Die Noah-Regel: Arche bauen!

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sir charles:

Die Noah-Regel: Arche bauen!

 
25.03.02 11:27
Die Noah-Regel: Arche bauen!

Promi-Investor Buffett: Regen voraussagen zählt nicht

Kritisiert seine Umsetzungsqualitäten angesichts der Verluste im Versicherungsbereich: Warren Buffett


  Er hat - im Gegensatz zu den landläufigen Investmentgurus - kein Buch geschrieben. Obwohl sich sein Investmenterfolg ganz klar messen lässt. Seit 37 Jahren gelingt es ihm, mit dem Buchwert der Berkshire-Aktie seine Benchmark, den Standard & Poor's 500 Index, klar zu übertreffen. Mit 22,6 gegen 11,0 Prozent durchschnittlichem Jahreszuwachs, was eine Gesamtperformance von sagenhaften 194.936 Prozent von 1964 bis Ende 2001 ergibt.
Der S & P 500 brachte es dagegen auf vergleichsweise mickrige 4742 Prozent. Warren Buffetts Strategie findet man in den Briefen, die er alljährlich an seine Aktionäre schreibt. Kürzlich ist sein Bericht über das Jahr 2001 erschienen. Er ist mindestens so lesenswert wie die Vorgänger. Denn 2001 musste auch Buffett einen Rückschlag hinnehmen, der allerdings mit minus 6,2 Prozent geringer als die minus 11,0 Prozent des S & P 500 ausfiel. Allerdings ist er damit keineswegs zufrieden und gibt sich selbst die Schuld: "Ich habe General Re (die Rückversicherungsgesellschaft im Portfolio von Berkshire Hathaway) erlaubt, Geschäfte ohne die Absicherung, die dabei wichtig ist, hereinzunehmen. Am 11. September hat uns dieser Fehler eingeholt."

Bewertungshilfen

Buffett erklärt relativ einfach, wie eine Versicherungsgesellschaft zu bewerten ist. Basis dafür sind:
1. Der Kapitalzufluss aus dem Versicherungsgeschäft
2. dessen Kosten
3. die langfristigen Aussichten dieser beiden Faktoren

Der Kapitalzufluss entsteht, weil Prämien eingenommen werden, bevor Schäden ausbezahlt werden, wobei die Zeitspanne dazwischen meist viele Jahre beträgt. Während dieser Zeit investiert der Versicherer.

Allerdings: Die Prämien, die der Versicherer erhält, decken normalerweise nicht die Schäden und Kosten. Dieser "versicherungstechnische Verlust" entspricht quasi den Kosten der Geldbeschaffung via Prämien. Ein Versicherungsgeschäft hat dann Sinn und Wert, wenn der technische Verlust niedriger ist als die Kosten anderweitiger Kapitalbeschaffung.

Sind technischer Verlust und Kapitalkosten gleich hoch, lohnt es sich eigentlich nicht, auf derart riskante Weise Kapital zu akquirieren. Und wären die Kapitalkosten am Markt niedriger als der technische Verlust, steht es schlecht um die Versicherung. Versicherungen akzeptieren, dass neue Polizzen zumeist einen Verlust bringen, denn es herrscht heftiger Wettbewerb.

Für den Abschluss ist der Preis entscheidend. Daher muss für das Neugeschäft die Konkurrenz unterboten werden. Jeder möchte einen Auftrag gewinnen, aber, so Buffett, "wenn 'gewinnen' sich auf Marktanteile und nicht auf Gewinn bezieht, sind Probleme zu erwarten. 'Nein' muss einen wichtigen Platz im Vokabular jedes Versicherers haben."

Wer im Sachversicherungsgeschäft auf Dauer erfolgreich sein will, muss sich laut Buffett eisern an drei Regeln halten:
1. Nur Risken akzeptieren, die unter Beachtung der eigenen Kompetenz entsprechend bewertet werden können, (wobei in die Bewertung auch sehr unwahrscheinliche Szenarien einbezogen werden müssen.) und die auch dann noch die Aussicht auf Gewinn bieten.
2. Beschränkung des Geschäftes unter dem Aspekt, dass aus einem Ereignis nicht eine Häufung von Verlusten entstehen kann, die die Liquidität gefährdet. Also ständig nach möglichen Verknüpfungen anscheinend unabhängiger Risken suchen.
3. Vermeidung von moralischen Risken. Egal wie hoch die Prämie ist, man kann mit schlechten Menschen keine guten Geschäfte machen.

Buffett in Zusammenhang mit dem 11. September, der seinen Versicherungen rund 2,3 Milliarden Dollar kosten dürfte: "Wir haben Regel eins und zwei zu wenig beachtet. Wir haben einen fundamentalen Fehler gemacht, indem wir uns auf unserer Erfahrung statt auf die Risikoanfälligkeit konzentriert haben."

Seine Schlussfolgerung: Die Versicherungsindustrie muss die Annahme von Terrorismusrisiken dramatisch limitieren. "Und warum, werden Sie vielleicht fragen, habe ich diese Tatsachen nicht vor dem 11. September erkannt? Die Antwort ist leider, ich habe sie erkannt - aber den Gedanken nicht in Handlungen umgesetzt. Ich habe die Noah-Regel verletzt: Regen vorauszusagen, zählt nicht. Arche bauen zählt." Eine Regel, die jeder Investor beherzigen müsste.
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