Die Kreditrisiken der Dresdner Bank

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Die Kreditrisiken der Dresdner Bank

 
23.02.03 15:07

Frankfurt, 23. Feb (Reuters) - Die Dresdner Bank
hat angesichts wachsender Zweifel an der Kapitalkraft des
deutschen Finanzsektors mit dem systematischen Abbau von
Kreditrisiken in Milliardenhöhe begonnen. In Kreisen der Bank
hieß es, 17 Milliarden Euro ausfallgefährdete oder strategisch
unwichtige Kredite seien auf die dafür gebildete
"Institutionelle Umstrukturierungseinheit" (IRU) überführt
worden.

ERFOLG VON IRU FÜR FAHRHOLZ ENTSCHEIDEND
"Von den 17 Milliarden sind rund 40 Prozent Not leidende
Kredite, für die es nur zum Teil eine Risikovorsorge gibt",
erfuhr Reuters aus den Kreisen, während sich die Bank selbst
nicht äußern wollte. "Der Erfolg der IRU ist ein entscheidender
Faktor für den Turnaround, den Vorstandschef Bernd Fahrholz dem
Eigentümer Allianz für 2003 versprochen hat", hieß es weiter.
Nach Darstellung der Allianz [ALV.GER]   hat die Dresdner Bank
allein im dritten Quartal 2002 mit 972 Millionen Euro Verlust
zum Konzernergebnis beigetragen, der zu guten Teilen aus
Wertberichtigungen für Not leidende Kredite resultierte.

AUCH KANZLER SCHRÖDER AN IRU INTERESSIERT
Fahrholz gilt als Erfinder der IRU-Idee, auf die inzwischen
auch Bundeskanzler Gerhard Schröder aufmerksam geworden ist.
Beim Spitzengespräch mit Top-Bankern am 16. Februar im Berliner
Wirtschaftsministerium soll der um die Finanzkraft des deutschen
Kreditgewerbes besorgte Regierungschef nach Angaben aus
Teilnehmerkreisen nachgefragt haben, ob die IRU nicht als
Auffangbank für die gewaltigen Bestände der deutschen
Finanzinstitute an schlechten Krediten dienen könnte.
Als eigenständiger Geschäftsbereich unter der Leitung des
von Allianz-Vorstand Paul Achleitner rekrutierten Schweden Jan

Kvarnström soll die IRU bis zu 30 Milliarden Euro Kredite
übernehmen, deren Schuldner zahlungsunfähig sind oder die nicht
mehr als strategisches Engagement mit ausreichender Rentabilität
angesehen werden. Je nach Einzelfall werden die Kredite entweder
saniert und mit höherer Gewinnmarge an die Bank zurück gegeben
oder aufgelöst, um das gebundene Kapital in lukrativeren
Geschäften einsetzen zu können.
Rasche Abschreibungen, Joint Ventures, die Verbriefung von
Krediten oder Zwangsliquidationen gehören zum Instrumentarium
von "Kvarnströms Kreditwerkstatt", so die IRU im
Dresdner-Jargon. "Weltweit kann das bis zu 10.000 Kunden
betreffen", hieß es in den Kreisen der Bank. Darunter seien
viele mittelständische Firmen wie auch von früheren
Dresdner-Vorständen eingegangene Engagements auf dem
amerikanischen Kontinent. Doch die Pläne der IRU-Chefs machen an
den Grenzen der 2001 für 24 Milliarden Euro übernommenen
Dresdner Bank nicht halt: "Darüber hinaus soll die IRU "Centre
of Competence" für die Betreuung Not leidender und nicht
strategischer Engagements der Allianz-Gruppe werden", heißt es
in internen Unterlagen über das Institut.

ZEIT WIRD KNAPP FÜR FAHRHOLZ
Ob Fahrholz diesen Tag als Mitglied des Allianz-Vorstands
erleben wird, ist unsicher. "Weil die Kapitalmärkte derzeit so
schwierig sind, braucht die Dresdner Bank Zeit, ihre Probleme zu
lösen. Schafft sie das nicht, stehen alle Optionen offen", hatte
der scheidende Allianz-Vorstandschef Henning Schulte-Noelle vor
zwei Wochen erklärt.
Schulte-Noelles Nachfolger Michael Diekmann hat noch nicht
gesagt, wie viel Zeit er Fahrholz und der Dresdner Bank geben
will. Die Geduld der Finanzmärkte ist weitgehend erschöpft. Vom
52-Wochen-Hoch bei 287 Euro im März 2002 ist die Allianz-Aktie
auf 71 Euro abgestürzt. Hartnäckig halten sich Gerüchte, der
Konzern werde bald zu einer Kapitalerhöhung gezwungen sein.
Unter Druck steht Fahrholz aus eigenem Antrieb. "Unser
oberstes Ziel ist es, bereits im nächsten Jahr profitabel zu
arbeiten und einen operativen Gewinn zu erzielen", hatte er am
26. September 2002 erklärt und mit dem Abbau von 11.000
Arbeitsplätzen begonnen. Heute heißt es in Kreisen der Bank:
"Fahrholz kann 2003 den Turnaround bei den Kosten und der
Risikovorsorge schaffen. Einen operativen Gewinn werden die
Märkte wohl nicht zulassen."
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