Deutschlands Wirtschaft im Test

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Deutschlands Wirtschaft im Test

 
06.10.02 14:02
Wie gut ist unsere Wirtschaft tatsächlich? Kaum eine andere Frage bewegt die Deutschen derzeit so stark. manager magazin gibt Antworten - erfreuliche und traurige.

"Deutschland ist gut." 2,5 Millionen Euro lässt sich Bundeskanzler Gerhard Schröder die Verbreitung dieser frohen Botschaft kosten.

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Daumen hoch oder Daumen runter? - Wie es um Deutschlands Wirtschaft wirklich steht  

Ganz falsch liegt der Kanzler mit seiner Kampagne nicht: In den Ranglisten der weltgrößten Firmen halten deutsche Konzerne Spitzenplätze. Die heimische Industrie hat in jüngster Zeit Anteile an den globalen Märkten zurückgewonnen. Im Export sind wir Vizeweltmeister, nach den USA.

Klingt doch super.

Deutschland ist schlecht. Die Bundesbürger verdummen, siehe Pisa-Studie. Es mangelt an Ingenieuren und Naturwissenschaftlern. Was Wunder, dass die Wirtschaft in den Hochtechnologien weit hinten liegt. Dass kein anderes europäisches Land so langsam wächst. Dass nirgendwo sonst so wenig neue Jobs entstehen.

Klingt doch furchtbar.

Beides stimmt: Viele deutsche Unternehmen zählen zur Weltelite - die deutsche Wirtschaft krankt an Wachstumsstörungen.

Wie passen diese scheinbaren Widersprüche zusammen? Herrschen bei uns argentinische Verhältnisse, wie DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun unkt? Oder findet die deutsche Wirtschaft wieder Anschluss an die Weltspitze?

Eine mm-Analyse der wichtigsten Branchen zeigt: In den vergangenen zehn Jahren haben sich einige Wirtschaftszweige spektakulär regeneriert - etwa die Autoindustrie. Andere sind überhaupt erst als Wirtschaftsfaktoren aufgeblüht - wie Versorger, Transport und Logistik.

Aber es gibt auch die traurigen Fälle, die in einem kaum vorstellbaren Maß zurückgefallen sind - die Banken zum Beispiel oder die Bauindustrie. Ganz zu schweigen von Zukunftsbranchen wie Informationstechnologie und Pharma, in denen deutsche Unternehmen nur in Ausnahmefällen globale Bedeutung genießen.

Da Top, dort Flop. Warum feiern einige Sektoren große Triumphe, während andere unter Erfolglosigkeit leiden - obwohl doch alle gleichermaßen unter hohen Steuern und Sozialabgaben, unter verkrusteten Arbeitsmärkten und lähmender Bürokratie leiden?

Wer die Entwicklung genauer betrachtet, entdeckt vier Grundmuster.

1. Auf alte Industrien gebaut

International führend ist Deutschland in traditionellen Industriezweigen. Autoindustrie, Maschinen- und Anlagenbau, Chemie - das ist nach wie vor der Kern der heimischen Ökonomie.

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Abhängig vom Export: Nach Nordamerika ist Deutschland Zweiter im Weltexport. Ein Zeichen der Stärke? Nicht unbedingt. Getrieben werden die Ausfuhren von Traditionsfirmen, die auf stagnierenden Märkten Erfolge feiern. Neue, dynamische Branchen fehlen.
 
Traditionell heißt nicht: veraltet. Im Gegenteil, die führenden Firmen dieser Branchen haben die technologische Revolution der 90er Jahre mitgemacht, haben moderne Computertechnik, innovative Verfahren und Geschäftsmodelle aufgegriffen, neue Produkte entwickelt, viel Geld in Forschung und Entwicklung gesteckt.

Mit Erfolg behaupten sich die runderneuerten Unternehmen im globalen Wettbewerb. Auch weil Staat und Gesellschaft helfen, wo sie nur können: Öffentliche Forschungseinrichtungen und Universitäten liefern Know-how, das System der beruflichen Bildung sorgt für handwerklich versierte Facharbeiter, das Tarifkartell schafft Ruhe in den Belegschaften.

Traditionell heißt aber auch: nicht sonderlich dynamisch. Die Märkte stagnieren. Mehr Wachstum und Beschäftigung entstehen anderswo - oder gar nicht.

2. Im Erfinden schwach

In den USA, in Skandinavien oder Großbritannien haben Hightech-Branchen wie Chipproduktion, Softwareentwicklung und Biotechnologie in den vergangenen zehn Jahren Dynamik erzeugt. Deutsche Unternehmen hingegen spielen nur in Ausnahmefällen global mit.

Herr, wirf Hirn vom Himmel. Hier liegt der Hauptgrund für die deutsche Tech-Schwäche: Es gibt zu wenig Hochqualifizierte. Nur 23 Prozent der deutschen Erwerbsbürger haben eine Fach-, Fachhochschule oder Uni absolviert. Zum Vergleich: In Schweden sind es 29 Prozent, in den USA gar 35 Prozent.

Die Folge: Deutschland muss Technologien im großen Stil importieren. Bei technologischen Services wie Ingenieur- und EDV-Leistungen, wie Patenten und Lizenzen klafft ein Handelsbilanzdefizit von 7,5 Milliarden Euro - 15-mal so viel wie noch 1990.

3. Deutscher Heimnachteil

Die Wirtschaft lebt vom Export. Seit Jahren trägt fast nur die Warenausfuhr zum Wachstum bei, die Inlandsnachfrage verharrt im Dauertief.

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Dummerweise können Vizeweltmeisterschaft im Export und lahmes Heimatgeschäft auf Dauer nur schwer parallel bestehen. Ein schwacher Inlandsmarkt gefährdet die Wettbewerbskraft: Unternehmen, die zu Hause keine konkurrenzfähige Größe erreichen, haben es am Weltmarkt schwer.

Unmittelbar betroffen: Handel, Konsumgüter, Bau. Branchen, die direkt vom privaten Verbrauch abhängen.

4. Vorteil Liberalisierung

Und wo bleibt das Positive? Bitte schön: In den 90er Jahren hat der deutsche Staat einige Bereiche aus seiner Obhut entlassen. Die Liberalisierung hat Telekommunikation, Energieversorgung, Transportmarkt und Post in dynamische Wirtschaftszweige verwandelt. Privatisierte Firmen wie Lufthansa, Post und Deutsche Telekom haben sich von muffigen Behörden zu global agierenden Konzernen entwickelt.

Jetzt zahlt sich aus, dass Deutschland früh und entschlossen Staatsmonopole aufgebrochen hat. Auf Effizienz getrimmte Ex-Monopolisten lassen ihre staatlichen Konkurrenten in anderen Ländern alt aussehen. Die Branchen sind in den 90er Jahren explodiert - allein in der Telekommunikation stieg die Wertschöpfung um 72 Prozent.

Ließe doch der Staat in der gesamten Wirtschaft die Zügel locker. Aber Fehlanzeige, die Reformbereitschaft in Deutschland ist gering.

