Natürlich wird auch 2003 ein Jahr der ökonomischen Überraschungen werden. Und gemessen an den deprimierenden Erwartungen können sie fast nur positiv ausfallen. Anzeichen dafür gibt es zuhauf.
Gegenwind
Doch fangen wir mit den Risiken an. Neuerliche Terroranschläge oder andauernder Kanonendonner würden die Weltwirtschaft schwer belasten, nicht zuletzt wegen hoher Ölpreise. Doch wer will derlei vorhersagen? Greifbarer ist da schon ein Dollar-Absturz, der möglich ist und vermutlich mit einer schweren Aktienschwäche einherginge.
Aus dem Leistungsbilanzdefizit von rund fünf Prozent des BIP ist wieder ein Doppeldefizit geworden, nachdem das US-Budget binnen anderthalb Jahren von plus 2,3 auf minus 1,8 Prozent des BIP gerutscht ist; private Investitionen zu finanzieren ist eine Sache, Staatsausgaben zu alimentieren eine andere. Da das Nettovermögen der US-Haushalte weiter fiele, würden sie unweigerlich mehr sparen, womit die Welt die entscheidende Nachfragestütze verlöre.
Ohnehin macht die US-Wirtschaft kein gutes Bild, trotz niedriger Zinsen und hoher Produktivitätszuwächse. Nach wie vor paaren sich Überkapazität und Sparmangel mit Rekordschulden - grausig. Wegen des Preisdrucks - im US-Unternehmenssektor sind die Preise außerhalb der Finanzindustrie zuletzt um 1,2 Prozent gefallen - bleibt der Rationalisierungszwang groß. Neue Firmenskandale und -pleiten drohen. In Deutschland wird derweil die Nachfrage durch Abgabenerhöhungen weiter drangsaliert. Und in Japan lassen durchgreifende Pläne zur Bekämpfung von Bankenkrise und Deflation auf sich warten, während die Indikatoren wieder nachgeben. Wenn viel Ungemach zusammenkommt, auch etwa ein Zahlungsausfall in Lateinamerika, ist sogar eine Finanzkrise denkbar.
Rückenwind
Aber weil die Situation so verfahren ist, hat vor allem die Geldpolitik bereits entschlossen reagiert. Und global schießt das Geldangebot durch die Decke, wie am 10. und 12. Dezember erläutert. Selbiges gilt für die Preise für Massengüter wie Rohstoffe, Metalle oder Seefrachtgebühren. Obgleich Sonderfaktoren wie Naturkatastrophen, Versicherungskosten, Kriegsangst und Asienkonjunktur (außer Japan) im Spiel sind, deutet das auf steigende Nachfrage hin. Sowohl in Europa als auch in den USA signalisieren zudem die Zinsstrukturkurven eine Belebung.
In den USA ist der Conference-Board-Indikator zweimal in Folge gestiegen, zuletzt um 0,7 Prozent. Der deutsche OECD-Frühindikator ist auf einem Rekordhoch. Der Abstand zwischen Indikator und Fertigung liegt bei elf Prozent, so hoch wie seit 1990 nicht mehr. Unterdessen lässt der jüngste Sinneswandel der Regierung auf weitere angebotsseitige Reformen hoffen. Wie die Stimmung ist, könnten schon kleinere Maßnahmen Wunder bewirken. Zudem dürfen wir mit weiteren Zinssenkungen rechnen, in Europa wie in den USA. Laut den EU-Umfragen haben die Preiserwartungen - ein verlässlicher Indikator - beträchtlich nachgegeben. Dazu kommen Steuererleichterungen rund um die Welt, 2004 auch in Deutschland. In Holland - einem Vorreiter für Europa - zieht das Verbrauchervertrauen bereits wieder an.
Derweil ist der Anteil der Nettoinvestitionen am US-BIP um ein Viertel unter den Nachkriegsschnitt gefallen. Die Unternehmen reparieren ihre Bilanzen, indem sie Kasse auf- und kurzfristige Schulden abbauen. So sind die Risikoprämien zuletzt spürbar gesunken, was die Refinanzierung erleichtert. Die US-Haushalte haben hohe Schulden, aber drei Viertel sind Hypothekenkredite. Der Wert der Eigenheime übersteigt die Schulden um mehr als das Doppelte, und wegen der niedrigen Zinsen bleiben Häuser trotz der Marktüberhitzung erschwinglich.
Alan Greenspan meint, dass der Refinanzierungsboom noch anhält. Und falls nötig, wird er zu unorthodoxen Mitteln greifen, also unsterilisiert Bonds oder Devisen kaufen. Schon jetzt beflügeln die Zinsen das aufstrebende Asien mächtig, was auch der Weltwirtschaft zugute kommt. Und im Falle eines Regimewechsels in Irak würde der Ölpreis vermutlich deutlich nachgeben, was einer globalen Steuersenkung gleichkäme.
Großwetterlage
Unter dem Strich dürfte die Weltwirtschaft zunächst weiterhin stottern, weil die Ungleichgewichte zu einem großen Teil fortbestehen. Aber sofern die geopolitischen Risiken beschränkt bleiben, sollte sich spätestens ab dem Sommer abzeichnen, wie sehr die globale Reflationierung wirkt. Am Ende des Jahres könnte sogar Inflation die Gazetten wieder beherrschen - statt Deflation.
