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Der Zwei-Billionen-Dollar-Sc hock

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Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock tom68
tom68:

Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock

9
22.03.08 15:35
#1
KREDITKRISE

Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock (1)

Von Arvid Kaiser

Mehr als 160 Milliarden Dollar an faulen Kreditpaketen haben Banken weltweit bereits abgeschrieben. Die Folgen der US-Immobilienkrise sind damit aber noch lange nicht verdaut, wie das Beispiel Citigroup zeigt. Jetzt wagen sich Ökonomen an eine Schätzung, wie groß der Schaden insgesamt wird.

Hamburg - Hatten wir das nicht schon einmal? Der größte amerikanische Finanzkonzern wird als Pleitekandidat gehandelt. Nach Meinung von Sameer Al Ansari, dem Chef des arabischen Staatsfonds Dubai International Capital, reichen die bisherigen milliardenschweren Geldspritzen für die Citigroup Chart zeigen nicht aus. "Um die Bank zu retten, bedarf es viel mehr (Kapital)", sagte Al Ansari laut mehreren Medien auf einer Investorenkonferenz in Dubai.

Dabei haben das Nachbaremirat Abu Dhabi, Singapur, Kuwait und andere Regierungen seit November schon 22 Milliarden Dollar in die Großbank investiert. Die Zweckgesellschaften, die im Auftrag der Citigroup in riskante Papiere im Wert von mehr als 80 Milliarden Dollar investiert hatten, sind bereits vollständig in die Bankbilanz übernommen worden.

www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,539197,00.html

Irren ist menschlich (2)
www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,539197-2,00.html

Wie aus Milliarden Billionen werden (3)
www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,539197-3,00.html

Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock (4)

Zwölf Schritte zum finanziellen Desaster

Düstere Vorhersage: Ökonom Roubini
Der New Yorker Wirtschaftsforscher Nouriel Roubini gehört auch zu diesem Lager. Er hält nicht die Kreditnehmer für "Subprime", also kreditunwürdig, sondern spricht von einem "Subprime-Finanzsystem". Roubini zählt "zwölf Schritte zum finanziellen Desaster":

* die Hauspreise fallen noch das ganze Jahr hindurch; der Tiefpunkt liegt 20 bis 30 Prozent unter dem in der Spekulationsblase erreichten Maximum und wieder auf dem Niveau der langjährigen Trends; vier bis sechs Billionen Dollar an Wert gehen so verloren, zehn Millionen Haushalte geraten in die Überschuldung

* nach den Hypotheken der Subprime-Kreditnehmer fallen auch höhere Anteile der Kredite an Hausbesitzer höherer Bonität (Near Prime, Prime) aus; das drückt den Wert der Kreditpakete wie ABS, CDO oder der Zweckgesellschaften der Banken (Conduits) noch weiter

* die Ausfallraten unbesicherter Konsumentenkredite wie Kreditkarten, Auto- oder Studienkrediten steigen schnell

* Anleihenversicherer ( Monoliner), die sich mit ABS übernommen haben, werden reihenweise insolvent, sodass alle von Monolinern versicherten Papiere an Wert verlieren; die aktuellen Rettungsversuche scheitern, weil nicht genug Kapital zusammenkommt

* nach Wohnhäusern verlieren auch gewerbliche Immobilien drastisch an Wert, weil die Konsumschwäche den Bedarf an Einkaufszentren und Büros einbrechen lässt

* wie bereits mehr als 200 Hypothekenbanken könnten auch einige große regionale oder gar landesweite Banken Pleite gehen

* die Banken bleiben auf einer wachsenden Zahl von Krediten für Übernahmen (Leveraged Buy-outs) sitzen; wegen der hohen Fremdfinanzierung hebeln sich die Verluste in den Bilanzen auf mehrere Hundert Milliarden Dollar

* wegen der Kreditklemme und der Rezession fallen mehr Unternehmensanleihen aus, die Rate steigt von historisch niedrigen 0,6 auf mehr als 10 Prozent

* einige "Schattenbanken" wie Conduits, Hedgefonds, Geldmarktfonds oder Monoliner, die genau wie Banken kurzfristig Geld leihen und langfristig verleihen, aber anders als Banken im Notfall kein Zentralbankgeld bekommen, gehen Pleite

* die globalen Aktienmärkte, die bereits eine milde US-Rezession eingepreist haben, rechnen mit einer schweren und sich weltweit ausbreitenden Rezession und fallen noch deutlicher

* trotz weiterer Geldspritzen der Zentralbanken verweigern die Banken untereinander das Vertrauen, der Interbankenhandel trocknet aus

* weil viele Investoren Liquidität brauchen, um Ausfälle zu ersetzen oder Schulden zu begleichen, neigen sie zu Notverkäufen; die Kurse vieler Papiere fallen deshalb noch unter den ohnehin gesunkenen fairen Wert.

Dieses Szenario kann eintreten, muss aber nicht, räumt Roubini ein. Die meisten Punkte seien aber zum Teil schon erfüllt, oder es gebe bereits Anzeichen, dass sich die düstere Voraussage erfüllt. Sicher ist, dass es mehr als ein paar Milliarden aus Arabien braucht, um die Banken, die sich am schwersten verspekuliert haben, vor dem Kollaps zu retten.

It ain't over until it's over. Große Wall-Street-Banken schreiben rote Zahlen, Millionen Amerikaner verlieren ihre Häuser, die US-Wirtschaft rutscht in die Rezession. Ein Dreivierteljahr jagt jetzt schon eine schlechte Nachricht die nächste. Erste beruhigende Einschätzungen im Sommer 2007, der größte Schaden der geplatzten Hypothekenkredite sei bereits verbucht, waren offenbar verfrüht. Weltweit warten die Anleger darauf, dass der Schrecken endlich vorbei ist.

Auch Alan Greenspan dürfte sich Entwarnung wünschen. Ihm lasten viele die Hauptschuld am Entstehen der nun geplatzten Spekulationsblase an, weil er als Gouverneur der Notenbank den Boom mit niedrigen Zinsen anheizte und einen Hauskauf als perfektes Investment anpries - ebenso, wie er schon Ende der 90er Jahre Warnungen vor der Aktienblase in den Wind schlug.

www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,539197-4,00.html
© manager-magazin.de 2008
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.  Konrad Adenauer

Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock tom68
tom68:

...

 
23.03.08 20:41
#2
SCHWEIZ

Finanzminister hält Banken-Zusammenbruch für ausgeschlossen

Alles halb so schlimm: Der Schweizer Finanzminister Merz glaubt weiter an die Banken des Landes - trotz der Finanzkrise. Größere Sorgen machen sich indes die Aktionäre der UBS. Laut einer Zeitung debattieren sie über eine riesige Kapitalspritze, im Gespräch sind mehr als sechs Milliarden Euro.

Zürich/London - Der schweizerische Finanzminister Hans-Rudolf Merz hat den Banken seines Landes ein gutes Zeugnis ausgestellt. Trotz der Finanzkrise seien die Kreditinstitute der Eidgenossenschaft gut finanziert, ihr Zusammenbruch sei unvorstellbar, sagte Merz in einem Interview der Zeitung "SonntagsBlick".

UBS in Zürich: Weitere Abschreibungen von bis zu 20 Milliarden Dollar erwartet

Schärfere Kontrollen der Institute schloss der Minister nicht aus. Die Regierung wolle sich aber nicht ins Tagesgeschäft der Banken einmischen.

Die Finanzwelt selbst schätzt die Lage offenbar schwieriger ein. Laut einem Zeitungsbericht sollen die Aktionäre der Großbank UBS über eine weitere Kapitalerhöhung beraten. Ein entsprechender Vorschlag stehe auf der Tagesordnung der nächsten Generalversammlung am 23. April, berichtet der "Sonntagsblick". Dabei gehe es um eine Kapitalerhöhung von zehn Milliarden Franken (rund 6,4 Milliarden Euro). Das Blatt beruft sich auf den Chef der Schweizer Sammelstiftung Profond, Herbert Brändli. Profond wollte die Kapitalerhöhung auf die Tagesordnung setzen. UBS bestätigte, von Profond einen Vorschlag für die Agenda bekommen zu haben.