So weit, so trübe

Eine erste Bilanz der vier großen Trends zeigt, dass in der deutschen Volkswirtschaft mehr Frust als Lust herrscht. Bei näherem Hinsehen allerdings differenziert sich das Bild. In nährstoffarmer Umwelt trotzen einige Unternehmen den Widrigkeiten, ja sie dominieren gar den Weltmarkt. Einst erfolgreiche Konzerne dagegen versagen kläglich.

Jenseits tagesaktueller Aufgeregtheit und kurzfristiger Konjunkturen hat mm nach den langfristigen Trends gefahndet. Eine Analyse, wo die deutsche Wirtschaft im internationalen Vergleich noch Spitze ist. Und wo nicht.


Die gesunde Basis


Hervorragende Unternehmen, aber stagnierende Märkte. Klassische Industrien wie Chemie und Maschinenbau liegen im globalen Vergleich auf den vorderen Plätzen. manager magazin sagt, was Deutschlands traditionell starken Branchen blüht.

Die Verteilung von Strom und Gas erledigten in Deutschland bis vor kurzem Monopolisten: regionale Versorger, Stadtwerke und Großanbieter wie Veba, Viag oder RWE. Diese Mischkonzerne hatten sich mit ihren satten Gewinnen ein undurchschaubares Sammelsurium an Beteiligungen zusammengekauft.

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Daumen halbhoch: Deutsche Traditionsbranchen liegen im weltweiten Vergleich vorn, aber die Märkte stagnieren.
 
Die Liberalisierung des Versorgungsgeschäfts zwang den Konglomeraten einen scharfen Wettbewerb auf. Konsequenz: Die Versorgungsanstalten wandelten sich zu schlagkräftigen Konzernen, die sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und überflüssigen Ballast abstoßen.

Als dominante Spieler etablierten sich RWE (siehe: "Hochspannung") und die aus der Fusion von Veba und Viag entstandene Eon (siehe: "Endlich Ruhe"). Die beiden Energieriesen übernehmen derzeit emsig im In- und Ausland Stadtwerke, Regionalgesellschaften und Konkurrenten. Das Ziel: der Aufbau möglichst großer Versorgungsnetze, die hohe Gewinne abwerfen.

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Gegenüber den Staatsunternehmen in den anderen europäischen Ländern und den regional extrem zersplitterten US-Firmen halten die deutschen Versorger klare Wettbewerbsvorteile. Sie haben den Übergang zum privatwirtschaftlichen Unternehmen geschafft, der etwa der französischen Électricité de France (siehe: "Abgang in Karlsruhe") oder der italienischen Enel noch bevorsteht.

Gelingt es Eon und RWE, ihre vielen Neuerwerbungen geschickt zu integrieren, stehen sie vor allem im Vergleich zum antiquierten US-Energiegeschäft und zu den abgeschotteten asiatischen Märkten unangefochten an der Spitze.

Die Top-Versorger

Rang Unternehmen*          Umsatz 2001   Mutterland
                           in Mrd. Euro  


1    Eon                   68            Deutschland
2    RWE                   52            Deutschland
3    Suez                  39            Frankreich
4    Électricité de France 38            Frankreich
5    Enel                  27            Italien

* ohne rein national orientierte Staatsunternehmen

Quelle: "Fortune", Unternehmensangaben  


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Die Versicherungswirtschaft

Ohne Lebens-, Hausrat-, Haftpflicht-, Rechtsschutz-, Aussteuer- sowie Ausbildungsversicherung fühlt sich der Deutsche den Wechselfällen seiner Existenz schutzlos ausgeliefert. Ähnlich wie bei der Autoindustrie (siehe: "Schock-Options") hat die spezifische Befindlichkeit der Bundesbürger eine blühende Versicherungsbranche geschaffen.

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Und ähnlich wie beim Auto sorgt auch bei den Versicherungen der Staat mit allerlei Regelungen dafür, dass es dem Sektor richtig gut geht: Die Erträge aus Kapitallebensversicherungen sind hier zu Lande steuerfrei. Dank dieser Subvention stecken Anleger ihr Geld lieber auf Jahre fest in eine Versicherung als in einen Fonds. Wunderbares Kapital, mit dem Herr Kaiser und seine Kollegen arbeiten können.

Auf dieser komfortablen Basis sind viele kleine und mittlere Firmen entstanden, meist in genossenschaftlicher oder öffentlich-rechtlicher Form. Überragt wird der mal mehr, mal weniger erfolgreiche Mittelstand von einem globalen Spitzenstar: der Allianz.

Der weltgrößte Versicherer steckt die auskömmlichen Gewinne aus dem Inlandsgeschäft seit 1991 systematisch in die Internationalisierung des Konzerns. Mit ihrem internationalen Vertriebsnetz war die Allianz bestens auf die Deregulierung in der Europäischen Union Mitte der 90er Jahre vorbereitet. Der Kauf der Dresdner Bank soll die ehrgeizigen Münchener jetzt auch noch zum Allround-Finanzdienstleister befördern - eine Strategie, die hohe Risiken birgt (siehe: "Teilt der Versicherer die Dresdner Bank jetzt auf?").

Der zweite deutsche Weltspieler in der Versicherungsliga agiert ebenfalls äußerst erfolgreich. Die Münchener Rück liegt nach Prämienvolumen seit Jahren auf dem Spitzenplatz unter den weltgrößten Rückversicherern (siehe: "Günstiger Wertschaffer").

Die erfolgreiche Expansion der deutschen Assekuranz lässt sich an der Börsenkapitalisierung der Unternehmen ablesen: Sie stieg um durchschnittlich 16 Prozent pro Jahr.

Auch wenn die Versicherer über hohe Schäden durch Terror und Umweltkatastrophen klagen - eine große Unwägbarkeit für die Branche liegt im "politischen Änderungsrisiko", wie Hans-Jürgen Schinzler sich ausdrückt. Der Vorstandsvorsitzende der Münchener Rück bemängelt vor allem, dass eine neue Bundesregierung den steuerfreien Verkauf von Beteiligungen wieder abschaffen könnte (siehe: "Hohe Buchverluste drohen"). Das wäre ärgerlich für die Versicherer, schließlich erhoffen sie sich für die Zukunft aus dem Geschäft mit Unternehmensteilen schöne Renditen.

Die Top-Versicherer

Rang Unternehmen            Umsatz 2001   Mutterland
                            in Mrd. Euro  
1    Allianz                87            Deutschland
2    Axa                    67            Frankreich
3    Nippon Life            65            Japan
4    American International 64            USA
5    Aviva                  53            Großbritannien
...9 Münchener Rück         43            Deutschland

Quelle: "Fortune", Unternehmensangaben  

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Der Maschinen- und Anlagenbau

Ende der 80er Jahre schienen Japaner und Italiener den deutschen Maschinen- und Anlagenbauern den Rang abzulaufen. Heute ist die Branche überwiegend gesund, obwohl die Krise des Anlagenbauers Babcock Borsig aktuell einen anderen Eindruck vermittelt.

Viele der Mittelständler, welche die äußerst vielfältige Branche prägen, dominieren unangefochten enge Marktnischen, und zwar global - hochspezialisierte Fachfirmen, die zumeist Einzelstücke nach Kundenwünschen fertigen. Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser zum Beispiel versorgt die Welt mit Profi-Wäschemangeln. SMS-Chef Heinrich Weiss ist führender Ausstatter für Stahlwerke.

