Die Börsentrends für 2001
Märkte unter Dampf
Die vergangenen Monate haben die Nerven der Anleger strapaziert. Trotzdem stehen die Zeichen für das kommende Jahr nicht schlecht – mit preiswerterem Öl und einem stärkeren Euro. Die Aussichten für 2001 – ein DM Online-Spezial.
Pleiten, Pech und Pannen: Für Anleger ist es in den vergangenen Monaten noch einmal ganz dick gekommen. Am Neuen Markt mußte Service-Provider Gigabell das Insolvenzverfahren einleiten, an der Wall Street jagte eine Gewinnwarnung die nächste, der Ölpreis schoß in ungeahnte Höhen und trieb damit die Inflation bis auf 2,8 Prozent.
Die Europäische Zentralbank reagierte mit Zinserhöhungen, der Deutsche Aktienindex Dax mit seinem Sturz – allen voran geriet die Volksaktie Nummer 1 ins Trudeln: Die Deutsche Telekom fand sich nach der atemberaubenden und geldtreibenden Versteigerung der UMTS-Lizenzen bei unter 40 Euro auf dem Kurszettel wieder. Nur der schwache Euro lieferte zeitweise ein noch traurigeres Bild.
Trübe Aussichten für das nächste Börsenjahr? Katerstimmung nach der Börsenrallye? Mitnichten. Experten blicken keineswegs pessimistisch in die Zukunft: Die Konjunktur ist stabil, die Wirtschaft wächst, die Steuern sinken. Die Weltwirtschaft bleibt unter Dampf: Die Voraussetzungen für ein gutes Jahr 2001 stimmen.
Doch wer von den günstigen Rahmenbedingungen profitieren will, muß auch auf das Kleingedruckte achten. Die Bedingungen für erfolgreiche Investitionen ändern sich: Die Wirtschaftslokomotive USA, bisher die treibende Kraft für den längsten Aufschwung aller Zeiten, verliert an Fahrt. Nach einem Wirtschaftswachstum von knapp sechs Prozent in diesem Jahr erwarten Experten für 2001 allenfalls 3,5 Prozent. Die Volkswirte atmen zwar durch. „Damit ist die Gefahr einer Überhitzung gebannt“, analysiert Ulrich Ramm, Chefvolkswirt der Commerzbank (siehe Interview).
DM Online-Analyse:
Die sogenannte sanfte Landung – langsameres Wachstum und moderat steigende Zinsen – hält die Inflation in Schach. Alan Greenspan, der Chef der amerikanischen Notenbank, wird kaum scharf auf die Zinsbremse treten müssen und der Konjunktur so ein jähes Ende bescheren.
Doch für Anleger bleibt der Verschnaufer nicht ohne Folgen. Die extremen Kurssteigerungen an der Wall Street dürften der Vergangenheit angehören. Die Gewinnwarnungen der großen Technologieunternehmen sind womöglich nur ein Vorgeschmack auf weitere Enttäuschungen, die den Anlegern drohen.
„Gute Voraussetzungen“
Commerzbank-Chefvolkswirt Ulrich Ramm über den Aufschwung in Europa, die Aussichten für den Euro und die Märkte des nächsten Jahres.
DM Online: Die Wirtschaft in den USA boomt wie nie zuvor. Wann ist die Party vorbei?
RAMM: In den USA hoffentlich bald. Dort gibt es zum Glück einige Anzeichen einer sanften Landung der US-Wirtschaft. Damit ist die Gefahr einer Überhitzung gebannt. Die Inflationsgefahr und damit auch die Gefahr drastischer Zinserhöhungen wird so gedämpft.
DM Online: Ist es nicht egal, ob die Wirtschaft hart oder weich landet? Das Ergebnis ist doch dasselbe.
Ramm: Nein, wenn die amerikanische Notenbank die Zinsen abrupt drastisch erhöhen muß, kann die Konjunktur abgewürgt werden. Im schlimmsten Fall kann das kein weiteres Wachstum in den USA bedeuten. So aber können wir mit einem weiteren dynamischen Wachstum von drei bis dreieinhalb Prozent dort rechnen. Für die Weltwirtschaft und damit auch für uns sind das gute Voraussetzungen für weiteres Wachstum.
DM Online: Welche Faktoren werden die Wirtschaft bei uns beeinflussen?