Die UBS hatte in Folge der amerikanischen Subprime-Krise 18 Milliarden Dollar abschreiben müssen. Damit wurde sie von allen europäischen Banken bisher am stärksten in Mitleidenschaft gezogen. Nach Schätzungen von Analysten dürften dieses Jahr nochmals 10 bis 20 Milliarden Dollar Abschreibungen nötig sein.

Einige Experten hatten bereits die Einschätzung geäußert, dass die Bank gezwungen sein könnte, ihre Kapitalbasis weiter zu stärken. UBS hat bereits durch eine Pflichtwandelanleihe, die zum überwiegenden Teil vom Singapur-Staatsfonds GIC verkauft wurde, sowie andere Maßnahmen die Kapitalbasis um rund 19 Milliarden Franken aufgebessert.

Die Schweizer Politik zeigt sich dennoch unbesorgt. Wirtschaftsministerin Doris Leuthard sagte der "SonntagsZeitung", die UBS habe eine solide Kapitalbasis.

Erst vor wenigen Tagen hatte auch die Credit Suisse massive Probleme einräumen müssen. Das Institut hatte erklärt, für das erste Quartal 2008 möglicherweise keinen Gewinn auszuweisen.

Großbritannien will derweil Konsequenzen aus der Finanzkrise ziehen. Laut "Daily Telegraph" wird die britische Finanzaufsicht FSA personell aufgestockt. Die Einstellung von 100 zusätzlichen Mitarbeitern werde in dieser Woche bekanntgeben, meldet die Zeitung. Der Bericht der Finanzaufseher werde auch Empfehlungen für eine bessere Kontrolle der Kreditinstitute enthalten.

wal/Reuters

www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,543016,00.html
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Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock 310367a
310367a:

hmmmmm,warum redet man dann überhaupt davon

 
23.03.08 20:46
#3
von einem zusammenbruch......
ich werde komunist mit parteizugehörigkeit.den parteimitgliedern ist es immer gut gegangen, was man vom restlichen volk nicht sagen kann
Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock asdf
asdf:

ich gehe davon aus dass 2/3 der ami-banken

 
23.03.08 20:48
#4
mehr oder weniger bankrott sind.

dubbelyou und fed werden aber knete geben und das bonzenpack raushauen.

das müssen se auch tun, weil sonst vowi meltdown kommt mit 20-30% recession.

das kann dubbelyou nicht zulassen, da sonst das amivolk die bonzen lynchen würde.

Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock tom68
tom68:

Kreditkrise treibt Zentralbanker zu neuen

 
23.03.08 20:57
#5
Kreditkrise treibt Zentralbanker zu neuen Rettungsideen

von Chris Giles und Krishna Guha

Diskutiert wird auch der staatliche Aufkauf von hypothekenbesicherten Wertpapieren. Die US-Notenbank und die Bank of England schließen einen so einschneidenden Eingriff nicht grundsätzlich aus.

Nachdem eine Reihe milliardenschwerer Liquiditätsspritzen in den vergangenen Monaten die Krise an den Finanzmärkten nicht gestoppt hatte, denken die Zentralbanken auf beiden Seiten des Atlantiks nun unter anderem darüber nach, hypothekenbesicherte Wertpapiere (so genannte MBS) massenhaft aufzukaufen. Damit könnte möglicherweise das Misstrauen am Markt verringert und die Kreditvergabe wieder in Schwung gebracht werden.

Die Überlegungen für die massive Intervention in den notleidenden Kreditmärkten sind Teil eines breit gefächerten Ideenaustausches und befinden sich noch in einem frühen Stadium. Die Tatsache, dass so ein Schritt überhaupt erwogen wird, ist allerdings ein Zeichen dafür, wie sehr sich die Währungshüter sich nach dem Kollaps der US-Investmentbank Bear Sterns um den Zustand des Finanzsektors sorgen.

Stärkster Verfechter einer direkten staatlichen Intervention im Markt für MBS ist anscheinend die Bank of England. Auch die US-Notenbank hält einen solchen Schritt unter bestimmten Umständen für gerechtfertigt, wenn andere Maßnahmen nicht mehr greifen. Die jetzigen Überlegungen seien aber rein theoretischer Natur, noch seien nicht alle Mittel ausgeschöpft, um die Folgen der Kreditkrise zu mildern.

Die Europäische Zentralbank steht einem solchen Eingriff eher ablehnend gegenüber. Die 15 Regierungen der Eurozone müssten zustimmen, bevor die vor allem aus übertriebener Kreditvergabe in den USA entstandenen Risiken auf die europäischen Steuerzahler abgewälzt werden können.

Ein Sprecher von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" zu dieser Idee: "Das ist wohl noch sehr vage, auf uns ist bis jetzt noch keiner zugekommen."

Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger forderte in einem Gastbeitrag für die "Bild am Sonntag" eine Änderung der Kreditvergabe und stärkeres Eingreifen des Staates. "Kredite müssen in Zukunft wieder stärker über traditionelle Banken laufen und nicht über exotische Zwischenhändler. Und der Staat muss mehr als bisher dafür sorgen, dass sich alle Beteiligten an die Regeln halten", sagte das Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.

Experten sehen weitere Banken in Gefahr

"Wir sehen erst die Spitze des Eisbergs", sagte die amerikanische Wirtschaftswissenschaftlerin Carmen Reinhart von der Universität Maryland der "Welt am Sonntag". Sie gehe davon aus, dass weitere Banken ins Trudeln geraten werden. "Es gibt in jedem Fall noch viele angeschlagene Bilanzen", sagte Reinhart, die früher selbst bei der US-Investmentbank Bear Stearns tätig war. "Die faulen Kredite müssen erst aus den Bilanzen raus, und das passiert nicht über Nacht". Bis dahin verliehen die Banken nur äußerst vorsichtig Geld, dies habe Folgen für die Wirtschaft. "Es wird daher nicht im nächsten Monat alles wieder im Reinen sein", betonte Reinhart.

Auch Gerd Häusler vom Investmenthaus Lazard befürchtet, dass viele Banken in den kommenden Wochen neue Verluste verkünden müssen. "Für eine Reihe von Banken sieht das begonnene Jahr in puncto Wertberichtigungen schlechter aus als 2007", sagte Häusler der Zeitung. Investmentbanken haben in der Vergangenheit oft Kredite eingesetzt, um Wertpapiergeschäfte zu finanzieren. "Jetzt wird sich die Spreu vom Weizen trennen", sagte Häusler. Geschäftsmodelle, die allein von hohen Schulden abhängig seien, hätten keine Zukunft.

www.ftd.de/politik/international/...0Rettungsideen/334276.html
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.  Konrad Adenauer
Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock tom68
tom68:

Märkte ohne Kredit

 
23.03.08 21:03
#6
Gillian Tett: Märkte ohne Kredit

Die Annahme, dass es in der Finanzwelt nur auf nackte Zahlen ankommt, hat sich als Irrglaube erwiesen. Solange das Vertrauen ins System erschüttert ist, lässt sich die Krise nicht bewältigen.

In den vergangenen Jahren haben Banker geglaubt, in der Welt der Kreditmärkte gehe es nur um Zahlen und komplexe Computermodelle. Mittlerweile stellt sich das immer mehr als Irrglaube heraus. Wer eine klassische Bildung genossen hat, weiß, dass Kredit vom lateinischen Wort credere - also vertrauen - kommt. Und jetzt, wo sich die Kreditkrise immer bösartiger entwickelt, ist eben dieses Vertrauen oder vielmehr sein Fehlen dafür verantwortlich, dass sich die Turbulenzen zur vermutlich schwersten Finanzkrise seit 80 Jahren auswachsen.