Völlig gegenläufig zur Fusionsorgie anderer Branchen sind in den 90er Jahren große Anbieter tendenziell geschrumpft, kleinere Firmen hingegen gewachsen. Der Grund für diese Ausnahmeentwicklung: In der üblichen Maßfertigung für die Kunden bringt schiere Unternehmensgröße kaum Vorteile. Im Gegenteil: Kleinere können schneller und flexibler arbeiten.

Für Deutschlands Ruf als Exportvizeweltmeister sind die Maschinen- und Anlagenbauer maßgeblich mitverantwortlich. Traditionell exportieren sie den Großteil ihrer Produktion, inzwischen rund 60 Prozent.

Die Branche, meint SMS-Chef Weiss, sei unter anderem deshalb "stark, weil sie überwiegend aus inhabergeführten Unternehmen besteht". Und weil sie sich, wie die Autoindustrie, auf etablierte Standortvorteile wie die Facharbeiterausbildung und die Technischen Hochschulen verlassen kann.

Auf stagnierenden Märkten versuchen die Firmen zu wachsen, indem sie eine immer breitere Palette an Dienstleistungen anbieten, von der Wartung der Maschinen bei ihren Kunden bis zur Entwicklung von Produkten im Auftrag von Großkonzernen. Aus Schrauberbuden werden Systemanbieter.

Das bedeutet aber auch: Immer weniger Wertschöpfung wird in Deutschland erbracht, immer mehr im Ausland - als Service vor Ort beim Kunden.

Trotz solider Basis und jüngster Erfolge kommen Schwierigkeiten auf die Branche zu: "Der Maschinen- und Anlagenbau leidet wie kaum eine Branche unter der strukturellen Investitionsschwäche der deutschen Wirtschaft", warnt der Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands. "Die deutliche Ausweitung der Auslandsumsätze konnte und kann dies nur zum Teil kompensieren." Und dann ist da noch ein gravierenderes Problem: der Mangel an Facharbeitern und Ingenieuren.

Firmen, die keine Leute finden, dürften geneigt sein, noch mehr Produktion ins Ausland zu verlagern.

Die chemische Industrie

Nur einer kann gewinnen. Nach diesem Muster lief die Abspaltung der Pharma- von der Chemieindustrie in den vergangenen Jahren ab. Sieger in Deutschland war die Chemie.

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BASF ist das größte Chemieunternehmen der Welt (siehe: "Die Chemie stimmt wieder"), Degussa der größte Spezialchemiehersteller (siehe: "Getrübter Blick in die Zukunft"). Bayer, einer der letzten Konzerne, die sich nicht eindeutig für Chemie oder Pharma entscheiden mögen, gilt als Polymer-Produzent etwas in der Welt (siehe: "Partner verzweifelt gesucht"). Auch Spezialisten wie die Hoechst-Abspaltung SGL Carbon sind bedeutende Spieler (siehe: "Das zweite Kartell-Desaster").

Die kapitalintensive Branche profitiert in Deutschland von ihrer langjährigen Erfahrung und der in diesem Bereich hervorragenden öffentlichen Forschung. Durchschlagender Erfolg: Die Börsenkapitalisierung der deutschen Chemiekonzerne stieg im vergangenen Jahrzehnt schneller als die aller ausländischen Konkurrenten.

Leider entwickelt sich die Chemie nicht sehr dynamisch. In den 90er Jahren stieg die Wertschöpfung in Deutschland um ganze 7 Prozent.

Dafür aber haben es die Besten geschafft, sich "konjunkturrobust" aufzustellen, wie BASF-Vorsteher Jürgen Strube stolz vermerkt. Weiteres Wachstum will er mit "aktivem Portfoliomanagement" erzielen - vulgo: mit dem Verkauf schwacher Geschäftsfelder und dem Kauf renditeträchtiger Gebiete.

Die schönen Renditepläne könnte den Chemikern die EU durchkreuzen. Die will eine Richtlinie verabschieden lassen, die den Umgang mit Chemikalien stärker reglementieren soll, und den Handel mit Emissionszertifikaten einführen (siehe: "Emissionsrechte"). Die neuen Regeln würden die deutsche Chemie laut Branchenverband VCI mit mehr als drei Milliarden Euro jährlich belasten.

Die Top-Chemiekonzerne

Rang Unternehmen         Umsatz 2001   Mutterland
                         in Mrd. Euro


1    BASF                30            Deutschland
2    Dow Chemical        29            USA
3    Dupont              27            USA
4    Bayer Chemie*       18            Deutschland
5    Mitsubishi Chemical 15            Japan

* Umsatz der Sparten Chemie, Polymere, Landwirtschaft

Quelle: "Fortune", Unternehmensangaben  


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Die Spitzenreiter


Dynamische Märkte, deutsche Heimvorteile und Weltklassefirmen - einige Branchen entwickeln sich äußerst positiv. manager magazin sagt, wer die Gewinner sind.

Autoindustrie

Anfang der 90er Jahre galten die Japaner als Helden. Toyota, Nissan und Co. dominierten die Automärkte. VW und Porsche waren Sanierungsfälle, Mercedes und BMW galten als biedere Nischenanbieter.

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Daumen hoch: Vor allem die deutschen Automobilhersteller haben die Krise der 90er Jahre zur Erneuerung genutzt
 
In der Krise zettelten Manager wie Ferdinand Piëch (Volkswagen), Wendelin Wiedeking (Porsche) und Helmut Werner (Mercedes) in ihren Konzernen eine Kulturrevolution an. Sie kupferten die japanischen Fertigungsmethoden ab und verfeinerten sie mit heimischer Ingenieurskunst. Konsequent nutzten sie die spezifisch deutschen Vorteile: gut ausgebildete Ingenieure und Facharbeiter; Forschungsinstitute und Universitäten, die Know-how beisteuern. Zudem erleichtert der starke deutsche Maschinenbau Innovationen im Produktionsprozess.

Vielleicht noch wichtiger: die extrem technikbegeisterten deutschen Kunden, die sich teure Innovationen leisten. Heimische Autos müssen den Bleifußstress auf Freie-Fahrt-Autobahnen bestehen. Und sie sollen angesichts hoher Mineralölsteuern auch noch spritsparend sein.

Kurz: Deutsche Entwickler haben ihren Produkten Eigenschaften angezüchtet, die weltweit begehrt sind. Ein unschätzbarer Vorteil, wie der Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands resümiert, den das Berliner Forschungsministerium veröffentlicht.

Und die Hersteller haben ihre Wagen neu positioniert: Sie setzen auf teure Premiumautos, geben viel Geld aus, um das Markenimage zu polieren. Sie wissen: Mit glanzlosen Massenautos lässt sich nur noch schwer Geld verdienen (wie Ford und Opel, die deutschen Töchter von US-Konzernen, erfahren haben).

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Heute gilt die deutsche Autoindustrie als weltweit führend - was auch der Börsenwert der Konzerne zeigt.

Wie geht es weiter? Das große Wachstum der letzten Jahre dürfte vorerst der Vergangenheit angehören. Für den harten Verdrängungskampf sind die deutschen Hersteller gut gerüstet. Bei der Produktion von Massenautos mit schmalen Margen ist Deutschland allerdings nicht unbedingt Spitze. Immer mehr arbeitsintensive Fertigung wird an billigere Standorte verlagert, zuvörderst nach Osteuropa.