Ramm: In Deutschland wird vor allem die anziehende Binnenkonjunktur zur Triebkraft für die Konjunktur. Bleibt es bei dem erwarteten Wirtschaftswachstum von rund drei Prozent, wirkt sich das auch auf den Arbeitsmarkt positiv aus. Zusammen mit der Steuerreform stehen die Zeichen für einen weiteren Aufschwung sehr gut.
DM Online: Kommt für Euroland im kommenden Jahr der große Durchbruch?
Ramm: Der große Durchbruch zwar wohl nicht, aber wahrscheinlich werden sich internationale Investoren zunehmend dem kontinentaleuropäischen Markt zuwenden. Institutionelle Anleger aus den USA interessieren sich bereits für Europa. Das ist schon spürbar. Wenn sich der Wert des Euro dem des Dollar wieder annähert – und davon gehe ich aus –, wird der Euro eine gesuchte Anlagewährung sein.
DM Online: Wer wird davon auf den Märkten profitieren?
Ramm: Zunächst einmal die großen Titel, beispielsweise die Dax-Werte. Auf Branchen bezogen rechne ich mit einer verbesserten Situation in der Chemieindustrie, die sehr vom starken Export profitiert. Aber auch Werte aus der Telekommunikations- und Elektroindustrie werden weiter gefragt sein und natürlich die Finanztitel. Sie profitieren von der guten Konjunktur, durch die Insolvenzen und damit Kreditausfälle zurückgehen, und von der Rentenreform.
DM Online: Welche Rolle spielt die New Economy im kommenden Jahr?
Ramm: Sie wird weiter an Gewicht gewinnen, trotz der Rückschläge. Das Internet setzt seinen Vormarsch fort, denn die Rationalisierungspotentiale sind noch lange nicht ausgeschöpft. Trotzdem ist für Anleger Vorsicht geboten. Am Neuen Markt wird sich im kommenden Jahr weiter die Spreu vom Weizen trennen.
DM Online: Wie wird sich der Aktienmarkt 2001 insgesamt entwickeln?
Ramm: Ich bin da ganz optimistisch: Mitte nächsten Jahres steht der Dax über 8000 Punkten.
Wollen wier es hofen .
B@Z
Märkte unter Dampf
Die vergangenen Monate haben die Nerven der Anleger strapaziert. Trotzdem stehen die Zeichen für das kommende Jahr nicht schlecht – mit preiswerterem Öl und einem stärkeren Euro. Die Aussichten für 2001 – ein DM Online-Spezial.
Pleiten, Pech und Pannen: Für Anleger ist es in den vergangenen Monaten noch einmal ganz dick gekommen. Am Neuen Markt mußte Service-Provider Gigabell das Insolvenzverfahren einleiten, an der Wall Street jagte eine Gewinnwarnung die nächste, der Ölpreis schoß in ungeahnte Höhen und trieb damit die Inflation bis auf 2,8 Prozent.
Die Europäische Zentralbank reagierte mit Zinserhöhungen, der Deutsche Aktienindex Dax mit seinem Sturz – allen voran geriet die Volksaktie Nummer 1 ins Trudeln: Die Deutsche Telekom fand sich nach der atemberaubenden und geldtreibenden Versteigerung der UMTS-Lizenzen bei unter 40 Euro auf dem Kurszettel wieder. Nur der schwache Euro lieferte zeitweise ein noch traurigeres Bild.
Trübe Aussichten für das nächste Börsenjahr? Katerstimmung nach der Börsenrallye? Mitnichten. Experten blicken keineswegs pessimistisch in die Zukunft: Die Konjunktur ist stabil, die Wirtschaft wächst, die Steuern sinken. Die Weltwirtschaft bleibt unter Dampf: Die Voraussetzungen für ein gutes Jahr 2001 stimmen.
Doch wer von den günstigen Rahmenbedingungen profitieren will, muß auch auf das Kleingedruckte achten. Die Bedingungen für erfolgreiche Investitionen ändern sich: Die Wirtschaftslokomotive USA, bisher die treibende Kraft für den längsten Aufschwung aller Zeiten, verliert an Fahrt. Nach einem Wirtschaftswachstum von knapp sechs Prozent in diesem Jahr erwarten Experten für 2001 allenfalls 3,5 Prozent. Die Volkswirte atmen zwar durch. „Damit ist die Gefahr einer Überhitzung gebannt“, analysiert Ulrich Ramm, Chefvolkswirt der Commerzbank (siehe Interview).