Machen wir uns nichts vor: Was wir derzeit erleben, ist nicht nur ein Vertrauensverlust gegenüber einer einzelnen Bank, nämlich Bear Stearns, oder gegenüber einer Anlageform wie den verzwickten Subprime-Papieren. Vielmehr geht es um einen Vertrauensverlust gegenüber der gesamten Funktionsweise der modernen Finanzwelt mit ihren komplexen und immer undurchsichtigeren Modellen zur Risikoverteilung. Dieser Trend schadet nicht nur der Glaubwürdigkeit der Banken, sondern auch der Aura der Allmacht, die Institutionen wie die US-Zentralbank in den vergangenen Jahren umgeben hat. Mit anderen Worten: Den Kreditmärkten fehlt es buchstäblich an Kredit im Sinne des lateinischen Ursprungsworts.

Infektion mit dem Bear-Stearns-Bazillus

Bei Bear Stearns zeigt sich dies nur allzu deutlich. Noch vor einer Woche hatte die Bank einen Buchwert von rund 80 $ je Aktie, wenn man ihren Computermodellen zur Bewertung der komplexen Kreditmarktprodukte glaubt. Außerdem bestritten die Topmanager der Investmentbank, dass es Liquiditätsschwierigkeiten gibt.

Doch jetzt kauft JP Morgan die einst so mächtige Bank und ihren Berg an Hypothekenwerten für nur 2 $ pro Aktie. Mittlerweile hat die US-Notenbank Fed angedeutet, dass die Liquiditätslage bei Bear Stearns so schlecht ist, dass die Bank 30 Mrd. $ benötigt, um ihren Geschäftsbetrieb aufrechterhalten zu können, ohne die Derivatemärkte mit nach unten zu ziehen.

Dies wirkt sich auch negativ auf andere Investoren aus, die ähnliche Bankaktien oder Hypothekenwerte wie Bear Stearns halten. Öffentlichen Stellungnahmen zufolge ist die Annahme unbegründet, dass auch andere Großbanken in den USA oder Europa zusammenbrechen könnten. Und in den vergangenen Tagen hat jeder Bankmanager, der sein Geld wert ist, seinen Geschäftspartnern beteuert, man schwimme in Liquidität. Gleichzeitig mühen sich Politiker, in vorsichtig zuversichtlichen Äußerungen zu verbreiten, Bear Stearns sei ein Einzelfall.

Nur glaubt das niemand mehr so richtig. Die amerikanische Notenbank steckt also in einer politischen Zwickmühle: Einerseits wollen die Märkte, dass die US-Behörden drastische Maßnahmen ergreifen, um dem Liquiditätsengpass entgegenzuwirken, etwa durch Zinssenkungen. Andererseits wird die Krisenangst durch massive Eingriffe der Fed nur noch verstärkt.

Die gute Nachricht ist, dass sich auch dieser Sturm wieder legen wird, wie ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt. Ein Faktor, der den Heilungsprozess beschleunigen könnte, ist die Tatsache, dass es im globalen Finanzsystem immer noch viele flüssige Mittel gibt. Neben den Staatsfonds mit ihren übervollen Kassen verfügen auch normale Pensionsfonds und andere Vermögensverwalter im Westen noch über eine Menge Geld. Daher hoffen viele Politiker und Banker verzweifelt darauf, dass die Gelder irgendwann wieder in die Kreditmärkte fließen - wenn das Vertrauen eine Zeit lang stabilisiert werden kann und die Investoren auf der Suche nach Schnäppchen wieder einsteigen. Sollte das geschehen, wäre die aktuelle Krise schneller behoben, als man "Notverkauf" sagen kann.

Eine allzu schnelle Erlösung sollte allerdings niemand erwarten. Und ohne ein weiteres Eingreifen der US-Regierung, beispielsweise durch den Kauf angeschlagener Hypothekenwerte, wird es möglicherweise auch nicht abgehen. Die derzeitige Krise ist nicht nur schwer, sondern auch unberechenbar. Eben das macht sie auch so tückisch.

Durch zahlreiche Finanzinnovationen ist das Bankgeschäft im Laufe der vergangenen Jahre so vielschichtig und undurchsichtig geworden, dass ein Schock in einer obskuren Ecke des Finanzmarkts völlig unerwartete Kettenreaktionen auslösen kann. Für Entscheider wird dadurch der Entscheidungsprozess erschwert, und der normale Anleger kann noch weniger absehen, was als Nächstes passieren könnte. Es ist kein Wunder, dass sich deshalb viele Vermögensverwalter auf sichere Anlageformen wie Staatsanleihen oder Gold stürzen. Der Reiz des Edelmetalls ist nun einmal einfacher zu begreifen als der einer Hypothekenanleihe. Darüber hinaus reicht die Geschichte des Goldes bis in die graue Vorzeit zurück.

Letztlich wird sich die Krise nicht allein dadurch beenden lassen, dass die Fed weitere Milliarden Dollar in den Markt pumpt. Stattdessen muss der Kredit - also das Vertrauen in das gesamte Finanzsystem - wiederhergestellt werden. Eine einfache Aufgabe wird das definitiv nicht. Uns stehen noch einige turbulente Tage bevor.

Gillian Tett ist FT-Kolumnistin.

www.ftd.de/meinung/kommentare/...M%E4rkte%20Kredit/333115.html
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.  Konrad Adenauer
Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock Parocorp
Parocorp:

20:42:40 Bank of America may face $6.5 bln loan

 
23.03.08 21:06
#7
NEW YORK, March 23 (Reuters) - Bank of America Corp , the largest U.S. retail bank, may set aside a record $6.5 billion in the first quarter to cover possible future loan losses, including in its mortgage and home equity portfolios, according to a banking analyst.

Richard Bove of Punk Ziegel & Co also slashed his earnings forecasts for the bank through 2010, though he still expects a first-quarter profit.

He said actual losses in the portfolios should be "somewhat less" than the amount he expects set aside, suggesting the bank would be conservative in its forecast of future credit trends.

"I do not foresee the economy plunging to a level that will substantiate this reserve build," wrote Bove, who has a "buy" rating on the bank, in a report dated March 24. "It is my impression that the management has made a decision to try to take, upfront, the potential losses that it believes may be nascent."

Bove cut his profit per share forecast to $2.98 from $3.81 for 2008, to $3.96 from $4.30 for 2009, and to $4.78 from $4.93 for 2010. He sees first-quarter profit of 37 cents per share.

Bank of America was not immediately available for comment.

In January, Chief Executive Kenneth Lewis said he expected full-year profit would top $4 per share. He predicted credit costs would rise by more than 20 percent, largely in consumer portfolios, but that such an increase would be manageable.

The Charlotte, North Carolina-based bank set aside $3.31 billion for credit losses in the fourth quarter, and $8.39 billion for all of 2007, up 67 percent from a year earlier.

Bank of America agreed in January to buy Countrywide Financial Corp , the largest U.S. mortgage lender, in a transaction now valued at about $4.4 billion.

The all-stock transaction values Countrywide at $7.63 per share, which is 32 percent above Countrywide´s Thursday closing price of $5.78. The gap reflects some investors´ expectations that Bank of America might at least try to renegotiate the merger terms because the housing market has weakened.

Bank of America shares closed Thursday at $41.86 on the New York Stock Exchange. They rose 17 percent last week, a strong week for bank stocks, and are up a little more than 1 percent this year.

VG,
Paro

Trading News, Tests & Handelssysteme ::: technewsde.blogspot.com/
Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock orient express
orient express:

da sag ich nur eins...

 
23.03.08 21:06
#8
short short short dax 5000 wir kommen ju heeeeeeeeee und libuda adeeeeeeeeeeee
Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock orient express
orient express:

börse kann...

 
23.03.08 21:10
#9
so einfach sein bloß die meisten kapieren es nie
Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock tom68
tom68:

Wo keine Notpakete mehr helfen

 
25.03.08 19:59
#10

Das Kapital

Wo keine Notpakete mehr helfen

Wer glaubt, Regulierer und Regierungen müssten nur beherzt genug die Krise anpacken, übersieht, dass sie aus langjährigen Exzessen entstanden ist. Staatshilfen nützen wenig: dem Überkonsum muss der Kater folgen.

Fast genau fünf Jahre, nachdem George W. Bush auf einem Flugzeugträger mit seiner feinen Beobachtung "Mission accomplished" die Welt entzückte, legte er letzte Woche nach: "Die USA haben die Lage fest im Griff", scherzte er, wohl mit Blick auf die mittlerweile im Tagesrhythmus erfolgenden Notpakete. 