Große Chancen für die Zukunft sehen Fachleute wie Arthur-D.-Little-Berater Christoph Terrahe in der Autoelektronik, insbesondere in Verkehrsleitsystemen. So geraten sogar Deutschlands verstopfte Straßen zum Standortvorteil.

Die Top-Autohersteller

Rang Unternehmen     Umsatz 2001   Mutterland
                     in Mrd. Euro  


1    General Motors  178           USA
2    Ford            164           USA
3    DaimlerChrysler 138           Deutschland
4    Toyota          122           Japan
5    Volkswagen       80           Deutschland

Quelle: "Fortune", Unternehmensangaben


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Transport, Logistik, Touristik

Weltmeister im Urlauben, Vizeweltmeister im Export, super Straßen, Schienen, Flughäfen, zentrale Lage in Europa ­ eigentlich logisch, dass die deutschen Logistik- und Touristikfirmen florieren.

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Der Globalisierungsschub der 90er Jahre ließ die Transportdienstleistungen in Deutschland um 28 Prozent anschwellen. So richtig ab ging die Post aber erst mit der Liberalisierung der Branche.

Die Deutsche Post stieg durch geschickte Investition ihrer Monopolgewinne aus dem Briefgeschäft zum größten global agierenden Logistikkonzern auf. Die Lufthansa, drittgrößte Fluglinie der Welt, gilt als eine der erfolgreichsten Airlines. Mit Tui und Thomas Cook residieren zwei der führenden Touristikanbieter in Deutschland.

Die Strategie der Erfolgreichen: auf einzelnen nationalen Märkten durch Zukäufe hohe Anteile gewinnen und überdurchschnittliche Margen erzielen.

Die Top-Logistiker

Rang Unternehmen*     Umsatz 2001   Mutterland
                      in Mrd. Euro  


1    Deutsche Post    32,4          Deutschland
2    UPS              31,8          USA
3    Federal Express  21            USA
4    La Poste         16            Frankreich
5    Royal Mail       13            Großbritannien
6    Stinnes          12            Deutschland

* ohne rein national orientierte Staatsunternehmen

Quelle: "Fortune", Unternehmensangaben  


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Ausblick: Der Globalisierungsboom flaut ab, Terrorängste dämpfen Handel und Reiselust. Für die großen Logistiker sei diese Entwicklung allerdings von Vorteil, meint Stinnes-Chef Wulf Bernotat: "Als Erste bekommen die vielen kleinen Firmen Probleme - auf deren Kosten wachsen große wie wir." Oder noch größere wie die Deutsche Bahn, die gerade im Begriff ist, Bernotats Konzern zu schlucken.


http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/0,2828,210397,00.html

Gruß    
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Happy End:

Deutsche Bahn besitzt jetzt 99 Prozent an Stinnes

 
06.10.02 14:05
Die Deutsche Bahn besitzt seit Ablauf des Übernahmeangebotes am 27. September über 99 Prozent des Logistikers Stinnes. Bahnchef Mehrdorn kündigte heute einen Squeeze-out und die Einstellung des Börsenhandels der Stinnes AG an. Aus diesem Grund wird die Annahme für das Übernahmeangebot bis zum 18. Oktober verlängert.
Je Stiennes Aktie will die Bahn 32,75 Euro bezahlen.

Deutschlands Wirtschaft im Test 807408
brudini:

Hervorragende Arbeit, Happy

 
06.10.02 14:11
Nimm´  Dir 3 grüne Sterne aus der Portokasse.

Mal sehen, ob hier noch jemand ein Haar in der Suppe findet.
Mehr Optimismus würde uns Deutschen sicherlich nicht schaden. Aber wir fühlen uns ja immer schlecht behandelt oder regiert!


Gruss
brudini
Happy End:

Die Bedrängten

 
07.10.02 09:51
Gefangen im deutschen Nachfragetief - Firmen, die Verbraucher direkt beliefern, haben es schwer. Die Einkommen der Bürger steigen kaum noch. manager magazin sagt, was Deutschlands bedrängten Branchen blüht.

Deutschlands Wirtschaft im Test 807866
Daumen waagerecht: Handel und Konsumgüter leiden unter geringer Inlandsnachfrage
 
Für die Produktion von Waren des täglichen Gebrauchs ist in Deutschland traditionell der Mittelstand zuständig. Die kleinen und mittleren Firmen stellen nahezu alles her, von Anzügen bis Zahnpasten. Mit höchst unterschiedlichem Erfolg.

Etliche Unternehmen, darunter viele Textiler, schrammen permanent am Rande der Pleite entlang. Andere zählen zu den Hidden Champions, den heimlichen Gewinnern, die äußerst ertragreich die internationalen Märkte bedienen: Haribo liefert seine Gummibärchen, Melitta seine Kaffeefilter, Hofbräu sein Bier, Bulthaup seine Luxusküchen oder Schramm seine Edelmatratzen.

Ein richtig großer Konzern von der Güte eines Nestlé, Procter & Gamble, Unilever oder Kraft Foods aber fehlt der deutschen Konsumgüterindustrie.

Hauptgrund: Die Nachfrage der 82 Millionen Bundesbürger schwächelt seit Jahren, der Nährboden ist mager. Weil der heimische Verkauf von Lebensmitteln, Klamotten oder Kosmetika nur langsam wächst, haben die Markenartikler es vergleichsweise schwer, eine konkurrenzfähige Größe zu erreichen. Die Wettbewerber in dynamischen Ländern mit großem Heimatmarkt, insbesondere den USA, haben es deutlich leichter.

Zu den wenigen global bedeutsamen Spielern aus Deutschland zählen Adidas, Puma, Wella und vor allem Beiersdorf, mit Nivea immerhin eines der am schnellsten wachsenden Kosmetikunternehmen der Welt. Den Beiersdorf-Konzern, der so erfolgreiche Marken wie Hansaplast oder Tesa besitzt, wollen derzeit die französische L'Oréal und die Handelskette Tchibo übernehmen.

Die Top-Markenartikler

Rang Unternehmen       Umsatz 2001   Mutterland
                      in Mrd. Euro


1    Philip Morris     74            USA
2    Nestlé            51            Schweiz
3    Unilever          47            GB/NL
4    Procter & Gamble  40            USA
5    Pepsico           28            USA

Quelle: "Fortune", Unternehmensangaben  


Der Handel


Wenn das Geld knapp wird, triumphieren Handelsketten und Discounter. Billig und gut, mit dieser Devise haben Aldi und Co. ihren Siegeszug angetreten. Hochpreisigere Konkurrenten wie KarstadtQuelle, Tengelmann und Spar sind zurückgefallen.

Gewöhnt an extrem scharfe Konkurrenz und superdünne Margen, setzten sich einige deutsche Unternehmen zumindest in Europa durch. Der Discounter Lidl wächst zum Beispiel im angrenzenden Ausland stark. Schlecker betreibt Europas größte Drogeriemarktkette, Douglas ist Europa-Marktführer bei Parfumerien.

