Die Deutschen sind verrückt geworden

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vega2000:

Die Deutschen sind verrückt geworden

 
06.08.02 10:36

Wenn der Pressefreiheit nichts Schlimmeres droht als Münteferings Strafanzeige, geht es ihr gut


Leser von Asterix wissen, dass die Gallier regelmäßig zur Ansicht kommen, die Römer seien verrückt geworden. Heutzutage sind es nicht die Römer, sondern die Deutschen, die verrückt geworden sind – insbesondere die Bild-Zeitung, SPD-Generalsekretär Müntefering und elf deutsche Chefredakteure: Der Bild–Zeitung hat es gefallen, aus der Miles-and-More- Affäre eine Staatsaffäre zu machen. Dem Generalsekretär der SPD fiel daraufhin nichts Schlechteres ein, als eine Strafanzeige gegen die Bild-Zeitung zu stellen. Und elf deutsche Chefredakteure haben dieser Anzeige wegen den Drang verspürt, die Pressefreiheit gegen Müntefering und Co. verteidigen zu müssen. Indes: Das aufgepumpte Getue schadet der Pressefreiheit mehr, als es ihr nützt.

Deutsche Aufgebrachtheit: Wenn die skandalgewohnten Franzosen über den Rhein schauen, mögen sie sich vor Lachen schütteln. Man muss aber gar nicht so abgebrüht sein wie die Franzosen, deren Staatspräsident wohl nur seiner Immunität wegen nicht vor Gericht kommt, um angesichts der jüngsten Serie von Übertreibungen zu sagen: Eure Sorgen möchte ich haben. Solange der Pressefreiheit hierzulande nichts anderes droht als eine Strafanzeige von Müntefering – dann geht es ihr ziemlich gut.

Man müsste sich allerdings Sorgen machen, wenn die Staatsanwaltschaft nun Redaktionsräume durchsuchen und Redaktionscomputer beschlagen würde, wie es leider in den vergangenen Jahren immer öfter aus nichtigem strafrechtlichen Anlass der Fall war. Doch so blöd, sich als Wahlkampfhelferin einspannen zu lassen, ist die Staatsanwaltschaft nicht. Sie wird Münteferings überflüssige Anzeige in einen roten Aktendeckel hüllen, ein Aktenzeichen darauf malen, sie aber dann möglichst schnell in der Ablage verschwinden lassen. Wer diese Strafanzeige und ein paar törichte (mittlerweile wieder zurückgenommene) Bemerkungen des SPD-Fraktionsvorsitzenden Stiegler zum Anlass nimmt, das ganz große Geläute einzuschalten um das Vaterland zu warnen, der betreibt exakt den Alarmismus, den er kurz vorher der Bild-Zeitung in der Miles-and-More-Affäre vorgeworfen hat. Das Land schreibt nicht das Jahr 1962, es gibt keine neue Spiegel-Affäre; und Kai Diekmann, der Chefredakteur der Bild–Zeitung, ist auch nicht, wie damals Rudolf Augstein, eingesperrt worden; kein Mensch tut ihm etwas. Es schreien allerdings diejenigen Politiker auf, denen die Bild–Zeitung auf den Fuß gestiegen ist. Das ist normal. Dagegen muss man sich nicht heldenhaft verteidigen.

Sollte die Politik allerdings (wie weiland Oskar Lafontaine im Saarland, in Reaktion auf angeblichen „Schweinejournalismus“) auf die Idee verfallen, einen speziellen Politikerschutz zu konstruieren unter dem Vorwand, das allgemeine Persönlichkeitsrecht zu stärken, dann wäre der große Alarm veranlasst. Solange das nicht der Fall ist, sollte man die Kirche im Dorf lassen. Dieser Rat ist vielleicht nicht sehr anspruchsvoll, aber offensichtlich notwendig. Die Pressefreiheit ist ein zu wichtiges Gut, um sie in kleiner Münze herumzuwerfen.


Die Deutschen sind verrückt geworden 742364
AlanG.:

also ich wundere mich

 
06.08.02 10:43
über unsere "seriösen" Chefredakteure. Nehmen sie
doch ein Schmierenblatt (Bild-Zeitung) in Schutz, das in den letzten 50
Jahren nichts beseres zu tun hatte als die Leute zu verdummen.
Journalismus kann man das in meinen Augen nicht nennen. Sätze mit mehr
als drei Worten, ist sehr viel in der Bild. Günther Wallraff hat vor
Jahren über die Artbeitsmethoden dieses Blattes geschrieben. Wer so ein
Blatt und damit diesen Journalismus verteitigt, dekliniert  seinen
Jounalismus ebenfalls auf diees Niveau herunter.

Alle hätten sich viel eher und vehementer gegen die Methoden dieser
"Zeitung" wehren müsen.

Endlich zeigt einer  (Franz Müntefering) mal Mut, gegen diesen
Journalismus "aufzustehen", der in meinen Augen nichts anderes ist als:
unehrlich, voreingenommen, primitiv, parteiisch, ignorant, schmutzig und
obszön.

