Investor plant Einstieg bei Telekom
von Lina Saigol und Peter Smith, London
Der US-Finanzinvestor Blackstone steht kurz vor einem Einstieg bei der Deutschen Telekom. Nach Informationen der Financial Times befindet sich Blackstone in fortgeschrittenen Verhandlungen mit dem Bundesfinanzministerium über einen Kauf von rund fünf Prozent am Konzern für ungefähr 3 Mrd. Euro.
Das Geschäft könnte noch in dieser Woche offiziell bekannt gegeben werden. Derzeit gehören dem Bund direkt 15 Prozent der Telekom-Anteile, die staatliche KfW Bankengruppe hält dazu 22 Prozent. Die Bundesregierung plant im Zuge der Bemühungen um einen Abbau des Haushaltsdefizits bereits seit längerem, Anteile an Europas größtem Telekommunikationskonzern abzugeben.
Das Geschäft könnte die im vergangenen Jahr ausgelöste Heuschrecken-Diskussion erneut anfachen. Der damalige SPD-Parteivorsitzende Franz Müntefering hatte Finanzinvestoren mit Heuschrecken verglichen, die über Unternehmen herfallen und diese aussaugen.
Mit der Wahl von Blackstone zeigt die Bundesregierung nun, dass der Bund beim geplanten Abbau von Industriebeteiligungen auf ausländisches Kapital gar nicht verzichten kann.
Ein Aufsichtsratsmandat für Blackstone
Erwartet wird, dass Blackstone auch ein Aufsichtsratsmandat bei der Deutschen Telekom erhält. Mit Ron Sommer sitzt ein ehemaliger Telekom-Konzernchef im europäischen Beirat des US-Finanzinvestors. Angesichts der Brisanz des Geschäfts gilt es jedoch als unwahrscheinlich, dass Sommer bei den Gesprächen eine aktive Rolle gespielt hat.
Für Blackstone wäre der Einstieg bei der Telekom ein ungewöhnlicher Schritt. Die Beteiligungsgesellschaft ist normalerweise an Minderheitsbeteiligungen nicht interessiert und versucht stattdessen, Kontrollmehrheiten zu erwerben.
Wie andere Schwergewichte in der Investorenbranche hat auch Blackstone wiederholt Angebote für Unternehmen in der europäischen Telekom- und Kabelbranche abgegeben. Zuletzt hatte der US-Investor Interesse an einem Einstieg beim dänischen Telekomkonzern TDC gezeigt. Angeblich gehört Blackstone auch zu einem Konsortium von Beteiligungsgesellschaften, das derzeit über einen Kauf von Anteilen an Portugal Telecom berät.
Zahlreiche Finanzinvestoren an Telekom interessiert
Im Fall der Deutschen Telekom sollen neben Blackstone auch die Finanzinvestoren Apax, Kohlberg Kravis Roberts (KKR), Providence Equity, Cinven, Apollo Management und Silver Lake Partners Angebote abgegeben haben.
Für andere Finanzinvestoren könnte der Einstieg von Blackstone bei der Deutschen Telekom ein Signal sein, sich verstärkt im deutschen Markt zu engagieren. "Die Bundesregierung arbeitet offensichtlich deshalb mit den Beteiligungsgesellschaften zusammen, weil sie ausländisches Kapital anlocken will", hieß es aus dem Umfeld der Transaktion. "Das ist eine großartige Botschaft."
Blackstone soll die Deutsche Telekom für unterbewertet im Vergleich zu europäischen Wettbewerbern halten. Als denkbar gilt, dass der US-Investor seine Beteiligung am Konzern ausbaut, sollte die Bundesregierung weitere Anteile zum Verkauf stellen.
Gruß Odeso..die Sache sieht jetzt ganz anders aus...