Wissenschaftler warnen vor Klimaveränderung
Erdatmosphäre erwärmt sich rascher als bisher angenommen
Ergebnisse der Arbeitsgruppe I des IPCC
In Schanghai wurde der Beitrag der WG I zum 3. Bericht des IPCC beraten. Der Gesamtbericht besteht aus einem ca. tausend Seiten umfassenden Papier über den aktuellen Kenntnisstand zum Klimawandel. Für das politische Tagesgeschäft wurde eine "Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger" (Summary for Policymakers - SPM) erstellt, die auf dieser Sitzung von mehr als 100 Regierungsdelegationen verabschiedet wurde.
Klimaänderungen in den letzten 100 bzw. 1000 Jahren
Der Anstieg der globalen Oberflächentemperatur seit 1860 um ca. 0,6 °C ist mit hoher Wahrscheinlichkeit die stärkste Temperaturerhöhung seit 1000 Jahren auf der Nordhalbkugel.
Die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts waren das wärmste Jahrzehnt, 1998 das wärmste Jahr des vergangenen Jahrhunderts.
Neue Analysen von Baumringen, Eiskernen, Korallen und historischen Aufzeichnungen haben gezeigt, dass die Erwärmung im letzten Jahrhundert wahrscheinlich die höchste in den vergangenen 1000 Jahren gewesen ist.
Klicken Sie hier, um zur Abbildung "Veränderung der Oberflächentemperatur der Erde für die vergangenden 140 Jahre" zu gelangen.
Der globale Meeresspiegelanstieg im letzten Jahrhundert betrug ca. 10-20cm.
Die Zunahme des Niederschlags im 20. Jahrhundert betrug ca. 0,5 - 1% pro Dekade in mittleren und höheren Breiten. In den Subtropen ist eine Abnahme der Niederschläge zu verzeichnen.
Die Schneebedeckung in mittleren und höheren nördlichen Breiten hat seit Ende der 60er Jahre um ca. 10% abgenommen, gleichzeitig ist ein Rückgang der Berggletscher weit verbreitet.
Der Klimaeffekt der Sonne war in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts deutlich positiv. Für die letzen Dekaden des vergangenen Jahrhunderts wirkt der kombinierte Effekt der Sonne und des Vulkanismus abkühlend.
Zunahme der Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre
Seit 1750 erfolgte eine Zunahme der CO2-Konzentration in der Atmosphäre bislang um 31%, die Höhe der Konzentration ist einzigartig in den letzten 420.000 Jahren.
Ungefähr 3/4 der anthropogenen CO2 - Emissionen in die Atmosphäre während der letzten 20 Jahre hat ihre Ursache in der Verbrennung fossiler Brennstoffe.
Die Methankonzentration (CH4) in der Atmosphäre stieg seit 1750 um 151%, und der Anstieg dauert an.
Die Konzentration von Distickstoffoxid (N2O) ist seit 1750 um 17% gestiegen und steigt ebenfalls weiter an. Höhere Konzentrationen an N2O als gegenwärtig gab es in den letzten 1000 Jahren nie.
Die berechnete Zunahme der Ozonkonzentration seit 1750 beträgt etwa 1/3 des Ausgangswertes.
Die Konzentration vieler Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), die sowohl die Ozonschicht zerstören als auch als Treibhausgas wirken (z.B. CFCl3 und CF2Cl3) haben seit 1996 auf Grund der Maßnahmen nach dem Montrealer Protokoll entweder abgenommen oder steigen kaum noch an, jedoch steigt die Konzentration einiger treibhauswirksamer Ersatzstoffe (FKW / HFKW z.B. PFCs und SF6) gegenwärtig an.
Zukünftige Klimaänderungen
Nach Berechnungen mit verbesserten Modellen ist bis zum Jahr 2100 je nach Szenario mit einer Erwärmung von 1,4 - 5,8°C zu rechnen. Die Erwärmung wird größer sein als bisher angenommen; diese Erkenntnis ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass die Schwefeldioxidemissionen, die einen abkühlenden Effekt hervorrufen, niedriger als bisher geschätzt sein werden.
