Alterung dämpft Wachstum
Noch immer beschränkt sich die politische Analyse auf die Folgen für die Rentenfinanzierung. Oder auf so abenteuerliche Thesen wie die, dass bei sinkender Bevölkerung die Arbeitslosigkeit auf wundersame Weise schwindet, weil dann ja weniger Leute da sind, die Jobs suchen. Gerade so, als bestünde nicht die Gefahr, dass die Wirtschaft bei schrumpfender Bevölkerungszahl entsprechend langsamer wächst und damit weniger Jobs anbietet.
Absehbar ist, dass die Zahl der Einwohner Deutschlands angesichts der seit langem schwachen Geburtenraten bald deutlich zurückgeht. Weil die Bevölkerung zudem im Schnitt altert, wird laut Schätzungen die Zahl der Erwerbsfähigen bis 2010 um jährlich 0,2 Prozent sinken - eine Entwicklung, die nicht nur historisch betrachtet einmalig ist: Für Frankreich wird bis 2010 ein jährlicher Anstieg des Erwerbspotenzials um 0,4 Prozent erwartet, für die USA um 1,2 Prozent.
Für die Europa-Ökonomen der Société Générale (SG) wird dies dazu führen, dass Deutschland mittelfristig zu magerem Wachstum verdammt bleibt*. Rein rechnerisch fehlt eben mit jedem Einwohner eine Arbeitskraft. Dieser Ausfall wäre dann wettzumachen, wenn die anderen um so produktiver arbeiten. Das sei aber angesichts des deutschen Produktivitätstrends der vergangenen Jahre kaum zu erwarten, so die SG-Ökonomen: "Seit vier Jahren erreicht das Produktivitätswachstum kaum einmal ein Prozent."
Für die nächsten Jahre rechnen die Pariser Experten auf dieser Basis mit einem Rückgang des potenziell möglichen Wachstums in Deutschland auf nur noch 1,2 bis 1,5 Prozent. Und dabei ist wegen der mangelnden historischen Erfahrungen keineswegs ausgemacht, ob sich jenseits der rein rechnerischen Verlangsamung nicht zudem eine Abwärtsdynamik ergibt, die sich verselbstständigt.
Was etwa bedeutet die mangelnde Dynamik für die Bereitschaft ausländischer Investoren, sich zu engagieren? Was für die Entwicklung des Wohnungsmarkts? Studien deuten darauf hin, dass die Innovationskraft einer Wirtschaft geschwächt wird, wenn es weniger Menschen gibt, die auch noch im Schnitt immer älter werden. In Ländern, die wie Japan oder Italien schon jetzt die schwächste Bevölkerungsdynamik haben, wachsen auch die Pro-Kopf-Einkommen besonders langsam.
Einwanderung stärkt Potenzial
Erhöhen ließe sich der Anteil der Erwachsenen, die arbeiten, indem mehr Frauen einen Beruf ausüben. Die deutsche Erwerbsquote liegt mit knapp 75 Prozent noch um 2,5 Punkte niedriger als in den USA. Nötig wäre zudem, dass mehr Kinder geboren werden. In beiden Fällen helfen nach allen Erfahrungen etwa in Frankreich staatliche Einkommenshilfen wenig, um so mehr aber das Bereitstellen von Ganztagsbetreuungsstellen für Kinder.
(Das lässt sich aber nur erreichen, wenn mehr Menschen zuwandern und zugleich mehr Frauen als bislang Job und Familie vereinbaren können - genau das Gegenteil von dem, was die Union mit ihrem veralteten Konzept will. Sie mobilisiert gegen die Zuwanderung. Und die geplante Einführung eines Familiengeldes dürfte gerade nicht dazu führen, dass mehr Frauen arbeiten. Dafür ist mehr Ganztagsbetreuung von Kindern erforderlich, wie sie Rot-Grün jetzt anstrebt.)
Schließlich wäre es sinnvoll, darüber nachzudenken, ob nicht viel mehr ausländische Arbeitskräfte angeworben werden sollten - statt wie die Union gegen die multikulturelle Gesellschaft zu wettern; oder sich wie die SPD dafür zu rühmen, dass sie die Zuwanderung per Gesetz begrenzt.
Die Parteien haben im Wahlkampf verpasst, das Land auf derartige Herausforderungen vorzubereiten. Klar: Mit niedrigeren Steuern und Abgaben lassen sich in Deutschland die ein oder anderen Wachstumskräfte noch entfalten. Eines der größten Probleme der kommenden Jahre bleibt damit aber ungelöst.
