Es war eine Nacht der Sieger und doch alles andere als eine Vorentscheidung. Nach dem ersten Fernsehduell zwischen dem Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber (CSU) und dem Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) am Sonntag Abend gab es nur Bestätigungen - jeder hatte gesehen oder empfunden, was er erwartet hat.
Politisch Neues hat keiner erfahren. Dass keiner Krieg will, alle mehr Wachstum und weniger Arbeitslose wusste man schon. Zwar fanden nach einer ersten Blitzumfrage die Mehrzahl der Fernsehzuschauer (43 Prozent), dass der Bundeskanzler überzeugender gewesen sei als sein Herausforderer, aber im Ernst hatte natürlich auch kaum jemand anderes erwartet.
Denn dass im direkten Vergleich vor den Fernsehkameras der Medienstar Schröder eloquenter, sympathischer und wirkungsvoller rüberkommen würde als Edmund Stoiber, der sich bei seinem Auftreten als Kanzlerkandidat im bundesweiten Fernsehen bei Sabine Christiansen um jeden Kredit gestottert hatte, galt als ausgemacht.
Schröder hatte seinen Charme gedrosselt
An diesem Abend aber stotterte Stoiber nicht. Allerdings hatte auch Schröder seinen Charme gedrosselt und sich voll hinter seiner staatstragenden Rolle als Bundeskanzler versteckt. Die Folge war, dass beide Kandidaten bis zur Unkenntlichkeit verstellt wirkten. Selbst wenn sie einander "die Unwahrheit" oder "Unsinn" vorwarfen, taten sie das mit dem Tonfall von Nachrichtensprechern, die Börsen-kurse verlesen.
Edmund Stoiber funktionierte exakt nach den Anweisungen seiner Berater, nur ja nicht mit dem Zeigefinger in die Kamera zu pieken, dafür etwas mehr zu lächeln. Das tat Stoiber so ausführlich, dass er nicht einmal an delikaten Stellen sein Lächeln abschaltete.
Ging die Schadenfreude mit Stoiber durch?
Er lächelte, wenn er von Katastrophen redete. Da er nicht müde wurde, die düstere Lage des wirtschaftlichen Schlusslichtlandes Deutschland in grellen Farben zu malen und das Unheil mit entschuldigendem Lächeln zu begleiten, entstand bisweilen der Eindruck, als gehe die Schadenfreude mit ihm durch.
Schröder hatte sich offenbar besonders gegen die Versuchung zu wappnen versucht, seinen Gegenkandidaten mit allzu großer Lockerheit und verbaler Schlagfertigkeit bloßzustellen, weshalb er sich über die Maßen zurücknahm und in staatsmännischer Klischeehaftigkeit erstarrte.
Keiner der beiden traute sich auch nur ein einziges Mal aus der Reserve zu kommen und spontan seinen Gefühlen zu folgen. Keiner war deswegen als Person erkennbar. Die Folge: Schröder galt nach einer ersten Umfrage den Leuten immer noch als sympathischer, dazu aber auch noch als glaubwürdiger und kompetenter.
Bis zum Duell hatte der Wahlkampf darunter gelitten, dass die beiden Kandidaten in der Sache keine Konturen zeigten, schon gar keine Kontroversen. Vor allem Stoiber hatte offenbar geglaubt, durch wegducken in allen Sachfragen die Mitte für sich zu gewinnen.
Das Fernseh-Duell wäre eine Chance gewesen, wenigstens die Unterschiede im persönlichen Stil, ihr Welt- und Menschenbild und ihre Werteskala hervorzukehren. Dazu waren aber weder der Kandidat bereit, noch ließ das Ritual des Abends das zu.
Ständiges Starren auf die Uhr
Die Starre der Auftritte, die insbesondere bei den Diskussionen über die Wirtschaft und über den Arbeitsmarkt durch thematische Langeweile unterstützt wurde, war zu einem großen Maße auch der Überregulierung des Verfahrens geschuldet. Das ständige Starren auf die Uhr, das Warten auf Fragen der Moderatoren und die sterile Atmosphäre des aseptischen Studios nahmen der Diskussion alle Reste von Lebendigkeit.
Die Entscheidung über Sieg oder Niederlage, so weit sie sich in den Umfragen niederschlug, dürfte am Anfang und am Schluss gefallen sein. Am Anfang ging es um die Haltung - Körpersprache und Stimmenmodulation machen bei solchen Diskussionen 93 Prozent der Bewertung aus. Dabei wirkte Schröder selbstsicherer und entspannter als Stoiber, der sich aber schnell und aggressiv in Schwung redete. Am Schluss gelang es Schröder, sein Resümee in drei knappen Punkten zusammenzufassen: keine Beteiligung der Deutschen an einem Krieg im Irak, große Reform auf dem Arbeitsmarkt und vor allem ein emotionaler Appell, die bei der Flut sichtbar gewordenen Anzeichen von "Gemeinsinn" und Solidarität "gegen die Vereinzelung in unserer Gesellschaft" zu aktivieren und zu stärken.
Stoiber, der in der Sache dieselben Schwerpunkte setzte, verläpperte sich in seinem Schlußwort in zu viele Einzelheiten. Seine Aussage: "Deutschland ist ein großartiges Land" kam nach den vielen geschilderten Düsternissen ein wenig überraschend. Sein Lächeln nicht.