In bestimmten Handelsformen erobern deutsche Konzerne sogar international führende Positionen. Otto ist der weltgrößte Versandhändler, Aldi die international wichtigste Discountkette, mit Erfolgen auch in den USA.

Deutschlands Wirtschaft im Test 807866

Alles Peanuts. In der Rangliste der weltweit größten Handelsunternehmen taucht unter dem Kürzel D einzig der Metro-Konzern auf. Im Vergleich zum amerikanischen Wal-Mart oder zur französischen Carrefour wirkt aber sogar der deutsche Riese wie ein Winzling.

Auch die Metro ist nicht wegen, sondern trotz ihrer deutschen Heimat erfolgreich. Fast die Hälfte der Umsätze macht der Konzern mit der Zentrale in Düsseldorf mittlerweile im Ausland. Auch für das gute deusche Abschneiden bei der Branchen-Börsenentwicklung ist die Metro maßgeblich verantwortlich: 1996 ging der kurz zuvor aus Asko, Kaufhof und Deutscher SB-Kauf fusionierte Konzern an die Börse und wurde prompt zum Schwergewicht am deutschen Markt.

Perspektive: Die schwache Inlandsnachfrage zwingt die Handelshäuser in Deutschland zur Internationalisierung ­ anders können sie in Zukunft kaum noch anständige Wachstumsraten generieren.

Die Top-Händler

Rang Unternehmen Umsatz 2001    Mutterland
                 in Mrd. Euro


1    Wal-Mart    221            USA
2    Carrefour    63            Frankreich
3    Ahold        61            Niederlande
4    Home Depot   55            USA
5    Kroger       51            USA
6    Metro        46            Deutschland

Quelle: "Fortune", Unternehmensangaben  

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Die Statisten

 
09.10.02 06:12
Dynamische Märkte, aber geringe deutsche Beteiligung - in modernen Technologiebranchen spielt Deutschland lediglich eine Nebenrolle. manager magazin analysiert, warum das so ist.

Telekommunikation


Pleiten und Abzocke - die Telekommunikation steht in Verruf. Dabei erlebte die Branche gerade in Deutschland nach der Liberalisierung in den 90er Jahren einen sagenhaften Boom.

Deutschlands Wirtschaft im Test 809938
Daumen halbrunter: Zuwenig deutsche Hightechs können international mithalten
 
Mittlerweile aber ist Mannesmann D2 bei der britischen Vodafone gelandet, E-Plus bei der niederländischen KPN, Mobilcom bei France Télécom. Als Netzbetreiber ist nur ein heimischer Akteur von Bedeutung verblieben: die Deutsche Telekom. Der ehemalige Monopolist hält einen respektablen Platz in der Oberliga der weltweiten Telekom-Branche.

Der Achtungserfolg entsteht indes vor allem, weil viele der in den vergangenen Jahren hochgelobten Firmen (Worldcom, Global Crossing, Qwest) als Konkurrenten ausgefallen sind. Jetzt liegt es an dem neuen Chef Helmut Sihler und seinen Vorstandskollegen, für eine solide Basis zu sorgen: Die riskante Expansion in die Vereinigten Staaten mit dem überteuerten Kauf des Mobilfunkanbieters Voicestream muss abgesichert werden. Zudem muss der Schuldenabbau flott vorangehen, sonst stürzt der wankende Riese ab.

Deutschlands Wirtschaft im Test 809938

Und wie steht es um die Ausrüster für die Unternehmen der Telekommunikationsbranche? Hier gibt es nach dem Ausstieg von Bosch nur noch einen deutschen Spieler von Gewicht: Siemens. Der Traditionskonzern zählt in der klassischen Vermittlungstechnik zu den Weltmarktführern mit starker Position in Asien. Mit der DSL-Technik erschließt sich Siemens das Geschäft mit Breitband-Anschlüssen.

Insgesamt brillieren die Münchener hauptsächlich mit traditionellen Techniken, im Internet-Bereich haben sie wenig zu bieten. Auch moderne UMTS-Handys kann der Elektronikgigant nur in Kooperation mit dem amerikanischen Konzern Motorola anbieten.

Alles in allem gibt die deutsche Industrie in der Telekommunikation nur eine schwache Vorstellung. Zwei halbwegs erfolgreiche Großanbieter sind nicht genug.

Die Top-Telekomkonzerne

Unternehmen             Umsatz 2001   Mutterland
                       in Mrd. Euro


1    NTT                95            Japan
2    Verizon            68            USA
3    AT&T               60            USA
4    SBC Communictaions 47            USA
5    Deutsche Telekom   44            Deutschland

Quelle: "Fortune", Unternehmensangaben  

Deutschlands Wirtschaft im Test 809938
     

Informationstechnik


Den Computer hat zwar der Deutsche Konrad Zuse erfunden, das große Geschäft aber machen US-Firmen. Egal ob Hardware, Programmierung, Internet oder Dienste - die hiesige IT-Branche besteht größtenteils aus den Tochterfirmen amerikanischer Konzerne. Sie verkaufen in Deutschland Produkte, die im Ausland entwickelt und hergestellt wurden.

Entsprechend gering fällt der Wachstumsbeitrag der Kommunikations- und Informationstechnik-Branche aus. Der Sektor hat selbst in den Boomjahren 1995 bis 2000 im Schnitt nur einen mageren Viertelprozentpunkt zum Zuwachs des realen Bruttoinlandsprodukts beigetragen. In den Vereinigten Staaten belief sich dieser Wert auf einen ganzen Prozentpunkt.

Nur vier deutsche Unternehmen haben im globalen IT-Markt irgendeine Bedeutung.

Unter den Rechnerherstellern erreicht neben kleinen lokalen Kistenschraubern (etwa die Supermarkt-Lieferanten Medion und Actebis) einzig Fujitsu-Siemens eine erkennbare Größe. Das deutsch-japanische Unternehmen ist aber nur im direkten Umkreis seiner Heimatmärkte erfolgreich.

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Der Halbleiterfabrikant Infineon fährt mit der Konzentration auf moderne Kommunikationschips zwar eine gute Strategie. Ihm fehlt zum echten Global Player aber noch die Größe. Die Kollegen von Epcos hingegen sind schon heute die Nummer zwei in ihrer Nische "Elektronische Bauelemente".

Ein echter Weltmeister zeichnet Deutschland im Programmieren aus: Die SAP AG führt das globale Geschäft mit betriebswirtschaftlicher Software unumstritten an. Bei Programmen, die Geschäftsprozesse steuern, zählen Zuverlässigkeit und Qualität - deutsche Tugenden eben. Um das Walldorfer Unternehmen entstand ein blühender Servicesektor, dessen kleine und mittlere Firmen die SAP-Kunden betreuen.

Perspektive: Wann sich der angeschlagene IT-Markt wieder erholt, ob er je wieder zweistelliges Wachstum erzielt - darüber rätseln die Auguren. Klar aber ist, dass die Deutschen - außer SAP - nicht in der Weltliga spielen.