Noch immer beschränkt sich die politische Analyse auf die Folgen für die Rentenfinanzierung. Oder auf so abenteuerliche Thesen wie die, dass bei sinkender Bevölkerung die Arbeitslosigkeit auf wundersame Weise schwindet, weil dann ja weniger Leute da sind, die Jobs suchen. Gerade so, als bestünde nicht die Gefahr, dass die Wirtschaft bei schrumpfender Bevölkerungszahl entsprechend langsamer wächst und damit weniger Jobs anbietet.
Absehbar ist, dass die Zahl der Einwohner Deutschlands angesichts der seit langem schwachen Geburtenraten bald deutlich zurückgeht. Weil die Bevölkerung zudem im Schnitt altert, wird laut Schätzungen die Zahl der Erwerbsfähigen bis 2010 um jährlich 0,2 Prozent sinken - eine Entwicklung, die nicht nur historisch betrachtet einmalig ist: Für Frankreich wird bis 2010 ein jährlicher Anstieg des Erwerbspotenzials um 0,4 Prozent erwartet, für die USA um 1,2 Prozent.
Für die Europa-Ökonomen der Société Générale (SG) wird dies dazu führen, dass Deutschland mittelfristig zu magerem Wachstum verdammt bleibt*. Rein rechnerisch fehlt eben mit jedem Einwohner eine Arbeitskraft. Dieser Ausfall wäre dann wettzumachen, wenn die anderen um so produktiver arbeiten. Das sei aber angesichts des deutschen Produktivitätstrends der vergangenen Jahre kaum zu erwarten, so die SG-Ökonomen: "Seit vier Jahren erreicht das Produktivitätswachstum kaum einmal ein Prozent."
Für die nächsten Jahre rechnen die Pariser Experten auf dieser Basis mit einem Rückgang des potenziell möglichen Wachstums in Deutschland auf nur noch 1,2 bis 1,5 Prozent. Und dabei ist wegen der mangelnden historischen Erfahrungen keineswegs ausgemacht, ob sich jenseits der rein rechnerischen Verlangsamung nicht zudem eine Abwärtsdynamik ergibt, die sich verselbstständigt.
Was etwa bedeutet die mangelnde Dynamik für die Bereitschaft ausländischer Investoren, sich zu engagieren? Was für die Entwicklung des Wohnungsmarkts? Studien deuten darauf hin, dass die Innovationskraft einer Wirtschaft geschwächt wird, wenn es weniger Menschen gibt, die auch noch im Schnitt immer älter werden. In Ländern, die wie Japan oder Italien schon jetzt die schwächste Bevölkerungsdynamik haben, wachsen auch die Pro-Kopf-Einkommen besonders langsam.
Einwanderung stärkt Potenzial
Erhöhen ließe sich der Anteil der Erwachsenen, die arbeiten, indem mehr Frauen einen Beruf ausüben. Die deutsche Erwerbsquote liegt mit knapp 75 Prozent noch um 2,5 Punkte niedriger als in den USA. Nötig wäre zudem, dass mehr Kinder geboren werden. In beiden Fällen helfen nach allen Erfahrungen etwa in Frankreich staatliche Einkommenshilfen wenig, um so mehr aber das Bereitstellen von Ganztagsbetreuungsstellen für Kinder.
(Das lässt sich aber nur erreichen, wenn mehr Menschen zuwandern und zugleich mehr Frauen als bislang Job und Familie vereinbaren können - genau das Gegenteil von dem, was die Union mit ihrem veralteten Konzept will. Sie mobilisiert gegen die Zuwanderung. Und die geplante Einführung eines Familiengeldes dürfte gerade nicht dazu führen, dass mehr Frauen arbeiten. Dafür ist mehr Ganztagsbetreuung von Kindern erforderlich, wie sie Rot-Grün jetzt anstrebt.)
Schließlich wäre es sinnvoll, darüber nachzudenken, ob nicht viel mehr ausländische Arbeitskräfte angeworben werden sollten - statt wie die Union gegen die multikulturelle Gesellschaft zu wettern; oder sich wie die SPD dafür zu rühmen, dass sie die Zuwanderung per Gesetz begrenzt.
Die Parteien haben im Wahlkampf verpasst, das Land auf derartige Herausforderungen vorzubereiten. Klar: Mit niedrigeren Steuern und Abgaben lassen sich in Deutschland die ein oder anderen Wachstumskräfte noch entfalten. Eines der größten Probleme der kommenden Jahre bleibt damit aber ungelöst.