14. Dez. 2001 Es war einmal, da galt Finanzminister Hans Eichel den großen deutschen Unternehmen als Wohltäter. Im Frühjahr 2000 wurde klar, dass ab dem 1.1. 2002 Unternehmensbeteiligungen steuerfrei verkauft werden können. Der Jubel war groß und das nicht ohne Grund. Die 50-prozentige Kapitalertragssteuer auf Verkäufe von Beteiligungen an einheimischen Unternehmen ist ab Anfang nächsten Jahres Geschichte.
Bilanztechnisch bedeutete dies eine enorme Aufwertung der gesamten Beteiligungsmasse eines jeden Unternehmens aus dem Nichts heraus beziehungsweise auf Kosten der potentiellen Staatseinnahmen. Vor allem die deutschen Banken, die anders als Banken in vielen europäischen Ländern erhebliche Wirtschaftbeteiligungen aufweisen, werden davon profitieren, wenn sie das bislang eher träge Kapital in ihren Beteiligungsportfolios aktiver verwalten können. Ähnliches gilt auch für die großen Versicherer Allianz und Münchener Rück.
Undurchsichtiges Beziehungsgeflecht
Das Geflecht gegenseitiger Beteiligungen der Unternehmen in Deutschland, die Übernahmen durch ausländische Unternehmen erschweren, wird mit der Metapher Deutschland AG oder noch martialischer mit dem Bild der Festung Deutschland umschrieben.
Wer bislang eines der großen Unternehmen in Deutschland übernehmen wollte, musste nicht nur den vielen Kleinaktionären ein attraktives Angebot unterbreiten. Er musste sich auch und vor allem mit den Großaktionären arrangieren und deren Wohlwollen erlangen. Um das zu erreichen, war häufig mehr nötig als die glaubhafte Versicherung, den Aktienkurs steigern zu können. Denn Kurssteigerungen allein machten ja nicht glücklich, wenn man an die hohe Kapitalertragssteuer dachte, die ein kommerzielles Gebaren der Banken und Versicherer unterdrückte.
Zaghafte Entflechtung
Nun soll das alles anders werden, sagen Prognosen. Die Deutschland AG wird sich entflechten, längerfristig. Jedenfalls so schnell, wie unter dem unmittelbaren Eindruck der Entscheidung zum Wegfall der Kapitalertragssteuer gedacht, wird es nicht gehen. Glaubte man zunächst, Hans Eichel habe eine Revolution entfacht, die die alten Strukturen der deutschen Unternehmenslandschaft hinwegfegen würde, macht man sich heute eher auf einen langen Abschied gefasst. Denn warum sollten die in Frage kommenden Unternehmen ab dem Stichtag in wilder Hast die Beteiligungen losschlagen? Sie werden sich Zeit lassen und auf einen günstigen Augenblick warten.
Die Öffnung des Marktes für Unternehmensbeteiligungen wird ihn effektiver machen. Das hat sicher Auswirkungen auf die Unternehmen selber, die sich einrichten müssen, mit einem größeren Anteil freihandelbarer Aktien zu leben und auf Aktionäre, die schneller kaufen und verkaufen, als das bislang der Fall war.
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Bilanztechnisch bedeutete dies eine enorme Aufwertung der gesamten Beteiligungsmasse eines jeden Unternehmens aus dem Nichts heraus beziehungsweise auf Kosten der potentiellen Staatseinnahmen. Vor allem die deutschen Banken, die anders als Banken in vielen europäischen Ländern erhebliche Wirtschaftbeteiligungen aufweisen, werden davon profitieren, wenn sie das bislang eher träge Kapital in ihren Beteiligungsportfolios aktiver verwalten können. Ähnliches gilt auch für die großen Versicherer Allianz und Münchener Rück.
Undurchsichtiges Beziehungsgeflecht
Das Geflecht gegenseitiger Beteiligungen der Unternehmen in Deutschland, die Übernahmen durch ausländische Unternehmen erschweren, wird mit der Metapher Deutschland AG oder noch martialischer mit dem Bild der Festung Deutschland umschrieben.
Wer bislang eines der großen Unternehmen in Deutschland übernehmen wollte, musste nicht nur den vielen Kleinaktionären ein attraktives Angebot unterbreiten. Er musste sich auch und vor allem mit den Großaktionären arrangieren und deren Wohlwollen erlangen. Um das zu erreichen, war häufig mehr nötig als die glaubhafte Versicherung, den Aktienkurs steigern zu können. Denn Kurssteigerungen allein machten ja nicht glücklich, wenn man an die hohe Kapitalertragssteuer dachte, die ein kommerzielles Gebaren der Banken und Versicherer unterdrückte.
Zaghafte Entflechtung
Nun soll das alles anders werden, sagen Prognosen. Die Deutschland AG wird sich entflechten, längerfristig. Jedenfalls so schnell, wie unter dem unmittelbaren Eindruck der Entscheidung zum Wegfall der Kapitalertragssteuer gedacht, wird es nicht gehen. Glaubte man zunächst, Hans Eichel habe eine Revolution entfacht, die die alten Strukturen der deutschen Unternehmenslandschaft hinwegfegen würde, macht man sich heute eher auf einen langen Abschied gefasst. Denn warum sollten die in Frage kommenden Unternehmen ab dem Stichtag in wilder Hast die Beteiligungen losschlagen? Sie werden sich Zeit lassen und auf einen günstigen Augenblick warten.
Die Öffnung des Marktes für Unternehmensbeteiligungen wird ihn effektiver machen. Das hat sicher Auswirkungen auf die Unternehmen selber, die sich einrichten müssen, mit einem größeren Anteil freihandelbarer Aktien zu leben und auf Aktionäre, die schneller kaufen und verkaufen, als das bislang der Fall war.
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