Die Top-Elektrofirmen

Rang Unternehmen Umsatz 2001    Mutterland
                 in Mrd. Euro


1    IBM         87             USA
2    HP/Compaq   80             USA
3    Siemens     79             Deutschland
4    Hitachi     65             Japan
5    Matsushita  56             Japan

Quelle: "Fortune", Unternehmensangaben  

Deutschlands Wirtschaft im Test 809938

Medien und Entertainment


In kaum einem Land der Erde gibt es so viele Zeitungen und Zeitschriften wie in Deutschland. International aber sind die großen nationalen Verlagskonzerne von Burda bis Springer unbedeutend. Sie expandieren höchstens in Nachbarländer und da vor allem nach Osteuropa.

Deutschlands Wirtschaft im Test 809938

Nach der Pleite des Medienunternehmers Leo Kirch existiert in Deutschland nur noch eine multimediale Großmacht: Bertelsmann. Obwohl weltweit nur auf Platz 5, gilt der Gütersloher Konzern derzeit als einsamer Star. Während der Konkurrent Vivendi Universal am Abgrund steht, erwirtschaften die Ostwestfalen auf Grund einer geschickten Beteiligungspolitik (AOL Europe, Mediaways) Gewinne - als Einzige in der Branche.

Allerdings sind die Bertelsmänner vor allem im traditionellen Geschäft mit Presse und Büchern sowie im Musikbusiness international erfolgreich. Im Fernsehgeschäft (RTL Group) spielen sie nur in Europa eine Rolle, im Film- und Entertainment-Business sind sie kaum vertreten.

Es bleibt dabei: Das umsatzträchtige Unterhaltungsgeschäft mit Filmen dominiert Hollywood. Computerspiele werden in den Vereinigten Staaten und Japan entwickelt. Und die Deutschen bedrucken Papier.

Die Top-Medienkonzerne

Rang Unternehmen     Umsatz 2001   Mutterland
                    in Mrd. Euro


1    AOL TimeWarner  39            USA
2    Disney          26            USA
3    Viacom          24            USA
4    Vivendi*        20            Frankreich
5    Bertelsmann     19            Deutschland

* Ohne Sparten Environment und Telekommunikation.

Quelle: "Fortune", Unternehmensangaben  


Deutschlands Wirtschaft im Test 809938
mod:

Toll, Happy End, danke,

 
09.10.02 06:33
leider hatte ich dies alles schon online gelesen.

Viele Grüsse
m.
Kannibale:

Zukunftsmarkt Umwelttechnologie

 
09.10.02 07:00
In diesem Bereich ist Deutschland sehr gut aufgestellt, sowohl technologisch als auch in der Gesetzgebung/Umsetzung.

Autoindustrie: Die großen deutschen Firmen entwickeln die Konzepte der Zukunft und werden wieder ganz vorne dabei sein, wenn alternative Antriebsformen "salonfähig" werden

Versorger: Hoch entwickelte Technologien im Bereich regenerativer Energien, staatliche Förderung

Umweltbewusstsein: Im Vergleich zu vielen anderen Staaten ist Deutschland in diesem Prozess weit voran geschritten.

Im Bereich Umwelttechnologien sehe ich daher eine gute Chance für Deutschland, auf einem stark wachsenden und immer mehr an Bedeutung gewinnenden Weltmarkt eine große Rolle zu spielen (Technologieführerschaft und First-Mover-Advantage).
Happy End:

Die Verlierer: Banken, Bau und Pharma

 
09.10.02 21:49
Große Vergangenheit, aber düstere Zukunft - in einigen Branchen ist Deutschland dramatisch zurückgefallen. manager magazin analysiert, warum Banken, Bau und Pharma nach vielen guten Jahren hoffnungslos abgestürzt sind.

Banken


Schwacher Standort, staatlich geförderte Konkurrenz, gravierende Managementfehler - diese giftige Mixtur hat die deutschen Kreditinstitute international zurückgeworfen. Einzig die Deutsche Bank ist der heimischen Misere durch Expansion im Ausland entwachsen. Sogar über den Umzug der Zentrale nach London haben die Frankfurter bereits nachgedacht.

Deutschlands Wirtschaft im Test 811100
Daumen runter: Banken, Bau und Pharma sind die Verlierer der vergangenen Jahre. Die Gründe: unsinnige Gesetze und zaudernde Manager.
 
Das Kernproblem der Institute: Im normalen Privatkundengeschäft, im Banker-Jargon "Retail" genannt, lässt sich hier zu Lande nur schwer Geld verdienen. Den Markt dominieren Volksbanken und die öffentlichrechtlichen Sparkassen. Sie verderben den Privaten die Margen.

Seit Jahren verdienen deutsche Institute in Relation zum Eigenkapital nur rund halb so viel wie ihre Konkurrenten in den USA. Eine Untersuchung der Basler Bank für Internationalen Zahlungsausgleich legt den Schluss nahe, dass in keinem anderen reichen Land - außer im chronisch kranken Japan - das Bankensystem so schwachbrüstig ist wie in der Bundesrepublik. Nun belastet das schwache Wirtschaftswachstum - und aktuell die Börsenbaisse - die Institute zusätzlich.

Wesentlich besser geht es der Branche in Großbritannien oder Spanien. Dort sichern sich Banken wie HSBC und Santander mit satten heimischen Renditen die Basis für die weltweite Expansion.  

Deutschlands Wirtschaft im Test 811100

Dagegen stehen deutsche Institute, die im Ausland zugekauft haben, vor gigantischen Problemen - die Commerzbank zum Beispiel. Die Dresdner rettete sich in die Übernahme durch die Allianz.

Auch die Manager trifft Schuld an der Bankenkrise: Wirtschaftlich notwendige Fusionen scheiterten an der Eitelkeit der Konzerngranden. Solange die Börse Geld in die Kassen spülte, glaubten sie, in ihren Klein-Königreichen souverän bleiben zu können.

Die Erfolglosigkeit ist auch an den Börsen ablesbar: Nur japanische Banken schnitten in den 90er Jahren schlechter ab als deutsche.

Und nun? Ausländische Institute kaufen ehemals stolze deutsche Banken. Die holländische ING übernimmt die BHF, die schwedische SEB kauft die BfG, die französische BNP Paribas greift nach dem Direktbroker Consors. Manche Institute wie die Commerzbank sind so unattraktiv, dass sich nicht einmal ein Käufer findet.

Die Top-Banken

Rang Unternehmen     Umsatz 2001   Mutterland
                     in Mrd. Euro
1    Citigroup       113           USA
2    ING Group        84           Niederlande
3    Deutsche Bank    68           Deutschland
4    Credit Suisse    65           Schweiz
5    BNP Paribas      56           Frankreich

Quelle: "Fortune", Unternehmensangaben  


Deutschlands Wirtschaft im Test 811100
     

Die Pharmaindustrie


Man kann das Gejammer nicht mehr hören: Früher war Deutschland die "Apotheke der Welt". Und jetzt? Nun sind wir weit abgeschlagen. So tönt es seit Jahren unisono. Es ist langweilig - aber leider wahr.

Bis 1990 dominierten Bayer und Hoechst den Weltmarkt. Heute geben amerikanische Konzerne wie Pfizer den Ton an.

