Wie jedes Jahr haben die Strategen in Wallstreet zum Jahresbeginn ihre Prognosen für den Verlauf des Aktienmarkts und des Wirtschaftswachstums ausgegeben
Wie jedes Jahr haben die Strategen in Wallstreet zum Jahresbeginn ihre Prognosen für den Verlauf des Aktienmarkts und des Wirtschaftswachstums ausgegeben. Die Mehrheit geht von Kursgewinnen im Aktienmarkt aus. Nach dem schwächsten Jahr für den Dow Jones Industrial seit 1977 glauben zahlreiche Strategen wieder an bessere Zeiten. Nicht zuletzt die elf Zinssenkungen des Fed dürften sich günstig auf die Wirtschaftsentwicklung auswirken. Geht es nach den Auguren, findet die Talfahrt in Wallstreet im laufenden Jahr ein Ende. Doch während zahlreiche Strategen ihre Prognosen in der Vergangenheit durch die rosarote Brille machten und der Wunsch oft Vater des Gedankens war, ist dieses Jahr eine gewisse Zurückhaltung spürbar. Seit der Periode von 1929 bis 1932, dem Beginn der Depression, hat es in Wallstreet nicht mehr vier Jahre in Folge Kursverluste gegeben. Im Durchschnitt rechnen die nach wie vor mehr oder minder gefragten Strategen der Investmentbanken mit einem Anstieg des S&P-500-Index von annähernd 20 Prozent im heurigen Jahr.
Zu den größten Optimisten zählt – wieder einmal – Abby Joseph Cohen, Chefstrategin von Goldman Sachs, die sowohl für den Dow Jones Industrial als auch für den S&P-500-Index mit einem Plus von 30 Prozent rechnet. Die im Zuge der Börsenhausse zu Starruhm gekommene Cohen, deren Prognosden allerdings seit dem Ende der Börsenhausse mehr als nur daneben lagen, begründet ihren neuerlich unveränderten – oder doch unverbesserlichen – Optimismus mit einem besseren Wirtschaftsumfeld, transparenten Geschäftsberichten der Unternehmen und mit der höheren Risikofähigkeit der Anleger. Zudem streicht sie die tiefen Lagerbestände heraus, die sich günstig auswirken dürften, wenn sich die Nachfrage erholt.
Joseph Battipaglia, Chefstratege von Ryan Beck & Co, erwartet auch hohe Kursgewinne für 2003 von rund 30 Prozent Die expansive Geldpolitik des US-Offenmarktausschusses und zusätzliche Steuersenkungen von bis zu 300 Milliarden US-$ stimmen ihn zuversichtlich. Zudem rechnet er mit einer frühzeitigen Lösung des Konflikts mit dem Irak. Auffallend ist, daß nicht nur im Falle von Battipaglia die Ausblicke meist an Bedingungen geknüpft sind. Aussagen wie: „Die Börse steigt, vorausgesetzt, es gibt nicht mehr Buchführungsskandale, die Situation in Nordkorea eskaliert nicht und die Krise mit dem Irak wird bald gelöst“ zeugen von der weit verbreiteten Unsicherheit.
Carlos Asilis, US-Stratege von J.P. Morgan Chase, ist einer der wenigen, die von neuerlichen Kursverlusten im Jahr 2003 ausgehen. Er glaubt, daß die weiterhin hohe Bewertung der Aktien als Thema dominieren wird, und warnt vor Gewinnausweisen, die deutlich unter den Konsensschätzungen der von First Call befragten Analysten liegen werden. Zudem befürchtet Asilis, der in den Jahren 2001 und 2002 mit seinen pessimistischen und zurückhaltenden Prognosen gut lag, aber in den Jahren davor wiederum zu vorsichtig agierte, eine Abnahme der bis dato stabilen Konsumentenzuversicht, die Preise für Konsumgüter kaum steigen und Überkapazitäten ein Problem werden können.
Steve Galbraith, Chefstratege von Morgan Stanley, ist dagegen überzeugt von einer deutlichen Verbesserung der Gewinnausweise. Er bevorzugt großkapitalisierte Unternehmen gegenüber den Small Caps und dabei insbesondere jenen, die seiner Ansicht nach Marktanteile dazugewinnen könnten, wie etwa Micrsoft, Cisco, Walmart, Intel und General Electric. Ed Kerschner, Chefstratege von UBS Warburg, erwartet Kursgewinne von immerhin über 15 Prozent. Er begründet seine Zuversicht weniger mit der Geldpolitik als vielmehr mit den Gewinnausweisen, die 2003 bei den Unternehmen innerhalb des S&P-500-Index rund 8 Prozent und damit durchaus beachtlich wachsen sollten.
