Die Beichte eines Zockers

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Nassie:

Die Beichte eines Zockers

 
09.11.03 10:58
Interview mit Frank Busemann: Ich war geldgeil


   
"Ich war geldgeil", gestand Ex-Zehnkämpfer FRANK BUSEMANN in der ZDF-Sendung Johannes B. Kerner. Seine Aktiensucht habe ihn fast 300000 Euro gekostet. Obwohl er sich wie viele Kleinanleger die Finger verbrannt hat, ist Busemann wieder an der Börse aktiv. So kaufte er einen Call auf Bayer - und lag damit goldrichtig.
EURO: Sie haben sich in der Kerner-Show als aktiensüchtig bezeichnet. Sind Aktien für Sie jetzt Teufelszeug?

BUSEMANN: Nein, überhaupt nicht. Im Grunde ist es ja die einzig vernünftige Geldanlage, gerade wenn man an die Zukunft denkt.

EURO: Sind Sie seit Ihrem Ausstieg nochmal "rückfällig" geworden?

BUSEMANN: Ja, kann man so sagen.

EURO: Wie kam es dazu?

BUSEMANN: Bei der Kapitalerhöhung der Münchener Rück bin ich wieder auf den Geschmack gekommen und habe zugegriffen.

EURO: Was war Ihr jüngster Kauf?

BUSEMANN: Ich wollte eigentlich was Stockkonservatives und Ungefährliches kaufen: Bayer. Da kann man nicht viel falsch machen, dachte ich zuerst. Aber dann sagte ich mir: Wenn man nur wenig Geld hat, lohnt sich das überhaupt nicht.

EURO: Was haben Sie dann getan?

BUSEMANN: Zu meiner Schande muss ich gestehen: Ich habe mir stattdessen Call-Optionsscheine gekauft.

EURO: Glückwunsch! Bayer-Calls gehen ja jetzt ab wie Raketen.

BUSEMANN: Ja, unglaublich.

EURO: Wie kam es eigentlich zu Ihrer Aktiensucht?

BUSEMANN: Ich bin jemand, der die Extreme liebt. Und irgendwann war es dann zu viel. Ich hatte es einfach übertrieben und musste es wieder in geregelte Bahnen bringen.

EURO: Wie lief dann Ihr zeitweiliger Ausstieg aus der Börse?

Busemann: Ganz einfach: Wenn das Geld weg ist, kann man auch keine Aktien kaufen. Andererseits waren die Kurse der Aktien, die ich hatte, zu niedrig, um sie zu verkaufen.

EURO: Wann fingen Sie an, sich für die Börse zu interessieren?

BUSEMANN: Mit 13 wollte ich Aktien haben. Mein Vater kaufte sie, und ich durfte mich beteiligen. Ab meinem 18. Geburtstag konnte ich selbst über mein Depot verfügen.

EURO: Hat Sie die Erfahrung, auch mal richtig viel Geld verloren zu haben, niemals abgeschreckt?

BUSEMANN: Nein. Eigentlich bin ich ein sicherheitsbewusster Mensch. Aber dann sind bei mir Sicherungen durchgebrannt, und ich hab Sachen gekauft, die man nicht mal mit der Kneifzange anfassen sollte.

EURO: Wie erklären Sie sich das?

BUSEMANN: Ich hoffte auf den Superschuss. Ein paar Mal hat das auch geklappt, daran zieht man sich hoch.

EURO: Was waren die Highlights?

BUSEMANN: Zum Beispiel Optionsscheine auf den DAX, die von 1,80 auf 15 Mark stiegen. Da wird man dann gierig. Und die Bank ruft täglich an und sagt: "Herr Busemann, heute schon wieder 15 Prozent gestiegen."

EURO: Hat das Ihren Sport beeinflusst?

BUSEMANN: Im Training war ich zum Teil nicht richtig bei der Sache, weil ich mit Zahlen und Kursen rumgespielt habe. Ich konnte auch nachts nicht schlafen und verfolgte vor dem Computer den Kurs australischer Aktien.

EURO: Waren Sie bei der Geldanlage so fanatisch wie beim Leistungssport?

BUSEMANN: Man wandert auf einem schmalen Grat. Vielleicht ist man anfälliger, aber auch willensstärker.

EURO: Wie kamen Sie wieder runter?

BUSEMANN: Das war Heilung durch Bauchlandung. Ich war mit 110 Prozent meiner Liquidität im Rennen. Wenn das Geld weg ist, kriegt man notgedrungen Abstand. Aber wenn die Börse wieder anspringt, dann will man dabei sein.

EURO: Was heißt 110 Prozent liquide?

BUSEMANN: Ich habe meinen Dispokredit um das Vierfache aufgestockt und jede müde Mark in die Börse gesteckt.

EURO: Wie hat Ihre Frau reagiert?

BUSEMANN: Die hat oft gesagt: "Frank, Du bist wieder auf dem Trip."

Interview: Hans Sedlmaier
 
-red- / -red-

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