Die Finanziers der Attentäter haben leichtes Spiel

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Die Finanziers der Attentäter haben leichtes Spiel

 
16.09.01 21:48
Sonntag, 16. September 2001     Berlin, 21:45 Uhr

Die Finanziers der Attentäter haben leichtes Spiel

Weitverzweigte Netze von Unternehmen und Scheinfirmen ermöglichen diskreten Zahlungsverkehr. Mehr als 30 Offshore-Zonen bieten Schlupflöcher

Von Jan Dams und Jörg Eigendorf

Frankfurt/Main - Osama Bin Laden gilt als Multi-Millionär, wenn nicht gar als Milliardär. Als 17. von 52 Kindern soll der Sohn des reichsten Bauunternehmers Saudi Arabiens ein Vermögen geerbt haben. Genaues wissen nur wenige, sogar die Geheimdienste tappen möglicherweise im Dunkeln, wenn es darum geht, bin Ladens Vermögen zu bestimmen. Und die Agenten dürften es auch schwer haben, genau nachzuvollziehen, wie Bin Laden sein Geld in der ganzen Welt für Terrorakte einsetzen kann.

Dabei sind die Techniken und Wege längst bekannt: Seit Jahren nutzen Drogenhändler, Mafiavereinigungen und auch russische Geschäftsimperien den Fortschritt im internationalen Zahlungsverkehr, um sich immer besser zu organisieren. Der Internationale Währungsfonds schätzt die Summe illegaler Gelder, die jährlich im internationalen Finanzsystem gewaschen werden, auf zwischen zwei und fünf Prozent des Weltsozialprodukts. Der Gesamtbetrag dürfte folglich bei weit über eine Billion Dollar liegen.


Man muss kein Terrorist sein, um zu verstehen, wie leicht sich Geld verteilen lässt. Kreditkartenorganisationen wie American Express buchen weltweit von Konten ab. Der mutmaßlichen Pilot der Todesmaschine, Mohamed Atta, kann sein Leben, Flüge und Projekte in Deutschland theoretisch über Kreditkarten finanziert haben.


Schwieriger wird es bei Projekten, zu denen große Summen erforderlich sind. Aber auch hier sind längst die Techniken bekannt. So verfügen gut organisierte Gruppen über ein Netzwerk an Firmen in zahlreichen Ländern. Dabei handelt es sich nicht nur um Briefkastenfirmen, sondern auch um tatsächlich tätige Unternehmen. Indem sich die einzelnen Firmen untereinander fiktive Dienstleistungen in Rechnung stellen, lässt sich Geld fast beliebig über Grenzen hinweg transferieren, ohne dass es Behörden auffällt. Russische Geschäftsleute machen seit Jahren vor, wie sich auf diese Weise Milliardenbeträge aus dem Land überweisen lassen, obwohl es vermeintlich strenge Devisenexportbeschränkungen gibt. So kann ein Moskauer Unternehmen beispielsweise mit einer Münchener Werbeagentur einen Beratungsvertrag abschließen, ohne dass geprüft würde, ob diese Leistung im angegebenen Wert tatsächlich erbracht wird. Derartige Firmennetzwerke können weit verzweigt sein, ohne dass irgendwo der Name einer verdächtigen Person auftaucht. "Dafür haben Terrorgruppen ihre Strohmänner", sagt ein Fachmann.


Entscheidend ist für organisierte Gruppen, hohe Beträge unbehelligt ins Finanzsystem schleusen zu können. Das haben die Industriestaaten selbst den organisierten Verbrechergruppen leicht gemacht: Vor allem die Finanzindustrie hat ein großes Interesse, Steuerparadiese wie die Kanalinsel Jersey oder die Cayman-Islands in der Karibik offen zu halten. Es gibt mehr als 30 derartiger Offshore-Zonen, in denen die staatliche Aufsicht in der Regel lax ist. Was für wohlhabende Steuerflüchtlinge gedacht ist, wird von illegalen Gruppen genutzt: "Die Industriestaaten haben ein System der Intransparenz geschaffen, das jetzt andere gegen sie nutzen können", sagt Philipp Hersel von der Berliner Arbeitsgemeinschaft Umwelt und Entwicklung (Blue 21).


Die Kreditinstitute stehen der Geldwäsche fast ratlos gegenüber. Zwar müssen Barein- und -auszahlungen von mehr als 30.000 DM sowie verdächtige Geldbewegungen gemeldet werden. Doch organisierte Gruppen kennen die Bestimmungen ebenfalls: "Wir können gegen professionelle Geldwäsche nicht viel machen", heißt es in der Deutschen Bank. Zahlen machen das deutlich: So meldeten Mitarbeiter des Branchenprimus im vergangenen Jahr gerade mal 1000 verdächtige Zahlungen. Davon wurden 300 weitergeleitet an Staatsanwaltschaften und Landeskriminalämter.

www.welt.de/daten/2001/09/17/0917wi282590.htx


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nochmal up o.T.

 
16.09.01 23:57
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