Tom McManus, Stratege von Banc of America Securities, hat per Anfang Jahr seine Aktienquote erhöht. Statt wie bisher 50, empfiehlt er den Investoren, 70 Prozent ihres Vermögens in Aktien zu halten. Den Rest verteilt er auf Obligationen (20 Prozent) und liquide Mittel (10 Prozent). Auch McManus war einer der wenigen, die vor einem Jahr vor weiteren Kursverlusten gewarnt hatten.
Tobias Levkovich, Stratege von Salomon Smith Barney, rät den Anlegern, mehr Wert auf die Ausschüttung von Dividenden zu legen. Er weist darauf hin, daß Dividenden im historischen Vergleich 40 Prozent des Ertrags ausmachen, im Moment beziehungsweise schon 2002 zum ersten Mal seit dreissig Jahren wieder steigen und die Dividendenrendite erstmals seit 1963 die Rendite von Treasury Bills übersteigt. Außerdem argumentiert Levkovich auf Basis der Änderung der Doppelbesteuerung von Dividenden.
Auch Richard Bernstein von Merrill Lynch legt großen Wert auf Dividendenzahlungen. Zusammen mit einer soliden Qualität der Unternehmen ist das für ihn das Anlagethema im neuen Jahr. Bekannte Aktien, die für ihn diese Voraussetzung erfüllen und die er zum Kauf empfiehlt, sind u.a. Merck, Gillette, Clorox, 3M und Procter & Gamble.
Wie immer werden wir am Ende des Jahres wissen wer Recht oder Unrecht behalten hat. Aber in jedem Fall sollten die genannten Prognosen nicht ausschließlich als Basis für die eigenen Anlagestrategien und –entscheidungen herangezogen werden. Wer sich dies zutraut und auch kontinuierlich – und nicht tagtäglich bei jeder Wendung der Märkte einen eigene Kehrtwendung von seiner Meinung vollzieht – befolgt, dürfte im Rahmen seiner Veranlagungen vor allem mittel bis längerfristig am ehesten richtig liegen!(red)
Wie jedes Jahr haben die Strategen in Wallstreet zum Jahresbeginn ihre Prognosen für den Verlauf des Aktienmarkts und des Wirtschaftswachstums ausgegeben. Die Mehrheit geht von Kursgewinnen im Aktienmarkt aus. Nach dem schwächsten Jahr für den Dow Jones Industrial seit 1977 glauben zahlreiche Strategen wieder an bessere Zeiten. Nicht zuletzt die elf Zinssenkungen des Fed dürften sich günstig auf die Wirtschaftsentwicklung auswirken. Geht es nach den Auguren, findet die Talfahrt in Wallstreet im laufenden Jahr ein Ende. Doch während zahlreiche Strategen ihre Prognosen in der Vergangenheit durch die rosarote Brille machten und der Wunsch oft Vater des Gedankens war, ist dieses Jahr eine gewisse Zurückhaltung spürbar. Seit der Periode von 1929 bis 1932, dem Beginn der Depression, hat es in Wallstreet nicht mehr vier Jahre in Folge Kursverluste gegeben. Im Durchschnitt rechnen die nach wie vor mehr oder minder gefragten Strategen der Investmentbanken mit einem Anstieg des S&P-500-Index von annähernd 20 Prozent im heurigen Jahr.
Zu den größten Optimisten zählt – wieder einmal – Abby Joseph Cohen, Chefstrategin von Goldman Sachs, die sowohl für den Dow Jones Industrial als auch für den S&P-500-Index mit einem Plus von 30 Prozent rechnet. Die im Zuge der Börsenhausse zu Starruhm gekommene Cohen, deren Prognosden allerdings seit dem Ende der Börsenhausse mehr als nur daneben lagen, begründet ihren neuerlich unveränderten – oder doch unverbesserlichen – Optimismus mit einem besseren Wirtschaftsumfeld, transparenten Geschäftsberichten der Unternehmen und mit der höheren Risikofähigkeit der Anleger. Zudem streicht sie die tiefen Lagerbestände heraus, die sich günstig auswirken dürften, wenn sich die Nachfrage erholt.
