"Deutsches Enron-Debakel möglich"

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"Deutsches Enron-Debakel möglich"

 
10.04.02 06:04
Konzerne kaschieren Schuldenstand. Experten fordern Rechtsreform

Berlin - Mit einer Reform des Handelsgesetzbuches (HGB) wollen deutsche Bilanzexperten der Gefahr einer Milliardenpleite wie beim US-Energieriesen Enron entgegentreten. Der Präsident des Deutschen Standardisierungsrates (DSR), Hans Havermann, weist darauf hin, dass nach aktueller Rechtslage ein "Fall Enron" auch hier zu Lande möglich sei: "Deutschland ist voller Enrons - es ist nur bisher immer gut gegangen", sagte Havermann in Berlin.

Der amerikanische Energiehändler Enron hatte die Existenz enormer Schulden in der Bilanz verschleiert, indem er diese auf eine Vielzahl von "Zweckgesellschaften", so genannte Special Purpose Entities, übertrug. Das siebtgrößte US-Unternehmen brach Anfang dieses Jahres zusammen und stürzte die gesamte US-Wirtschaft in eine Krise.

Der Deutsche Standardisierungsrat, der als "deutsche Stimme" im IAS-Board an der Formulierung weltweit einheitlicher Bilanzierungsregeln mitwirkt, will dem Bundesjustizministerium nun dringend die Reform des Paragrafen 290 Handelsgesetzbuch empfehlen, kündigte Havermann an.

Nach dieser HGB-Vorschrift braucht ein Konzern bislang nur solche Tochterunternehmen in der Bilanz abzubilden ("konsolidieren"), an denen er beteiligt ist. Tatsächlich aber hätten eine Vielzahl deutscher Konzerne Zweckgesellschaften gegründet, ohne eine Kapitalbeteiligung zu halten, warnt Havermann. Über Verträge oder schlicht Absprachen würden diese Töchter jedoch unmittelbar im Sinne des Konzernvorstandes gesteuert, ohne dass sie in der Bilanz auftauchten. "Ein klassisches Beispiel hierfür sind Leasing-Objektgesellschaften für Großobjekte wie Flugzeuge oder Immobilien", sagte Havermann.

In welchem Umfang deutsche Unternehmen Schulden an der Bilanz vorbei auf Zweckgesellschaften verlagert hätten, wollte der DSR-Präsident nicht schätzen. Das Thema stehe allerdings seit dem Enron-Debakel "in Fachkreisen im Mittelpunkt der Diskussion" und stelle für die Bilanzwissenschaft "eine der größten Herausforderungen dar".

Nach dem Reformvorschlag, den der DSR in Kürze beim Justizministerium vorlegen wird, müssen Konzerntöchter schon dann in der Bilanz konsolidiert werden, "wenn sich ihr Nutzen oder Risiko dem Konzern zurechnen lässt", sagte Havermann. Auch entsprechende Vorschriften der 7. EU-Richtlinie zu diesem Thema müssten überarbeitet werden.

Havermann betonte, dass auch Konzerne, die nach den International Accounting Standards (IAS) oder nach US-Gaap bilanzierten, den "Trick" mit den Special Purpose Entities anwenden könnten. "Aus diesem Grunde ist es notwendig, weltweit ein neues Konsolidierungsmodell einzuführen, das die Schwächen der bisherigen Konzepte vermeidet", sagte Havermann. Bereits jetzt sei die Konsolidierungspflicht nach IAS deutlich strenger als nach HGB oder US-Gaap. Das IAS-Board in London, in dem auch Verfechter der amerikanischen US-Gaap-Rechnungslegung vertreten sind, habe bereits die Arbeit an einem global gültigen Konsolidierungsmodell aufgenommen, sagte Havermann. Es stimme ihn optimistisch, dass seit der Enron-Krise die amerikanischen US-Gaap-Vertreter gegenüber der von Europa favorisierten IAS-Rechnungslegung "spürbar kompromissbereiter" geworden seien.
indoo:

hab grad

 
20.06.07 11:37
dieses (ur)alte post entdeckt, weil ich mich grad mit der problematik "konsolidierungskreis" beschaeftige...


gi´bt es eperten hier, die vielleicht wissen, ob die bilanzierungsstandard die hier angekuendigten aenderungen schon durchgefuehrt haben?
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