Bis 2100 wird von einem Meeresspiegelanstieg von ca. 9 - 88 cm ausgegangen.
Viele Klimamodelle zeigen neben einer Veränderung der globalen und regionalen Niederschlagsverteilung eine Zunahme meteorologischer Extremereignisse (u.a. Trockenperioden, höhere Maximaltemperaturen, mehr Starkniederschläge, weniger Frosttage) und damit verbundene Stürme, Überschwemmungen und Dürren.
Klicken Sie hier, um zur Tabelle "Beobachtete und projizierte Änderungen im Auftreten von extremen Wetter- und Klimaereignissen" zu gelangen.
Der Golfstrom wird sich nach Ergebnissen der meisten Klimamodelle in den nächsten Jahrzehnten abschwächen, in Europa dürfte jedoch die Erwärmung durch den Treibhauseffekt die daraus resultierende Abkühlung mehr als kompensieren. Ein völliger Zusammenbruch dieser ozeanischen Strömung ist nach 2100 nicht völlig auszuschließen.
Unsicherheiten und weiterer Forschungsbedarf
Ungeachtet der Tatsache, dass die Zuverlässigkeit der Klimamodellrechnungen zugenommen hat und gegenwärtige und beobachtete Erwärmungstrends inzwischen mit befriedigender Genauigkeit durch die Modelle reproduziert werden können, bleiben wichtige Unsicherheiten in den Klimamodellen bestehen. Dies betrifft insbesondere die Rolle der Wolken sowie den direkten und indirekten Beitrag von Aerosolen an den Klimaveränderungen. Die weitere Verbesserung der systematischen Klimabeobachtung im globalen Maßstab ist in Verbindung mit verstärkten Forschungsanstrengungen zur Verbesserung des Verständnisses der ablaufenden Klimaprozesse von grundlegender Bedeutung für einen weiteren Erkenntnisgewinn und für eine Verbesserung Genauigkeit globaler und regionaler Klimamodelle.
Wissenschaftliche Relevanz der Aussagen und Auswirkungen auf die weiteren Klimaverhandlungen
Die Ergebnisse der IPCC Arbeitsgruppe I dürften vor dem Hintergrund des klaren Fortschritts und der neueren und strengeren Befunde darüber, dass der Klimawandel bereits begonnen hat und sich im 21. Jahrhundert fortsetzen wird, zu zunehmendem Druck auch auf einen erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen zur Ausgestaltung des Kioto-Protokolls im Rahmen der Klimarahmenkonvention führen. Eine weltweit lebhafte und teilweise sehr ausführliche Medienreaktion auf die Ergebnisse der WG I zeigt, dass hier ein hohes öffentliches Interesse besteht.
Die Risiken von Klimaänderungen sind unverändert hoch. Eine Stabilisierung der Kohlendioxidkonzentrationen und der übrigen Treibhausgase kann nur durch eine substanzielle Reduktion der Emissionen erreicht werden. Selbst bei sofortigem Stopp aller Emissionen würde sich die Aufheizung der Atmosphäre und der Meeresspiegelanstieg noch über Jahrzehnte bzw. Jahrhunderte fortsetzen. Auch die Oberflächentemperaturen würden sich weiter erhöhen und der Meeresspiegel weiter ansteigen. Je länger eine Begrenzung der Treibhausgasemissionen hinausgezögert wird, desto länger wird der Zeitraum merklicher Klimaänderungen andauern.
Wir dürfen nicht abwarten bis gravierende Auswirkungen von Klimaänderungen tatsächlich eingetreten sind. Vielmehr muss aus Vorsorgegründen zügig gehandelt werden, wenn wir nicht in den Gefahrenbereich gelangen wollen. Die Bundesregierung hat dies mit ihrem Klimaschutzprogramm getan.
Die Summary for Policymakers kann auf der Web-Seite des IPCC (www.ipcc.ch) abgerufen werden.
Klicken Sie hier, um zum Einführungstext zu gelangen.
Hast du es nötig, dich auf den Stand von 1995 zu stellen?