Deutsche Industrie: unerwartet viele Aufträge

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Deutsche Industrie: unerwartet viele Aufträge

 
04.06.04 13:33
Berlin (Reuters) - Die deutsche Industrie hat im April vor allem wegen starker Nachfrage aus dem Ausland deutlich mehr Aufträge erhalten als erwartet. Volkswirte sprachen von guten Daten und hoben dabei auch die bessere Entwicklung der Inlandsaufträge hervor.

Von März auf April sei der Auftragseingang saisonbereinigt um 2,5 Prozent gestiegen, teilte das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) am Freitag in Berlin mit. Dies war der stärkste monatliche Anstieg seit Januar 2003. Die Bestellungen aus dem Inland hätten dabei um 1,2 Prozent zugelegt, die Nachfrage aus dem Ausland sogar um 3,8 Prozent. "Dabei spielten Großaufträge eine geringere Rolle als sonst in diesem Monat üblich", hieß es.

Den stärksten Zuwachs mit 6,8 Prozent verbuchten die zuletzt arg gebeutelten Hersteller von Konsumgütern. "Der Anstieg bei den Inlandsorders zeigt doch, dass die Inlandsnachfrage ganz allmählich in Gang kommt", sagte Ralph Solveen von der Commerzbank.

Von Reuters befragte Volkswirte hatten im Schnitt nur mit einem Anstieg im Monatsvergleich um 0,8 Prozent gerechnet, nachdem der Auftragseingang im März überraschend um 0,3 Prozent gesunken war.

ANALYSTEN: FRÜHINDIKATOREN HATTEN ANSTIEG ANGEDEUTET

Einige Volkswirte zeigten sich wenig überrascht über die starke Zunahme. "Der Anstieg hat sich angedeutet durch die Frühindikatoren, vor allem die Reuters-Einkaufsmanagerindizes", sagte Ulrike Kastens von Sal. Oppenheim. "Es ist positiv, dass die Aufträge aus dem Inland und dem Ausland angestiegen sind." Adolf Rosenstock von Nomura International verwies auf die zuletzt starken Schwankungen der Auftragsdaten und positive Zeichen anderer Indikatoren. "Es musste irgendwann mal explodieren."

Den starken Anstieg der Auslandsnachfrage führten Experten auf die dynamische Weltwirtschaft und den zuletzt schwächeren Euro zurück. "Das kräftige Plus bei den Exporten dämpft die Sorgen um die bremsende Wirkung des Euro", sagte Solveen. Skeptiker warnten allerdings vor zu viel Optimismus. "Es besteht absolut kein Grund zur Euphorie", sagte Andreas Rees von der HVB. "Angesichts der sehr starken Weltwirtschaft ist die Entwicklung der Auslandsaufträge nach wie vor eine Enttäuschung."

Das Auftragsvolumen lag nach Reuters-Berechnungen auf Basis von revidierten Bundesbank-Daten um 7,7 Prozent über dem Niveau vom April 2003. Der Auftragseingang in der Industrie ist ein wichtiger Frühindikator für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland, kann aber wegen Großaufträgen stark schwanken. Im weniger schwankungsanfälligen Zwei-Monats-Vergleich März/April zu Januar/Februar nahm das Auftragsvolumen um 1,3 Prozent zu.

Die gesamten Bestellungen aus dem Inland- und Ausland im April stiegen bei den Herstellern von Investitionsgütern um 0,8 Prozent zum Vormonat. Produzenten von Vorleistungsgütern erhielten 3,4 Prozent mehr Aufträge, dabei allein 6,2 Prozent mehr aus dem Ausland. Von einem deutlichen Plus der Bestellungen aus dem Ausland profitierten auch die Konsumgüterproduzenten, die von dort 12,8 Prozent mehr Aufträge erhielten. Aus dem Inland nahmen die Bestellungen um 3,4 Prozent zu. Die westdeutsche Industrie erhielt insgesamt im April 2,6 Prozent mehr Aufträge, die ostdeutsche Industrie 1,7 Prozent mehr.
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