgerufen. Als einer der Ersten ist der Schering-Vorstandsvorsitzende Hubertus Erlen im Frühjahr diesen Jahres dem Aufruf gefolgt. Im Vergleich zu amerikanischen Gehältern fällt seine Vergütung bescheiden aus: Der Chef des Pharmakonzerns verdiente im vergangenen Jahr insgesamt rund 2,6 Millionen Euro - fast die Hälfte davon waren erfolgsabhängige Bezüge.

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