Wer Bild  liest ist selbst schuld.

Gruss und einen Herzlichsten Glückwunsch

Wieviel Lenze?
Happy End:

@AlanG

 
06.08.02 10:51
Besser kann man die BILD-Zeitung nicht bechreiben:
"unehrlich, voreingenommen, primitiv, parteiisch, ignorant, schmutzig und
obszön"

BILD-Zeitung lesen ist wie Bücher verbrennen.

BILD-Zeitung und Pressefreiheit verhalten sich wie Wasser und Feuer.

Zumal die BILD-Zeitung doch das Synonym für einen faktenfreien Raum ist ;-)

Gruß    
Happy End
MadChart:

Klar ist jeder

 
06.08.02 10:58

selber schuld, der "Bild" liest. Das sind aber immerhin jeden Tag 4.5 Millionen Menschen (!).

Und da stellt sich mir schon die Frage: Wer ist da eigentlich unseriös oder unehrlich, voreingenommen, primitiv, parteiisch, ignorant schmutzig und obszön? Die Redakteure, die Riesenschlagzeilen wie "SEX IM BÜRO - JEDER ZEHNTE TUT'S" texten, oder die Leute, die die Zeitung kaufen? Denn wenn es nicht genug Leser für diese Art von Journalismus gäbe, dann gäbe es auch diese Zeitung nicht. Erinnert mich etwas an die Problematik, ob die Henne oder das Ei zuerst da war...


Grüße

MadChart

satyr:

Noch schlimmer

 
06.08.02 11:17
Da dieses Schmierblatt(Zeitung würde die anderen Zeitungen beleidigen)
noch verliehen wird sind es noch mehr man schätzt etwa 6-7 mio.
Wer am kiosk das Lügenblatt verlangt bekommt was?
Magic-Dilbert:

Von der BILD da tropft das Blut, aber

 
06.08.02 11:34
trotzdem: BILD ist gut.

Sicherlich, nehmen unsere "seriösen" Chefredakteure doch das Schmierenblatt (Bild-Zeitung) in Schutz, welches in den letzten 50 Jahren nichts besseres zu tun hatte, als die Leute zu verdummen (s. AlanG). Aber was haben unsere Politiker denn getan - sowohl die schwarzen als auch die roten? Sie haben doch das gesamte Volk täglich von neuem verarscht. Ich bin sicher, was man so liest und hört, ist doch nur die Spitze des Eisberges.

Die schwarzen Politiker sind alle reich geworden, geben das aber auch zu. Die roten und grünen sind inzwischen auch alle sehr vermögend - wahrscheinlich sogar Millionäre; nur sie versuchen das zu verstecken, da sie sich dann schämen müssten.

Es war schon immer so: Die Politiker und die Gerwerkschaftsbosse fahren mit ihren dicken Autos vor, während der Arbeiter sein Fahrrad schiebt.  


Zu Rezzo Schlauch:
macht einen 7.000 Euro-Flug über geschäftliche Meilen in der First Class. Gerade ein Grüner hätte sich dann wenigstens auch mit Economy oder Business-Class zufrieden geben können. Perverse Gesellschaft!!!!

Zu Müntefering:
1. hatte angeblich keine Ahnung vom Kölner Klüngel. D. h.
1.1. entweder er lügt oder
1.2. er hatte seinen Laden als NRW-Landesvorsitzender nicht im Griff
2. jetzt schimpft er massiv gegen BILD, obwohl die SPD vor Jahren zumindest vergleichbar gegen die damalige Regierung vorgegangen ist.

Zu Thierse:
1. er hatte schon vor über einem Jahr vom Bund der Steuerzahler Informationen auf die private Nutzung geschäftlich erzielter Meilen erhalten. Das heißt:
1.1. er hat seine Hausaufgaben nicht gemacht (Einführung eindeutiger Verfahren), ist also für seinen Job nicht geeignet.

Warum nicht so wie in Hamburg: Dort gehen die Bonusmeilen an den Senat. Alle Flug- und Bahntickets werden zentral bestellt. Dienstlich erworbene Meilen gehen an den Senat und werden für Discount-Flüge genutzt. Dieses ist auch schon von den früheren SPD-Bürgerschaften so gehandhabt worden. Also nichts neues für die SPD.
2. Er fordert als zweithöchster Repräsentant des Staates die Lufthansa offiziell zu einer kriminellen Handlung auf.  

Dixie:

Müntefering = Heuchler!

 
06.08.02 11:46
Man stelle sich vor, die "Ertappten" seien Mitglieder der CDU/CSU/FDP gewesen. Müntefering wäre der Geifer vom Kinn getropft, so hätte er sich über diesen "Skandal" ereifert. Aber so sinds die eigenen Leute, so ein Mist! Da sieht das Ganze selbstverständlich ganz anders aus. Hätte sonst die Bildzeitung Dankesschreiben für tolle Wahlkampfhilfe erhalten, so bekommt sie nun - eine Strafanzeige.
Lächerlich, das Ganze!
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