Die Liberalisierung von Chinas Aktienmarkt schreit

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Tatanka-Yotan.:

Die Liberalisierung von Chinas Aktienmarkt schreit

 
20.02.01 10:14
Die Liberalisierung von Chinas Aktienmarkt schreitet voran
 
CSRC öffnet B-Aktien für inländische Investoren. Händler sehen enorme Kurspotenziale
 
Einer der bedeutendsten Gründe, warum Chinas Börse für B-Aktien im vergangenen Jahr 136% zugelegt hat und damit zur besten Börse der Welt aufgestiegen ist, sind die Hoffnungen ausländischer Investoren, dass Aktien der Kategorien A, B und H in absehbarer Zeit verschmolzen werden. A-Aktien sind bedeutend höher bewertet als die Aktien der anderen beiden Kategorien, woraus sich auf ein enormes Aufholpotenzial schließen lässt.

Chinas Börsenaufsicht CSRC hat einen weiteren Schritt in Richtung der Zusammenführung der Aktienkategorien getan. Die Kategorie der B-Aktien wurde für inländische Investoren freigegeben. B-Aktien wurden bisher charakterisiert als diejenigen Aktien chinesischer Unternehmen, die für internationale Investoren reserviert waren. A-Aktien sind demgegenüber Aktien chinesischer Unternehmen, die ausschließlich nationalen Investoren zugänglich sind. Die Aktien der Kategorie H bildeten eine dritte Klasse. H-Aktien sind Anteilsscheine chinesischer Unternehmen, die in Hongkong gelistet sind. Für ihre Bewertung gelten jedoch ähnliche Maßstäbe wie für B-Aktien.

Die jetzige Entscheidung, B-Aktien für inländische Investoren zu öffnen, führt zu deutlichen Gewinnen für H-Aktien. Heute legt der entsprechende Subindex der Hongkonger Börse erneut 4,2% zu. B-Aktien konnten auf die Entscheidung bisher nicht reagieren, da die Börsenaufsicht sie anlässlich der Bekanntgabe der Neuregelung vom Handel ausgesetzt hat. Ein Termin für die Wiederaufnahme des Handels wurde bisher nicht bekannt gegeben.

Analysten äußern sich positiv zu der Entscheidung und erwarten, dass das Ungleichgewicht zwischen A- und B-Aktien nun langsam zum Ausgleich kommen wird. „Aus jeder Perspektive ist es ein guter Schritt,“ erklärt Fang Xinghai, Vorstandsmitglied bei Galaxy Securities in Peking. Aktuell hat der Markt für A-Aktien eine Marktkapitalisierung von 550 Mrd.$ erreicht, während B-Aktien lediglich auf 7 Mrd.$ kommen. Händler sprechen offen von einem kurz- bis mittelfristigen Kurspotenzial von 50% bis 100% für B-Aktien. Chen Zhe von Citic Securities denkt jedoch bereits weiter: „Dies ist auch ein großangelegter Versuch Chinas für die Internationalisierung seiner Kapitalmärkte.“

Interessant bleibt die Frage, wie China die Handelbarkeit seiner Währung handhaben wird, wenn die Öffnung des Marktes voran schreitet. Der Hauptgrund für die Regierung, zwei verschiedene Aktienmärkte zu kreieren, war der feste Wechselkurs des Yuan zum Dollar und dessen beschränkte Handelbarkeit. Marktbeobachter erklären jetzt, dass China sich in den vergangenen Monaten zunehmend weniger über einen möglichen Abfluss ausländischen Kapitals sorgt, als vielmehr darauf konzentriert, den Kapitalbedarf inländischer Unternehmen zu decken und den Konsum anzukurbeln. „Selbst wenn der Yuan auf dem Schwarzmarkt eine Abwertung erfährt, das würde den Exporten zu Gute kommen,“ erklärt Fang Xinghai.

Der jetzige Schritt dürfte vorerst auch einen zentralen Belastungsfaktor für chinesische Aktien aus den letzten Wochen in den Hintergrund rücken. Die CSRC hat damit begonnen Insider-Handel und Korruption im Zusammenhang mit Chinas Aktienhandel zu untersuchen und hat angekündigt hart durchzugreifen. Während der Schritt auf lange Sicht positiv zu sehen ist, da er die Zuverlässigkeit und Transparenz erhöht, wird befürchtet, dass er zunächst deutlichen Druck auf viele Aktien ausüben könnte, wenn Transaktionen rückgängig gemacht, Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen und Strafgebühren erhoben werden sollten.

Letztere Probleme deuten auf das Risiko hin, dass Chinas Börse trotz ihrer Potenziale bietet. Der Markt wurde erst kürzlich von Pricewaterhouse Coopers (PWC) in einer Untersuchung von 35 Finanzmärkten als der am wenigsten transparente weltweit klassifiziert, noch hinter Russland und Indonesien. In der Studie, die auch den Faktor Korruption mit einbezieht, kommt PWC zu dem Schluss, dass mangelnde Transparenz direkt und indirekt die Kosten für ausländischen Investoren erhöht und ähnlich wie eine Steuer bewertet werden kann. Der Steuerfaktor für China wäre demnach 46%.

Transparenteste und damit eine der günstigsten Börse der Welt ist übrigens Singapur, die sowohl die USA als auch Großbritannien auf die Plätze verweist. Der deutsche Markt wurde nicht untersucht.


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