News - 15.05.05 10:05
WOCHENAUSBLICK: Die Börse bleibt nervös - 'Sell in May and go away'
FRANKFURT (dpa-AFX) - An der Frankfurter Börse wird sich das Auf und Ab der vergangenen Woche voraussichtlich fortsetzen. Mit der Börsenregel "Sell in May and go away" im Rücken wird die Skepsis der Marktteilnehmer in der kommenden Woche anhalten. Ein wichtiges Indiz dafür ist laut Börsianern die wachsende Anfälligkeit der Märkte für Gerüchte und Spekulationen.
So tauchten Meldungen auf, nach denen sich ein großer Hedge-Fonds verspekuliert haben soll, was den Kurs der Deutschen Bank kurzfristig einbrechen ließ. Andere wollten von einer bevorstehenden Aufwertung der chinesischen Währung wissen. Stabilisierend wirkten der weiter sinkende Ölpreis und gute Unternehmensnachrichten, beispielsweise von Technologieschwergewicht Cisco Systems , die mit einem positiven Ausblick auf wieder steigende Kurse im Technologiesektor hoffen lassen.
VIELE HAUPTVERSAMMLUNGEN
Neben der Hauptversammlung der Deutschen Bank ist die kommende Woche geprägt von ungewöhnlich vielen Hauptversammlungen, darunter von Beiersdorf , METRO und der Commerzbank . Unter den Bilanzvorlagen stechen am Donnerstag die ersten Quartalszahlen des Bezahlfernsehanbieters Premiere seit dem Börsengang Anfang März hervor. Die Aktie steht bislang deutlich über dem Ausgabepreis von 28 Euro. Wichtige Bilanzzahlen werden zudem von Computerherstellerer Hewlett Packard in den USA und den beiden im MDAX notierten Finanzdienstleistern MLP und AWD erwartet.
Im Fokus bleibt die Aktie der Deutschen Börse . Die Zukunft des Frankfurter Börsenbetreibers, dessen Führungsduo pünktlich zur "Heuschrecken"-Diskussion vor dem NRW-Wahlkampf ein Opfer der wachsenden Macht von Investmentgesellschaften geworden ist, bleibt unsicher. Ohne Werner Seifert und Rolf Breuer an der Spitze und ohne deren Ambitionen auf die Übernahme der mächtigen Londoner Börse entwickelte sich zumindest der Aktienkurs weiter freundlich. Nicht wenige Experten spekulieren nun auf die lukrative Aufspaltung des deutschen Börsenbetreibers, der Anfang 2001 selbst an die Börse ging.
KONJUNKTURDATEN ZEICHNEN POSITIVES BILD - RENTEN FEST
Das Umfeld für die Börse ist aus Sicht von Konjunkturexperten derzeit indes nicht schlecht. Trotz der hohen Ölpreise hat die Weltkonjunktur offenbar kaum gelitten. Für die Experten der Landesbank Rheinland-Pfalz heben sich positive und negative Nachrichten gegeneinander auf und lassen auf eine weitere Seitwärtsbewegung am Aktienmarkt schließen. Der gebannte Blick auf die Konjunktur in den USA lasse derzeit nicht erkennen, dass sich die Situation eintrübe, hieß es von LRP-Konjunkturexperte Steffen Neumann: "Konsensnahe Veröffentlichungen könnten sogar leicht positiv aufgenommen werden".
Die Spekulationen um Schieflagen von Hedge-Fonds und der Kursverfall bei einigen Unternehmensanleihen veranlassen derzeit einige Anleger zu einer Flucht in Staatsanleihen, deren Renditen abermals historische Tiefs erreichten und damit alle Prognosen widerlegten. Auch wenn die extrem niedrigen Renditen am Rentenmarkt fundamental nicht gerechtfertigt sind, seien die Kurse nicht bedroht, folgerte die Commerzbank. Denn der Zustrom von Liquidität in die Renten werde vermutlich anhalten. Zudem bleibe eine Zinserhöhung durch die Europäische Zentralbank unwahrscheinlich, solange sich Konjunktur nicht grundlegend verbessert./mnr/tw/mw
---Von Martin Reinert, dpa-AFX---
Quelle: dpa-AFX