Das jüngste Zahlenwerk von Microsoft ist zur Abwechslung mal bemerkenswert, gleich in zweierlei Hinsicht. Zur allgemeinen Aussage nur soviel: Die PC-Nachfrage ist und bleibt schwach.
Wirklich erstaunlich ist dagegen die um Optionen bereinigte Erfolgsreichung, die Microsoft vorgelegt hat. Dazu später, denn kaum weniger bemerkenswert ist, wie extrem die operative Margen erodiert. Unbereinigt ist sie von 48,8 auf 36,7 Prozent geplumpst. Rechnet man die Rückstellung für die Sammelklage in Höhe von 660 Mio. $ und die Neureglung des Goodwills ein, ist sie immerhin noch auf 44,2 Prozent gefallen. Nicht dass Microsoft in Zukunft keine Klagen mehr an den Hals bekäme. Aber tun wir einfach so.
Natürlich war die schwache Margenentwicklung nicht ganz unerwartet. Vor allem die Einführung der Xbox hat die Herstellungs- und Vertriebskosten um ein Fünftel anschwellen lassen. Die kritische Masse hat Microsoft bei den Spielkonsolen noch längst nicht erreicht. Fürs Erste macht die Firma zwischen 50 und 100 $ Verlust pro Einheit.
Zwar steht die Einführung in Europa und Asien noch bevor. Aber gegen Sony und Nintendo muss sich der Neuling erst einmal durchsetzen - und zwar so, dass er mit den Konsolen Geld verdient. Ein dauernd neues Angebot an Spielen soll es richten. Ob sie bei einem Gesamtgewinn von rund zehn Mrd. $ entscheidende Impulse bringen, ist indes zweifelhaft. Auch als Trumpf fürs Internet, wo Microsoft die attraktiven Inhalte fehlen, müssen sich die Spiele erst bewähren. Dabei hat es der Softwareriese mit AOL zu tun - kein Zuckerschlecken. Auf dem Softwaremarkt für Server kämpft Microsoft - man höre und staune - unterdessen über den Preis um Marktanteile gegen Sun und Oracle .
Aber selbst wenn alles prima läuft, macht die alternative Erfolgsrechnung im Anhang nachdenklich. Dabei werden, Gehaltskosten, die über Optionsprogramme finanziert werden, mitgerechnet. Insgesamt hat die Firma 859 Millionen Optionen an Mitarbeiter ausgegeben, was einem Sechstel der ausstehenden Aktien entspricht. Würden die im letzten Jahr ausgegebenen Optionen zum rechnerischen Wert als Gehaltskosten gebucht, hätte Microsoft operativ statt 11,5 nur 7,8 Mrd. $ verdient. Das entspräche einem - bereinigten - KGV von 50.
Das Phänomen ist nicht neu, betrifft viele Firmen und scheint theoretisch. Aber für die bestehenden Aktionäre hat es Hand und Fuß. Denn werden die Optionen im günstigen Fall ausgeübt, verwässert das ja entsprechend den Gewinn pro Aktie. Der Wert bleibt also selbst dann teuer, wenn Microsoft operativ zulegt. Verfallen die Optionen hingegen wertlos, kriegt es die Firma mit unzufriedenen Programmierern und Geschäftsführern zu tun. Würde die für Europäer befremdliche Loyalität der Mitarbeiter erodieren, wäre das noch schlimmer als bei der Marge.
IBM
Vor zehn Jahren war die Welt einfach. Eine schwache PC-Nachfrage hinterließ Kratzer in Microsofts Zahlenwerk, den Hersteller dagegen fügte sie oft beinahe tödliche Wunden zu. Selbst IBM , der Erfinder des PCs, entging um 1993 nur knapp der Zerschlagung.
Inzwischen ist vieles anders. Mit Dell gibt es einen Mitbewerber, der die anderen vor Neid erblasssen läßt, egal wie es um die Nachfrage steht. Der schlanke Direktvertreiber konnte im Quartalsvergleich den Absatz um 14 Prozent steigern. Dagegen schrumpfte der Gesamtmarkt um sieben Prozent - ein passender Ausklang des Jahres, in dem der PC Verkauf erstmals seit 1985 zurückgegangen ist. Außer Michael Dell scheint niemand an den raschen Aufschwung zu glauben. Der junge Wilde Compaq, der IBM dereinst die Krone der Marktführerschaft gestohlen hat, sieht inzwischen selbst ziemlich alt aus.
Dagegen ist IBM glimpflich davon gekommen. Nach dem Vertrieb wurde zuletzt auch die Herstellung von Tischcomputern ausgelagert. Der gesamte Hardwarebereich ist längst nur noch zweites Standbein, mit dem IBM inzwischen weniger als mit Dienstleistungen verdient. Firmenkunden beziehen Software, Hardware und IT-Beratung gerne aus einer Hand, IBMs Neuausrichtung hat sich also voll gelohnt. Der alte Erzrivale Compaq würde das Modell durch die Verschmelzung mit Hewlett-Packard am liebsten imitieren. Trotzdem bekam auch IBM den Abschwung zu spüren. Dass der Umsatz nicht stärker eingebrochen ist, verdankt IBM indes vor allem dem zuletzt starken Geschäft mit Outsourcing. Dabei übernimmt IBM das gesamte IT-Management eines Kunden.
Viele Dienstleistungsverträge laufen über Jahre, was der Aktie defensiven Charme verleiht. Kein Wunder also, wenn viele Technologie-Anleger die an der NYSE notierte IBM längst der wankelmütigen Nasdaq vorziehen. Der Unternehmenswert ist auf das 2,5fache des Umsatzes gewachsen. Das liegt am oberen Ende der historischen Bewertungen des blauen Riesen und sieht nur im Vergleich zur kuriosen 12,7 fachen Umsatzbewertung von Microsoft ungefährlich aus.