Bedauerlicherweise verbindet diese beiden Ereignisse mehr als nur die unfreiwillige Selbstauskunft des US-Präsidenten bezüglich seines Kompetenzspektrums. In beiden Fällen steht man heute vor den Trümmern einer zuvor fehlgeschlagenen Politik. War man in ersterem Fall - gnädig formuliert - voreilig und überambitioniert, führte im zweiten Fall die Laisser-faire-Haltung der Regulierer, Zentralbanken, Aufsichtsräte und Aktionäre zur Katastrophe. Beide Male muss man angesichts der Tatsache, dass das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist, einige zuvor aufrechterhaltene Prinzipien nun über Bord werfen. So müsste man in der jetzigen Bankenkrise unterscheiden, was grundsätzlich richtig wäre und was aktuell zur Schadensbegrenzung angemessen ist. Allerdings erkennt man bei ehrlicher Analyse des Problems, dass es wirkungsvolle Soforthilfen kaum geben kann, wo es doch um die Beseitigung langjähriger Ungleichgewichte und Systemfehler geht.

Kein normaler Zyklus  

Übers Ziel hinausgeschossen

Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock 4126522

Was einer längerfristigen Problemlösung immer noch im Weg steht, ist die Klassifizierung der Krise durch viele Beteiligte als eine kurzfristig notwendige Korrektur eines kurzfristigen Exzesses, die sich allein mit der Bodenbildung der US-Häuserpreise wieder beheben ließe. Dabei waren die Ramschhypotheken lediglich der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Die Exzesse, die im vergangenen Jahr ihren Höhepunkt erreichten, haben ihren Anlauf nicht erst nach Abklingen der Internetblase, sondern teilweise schon in den Achtzigern genommen. Dazu gehört in erster Linie der an dieser Stelle bereits öfter bezifferte kontinuierliche Anstieg der Verschuldung der US-Verbraucher, der durch die ebenso lange währende Vermögensblase gegenfinanziert wurde, und das billige Geld. Dazu gehören auch Banken, die ihr eigentliches Geschäft - billiges Geld kurzfristig leihen und teuer langfristig ausleihen - vernachlässigten, es teilweise den Hedge-Fonds überließen, um sich selber auf Kommissionsgeschäfte zu konzentrieren. Wie etwa Forderungsverbriefung. Allein das Volumen von ABS-Papieren hat sich in den USA seit 1999 fast verfünffacht. Kreditausfallswaps haben sich in nur sechs Jahren auf ein ausstehendes Volumen von 45.500 Mrd. $ verzweiundsiebzigfacht. Währenddessen hat sich die Bilanzsumme der Deutschen Bank fast verdreifacht. Wenn jemals das Wort "Decoupling" angebracht war, dann hier. Die Abkopplung der Bank- von der Realwelt.

Fehlende Einsicht  

Ein weiteres Grundübel dieser Krise ist der Banker selbst. Man könnte auch sagen, der Mensch an sich, da das beobachtete Fehlverhalten auf typisch menschliche Schwächen zurückzuführen ist. Allerdings führen sie in einem Gewerbe, in dem man bereits als Frischling schnell mit hohen Summen hantieren darf, zu größeren Verwerfungen als in anderen Branchen. So konnten kleine Rentenhändler ihre Bank riskieren, indem sie für einige Basispunkte Mehrrendite in undurchschaubare Papiere investierten. Und ein Jérôme Kerviel konnte 50 Mrd. Euro auf sein Bauchgefühl setzen.

Interessanter ist das Verhalten der Bankenbosse. Mag Bear Stearns noch die Ausnahme sein, dessen Chefs, als ihre Bank bereits lichterloh brannte, Karten spielten, und statt die Eigenkapitalbasis zu stärken, diese noch durch ein Aktienrückkaufprogramm schwächten.

Regelmäßig jedoch offenbaren die Banker ihr Selbstverständnis in ihren Erklärungsversuchen: Erzielt die Bank Gewinne, ist dies ihr Verdienst, und sie verbittet sich regulatorische Einmischung. Erleidet sie Verluste, ist der Markt schuld, und der Staat wird gerufen. Explodiert die Bewertung von Vermögensklassen, ist das normal. Erfolgt die Korrektur, sind die Märkte irrational, instabil und intransparent. Glauben die Bankenchefs das eigentlich selbst? Oder sind sie sich bewusst, wie viel Geld sie mit dem Vertrieb eben solch intransparenter Finanzinstrumente verdient haben?

Solange die Bankvorstände von ihrem hohen Ross nicht runterkommen, ihr eigenes Mitverschulden nicht zugeben und selbst in der Krise noch ein fröhliches "Weiter so" prusten, sollte der Staat sie noch zappeln lassen. Wenn sie selbst in Zeiten, in denen sie um Liquidität betteln müssen, noch glauben, den Zentralbanken, Regulierern und Regierungen Anweisungen geben zu müssen, wie diese den Schlamassel beenden, in welchen sie sich selbst geführt haben, ist der Leidensdruck noch nicht groß genug. Stopft der Staat jetzt die Löcher, werden die nötigen Strukturanpassungen der Banken geringer ausfallen und der Lernprozess ausbleiben. "Weiter so" geht nicht.

Aus der FTD vom 25.03.2008 © 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD.de

www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/...tal%20Wo%20Notpakete/334688.html

Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.  Konrad Adenauer
Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock tom68
tom68:

Wolfgang Münchau: Sag einfach Nein

3
25.03.08 20:10
#11
Kolumne

Wolfgang Münchau: Sag einfach Nein

von Wolfgang Münchau

Am Wochenende wurde bekannt, dass die Europäische Zentralbank gebeten wurde, sich an einer Aktion mit der Federal Reserve und der Bank of England zu beteiligen, Schrott-Hypothekenpapiere als Sicherheit zu akzeptieren. Die EZB sollte diese Bitte kategorisch ablehnen.

Es handelt sich hierbei um Sicherheiten bei sogenannten Repogeschäften. Die Banken verkaufen der Zentralbank Wertpapiere, die sie am Ende der Laufzeit des Geschäfts wieder zurückkaufen, verzinst mit dem Reposatz. Die EZB akzeptiert nur hochwertige Wertpapiere für derartige Geschäfte. Wenn die Banken in der Lage wären, ihren Wertpapierschrott in die Zentralbank zu schleusen, dann wären sie alle aus dem Schneider. Der Schwarze Peter läge dann bei der Zentralbank, also beim Staat.



Ich bin selbst kein Jurist, glaube aber, dass die EZB eine solche Entscheidung nicht treffen darf. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob die einstimmige Zustimmung aller Regierungen und Parlamente der Mitgliedsstaaten ausreichend wäre. Denn das No-Bail-out-Prinzip ist tief in den europäischen Verträgen verankert.

Aber selbst wenn es rechtlich möglich wäre, sollte man dem massiven Druck standhalten. Man wird uns natürlich dafür kritisieren. Man wird sagen, ihr Europäer schaut wieder einmal nicht über euren Tellerrand und drückt euch vor der globalen Verantwortung.

Wir brauchen also eine gute Antwort.

Dysfunktionales System

Zunächst verwechselt diese Kritik an Europa das Prinzip der globalen Verantwortung mit dem Erhalt eines dysfunktionalen Systems. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, das globale Finanzsystem ist es nicht wert, in seinem jetzigen Zustand gerettet zu werden. Man sollte sich zunächst darüber im Klaren sein, was wert ist, gerettet zu werden, was nicht, zu welchem Preis und zu welchen Konditionen.

Die von einigen US-Kommentatoren heraufbeschworene Kernschmelze des globalen Finanzsystems sehe ich überhaupt nicht. Eine Kernschmelze des sogenannten Schattenbanksystems, also der Investmentbanken, das ist sicherlich möglich. Auch eine Kernschmelze der Hedge-Fonds-Industrie ist denkbar. Ich sehe nicht den geringsten volkswirtschaftlichen Mehrwert durch diese Firmen. Ihr Geschäft besteht darin, mit Handelsstrategien, die einem Pyramidenspiel ähneln, überhöhte Gewinne einzustecken. Vor allem sind sie in der Kunst versiert, die Gewinne zu privatisieren und die Verluste zu sozialisieren. Der dreiste Vorschlag von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, dass nun der Staat gefordert sei, ist eindeutiger Ausdruck dieser Geisteshaltung.