Joseph Battipaglia, Chefstratege von Ryan Beck & Co, erwartet auch hohe Kursgewinne für 2003 von rund 30 Prozent Die expansive Geldpolitik des US-Offenmarktausschusses und zusätzliche Steuersenkungen von bis zu 300 Milliarden US-$ stimmen ihn zuversichtlich. Zudem rechnet er mit einer frühzeitigen Lösung des Konflikts mit dem Irak. Auffallend ist, daß nicht nur im Falle von Battipaglia die Ausblicke meist an Bedingungen geknüpft sind. Aussagen wie: „Die Börse steigt, vorausgesetzt, es gibt nicht mehr Buchführungsskandale, die Situation in Nordkorea eskaliert nicht und die Krise mit dem Irak wird bald gelöst“ zeugen von der weit verbreiteten Unsicherheit.
Carlos Asilis, US-Stratege von J.P. Morgan Chase, ist einer der wenigen, die von neuerlichen Kursverlusten im Jahr 2003 ausgehen. Er glaubt, daß die weiterhin hohe Bewertung der Aktien als Thema dominieren wird, und warnt vor Gewinnausweisen, die deutlich unter den Konsensschätzungen der von First Call befragten Analysten liegen werden. Zudem befürchtet Asilis, der in den Jahren 2001 und 2002 mit seinen pessimistischen und zurückhaltenden Prognosen gut lag, aber in den Jahren davor wiederum zu vorsichtig agierte, eine Abnahme der bis dato stabilen Konsumentenzuversicht, die Preise für Konsumgüter kaum steigen und Überkapazitäten ein Problem werden können.
Steve Galbraith, Chefstratege von Morgan Stanley, ist dagegen überzeugt von einer deutlichen Verbesserung der Gewinnausweise. Er bevorzugt großkapitalisierte Unternehmen gegenüber den Small Caps und dabei insbesondere jenen, die seiner Ansicht nach Marktanteile dazugewinnen könnten, wie etwa Micrsoft, Cisco, Walmart, Intel und General Electric. Ed Kerschner, Chefstratege von UBS Warburg, erwartet Kursgewinne von immerhin über 15 Prozent. Er begründet seine Zuversicht weniger mit der Geldpolitik als vielmehr mit den Gewinnausweisen, die 2003 bei den Unternehmen innerhalb des S&P-500-Index rund 8 Prozent und damit durchaus beachtlich wachsen sollten.
Tom McManus, Stratege von Banc of America Securities, hat per Anfang Jahr seine Aktienquote erhöht. Statt wie bisher 50, empfiehlt er den Investoren, 70 Prozent ihres Vermögens in Aktien zu halten. Den Rest verteilt er auf Obligationen (20 Prozent) und liquide Mittel (10 Prozent). Auch McManus war einer der wenigen, die vor einem Jahr vor weiteren Kursverlusten gewarnt hatten.
Tobias Levkovich, Stratege von Salomon Smith Barney, rät den Anlegern, mehr Wert auf die Ausschüttung von Dividenden zu legen. Er weist darauf hin, daß Dividenden im historischen Vergleich 40 Prozent des Ertrags ausmachen, im Moment beziehungsweise schon 2002 zum ersten Mal seit dreissig Jahren wieder steigen und die Dividendenrendite erstmals seit 1963 die Rendite von Treasury Bills übersteigt. Außerdem argumentiert Levkovich auf Basis der Änderung der Doppelbesteuerung von Dividenden.
Auch Richard Bernstein von Merrill Lynch legt großen Wert auf Dividendenzahlungen. Zusammen mit einer soliden Qualität der Unternehmen ist das für ihn das Anlagethema im neuen Jahr. Bekannte Aktien, die für ihn diese Voraussetzung erfüllen und die er zum Kauf empfiehlt, sind u.a. Merck, Gillette, Clorox, 3M und Procter & Gamble.
Wie immer werden wir am Ende des Jahres wissen wer Recht oder Unrecht behalten hat. Aber in jedem Fall sollten die genannten Prognosen nicht ausschließlich als Basis für die eigenen Anlagestrategien und –entscheidungen herangezogen werden. Wer sich dies zutraut und auch kontinuierlich – und nicht tagtäglich bei jeder Wendung der Märkte einen eigene Kehrtwendung von seiner Meinung vollzieht – befolgt, dürfte im Rahmen seiner Veranlagungen vor allem mittel bis längerfristig am ehesten richtig liegen!(red)