Gegenwind
Doch fangen wir mit den Risiken an. Neuerliche Terroranschläge oder andauernder Kanonendonner würden die Weltwirtschaft schwer belasten, nicht zuletzt wegen hoher Ölpreise. Doch wer will derlei vorhersagen? Greifbarer ist da schon ein Dollar-Absturz, der möglich ist und vermutlich mit einer schweren Aktienschwäche einherginge.
Aus dem Leistungsbilanzdefizit von rund fünf Prozent des BIP ist wieder ein Doppeldefizit geworden, nachdem das US-Budget binnen anderthalb Jahren von plus 2,3 auf minus 1,8 Prozent des BIP gerutscht ist; private Investitionen zu finanzieren ist eine Sache, Staatsausgaben zu alimentieren eine andere. Da das Nettovermögen der US-Haushalte weiter fiele, würden sie unweigerlich mehr sparen, womit die Welt die entscheidende Nachfragestütze verlöre.
Ohnehin macht die US-Wirtschaft kein gutes Bild, trotz niedriger Zinsen und hoher Produktivitätszuwächse. Nach wie vor paaren sich Überkapazität und Sparmangel mit Rekordschulden - grausig. Wegen des Preisdrucks - im US-Unternehmenssektor sind die Preise außerhalb der Finanzindustrie zuletzt um 1,2 Prozent gefallen - bleibt der Rationalisierungszwang groß. Neue Firmenskandale und -pleiten drohen. In Deutschland wird derweil die Nachfrage durch Abgabenerhöhungen weiter drangsaliert. Und in Japan lassen durchgreifende Pläne zur Bekämpfung von Bankenkrise und Deflation auf sich warten, während die Indikatoren wieder nachgeben. Wenn viel Ungemach zusammenkommt, auch etwa ein Zahlungsausfall in Lateinamerika, ist sogar eine Finanzkrise denkbar.
Rückenwind
Aber weil die Situation so verfahren ist, hat vor allem die Geldpolitik bereits entschlossen reagiert. Und global schießt das Geldangebot durch die Decke, wie am 10. und 12. Dezember erläutert. Selbiges gilt für die Preise für Massengüter wie Rohstoffe, Metalle oder Seefrachtgebühren. Obgleich Sonderfaktoren wie Naturkatastrophen, Versicherungskosten, Kriegsangst und Asienkonjunktur (außer Japan) im Spiel sind, deutet das auf steigende Nachfrage hin. Sowohl in Europa als auch in den USA signalisieren zudem die Zinsstrukturkurven eine Belebung.
In den USA ist der Conference-Board-Indikator zweimal in Folge gestiegen, zuletzt um 0,7 Prozent. Der deutsche OECD-Frühindikator ist auf einem Rekordhoch. Der Abstand zwischen Indikator und Fertigung liegt bei elf Prozent, so hoch wie seit 1990 nicht mehr. Unterdessen lässt der jüngste Sinneswandel der Regierung auf weitere angebotsseitige Reformen hoffen. Wie die Stimmung ist, könnten schon kleinere Maßnahmen Wunder bewirken. Zudem dürfen wir mit weiteren Zinssenkungen rechnen, in Europa wie in den USA. Laut den EU-Umfragen haben die Preiserwartungen - ein verlässlicher Indikator - beträchtlich nachgegeben. Dazu kommen Steuererleichterungen rund um die Welt, 2004 auch in Deutschland. In Holland - einem Vorreiter für Europa - zieht das Verbrauchervertrauen bereits wieder an.
Derweil ist der Anteil der Nettoinvestitionen am US-BIP um ein Viertel unter den Nachkriegsschnitt gefallen. Die Unternehmen reparieren ihre Bilanzen, indem sie Kasse auf- und kurzfristige Schulden abbauen. So sind die Risikoprämien zuletzt spürbar gesunken, was die Refinanzierung erleichtert. Die US-Haushalte haben hohe Schulden, aber drei Viertel sind Hypothekenkredite. Der Wert der Eigenheime übersteigt die Schulden um mehr als das Doppelte, und wegen der niedrigen Zinsen bleiben Häuser trotz der Marktüberhitzung erschwinglich.
Alan Greenspan meint, dass der Refinanzierungsboom noch anhält. Und falls nötig, wird er zu unorthodoxen Mitteln greifen, also unsterilisiert Bonds oder Devisen kaufen. Schon jetzt beflügeln die Zinsen das aufstrebende Asien mächtig, was auch der Weltwirtschaft zugute kommt. Und im Falle eines Regimewechsels in Irak würde der Ölpreis vermutlich deutlich nachgeben, was einer globalen Steuersenkung gleichkäme.
Großwetterlage
Unter dem Strich dürfte die Weltwirtschaft zunächst weiterhin stottern, weil die Ungleichgewichte zu einem großen Teil fortbestehen. Aber sofern die geopolitischen Risiken beschränkt bleiben, sollte sich spätestens ab dem Sommer abzeichnen, wie sehr die globale Reflationierung wirkt. Am Ende des Jahres könnte sogar Inflation die Gazetten wieder beherrschen - statt Deflation.