Wir sollten uns also zunächst darüber im Klaren sein, dass es sich in keinem Fall lohnt, für die Rettung einer Investmentbank öffentliche Gelder locker zu machen.

Ein Bail-out des Schattenbanksystems und der Hedge-Fonds würde auch das Problem nicht lösen. Wir würden eine neue Blase kreieren, und das Spiel würde sich in wenigen Jahren wiederholen, in immer größerem Ausmaß. Es ist besser, das Spiel jetzt zu beenden als später.

Des Weiteren sollten wir uns darüber im Klaren sein: Ein Bail-out selbst eines kleinen Teils des Finanzsystems wäre extrem teuer. Es geht hier um Beträge von mehreren Tausend Milliarden Dollar weltweit. Wenn man bedenkt, dass wir um jede Million bei der Gesundheits- oder Familienpolitik kämpfen, dann sollte man sich schon die Frage nach Fairness und Verhältnismäßigkeit stellen. Eine derartige Nothilfe hätte für alle teilnehmenden Staaten massive haushaltspolitische Konsequenzen. Es drohen Jahrzehnte extremer Haushaltskonsolidierung. Es wäre eine der größten Umverteilungen von unten nach oben in der Geschichte.

Die einzigen Institutionen, für deren Rettung es eine Rechtfertigung gäbe, wären Geschäftsbanken. Aber auch sie sollten nur gerettet werden, wenn der Bankrott dieser Bank einen volkswirtschaftlichen Schaden anrichten würde. In Deutschland und vielen anderen Ländern sind Sparer effektiv versichert. Bei der britischen Northern Rock gab es den Bank-Run nur deswegen, weil die Versicherung der Sparer unzureichend war.

Überflüssige IKB

Die Rettung der IKB Deutsche Industriebank war sicherlich nicht notwendig. Der von Finanzminister Peer Steinbrück heraufbeschworene angebliche Schaden für den Ruf unseres Finanzplatzes ist völliger Unsinn. Wer interessiert sich schon für diese obskure Bank, gerade im Ausland? Einerseits schimpfen führende Sozialdemokraten über "Heuschrecken", andererseits zögern sie dann keine Sekunde, Milliardenbeträge für Zocker lockerzumachen.

Wenn man sich am Ende entscheidet, eine systemisch wichtige Bank zu retten, sollte man so vorgehen, dass Anteilseigner, Vorstand, Aufsichtsrat und alle leitenden Angestellten entfernt werden. Ansonsten wäre eine Rettung moralisch nicht zu verantworten. Ein Bail-out bedeutet am Ende eine Verstaatlichung. Der Staat schenkt nichts, sondern besorgt nur neues Kapital. Er wird später versuchen, dieses mit möglichst hohem Profit zu veräußern.

Die gegenwärtig größte Gefahr in dieser Krise ist eine Überreaktion. In den USA ist der Grad der Panik besonders extrem. Wenn dort eine Investmentbank oder ein Hedge-Fonds in Schwierigkeiten gerät, werden alle Hebel in Bewegung gesetzt. Man senkt die Zinsen auf null, auch wenn die Konsequenz einer derartigen Politik darin liegt, die Inflationserwartungen in die Höhe zu treiben oder eine neue Kreditblase zu erzeugen. Wir sollten derartige Panik, die unweigerlich zu wirtschaftspolitischen Fehlentscheidungen führt, vermeiden.

Auch die europäische Geldpolitik ist diesem panikartigen Druck ausgesetzt. Man kritisiert die EZB dafür, dass sie der Fed nicht folgt und die Zinsen senkt, und dies, obwohl es dem gesetzlichen Mandat der Zentralbank zuwiderlaufen würde. Die Zinsen kann die EZB erst dann senken, wenn die Gefahren für Preisstabilität zurückgehen. Das Beste, was wir jetzt tun können, ist, die Nerven zu behalten und unsere amerikanischen und britischen Freunde abblitzen zu lassen.

Wolfgang Münchau ist FTD- und FT-Kolumnist.
Er leitet den Informationsdienst Eurointelligence.com.

Aus der FTD vom 26.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

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Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.  Konrad Adenauer
Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock tom68
tom68:

Bush will Bankenaufsicht neu regeln

 
29.03.08 11:14
#12
FINANZMARKTKRISE

Bush will Bankenaufsicht neu regeln

Milliardenverluste und kein Ende - Angesichts der fortdauernden Krise am Finanzmarkt sieht sich die Regierung von US-Präsident George W. Bush zum Handeln gezwungen. Eine grundlegende Überholung der Finanzaufsicht soll das verlorene Vertrauen jetzt wieder herstellen.

Washington - Die zentrale Rolle soll die US-Notenbank Federal Reserve spielen. Sie soll neue Zuständigkeiten bekommen, wie aus einem Dokument hervorging, das der Nachrichtenagentur AP am Freitagabend in Washington vorlag.

Die Fed würde damit zumindest nach der Vorstellung der Regierung zum Garanten der Stabilität des gesamten Finanzsektors ausgebaut. Nicht nur Geschäftsbanken, sondern alle Akteure der Finanzindustrie, besonders auch Bausparkassen und Immobilienfinanzierer sollen künftig unter ihre Aufsicht fallen, wie es in einer 26 Seiten starken Zusammenfassung der neuen Vorschläge hieß.

Um die Stabilität auf den Märkten zu garantieren, soll die Fed wesentlich mehr Rechte bekommen, Informationen bei Marktteilnehmern abzufragen. Damit könnten Gefahren für die Stabilität früher erkannt werden.

Auf der anderen Seite sollen auch einige Zügel gelockert werden. So soll die Börsenaufsicht SEC in Zukunft einige Kompetenzen verlieren, etwa was den Anlegerschutz betrifft. Der Plan soll am Montag von US-Finanzminister Henry Paulson vorgestellt werden.

Nach Überzeugung einiger Abgeordneter der Demokraten geht der Plan allerdings nicht weit genug. Die Praktiken, die zu der aktuellen Finanzkrise geführt hätten, würden damit in keiner Weise unterbunden, lautet die Kritik. So unterlägen Investmentbanken weiterhin einer deutlich laxeren Aufsicht als normale Geschäftsbanken. "Investmentbanken und andere Institute, die nur einer eingeschränkten Kontrolle unterliegen, stehen inzwischen in direkter Konkurrenz zu Geschäftsbanken", sagte Barney Frank, Vorsitzender des Finanzausschusses der "New York Times". Es sei deshalb nicht einzusehen, dass die Maßstäbe unterschiedlich seien.

In einem früheren Interview hatte er bereits darauf hingewiesen, dass die die Milliardenverluste der Citibank durch deren - unregulierte - Investment-Töchter entstanden seien. In einem persönlichen Gespräch habe ihm der ehemalige Citigroup-Chef Charles Prince erklärt, dass die Geschäfte über Investmentbanken notwendig seien, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Denn diese könnten mit höheren Schulden und geringeren Kapitalreserven arbeiten.

Nach dem Platzen der Blase auf dem Häusermarkt im vergangenen Sommer war deutliche Kritik an den Immobilienfinanzierern laut geworden. Sie hatten auch Schuldnern geringer Bonität große Kredite gewährt und die Risiken der sogenannten Sub-Prime-Kredite gebündelt und auf dem Kapitalmarkt weiterverkauft. Wegen der Zahlungsunfähigkeit zahlreicher Schuldner brach der Handel mit den Papieren zusammen. Banken mussten weltweit Milliarden abschreiben. Die Fed senkte den Leitzins drastisch und pumpte Milliarden Dollar frisches Geld in den Markt.

Vor Kurzem übernahm sie de facto auch die Rolle des Retters der Märkte: Mit einem beispiellosen Rettungsprogramm wurde die traditionsreiche Investmentbank Bear Stearns vor dem Bankrott bewahrt.