Wirklich erstaunlich ist dagegen die um Optionen bereinigte Erfolgsreichung, die Microsoft vorgelegt hat. Dazu später, denn kaum weniger bemerkenswert ist, wie extrem die operative Margen erodiert. Unbereinigt ist sie von 48,8 auf 36,7 Prozent geplumpst. Rechnet man die Rückstellung für die Sammelklage in Höhe von 660 Mio. $ und die Neureglung des Goodwills ein, ist sie immerhin noch auf 44,2 Prozent gefallen. Nicht dass Microsoft in Zukunft keine Klagen mehr an den Hals bekäme. Aber tun wir einfach so.
Natürlich war die schwache Margenentwicklung nicht ganz unerwartet. Vor allem die Einführung der Xbox hat die Herstellungs- und Vertriebskosten um ein Fünftel anschwellen lassen. Die kritische Masse hat Microsoft bei den Spielkonsolen noch längst nicht erreicht. Fürs Erste macht die Firma zwischen 50 und 100 $ Verlust pro Einheit.
Zwar steht die Einführung in Europa und Asien noch bevor. Aber gegen Sony und Nintendo muss sich der Neuling erst einmal durchsetzen - und zwar so, dass er mit den Konsolen Geld verdient. Ein dauernd neues Angebot an Spielen soll es richten. Ob sie bei einem Gesamtgewinn von rund zehn Mrd. $ entscheidende Impulse bringen, ist indes zweifelhaft. Auch als Trumpf fürs Internet, wo Microsoft die attraktiven Inhalte fehlen, müssen sich die Spiele erst bewähren. Dabei hat es der Softwareriese mit AOL zu tun - kein Zuckerschlecken. Auf dem Softwaremarkt für Server kämpft Microsoft - man höre und staune - unterdessen über den Preis um Marktanteile gegen Sun und Oracle .
Aber selbst wenn alles prima läuft, macht die alternative Erfolgsrechnung im Anhang nachdenklich. Dabei werden, Gehaltskosten, die über Optionsprogramme finanziert werden, mitgerechnet. Insgesamt hat die Firma 859 Millionen Optionen an Mitarbeiter ausgegeben, was einem Sechstel der ausstehenden Aktien entspricht. Würden die im letzten Jahr ausgegebenen Optionen zum rechnerischen Wert als Gehaltskosten gebucht, hätte Microsoft operativ statt 11,5 nur 7,8 Mrd. $ verdient. Das entspräche einem - bereinigten - KGV von 50.
Das Phänomen ist nicht neu, betrifft viele Firmen und scheint theoretisch. Aber für die bestehenden Aktionäre hat es Hand und Fuß. Denn werden die Optionen im günstigen Fall ausgeübt, verwässert das ja entsprechend den Gewinn pro Aktie. Der Wert bleibt also selbst dann teuer, wenn Microsoft operativ zulegt. Verfallen die Optionen hingegen wertlos, kriegt es die Firma mit unzufriedenen Programmierern und Geschäftsführern zu tun. Würde die für Europäer befremdliche Loyalität der Mitarbeiter erodieren, wäre das noch schlimmer als bei der Marge.
IBM
Vor zehn Jahren war die Welt einfach. Eine schwache PC-Nachfrage hinterließ Kratzer in Microsofts Zahlenwerk, den Hersteller dagegen fügte sie oft beinahe tödliche Wunden zu. Selbst IBM , der Erfinder des PCs, entging um 1993 nur knapp der Zerschlagung.
Inzwischen ist vieles anders. Mit Dell gibt es einen Mitbewerber, der die anderen vor Neid erblasssen läßt, egal wie es um die Nachfrage steht. Der schlanke Direktvertreiber konnte im Quartalsvergleich den Absatz um 14 Prozent steigern. Dagegen schrumpfte der Gesamtmarkt um sieben Prozent - ein passender Ausklang des Jahres, in dem der PC Verkauf erstmals seit 1985 zurückgegangen ist. Außer Michael Dell scheint niemand an den raschen Aufschwung zu glauben. Der junge Wilde Compaq, der IBM dereinst die Krone der Marktführerschaft gestohlen hat, sieht inzwischen selbst ziemlich alt aus.
Dagegen ist IBM glimpflich davon gekommen. Nach dem Vertrieb wurde zuletzt auch die Herstellung von Tischcomputern ausgelagert. Der gesamte Hardwarebereich ist längst nur noch zweites Standbein, mit dem IBM inzwischen weniger als mit Dienstleistungen verdient. Firmenkunden beziehen Software, Hardware und IT-Beratung gerne aus einer Hand, IBMs Neuausrichtung hat sich also voll gelohnt. Der alte Erzrivale Compaq würde das Modell durch die Verschmelzung mit Hewlett-Packard am liebsten imitieren. Trotzdem bekam auch IBM den Abschwung zu spüren. Dass der Umsatz nicht stärker eingebrochen ist, verdankt IBM indes vor allem dem zuletzt starken Geschäft mit Outsourcing. Dabei übernimmt IBM das gesamte IT-Management eines Kunden.
Viele Dienstleistungsverträge laufen über Jahre, was der Aktie defensiven Charme verleiht. Kein Wunder also, wenn viele Technologie-Anleger die an der NYSE notierte IBM längst der wankelmütigen Nasdaq vorziehen. Der Unternehmenswert ist auf das 2,5fache des Umsatzes gewachsen. Das liegt am oberen Ende der historischen Bewertungen des blauen Riesen und sieht nur im Vergleich zur kuriosen 12,7 fachen Umsatzbewertung von Microsoft ungefährlich aus.