Die Autokonjunktur blüht auf

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Die Autokonjunktur blüht auf

 
10.03.02 14:41
Nach schwachem Start erwartet die Branche den Aufschwung im zweiten Halbjahr / Massenhersteller haben Probleme  
   
Die deutsche Autoindustrie schwankt derzeit zwischen Hoffen und Bangen. Zu Beginn der vergangenen Woche lud die Branche zum Schaulaufen in den Genfer Automobilsalon, am Ende der Woche kam die schlechte Nachricht von den Statistikern: Im Januar und Februar wurden elf Prozent weniger Autos bestellt als im Vorjahreszeitraum. Besonders alarmierend war dabei der Februar, in dem so wenig Autos verkauft wurden wie zuletzt vor zehn Jahren.

Die so gerne als Schlüsselbranche titulierte Autoindustrie steht vor schwierigen Monaten. Doch Bernd Gottschalk, Präsident des Verbandes der Autoindustrie (VDA), wiegelt ab. "Mit einem schwachen Start war gerechnet worden", sagte Gottschalk dem Tagesspiegel. Andererseits hätten die jüngsten Branchentreffen in Detroit und Genf gezeigt, "dass wir über eine attraktive Palette an neuen Fahrzeugen verfügen". Daraus leitet der Autopräsident seinen Optimismus ab: "Wir hoffen auf eine Belebung der Automobilkonjunktur im zweiten Halbjahr".

Schön wär's, denn in der Bundesrepublik hängt rund jeder siebte Arbeitsplatz mehr oder weniger direkt am Automobil. Und die meisten neuen Jobs entstanden in den vergangenen zwei Jahren in den Pkw-Fabriken. Eine Rangliste des Magazins "Wirtschaftwoche" führte im vergangenen Jahr BMW mit 3651 neuen Stellen an. Auf Platz zwei folgte Daimler-Chrysler mit plus 2700 Arbeitsplätzen vor der Allianz mit 2195 neuen Jobs. Das wird sich in diesem Jahr nicht wiederholen. Vor knapp zwei Wochen drückte sich Daimler-Chrysler-Chef Jürgen Schrempp bei der Bilanzvorlage vor einer Prognose für 2002. Zu groß seien die Unwägbarkeiten der Weltkonjunktur. "Wir wissen, der Aufschwung kommt, aber wir wissen nicht wann", sagt Autoprofessor Willi Diez von der Fachhochschule Nürtingen. Er sieht "gute Aussichten" erst für 2003.

Dagegen macht VDA-Präsident Gottschalk "eine leichte Verbesserung der allgemeinen Grundstimmung in ersten Ansätzen" aus. Und das sei schließlich "eine wichtige Voraussetzung zum Abbau der Verunsicherung und zur Wiedergewinnung des Vertrauens". Der deutsche Markt war bereits 2001 schwach. Mit 3,34 Millionen wurden hierzulande ein Prozent weniger Pkw neu zugelassen als 2000. Und für 2002 veranschlagt Gottschalk auf dem Inlandsmarkt Absatzzahlen zwischen 3,2 und 3,3 Millionen Autos. "Nun ist es an der Politik und an den Tarifpartnern, damit dieses zarte Frühlingspflänzchen der Konjunktur zu wachsen beginnt", mahnt der Autopräsident.

Für den Export ist Gottschalk zuversichtlicher. Nach dem Rekordjahr 2001 - die deutschen Hersteller lieferten mit 3,64 Millionen Pkw fünf Prozent mehr ins Ausland - erwartet Gottschalk "ein weiterhin hohes Niveau". Zumal sich die Märkte in Westeuropa - dorthin gehen zwei Drittel der Exporte - "relativ stabil zeigen".

Aber auch in den USA sind die deutschen Marken nach wie vor erfolgreich. Zum ersten Mal erreichten BMW, Mercedes, Porsche, Audi und VW einen Marktanteil bei Personenwagen von zehn Prozent. "Dieser glänzende Erfolg ist umso mehr zu würdigen, da er weitestgehend ohne die Kaufanreize, die bei den Amerikanern in den letzten Monaten gang und gäbe waren, erreicht wurde", sagt Gottschalk. Ausschlaggebend für den amerikanischen Kunden seien das Image der deutschen Marken, das auf einer Top-Qualität und innovativen Techniken beruhe. Dagegen müssen sich General Motors (GM), Ford und auch Chrysler Marktanteile mit teuren Rabatten und anderen Absatzfördermaßnahmen erkaufen. Trotzdem glaubt Chrysler-Chef Dieter Zetsche an die erfolgreiche Sanierung des Autobauers und die Rückkehr in die Gewinnzone bis zum Ende des Jahres.

Viel schwieriger wird das für die deutsche GM-Tochter Opel. Zwar kommt gerade der neue Vectra auf den Markt. Aber auf Grund des schwachen deutschen Marktes "wird es für die eng, die ohnehin schwach sind", sagt Autoprofessor Diez über die Rüsselsheimer. Der angekündigte Arbeitsplatzabbau um 2500 Stellen werde wohl nicht reichen. Diez geht von 3000 Arbeitsplätzen aus, die gestrichen werden müssen. Nicht zuletzt wegen des neuen Opel-Werks am Stammsitz Rüsselsheim lasteten die Überkapazitäten schwer auf dem Unternehmen. Es wäre wohl leichter gewesen, so Diez, wenn Opel einen harten Schnitt gemacht und ein Werk komplett geschlossen hätte. Eine deutliche Kapazitätsreduzierung hat der andere deutsch-amerikanische Massenhersteller, die Kölner Ford-Werke, in Europa bereits hinter sich. Mit dem Mittelklassemodell Mondeo, dem Focus und dem neuen Fiesta sind die Kölner wieder gut dabei. "Ford hat die Trendwende geschafft", sagt Diez.

Den deutschen Premiumherstellern - Porsche, Mercedes, BMW und Audi - geht es dagegen prächtig. Sie alle haben Rekordgewinne für 2001 vorgelegt und sind auch hervorragend ins neue Jahr gestartet. Bei Volkswagen sieht das anders aus. Zu Beginn des Jahres verkauften die Wolfsburger knapp fünf Prozent weniger Autos als noch vor einem Jahr. Am kommenden Dienstag legt VW-Chef Ferdinand Piëch seine letzte Bilanz vor. Piëch wechselt an die Spitze des Aufsichtsrats. Eine Punktlandung, denn für 2001 kann auch VW einen Rekordgewinn melden. Nachfolger Bernd Pischetsrieder hat es da zumindest im Geschäftsjahr 2002 schwieriger. Auch deshalb, weil die neuen Modelle - der Geländewagen Tuareg, ein Minivan und die nächste Generation des Erfolgsmodells Golf - erst im Jahre 2003 kommen. Aber vielleicht schlägt ja der neue Luxus-Volkswagen Phaeton im Mai ein: Ab 56 200 Euro ist die imposante Limousine aus der Gläsernen Fabrik in Dresden zu haben.  

Gruß
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