Auch in Deutschland mussten Banken Milliarden abschreiben, einige Institute wie die SachsenLB oder die IKB handelten in so hohem Ausmaß mit den US-Kreditpapieren, dass die Banken ins Wanken gerieten.

mik/AP
www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,544152,00.html
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.  Konrad Adenauer
Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock martinsgarten
martinsgarten:

die Fed

 
29.03.08 11:41
#13
der Ursprung und die Rolle der FED
video.google.de/videoplay?docid=-5352246495880531634
Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock tom68
tom68:

Neue Banker braucht die Welt

 
01.04.08 15:41
#14
01. April 2008

FINANZKRISE
Neue Banker braucht die Welt

Von Wolfgang Kaden

Epochenbruch für den Kapitalismus: Die Finanzkrise wird tiefergehende Folgen haben, als viele Banker und Politiker glauben. Die unangefochtene Dominanz angelsächsisch geprägter Geld-Dealer geht zu Ende. Die globale Ökonomie formiert sich um - und entdeckt alte Tugenden neu.

Der Kapitalismus, liebevoll auch Marktwirtschaft genannt, hat viele gute Eigenschaften. Einer seiner wichtigsten Vorzüge, vielleicht die wichtigste Eigenschaft, ist seine Anpassungsfähigkeit. Anders als das verblichene Konkurrenzmodell, der unbewegliche sowjetische Staatssozialismus, stellt sich kapitalistisches Wirtschaften immer wieder flexibel auf neue Herausforderungen ein. Mal allmählich, mal abrupt.

Jetzt ist es wieder soweit. Vieles spricht dafür, dass wir gegenwärtig Zeugen (und leider auch Betroffene) eines abrupten, aber nachhaltig wirkenden Umbruchs sind.

Die Prognose sei gewagt: Mit der aktuellen Bankenkrise, im Urteil nicht nur des ehemaligen US-Notenbankchefs Alan Greenspan die heftigste Erschütterung seit dem Zweiten Weltkrieg, läuft die unangefochtene Vorherrschaft des angelsächsischen Finanzkapitalismus aus. Die globale Ökonomie wird und muss sich neu formieren.

Die vergangenen zehn, fünfzehn Jahre waren wahrhaft goldene für jene flotten Geld-Dealer, die vorzugsweise in New York oder in London ihre Büros haben. Sie sind es, die Unternehmen zerlegen und in neuer Kombination zusammenfügen. Die mit Neuerungen wie Hedgefonds oder Private Equity die Manager in den produzierenden Unternehmen vor sich hertreiben. Die ihr Glaubensbekenntnis weltweit durchgesetzt haben: Dass Unternehmen nur ein einziges Ziel kennen dürfen, nämlich den Gewinn zu mehren.

Banking als Ordnung setzende Macht

In den achtziger Jahren hat dieser angelsächsische Finanzkapitalismus Fahrt aufgenommen; in den neunziger Jahren dann hat er den Sieg davongetragen über die kontinental-europäische/japanische Form der Marktwirtschaft. Letztere war im Gegensatz zur Wall-Street-Variante nicht vom Geld dominiert, die Unternehmen werden in dieser Wirtschaftskultur nicht nur auf Börsenwerte reduziert. Das Produkt oder die Dienstleistung stand (und steht vielerorts bis heute) im Vordergrund. Es ging und geht auch um die Kunden, um die Mitarbeiter, die Gesellschaft - und nicht allein um bilanzielle Kennziffern, um Ebit oder ROI.

Die Maschinerie des Investmentbankings ist über diese traditionellen Ausprägungen des Wirtschaftens hinweggerollt, in allen Winkeln des Globus. Mehr und mehr steigerten sich Goldman Sachs Chart zeigen, Merrill Lynch Chart zeigen und Co. in die Rolle der Masters of the Universe. Banking verstanden und verstehen diese Heroen des Geldes nicht mehr als Dienstleistung für Industrie, Handel oder Gewerbe. Banking ist eine Art Ersatz für die fehlende Weltregierung geworden, eine Ordnung setzende Macht, über alle Grenzen und Kontinente hinweg.

An dieser Stelle ist allerdings eine Einschränkung fällig, der Gerechtigkeit halber. Es geht hier um die Übertreibungen, die Auswüchse, nicht um von den Finanzmärkten erzwungene Kostendisziplin, um Reengineering-Prozesse, um angemessene Ergebnisorientierung. Der Finanzkapitalismus hat in seinem Siegeszug die Weltwirtschaft, auch die kontinentaleuropäischen Unternehmen, einer heilsamen Kur unterzogen. Die strenge Herrschaft von Kennziffern zwang die Unternehmensführungen, ihre internen Abläufe durchgreifend auf Leistung zu trimmen.

Unbeweglich gewordene Konglomerate, über Jahre mehr nach dem Zufallsprinzip denn nach betriebswirtschaftlicher Vernunft zusammengekauft, wurden auseinandergenommen und neu geordnet; sie sind ungleich leistungsfähiger geworden. Gerade die deutsche Wirtschaft bestätigt mit ihrer heutigen Leistungskraft, welche Reserven unter dem Druck der Finanzgurus freigelegt werden können.

Doch diesen Gewinnen stehen nicht geringe Lasten gegenüber, die umso drückender wurden, je ungenierter die Finanzindustrie ihre Macht ausweitete. Da ist beispielsweise die Beschränkung des Zeithorizonts auf das Hier und Jetzt. Der irrwitzige Zwang zur Quartalsberichterstattung zwingt die Manager, immer kurzfristiger zu handeln. Die längeren Perspektiven des Unternehmens - zukunftsträchtige Innovationen, Investitionen - geraten aus dem Blick.

Bereicherungsorgien und Firmenplünderungen

Da sind die zahlreichen Private-Equity-Husaren, die häufig mit wenig eigenem Geld und viel geborgtem über Unternehmen herfallen und diese ausbeinen. Nicht alle tun das, zugegeben. Viele haben durchaus segensreich gewirkt, indem sie Unternehmen gründlich durchforstet, neu aufgestellt und dann verkauft haben. Aber Fälle wie aktuell hierzulande ProSiebenSat.1 Chart zeigen und Hugo Boss Chart zeigen, wo mehr Geld ausgeschüttet werden muss, als an Gewinn angefallen ist, wo die Unternehmen also ungeniert und rücksichtslos ausgeplündert werden - solche Fälle sind keine Seltenheit.

Es gibt, nicht zuletzt, die Bereicherungsorgien, die das marktwirtschaftliche System zunehmend in Misskredit bringen. Der Kapitalismus belohnt jene großzügig, die mit ihrem Kapital in das Risiko gehen und Erfolg haben; deswegen heißt er ja auch so. Die Spezies der Investmentbanker aber riskiert in der Regel keinen müden Cent an eigenem Geld, sie dealt und spielt mit fremden Vermögenswerten - und lässt sich mit Provisionen, Boni, Tantiemen so übermäßig belohnen, wie dies ihresgleichen nie zuvor in der Geschichte des Bankwesens taten.

Wenn Dollar-Millionen an Jahressalären für schlichte Geldhändler an der Tagesordnung sind, während gleichzeitig die Einkommen der reale Werte Schaffenden stagnieren oder gar rückläufig sind, dann gerät die Wirtschaftsordnung in eine Legitimationskrise. Zumal sich die Manager außerhalb der Finanzindustrie zunehmend an der Einkommensmehrung in der Investmentbranche orientierten und ihre Bezüge in immer luftigere Höhen hievten, oft ganz unabhängig vom Ergebnis ihrer Unternehmen.

Grenzenlose Gier zerstört Vertrauen

Eine besonders trickreiche Erfindung waren die Aktienoptionen, eine Idee der Finanzindustrie. Sie machen die Vermögensmehrung der Manager abhängig von der Kursentwicklung der Aktie ihres Unternehmens; zwingen also, so die Theorie, die angestellten Unternehmensführer, stets die Interessen der Anteilseigner, der Aktionäre, im Auge zu behalten.

