Die Macht der Medien

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calexa:

Die Macht der Medien

 
28.07.03 11:24
"Tod der Saddam-Soehne bringt den Oelpreis kraeftig ins
Rutschen." Das war eine der Top-Boersennachrichten zur
Mitte dieser Woche. Und sie zeigt, wie personifiziert
alle Vorgaenge in unserer heutigen Medienwelt sind.
Nicht nur an der Boerse, aber gerade auch dort Doch
genau das ist Absicht und Masche, denn nur so laesst
sich die schier unendliche Komplexitaet unseres modernes
Lebens und unserer hoch technisierten Boersen fuer die
breite Masse reduzieren.

Denn einmal ehrlich, was soll der Tod von zwei Verbrecher-
soehnen mit dem weltweit notierten Oelpreis zu tun haben?
Haben etwa die Hitler-Tagebuecher damals den Bund-Future
auf Talfahrt geschickt? Nein, hier handelt es sich vielmehr
um Symbole – und Symbole sind immer dazu da, um etwas
Schwieriges auf einen einfachen Nenner zu bringen.
Nehmen wir nur das christliche Kreuz. Zeigt man es,
weiss jedermann sofort, was damit gemeint ist. Obwohl
natuerlich niemand weiss, was damit gemeint gemeint ist,
doch genau das ist ja die Absicht. Man teilt die
Schaefchen in Kategorien – weisse, graue, schwarze. Gute
und boese, einfach, um den Ueberblick zu halten.

Die Bild-Zeitung hat, so konnte man es ebenso in dieser
Woche lesen, die Zahl ihrer Leser bei ueber
12 Millionen gehalten. Serioese Tageszeitungen liegen hingegen bei
meistens deutlich unter 5 Prozent dieser Zahl. Und wer
einmal diese Zeitung aufschlaegt, wird auch hier genau
das vorfinden, was ich eben angesprochen habe: Die ganze
Welt wird personifiziert. Zum Beispiel Leid und Glueck
anhand von Dieter Bohlen. Beinahe der Pimmel abgebrochen
(Leid) und dann eine neue Liebe (Glueck). Oder war es

anders herum? Mangels Bild-Konsum kann ich kein aktuelleres
Beispiel finden – und auch dieses ist nicht aus der Bild,
sondern aus Bohlens Autobiografie. Doch da gibt es ja
kaum einen Unterschied.

Die Finanzmaerkte gehen diesen Schritt ebenfalls mit
bemerkenswerter Konsequenz. Nehmen wir die Geldpolitik.
Das Thema "Geld" ist sicherlich eines der schwierigsten,
das es ueberhaupt gibt. Geldtheorie und Theorie der
Geldpolitik sind lebensfuellende Studiengaenge, die
seit Jahrhunderten Hunderttausende von Protagonisten
beschaeftigen, ohne das man dem "Stein der Weisen" viel
naeher gekommen waere. Der britische Staatsmann William
Gladstone wird dabei sogar mit dem Ausspruch zitiert:
"Nicht einmal infolge der Liebe sind so viele Menschen
verrueckt geworden wie infolge des Nachdenkens ueber
das Wesen des Geldes."

Den Finanzmaerkten und der Finanzpresse gelingt es
dennoch, mit der Figur "Greenspan" diese ganze Komplexitaet
mit einem Federstrich einfach hinweg zu definieren.
"Ist Greenspan gut oder boese?" "Ist er ein Guter oder
ein Schlechter?" An diesen beiden Fragen – sowie ihrer
emotionalen Beantwortung – haengt derzeit das gesamte
Schicksal westlicher Geldpolitik.

Das ist so verrueckt, dass es schon fast von einem
oestlichen Fundamentalisten stammen koennte, finde ich.
Meine grosse Hoffnung ist daher, dass wir auch dieses Mal
die Probleme der Maerkte auf westliche Art und Weise
loesen koennen und sich in der oeffentlichen Diskussion
nicht endgueltig das Scheibenschiessen auf Alan Greenspan
durchsetzt, das schon seit einiger Zeit laeuft.
Denn anderweitig finden sich moeglicherweise bald irgendwo
ein paar verwegene Terroristen, die auch in den Finanz-
maerkten versuchen werden, die Bombe zu nutzen.

QUELE: doersam-briefe.de

So long,
Calexa
www.investorweb.de
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