DM Online-Analyse:
Die sogenannte sanfte Landung – langsameres Wachstum und moderat steigende Zinsen – hält die Inflation in Schach. Alan Greenspan, der Chef der amerikanischen Notenbank, wird kaum scharf auf die Zinsbremse treten müssen und der Konjunktur so ein jähes Ende bescheren.
Doch für Anleger bleibt der Verschnaufer nicht ohne Folgen. Die extremen Kurssteigerungen an der Wall Street dürften der Vergangenheit angehören. Die Gewinnwarnungen der großen Technologieunternehmen sind womöglich nur ein Vorgeschmack auf weitere Enttäuschungen, die den Anlegern drohen.
„Gute Voraussetzungen“
Commerzbank-Chefvolkswirt Ulrich Ramm über den Aufschwung in Europa, die Aussichten für den Euro und die Märkte des nächsten Jahres.
DM Online: Die Wirtschaft in den USA boomt wie nie zuvor. Wann ist die Party vorbei?
RAMM: In den USA hoffentlich bald. Dort gibt es zum Glück einige Anzeichen einer sanften Landung der US-Wirtschaft. Damit ist die Gefahr einer Überhitzung gebannt. Die Inflationsgefahr und damit auch die Gefahr drastischer Zinserhöhungen wird so gedämpft.
DM Online: Ist es nicht egal, ob die Wirtschaft hart oder weich landet? Das Ergebnis ist doch dasselbe.
Ramm: Nein, wenn die amerikanische Notenbank die Zinsen abrupt drastisch erhöhen muß, kann die Konjunktur abgewürgt werden. Im schlimmsten Fall kann das kein weiteres Wachstum in den USA bedeuten. So aber können wir mit einem weiteren dynamischen Wachstum von drei bis dreieinhalb Prozent dort rechnen. Für die Weltwirtschaft und damit auch für uns sind das gute Voraussetzungen für weiteres Wachstum.
DM Online: Welche Faktoren werden die Wirtschaft bei uns beeinflussen?
Ramm: In Deutschland wird vor allem die anziehende Binnenkonjunktur zur Triebkraft für die Konjunktur. Bleibt es bei dem erwarteten Wirtschaftswachstum von rund drei Prozent, wirkt sich das auch auf den Arbeitsmarkt positiv aus. Zusammen mit der Steuerreform stehen die Zeichen für einen weiteren Aufschwung sehr gut.
DM Online: Kommt für Euroland im kommenden Jahr der große Durchbruch?
Ramm: Der große Durchbruch zwar wohl nicht, aber wahrscheinlich werden sich internationale Investoren zunehmend dem kontinentaleuropäischen Markt zuwenden. Institutionelle Anleger aus den USA interessieren sich bereits für Europa. Das ist schon spürbar. Wenn sich der Wert des Euro dem des Dollar wieder annähert – und davon gehe ich aus –, wird der Euro eine gesuchte Anlagewährung sein.
DM Online: Wer wird davon auf den Märkten profitieren?
Ramm: Zunächst einmal die großen Titel, beispielsweise die Dax-Werte. Auf Branchen bezogen rechne ich mit einer verbesserten Situation in der Chemieindustrie, die sehr vom starken Export profitiert. Aber auch Werte aus der Telekommunikations- und Elektroindustrie werden weiter gefragt sein und natürlich die Finanztitel. Sie profitieren von der guten Konjunktur, durch die Insolvenzen und damit Kreditausfälle zurückgehen, und von der Rentenreform.
DM Online: Welche Rolle spielt die New Economy im kommenden Jahr?
Ramm: Sie wird weiter an Gewicht gewinnen, trotz der Rückschläge. Das Internet setzt seinen Vormarsch fort, denn die Rationalisierungspotentiale sind noch lange nicht ausgeschöpft. Trotzdem ist für Anleger Vorsicht geboten. Am Neuen Markt wird sich im kommenden Jahr weiter die Spreu vom Weizen trennen.
DM Online: Wie wird sich der Aktienmarkt 2001 insgesamt entwickeln?
Ramm: Ich bin da ganz optimistisch: Mitte nächsten Jahres steht der Dax über 8000 Punkten.
Wollen wier es hofen .
B@Z