Grundsätzlich eine sinnvolle Neuerung, die aber in der Wirklichkeit schnell pervertierte. Beispielsweise dadurch, dass die Kurse, zu denen die Aktien erworben werden können, nachträglich von den Kontrollorganen gesenkt werden, wenn die Börse nicht wie erwartet mitspielt. Oder dadurch, dass die begünstigten Top-Manager die Kurse mit Erfolgsmeldungen hochjubeln, um dann die Anteilscheine, die per Optionen günstig erworben wurden, mit sattem Gewinn zu verkaufen.

Quartalsberichte, Private Equity, Aktienoptionen - vieles von dem, was die Finanzindustrie im vergangenen Jahrzehnt erfunden hat, macht ja durchaus Sinn, hat die Wirtschaftswelt bereichert. Das gilt sogar für die Bündelung von Krediten, für jene Wertpapiere, die jetzt so dramatisch an Wert verlieren und die Bankenwelt in ihren Grundfesten erschüttern.

Das Problem sind die Übertreibungen, ist die offenkundig grenzenlose Gier vieler Akteure an den Märkten, ist, vor allem, das Eindringen der Finanzdoktrin in alle Sphären von Wirtschaft und Gesellschaft.

Zurück zu den Wurzeln des Wirtschaftens

Es zerstört Grundvertrauen, wenn sich kleine Aktiengesellschaften in der deutschen Provinz plötzlich unbekannten und skrupellosen Londoner Hedgefondsbetreibern ausgeliefert sehen. Wenn sich Kleinunternehmer und Hauseigentümer, die einen Kredit bei der örtlichen Filiale einer Großbank aufgenommen haben, unversehens mit einem anonymen Fonds als Gläubiger konfrontiert sehen; die Bank hat, ohne Rücksprache mit dem Kunden, die Forderung verkauft.

Die Devise kann nur lauten: Zurück zu den Wurzeln. Rückbesinnung auf die Ursprünge des Wirtschaftens, auf die Produktion von Gütern und die Bereitstellung von Dienstleistungen. Darauf, dass die Geldbranche Diener und nicht Herr des produzierenden Gewerbes ist; dass Banking kein Selbstzweck, sondern dazu da ist, für Wirtschaft und Gesellschaft die Geldströme in Fluss zu halten. Banker, die ihre Gewinne hauptsächlich mit Eigenhandel machen, haben keine Existenzberechtigung.

Zähmt die Hedgefonds

Ein Gutteil der Sanierungsarbeit dürften die Märkte selbst besorgen. Die Geschäftsbanken werden beispielsweise ihre Anreizsysteme für die Mitarbeiter überarbeiten; sie werden wesentlich zurückhaltender sein, wenn Private-Equity-Fonds wieder mal eine Übernahme mit hohen Krediten bezahlen wollen.

Den anderen Teil müssen Notenbanken und Regierungen besorgen. So müssen durch internationale Vereinbarungen schnellstmöglich die mit Wildwest-Manier agierenden Hedgefonds gezähmt werden.

Zurückdrängen des angelsächsischen Finanzkapitalismus und Rückbesinnung auf die Tugenden kontinentaleuropäischen Wirtschaftens - das heißt auch, ganz platt: weniger Amerika in der Wirtschaftswelt.

Wir sind bei dieser Zielsetzung auf einem ganz guten Weg, jetzt schon. Zum einen, weil die Vereinigten Staaten in der Realwirtschaft, in Vorzeigeindustrien wie der IT-Branche oder dem Flugzeugbau, global eine immer unbedeutendere Rolle spielen. Zum anderen aber, und vor allem, weil dank des Euro nun eine Währung mitspielt, die dem Dollar die Rolle als unangefochtene Weltleitwährung streitig macht.

Dies sind keine leichten Zeiten. Aber Krisen bieten nun mal immer auch Gelegenheiten für Veränderungen und Verbesserungen. Die Märkte werden sich, wenn alles ausgestanden ist, neu orientieren. Der angelsächsische Finanzkapitalismus wird der große Verlierer sein.

www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,544605,00.html
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.  Konrad Adenauer
Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock gogol
gogol:

nur ein Gedanke

 
01.04.08 15:45
#15
bei den heutigen Kursen,
was wäre eigentlich wenn die Banken sich ihre Aktien Gegenseitig kaufen um den Kurs zu stützen ??
auf unserem Planeten gibt es nur Propheten
Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock tom68
tom68:

Island gerät ins Visier der Spekulanten

 
02.04.08 13:43
#16
FINANZKRISE
Island gerät ins Visier der Spekulanten

Von Auðunn Arnórsson, Reykjavík

Die Wall Street zittert - und Island bebt: Kein anderes Land Europas wird so schlimm von der globalen Kreditkrise gebeutelt wie der Inselstaat am Polarkreis. Die Isländer beteuern, ihre Banken seien gesund - doch das hindert Hedgefonds nicht an einer Spekulationsattacke mit brutalen Folgen.

Reykjavík - Aus der Wettervorhersage ist das Islandtief bekannt. Häufig ist es ein Vorbote von Unwettern in Deutschland. In diesen Tagen ist die Presse wieder voll mit Berichten über ein "Islandtief". Aber dieses Mal sind es Finanzzeitungen, die das Wort benutzen - und sie meinen die schweren Probleme, die das isländische Wirtschaftssystem zurzeit plagen.

Auch dieses Tief könnte einen Sturm ankündigen, der über die größeren Märkte auf dem europäischen Kontinent hinwegfegt.

Ausgerechnet Island: In den vergangenen Wochen sind Befürchtungen wach geworden, der dünn bevölkerte Staat könnte als erstes Land Europas zum Opfer der Hypotheken- und Kreditkrise werden. In einer Notmaßnahme musste zuletzt die Notenbank Islands tätig werden: Sie hob den Leitzins auf erstaunliche 15 Prozent an, um die isländische Krone zu unterstützen, die seit Monaten gegenüber anderen europäischen Währungen an Wert verliert. Die Inflation liegt weit oberhalb ihres Sollwerts von 2,5 Prozent und könnte sogar zweistellig werden. Wie krank ist der isländische Patient?

Lange Zeit vertraute das kleine Inselvolk (Einwohnerzahl heute: 310.000) zum größten Teil auf den Fischfang, um sein wirtschaftliches Wohl zu sichern. Das hat sich in den vergangenen Jahren rasant geändert. In nur wenigen Jahren sind isländische Banken im großen Stil ins europäische Ausland expandiert - die Volkswirtschaft ist nun zunehmend von ihrer verwundbaren Finanzbranche abhängig.

Vor zehn Jahren noch waren die Aktiva der drei größten isländischen Banken – Kaupthing, Landsbanki und Glitnir – so viel wert wie 96 Prozent des jährlichen Bruttosozialproduktes. Heute ist der Wert schon auf mehr als das Zehnfache des Sozialproduktes angeschwollen, das im selben Zeitraum natürlich selbst stark gestiegen ist. Mit dieser Bankenexpansion ging eine umfangreiche, stark kreditgetriebene Investitionswelle isländischer Firmen in Nachbarländern einher. So entstehen im Ausland Zweifel, ob das Wirtschaftssystem der Isländer nachhaltig ist.

In der britischen Presse etwa wurden Privatanleger – die durch den Quasi-Kollaps der Hypothekenbank Northern Rock bereits verunsichert sind – davor gewarnt, mehr als 35.000 Pfund auf Konten der isländischen Banken Kaupthing und Landsbanki zu halten, da sie bald kollabieren könnten. Die genannte Summe ist durch Garantien insolvenzgesichert, mehr aber nicht.

Angst vor dem Run auf isländische Banken

Die Hochzinsen-Online-Konten der beiden Banken haben viele Kleinanleger aus dem Ausland angelockt. Die Sprecher der Geldhäuser versichern allerdings, die britischen Kunden seien ihnen treu geblieben, allen Unkenrufen zum Trotz. Die Landsbanki meldet sogar, die vergangene Woche sei die beste überhaupt im Geschäft mit britischen Online-Bankern gewesen.