Die Gründe: Fast mutwillig hat Deutschland angestammte Vorteile aufgegeben. Der rasante technische Fortschritt der Pharmakonzerne wurde von rigiden Genehmigungsverfahren und einer allgemeinen Technikfeindlichkeit gebremst. Insbesondere die Möglichkeiten der Genomforschung, die in den vergangenen 15 Jahren eine technologische Revolution auslösten, hat Deutschland nicht genutzt. Produktion und Erforschung neuer Produkte: weitgehend verboten.

Inzwischen hat sich zwar einiges verbessert: Die gesetzlichen Auflagen wurden gelockert. Eine bescheidene Biotech-Szene, wichtiger Impulsgeber der Arzneientwickler, ist entstanden. Aber die großen Konzerne forschen und entwickeln längst in den USA.

Als letzter der weltgrößten Pharmakonzerne sucht noch Aventis am Standort D. nach neuen Arzneien. In Frankfurt betreibt der mittlerweile französisch geprägte Konzern, hervorgegangen aus der Fusion von Hoechst und Rhône-Poulenc, eines von drei weltweiten Forschungszentren. "Heute können wir in Deutschland hochproduktiv forschen", sagt Günther Wess, Geschäftsführer Forschung von Aventis in Frankfurt. "Aber wir mussten natürlich viel dafür tun, dass unsere Labors Weltspitze sind."

Dennoch: Nach wie vor gängeln unsinnige Regulierungen die Branche. So fordert der Staat, dass die Produktionsleiter studierte Apotheker sein müssen - auch wenn die momentan kaum zu finden sind.

Die Zukunft? Noch immer spielen einige deutsche Pharmakonzerne - Schering, Merck, Boehringer, Altana - vor allem als Nischenanbieter mit. Fraglich ist, ob sie künftig in der Lage sein werden, die notwendigen Forschungsgelder aufzubringen. Weitere Übernahmen durch die Pillenriesen sind jedenfalls nicht ausgeschlossen. Auf Partnersuche ist derzeit auch Bayer-Chef Werner Wenning: Bis Jahresende will er seine Pharmasparte in ein Gemeinschaftsunternehmen einbringen.

Die Top-Pharmafirmen

Rang Unternehmen           Umsatz 2001    Mutterland
                           in Mrd. Euro


1    Pfizer/Pharmacia*     53             USA
2    Merck                 49             USA
3    Johnson & Johnson     34             USA
4    GlaxoSmithKline       31             Großbritannien
5    Bristol-Myers Squibb  23             USA
6    Aventis               22             Frankreich
...  Bayer
(nur Sparte Gesundheit)    10             Deutschland

* Fusion angekündigt.

Quelle: "Fortune", Unternehmensangaben  


Die Bauwirtschaft


Die goldenen Zeiten sind noch nicht lange vorbei. Nach der deutschen Einheit erlebte die Bauindustrie einen Ausnahmeboom. Dann kam der Einsturz: Seit Mitte der 90er Jahre, insbesondere seit 1997 die großzügigen Subventionen für Immobilien in den neuen Bundesländern wegfielen, rutscht die Bauwirtschaft immer tiefer in die Krise.

Deutschlands Wirtschaft im Test 811100

Hinzu kommen strukturelle Probleme: Die Branche ist zersplittert in kleine und mittlere Unternehmen. Nur wenigen ist es gelungen, die Produktivität spürbar zu verbessern. Im Wettbewerb mit der Niedriglohnkonkurrenz aus anderen EU-Ländern und Osteuropa können sie nicht mehr bestehen.

Nur drei Konzerne, Hochtief, Bilfinger Berger und der Baustoffmulti HeidelbergCement, haben sich der deutschen Misere ein Stück weit entzogen: durch aggressives Wachstum in dynamischen Auslandsmärkten.

In Deutschland hingegen ist die Bau-Wertschöpfung seit dem Höhepunkt 1994 um 18 Prozent geschrumpft - mit zunehmender Abwärtstendenz.

Die weiteren Aussichten: Die Gesellschaft altert. In den kommenden Jahrzehnten wird die Zahl der Bundesbürger abnehmen. Eine fundamentale Bremse für die Immobiliennachfrage.

Deutschlands Wirtschaft im Test 811100
Happy End:

Die Bedrängten: Handel und Konsumgüter

 
13.10.02 00:36
Gefangen im deutschen Nachfragetief - Firmen, die Verbraucher direkt beliefern, haben es schwer. Die Einkommen der Bürger steigen kaum noch. manager magazin sagt, was Deutschlands bedrängten Branchen blüht.

Deutschlands Wirtschaft im Test 814624
Daumen waagerecht: Handel und Konsumgüter leiden unter geringer Inlandsnachfrage
 
Für die Produktion von Waren des täglichen Gebrauchs ist in Deutschland traditionell der Mittelstand zuständig. Die kleinen und mittleren Firmen stellen nahezu alles her, von Anzügen bis Zahnpasten. Mit höchst unterschiedlichem Erfolg.

Etliche Unternehmen, darunter viele Textiler, schrammen permanent am Rande der Pleite entlang. Andere zählen zu den Hidden Champions, den heimlichen Gewinnern, die äußerst ertragreich die internationalen Märkte bedienen: Haribo liefert seine Gummibärchen, Melitta seine Kaffeefilter, Hofbräu sein Bier, Bulthaup seine Luxusküchen oder Schramm seine Edelmatratzen.

Ein richtig großer Konzern von der Güte eines Nestlé, Procter & Gamble, Unilever oder Kraft Foods aber fehlt der deutschen Konsumgüterindustrie.

Hauptgrund: Die Nachfrage der 82 Millionen Bundesbürger schwächelt seit Jahren, der Nährboden ist mager. Weil der heimische Verkauf von Lebensmitteln, Klamotten oder Kosmetika nur langsam wächst, haben die Markenartikler es vergleichsweise schwer, eine konkurrenzfähige Größe zu erreichen. Die Wettbewerber in dynamischen Ländern mit großem Heimatmarkt, insbesondere den USA, haben es deutlich leichter.

Zu den wenigen global bedeutsamen Spielern aus Deutschland zählen Adidas, Puma, Wella und vor allem Beiersdorf, mit Nivea immerhin eines der am schnellsten wachsenden Kosmetikunternehmen der Welt. Den Beiersdorf-Konzern, der so erfolgreiche Marken wie Hansaplast oder Tesa besitzt, wollen derzeit die französische L'Oréal und die Handelskette Tchibo übernehmen.

Die Top-Markenartikler

Rang Unternehmen       Umsatz 2001    Mutterland
                       in Mrd. Euro


1    Philip Morris     74             USA
2    Nestlé            51             Schweiz
3    Unilever          47             GB/NL
4    Procter & Gamble  40             USA
5    Pepsico           28             USA

Quelle: "Fortune", Unternehmensangaben  


Der Handel


Wenn das Geld knapp wird, triumphieren Handelsketten und Discounter. Billig und gut, mit dieser Devise haben Aldi und Co. ihren Siegeszug angetreten. Hochpreisigere Konkurrenten wie KarstadtQuelle, Tengelmann und Spar sind zurückgefallen.

Gewöhnt an extrem scharfe Konkurrenz und superdünne Margen, setzten sich einige deutsche Unternehmen zumindest in Europa durch. Der Discounter Lidl wächst zum Beispiel im angrenzenden Ausland stark. Schlecker betreibt Europas größte Drogeriemarktkette, Douglas ist Europa-Marktführer bei Parfumerien.