Politisch Neues hat keiner erfahren. Dass keiner Krieg will, alle mehr Wachstum und weniger Arbeitslose wusste man schon. Zwar fanden nach einer ersten Blitzumfrage die Mehrzahl der Fernsehzuschauer (43 Prozent), dass der Bundeskanzler überzeugender gewesen sei als sein Herausforderer, aber im Ernst hatte natürlich auch kaum jemand anderes erwartet.
Denn dass im direkten Vergleich vor den Fernsehkameras der Medienstar Schröder eloquenter, sympathischer und wirkungsvoller rüberkommen würde als Edmund Stoiber, der sich bei seinem Auftreten als Kanzlerkandidat im bundesweiten Fernsehen bei Sabine Christiansen um jeden Kredit gestottert hatte, galt als ausgemacht.
Schröder hatte seinen Charme gedrosselt
An diesem Abend aber stotterte Stoiber nicht. Allerdings hatte auch Schröder seinen Charme gedrosselt und sich voll hinter seiner staatstragenden Rolle als Bundeskanzler versteckt. Die Folge war, dass beide Kandidaten bis zur Unkenntlichkeit verstellt wirkten. Selbst wenn sie einander "die Unwahrheit" oder "Unsinn" vorwarfen, taten sie das mit dem Tonfall von Nachrichtensprechern, die Börsen-kurse verlesen.
Edmund Stoiber funktionierte exakt nach den Anweisungen seiner Berater, nur ja nicht mit dem Zeigefinger in die Kamera zu pieken, dafür etwas mehr zu lächeln. Das tat Stoiber so ausführlich, dass er nicht einmal an delikaten Stellen sein Lächeln abschaltete.
Ging die Schadenfreude mit Stoiber durch?
Er lächelte, wenn er von Katastrophen redete. Da er nicht müde wurde, die düstere Lage des wirtschaftlichen Schlusslichtlandes Deutschland in grellen Farben zu malen und das Unheil mit entschuldigendem Lächeln zu begleiten, entstand bisweilen der Eindruck, als gehe die Schadenfreude mit ihm durch.
Schröder hatte sich offenbar besonders gegen die Versuchung zu wappnen versucht, seinen Gegenkandidaten mit allzu großer Lockerheit und verbaler Schlagfertigkeit bloßzustellen, weshalb er sich über die Maßen zurücknahm und in staatsmännischer Klischeehaftigkeit erstarrte.
Keiner der beiden traute sich auch nur ein einziges Mal aus der Reserve zu kommen und spontan seinen Gefühlen zu folgen. Keiner war deswegen als Person erkennbar. Die Folge: Schröder galt nach einer ersten Umfrage den Leuten immer noch als sympathischer, dazu aber auch noch als glaubwürdiger und kompetenter.
Bis zum Duell hatte der Wahlkampf darunter gelitten, dass die beiden Kandidaten in der Sache keine Konturen zeigten, schon gar keine Kontroversen. Vor allem Stoiber hatte offenbar geglaubt, durch wegducken in allen Sachfragen die Mitte für sich zu gewinnen.
Das Fernseh-Duell wäre eine Chance gewesen, wenigstens die Unterschiede im persönlichen Stil, ihr Welt- und Menschenbild und ihre Werteskala hervorzukehren. Dazu waren aber weder der Kandidat bereit, noch ließ das Ritual des Abends das zu.
Ständiges Starren auf die Uhr
Die Starre der Auftritte, die insbesondere bei den Diskussionen über die Wirtschaft und über den Arbeitsmarkt durch thematische Langeweile unterstützt wurde, war zu einem großen Maße auch der Überregulierung des Verfahrens geschuldet. Das ständige Starren auf die Uhr, das Warten auf Fragen der Moderatoren und die sterile Atmosphäre des aseptischen Studios nahmen der Diskussion alle Reste von Lebendigkeit.
Die Entscheidung über Sieg oder Niederlage, so weit sie sich in den Umfragen niederschlug, dürfte am Anfang und am Schluss gefallen sein. Am Anfang ging es um die Haltung - Körpersprache und Stimmenmodulation machen bei solchen Diskussionen 93 Prozent der Bewertung aus. Dabei wirkte Schröder selbstsicherer und entspannter als Stoiber, der sich aber schnell und aggressiv in Schwung redete. Am Schluss gelang es Schröder, sein Resümee in drei knappen Punkten zusammenzufassen: keine Beteiligung der Deutschen an einem Krieg im Irak, große Reform auf dem Arbeitsmarkt und vor allem ein emotionaler Appell, die bei der Flut sichtbar gewordenen Anzeichen von "Gemeinsinn" und Solidarität "gegen die Vereinzelung in unserer Gesellschaft" zu aktivieren und zu stärken.
Stoiber, der in der Sache dieselben Schwerpunkte setzte, verläpperte sich in seinem Schlußwort in zu viele Einzelheiten. Seine Aussage: "Deutschland ist ein großartiges Land" kam nach den vielen geschilderten Düsternissen ein wenig überraschend. Sein Lächeln nicht.