FOKUS 1 - Pharmakonzern Altana vor Einstieg bei GPC Biotech=
Martinsried, 01. Nov (Reuters) - Der Bad Homburger Pharma-
und Spezialchemiekonzern Altana will bei dem
Biotechnologieunternehmen GPC Biotech mit einer
Minderheitsbeteiligung einstiegen. Altana werde 34,2 Millionen
Euro in Aktien von GPC Biotech investieren und mit einer
Beteiligung von 8,3 Prozent zweitgrößter Aktionär, teilte die im
Auswahlindex Nemax50 gelistete GPC in der Nacht zum Donnerstag
mit. GPC-Vorstandschef Bernd Seizinger sagte Reuters, eine
spätere Aufstockung des von Altana angestrebten Anteils sei
nicht vorgesehen. Das Martinsrieder Unternehmen baue seine
finanzielle Situation mit dem Einstieg weiter aus. Für 2001
bekräftige Seizinger die Prognosen. Die GPC-Aktie stieg am
Donnerstag über 37 Prozent auf 16,49 Euro.
Seizinger sagte, zum Ende des ersten Halbjahres habe GPC
über liquide Mittel von über 105 Millionen Euro verfügt. "Wir
können eine lange Dürrepriode bestehen, ohne an die Märkte gehen
zu müssen", fügte er auch mit Blick auf den Altana-Einstieg
hinzu. Das wirtschaftliche Umfeld bleibe unverändert schlecht
und es sei nicht absehbar, wann sich dies bessere. Seizinger
sagte, größter Aktionär von GPC sei derzeit die
Fondsgesellschaft BB Bioventures, die 13 Prozent an dem
Unternehmen halte. Altana werde nun zum zweitgrößten Investor
bei GPC. Zu diesem Zweck werde GPC 1,69 Millionen neue
Inhaberaktien aus einer vom Vorstand beschlossenene
Kapitalerhöhung zu einem Preis von 20,25 Euro pro Aktie an
Altana ausgeben. Dazu, wann der Einstieg von Altana bei GPC
abgeschlossen werde, wollte Seizinger keine Angaben machen. Er
sagte lediglich: "Wir machen das so schnell wie möglich".
Altana untermauert mit dem Investment nach eigenen Angaben
die Zusammenarbeit zwischen seiner Pharma-Tochter Byk Gulden mit
GPC, die seit 1998 insbesondere auf dem Gebiet der
Targetfindung- und validierung für die Erforschung neuer
Arzneimittel intensiviert worden sei. "Die jahrelange
Kooperation bildet die Grundlage für unseren Einstieg als
strategischer Investor", sagte Altana-Vorstandsmitglied
Hans-Joachim Lohrisch. Altana ist der viertgrößte deutsche
börsennotierte Pharmakonzern.
Seizinger sagte, der Einstieg von Altana habe keinen
Einfluss auf die Kooperation mit Byk Gulden. "Ich glaube nicht,
dass sich in unserer Strategie etwas ändert". Die gestärkte
finanzielle Position erlaube es, GPC so aufzubauen, "wie wir es
uns vorstellen", sagte Seizinger. GPC könne sein internes
Medikamentenentwicklungsprogramm so durchziehen wie geplant. Die
ersten eigenen Produkte werde GPC voraussichtlich 2006/2007 an
den Markt bringen. Es bestehe aber die Möglichkeit, diesen
Prozess durch die Einlizenzierung von Produkten, die sich in der
klinischen Entwicklung befänden, oder durch
Akquisitionstätigkeiten zu beschleunigen. Eine dieser beiden
Möglichkeiten könne sich Seizinger in den nächsten sechs bis
zwölf Monaten vorstellen. Derzeit schaue sich das Unternehmen in
Europa und Amerika um.
GPC strebt nach den Worten Seizingers unverändert an, im
Jahr 2006 die Gewinnzone zu erreichen. "Wenn wir uns rein auf
die Technologiekommerzialisierung konzentrieren würden, könnte
der Break Even auch früher sein, das würde aber zu Kosten des
langfristigen Wertsteigerungspotenzial der Firma gehen", sagte
Seizinger. Über den Verlauf des dritten Quartal wollte der
GPC-Vorstandschef keine Angaben machen, er sagte lediglich, das
Geschäft von GPC laufe sehr gut. An den Prognosen für 2001, die
einen Umsatz von 13 bis 14 (Vorjahr: 10,9) Millionen Euro und
einen Jahresfehlbetrag von 30 bis 35 (minus 35) Millionen Euro
vorsehen, halte die Gesellschaft weiter fest.