In bestimmten Handelsformen erobern deutsche Konzerne sogar international führende Positionen. Otto ist der weltgrößte Versandhändler, Aldi die international wichtigste Discountkette, mit Erfolgen auch in den USA.

Deutschlands Wirtschaft im Test 814624

Alles Peanuts. In der Rangliste der weltweit größten Handelsunternehmen taucht unter dem Kürzel D einzig der Metro-Konzern auf. Im Vergleich zum amerikanischen Wal-Mart oder zur französischen Carrefour wirkt aber sogar der deutsche Riese wie ein Winzling.

Auch die Metro ist nicht wegen, sondern trotz ihrer deutschen Heimat erfolgreich. Fast die Hälfte der Umsätze macht der Konzern mit der Zentrale in Düsseldorf mittlerweile im Ausland. Auch für das gute deusche Abschneiden bei der Branchen-Börsenentwicklung ist die Metro maßgeblich verantwortlich: 1996 ging der kurz zuvor aus Asko, Kaufhof und Deutscher SB-Kauf fusionierte Konzern an die Börse und wurde prompt zum Schwergewicht am deutschen Markt.

Perspektive: Die schwache Inlandsnachfrage zwingt die Handelshäuser in Deutschland zur Internationalisierung ­ anders können sie in Zukunft kaum noch anständige Wachstumsraten generieren.

Die Top-Händler

Rang Unternehmen Umsatz 2001    Mutterland
                 in Mrd. Euro


1    Wal-Mart    221            USA
2    Carrefour    63            Frankreich
3    Ahold        61            Niederlande
4    Home Depot   55            USA
5    Kroger       51            USA
6    Metro        46            Deutschland

Quelle: "Fortune", Unternehmensangaben  

Deutschlands Wirtschaft im Test 814624
Deutschlands Wirtschaft im Test 814624
     
Deutschlands Wirtschaft im Test 814624
knipser 2:

dieser liste ist kaum etwas hinzu zu fügen,

 
13.10.02 07:31
ausser:inlandsnachfrage u. bau werden doch durch die kaufkraft der menschen/arbeiter bestimmt.haste nix in der tasche,kannste nix ausgeben,basta!
hier bei sind steigende steuern,aber auch m.m. nach,viel zu hohe mieten,als ursache der ebbe in den geldbörsen zu sehen.ausserdem bin ich der meinung,dass wir heute eine falsche "werteauffassung"haben.lieber protzen mit wohnung,auto,klamotten,etc.,als achten auf nahrung u. gesundheit.
wenn dann noch eine familie 50% ihres einkommens für miete ausgeben muss,so bleibt halt nichts übrig für konsum!
im moment bestimmt eben das kapital,wo es lang geht.verschiedene können/wollen/müssen es sich leisten alles teuer zu machen.auf diese weise ist es eben auch möglich,konkurenz aus dem rennen zu werfen.
das die usa in sachen technologie führend ist ist,liegt aber auch am militär.
das internet wurde von denen entwickelt,u. in den 80/90er hatten genau diese leute einen technologie transfer sogar mit europa untersagt(der russe könnte ja etwas bekommen).als dann die märkte sich wieder liberalisierten,waren eben die usa führend.
auch darf man eins nicht vergessen:schlagwort globalisierung!
wir sind dabei eine neue weltordnung-anschauung aufzubauen!dies führt eben dazu,dass sich die firmen auf ihr"kerngeschäft" konzentrieren.solange man dem trug aufsitzt,dass man nur überleben kann,wenn man nr.1/2 auf dem weltmarkt ist,solange wird es eben so sein.wenn die leute dann endlich mal raffen,dass es kaum noch heimische firmen/produkte gibt,ist es schon zu spät!dies ist eben die moderne variante des kolonialismus,bzw. der versklavung,bzw. der ausbeutung durch das kapital.
hört sich alles so links an,ist aber von einem geschrieben,der nur ein mensch ist,u. die sache ganz brutal nüchtern sieht(hoffe ich zumindest).
mein motto ist:leben u. leben lassen!
heute zählt aber nur:fressen o. gefressen werden
irgendwann gibt es wieder einen gleichklang.ich hoffe nur,dass dies rechtzeitig geschieht.bevor alles ins chaos läuft.
u. wenn nicht,bauen wir den ganzen scheiss wieder neu auf(falls es dann noch etwas gibt).
es lebe die freiheit u. das kapital,sieg heil!
gruss knipser

"sieg heil":diesen ausdruck habe ich nur benutzt,um den wahnsinn(m.m.)der heutigen zeit drastisch da zu stellen.nix braune propaganta!!!!!!!!!!!!!!!!!!
denn wie gesagt:LEBEN u. LEBEN LASSEN
Happy End:

Fazit: Was bringt unsere Wirtschaft voran?

 
13.10.02 13:07
Das Fazit der mm-Serie zum Standort Deutschland fällt eindeutig aus: Um den Anschluss nicht zu verlieren, muss vor allem in die Köpfe investiert werden.

Die Stärke der deutschen Wirtschaft ist gleichzeitig ihre große Schwäche: Sie brilliert in traditionellen Industrien mit niedrigen Wachstumsraten, spielt aber in Zukunftsbranchen bestenfalls eine Nebenrolle.

Deutschlands Wirtschaft im Test 814789
Was bringt die Wirtschaft voran? - Mehr Hirnkapazität.
 
Ob in Wirtschaft oder Politik: Wir sind die großen Bewahrer. Die spannenden Entwicklungen der vergangenen Jahre - vom Internet über die Biotechnologie bis zum Investmentbanking - trieben andere voran.

Was tun? Der übliche Kanon an Reformvorschlägen lautet: Arbeitsmarkt liberalisieren, Steuern senken, Sozialsystem kappen. Alles richtig.

Aber alles reichlich defensiv. Wirklich helfen kann der Wirtschaft nur eines: Wissen, Wissen, Wissen. Seit Jahren sparen Staat, Bürger und Unternehmen bei den Investitionen in die Köpfe. Die Bildungsausgaben liegen, gemessen an der Wirtschaftsleistung, deutlich unter dem OECD-Schnitt. Hinter Ländern wie Polen oder Portugal erreicht Deutschland gerade Platz 20. Schulen und Universitäten zählen international zum Mittelmaß. Eine fatale Entwicklung.

Die Erfahrung lehrt: Dynamik entsteht an Kristallisationspunkten der Wissenschaft - im Silicon Valley rund um die Stanford University, in der Region um Boston mit der Harvard University und dem MIT, in der Biotech-Szene um die Universität von Tel Aviv, in Oberbayern rund um die Münchener TU und die Ludwig-Maximilians-Universität.

Bildungsausgaben sind am besten angelegt, wenn sie zuvörderst in solche Hightech-Ballungen fließen. Statt wie bisher die Mittel per Gießkanne zu verteilen, ist Konzentration auf die Stärken angebracht. Mit Geld allein ist es aber nicht getan: Schulen und Unis müssen effizienter arbeiten.

"Deutschland ist gut", behauptet der Kanzler. Damit der Spruch wahr wird, bleibt noch viel zu tun.

Deutschlands Wirtschaft im Test 814789
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