Viele internationale Finanzexperten attestieren dem Bankensystem Islands im Kern gute Gesundheit. So wunderte sich Wolfgang Münchau, Kolumnist der "Financial Times", über die Anti-Island-Stimmung. Internationale Investoren, so Münchau, hätten viel mehr Grund, sich Sorgen über wachsende Inflation in den USA oder einen Abschwung in Großbritannien zu machen, findet er. Dass die sogenannten Credit Default Swaps, die zur Absicherung gegen Kreditrisiken dienen, im Falle isländischer Banken abnorm teuer geworden sind, ist laut Münchau schwer zu rechtfertigen.

Richard Thomas, Analyst bei Merrill Lynch, betont in einer aktuellen Studie, die "Hysterie auf den Kreditmärkten" in Bezug auf Island habe Ende vergangener Woche einen neuen Höhepunkt erreicht. Bei näherer Betrachtung sei es zwar "unmöglich zu behaupten, die isländischen Banken hätten nicht genug Kapital". Trotzdem glaubten viele am Finanzmarkt, es könne zu einem Run auf die isländischen Banken kommen.

Ásgeir Jónsson, Chefvolkswirt bei der größten isländischen Bank Kaupthing, bestätigt diese Einschätzung. Er sagt, das isländische Finanzsystem sei Opfer eines kalkulierten Spekulationsangriffes durch internationale Hedgefonds-Manager. "Raubtiere haben es immer auf die schwächsten Tiere in der Herde abgesehen", sagt er. Dass die isländischen Banken praktisch nur die kleine isländische Nationalbank hinter sich haben, mache sie in Zeiten internationaler Verunsicherung an den Märkten zu einer Zielscheibe für Spekulanten.

Das Wachstum der isländischen Banken hat fast ausschließlich im Ausland stattgefunden. So agieren die Banken zu einem immer größeren Teil in anderen Währungen als der isländischen Krone. Dieser Umstand macht es auch der isländischen Nationalbank – die nur Kronen drucken kann - immer schwerer, ihrer Rolle als Garant des Finanzsystems nachzukommen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Kurs der Krone trotz der Zinserhöhungen zuletzt weiter gefallen ist. Seit Anfang dieses Jahres hat die Währung mehr als einen Viertel ihres Werts gegenüber dem Euro eingebüßt. Immerhin: Der niedrigere Kronenkurs könnte helfen, die stark negative Handelsbilanz Islands wieder ins Lot zu bringen.

Island ist das kleinste selbständige Währungssystem der Welt - und dessen Nachteile sind in den Wochen der Krise deutlich geworden. Experten sind sich darüber einig, dass die isländische Nationalbank über vielfach größere Devisenfonds verfügen müsste, wenn sie glaubhaft und erfolgreich gegen übertriebene Wechselkursschwankungen angehen wollte.

In der Wirtschaft verbreitet sich immer mehr die Ansicht, dass die Krone ausgedient habe. Eine stabilere Währung müsse her - so bald wie möglich. Die Regierung ist in dieser Frage zerstritten. Die Führung der konservativen Selbständigkeitspartei von Premierminister Geir H. Haarde will an der Krone festhalten. Der Koalitionspartner – die sozialdemokratische Allianz – will dagegen in die EU und die europäische Wirtschafts- und Währungsunion.

Sehr gutes Rating für den Staatshaushalt

Im knapp einen Jahr alten Koalitionsvertrag ist auf Verlangen der Selbständigkeitspartei festgeschrieben worden, dass die EU-Frage nicht auf der Tagesordnung dieser Regierung steht. In der Europapolitik solle weiterhin auf dem EWR-Vertrag gebaut werden, der die Efta-Länder Island, Norwegen und Liechtenstein in den gemeinsamen Markt der EU seit 1994 integriert.

Ernsthafte Bewegung in Richtung Eurozone wird es wohl erst in der kommenden Legislaturperiode ab 2011 geben. Manche Akteure finden aber als Zwischenlösung eine unilaterale Aufnahme des Euros attraktiv. Das gilt allerdings als politisch kaum durchsetzbar - nicht zuletzt wegen klarer negativer Aussagen von ranghohen Sprechern der Europäischen Zentralbank (EZB) und der EU-Kommission.

Premierminister Haarde hat auf der jüngsten Hauptversammlung der isländischen Nationalbank konsequentes Handeln versprochen. Die Regierung werde alles Nötige tun, um die Banken zu sichern. Er sprach von neuen staatlichen Krediten, in den passenden Währungen. Die Devisenfonds der Nationalbank sollten umgehend vergrößert werden. In der aktuellen "Financial Times" versprach Haarde direkte Interventionen auf den Aktien- und Devisenmärkten.

Glaubwürdige Ankündigungen - denn der isländische Staatsetat ist solide. Nach kontinuierlichem Abbau der Auslandsschulden in den letzten Aufschwungs- und Privatisierungsjahren ist das Land so gut wie schuldenfrei und erreicht bei der Rating-Agentur Standard & Poor’s eine sehr gute Einstufung von AAA+.

Die Hoffnung vieler Isländer ist deshalb: Das finanzielle Tief könnte ebenso schnell vorüberziehen wie das Islandtief aus der Wettervorhersage.

www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,544707,00.html
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Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock tom68
tom68:

Hypothekenkrise kostet eine Billion Dollar

 
08.04.08 22:24
#17
FINANZMISERE

Dramatische IWF-Schätzung - Hypothekenkrise kostet eine Billion Dollar

Vor kurzem war noch von 600 Milliarden Dollar die Rede, jetzt korrigierte der Internationale Währungsfonds die Schätzung der Verluste abermals drastisch nach oben - auf nahezu eine Billion Dollar. IWF-Direktor Strauss-Kahn warnt vor weiteren Belastungen.

Washington - Die Zahlen lassen das Schlimmste befürchten: Denn anders als die Experten zuvor geht der IWF von erheblichen Schäden allein durch die Wertverluste des Immobilienvermögens aus. Sie könnten, so rechnete IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn vor, rund 565 Milliarden Dollar ausmachen. Die Ausfälle am Markt für Geschäftsimmobilien und bei Krediten für Konsumenten hinzugerechnet, könnte die Summe auf 945 Milliarden Dollar steigen. Zwar seien diese Schätzungen unpräzise, doch stehe der Finanzsektor vor weiteren Belastungen.

IWF-Direktor Strauss-Kahn: Finanzmärkte weisen dramatische Mängel auf

In seinem am heutigen Dienstag veröffentlichten Bericht zur Welt-Finanzstabilität beklagt der Fonds dramatische Mängel im weltweiten Finanzsystem und schlägt einschneidende Änderungen vor. Die aktuelle Krise habe die ganze Zerbrechlichkeit des Systems aufgezeigt. Dabei seien Grundsatzfragen zur Effizienz der Krisenreaktionen von privatwirtschaftlichen und staatlichen Institutionen aufgeworfen worden. Die Risiken für die Stabilität seien gestiegen. Bestehende Sorgen zur Stabilität des Gesamtsystems würden noch verschärft durch Verschlechterungen in Einzelbereichen, wie schlechteren Kreditqualitäten oder Liquiditätsproblemen auf der einen und Erschwernissen bei der Kreditbeschaffung auf der anderen Seite.

Die Herausforderung liege nun darin, schnelle Schritte zur Risikominderung einzuleiten, heißt es in dem IWF-Bericht. Es müssten Notfall- und Sanierungspläne entworfen werden. Zugleich müssten die Grundursachen für die Finanzkrise angegangen werden.

Kurzfristig sei es notwendig, Dauer und Tiefe der Krise zu mildern und das Vertrauen in die Finanzmärkte wiederherzustellen. So sollten die betroffenen Banken und Finanzfirmen ihre Verluste zeitnah offenlegen, Bankenbilanzen müssten schnell in Ordnung gebracht und das Risikomanagement verbessert werden.

Die Aufsichtsbehörden wiederum sollten für mehr Transparenz und für eine einheitlichere Bewertungspraxis von Risiken sorgen. Sie sollten ihre Aufsicht gerade im Hinblick auf die Kapitalunterlegung von Risiken verstärken und "Stabilitätsberichte" in Hinblick auf schwer zu bewertende strukturierte Finanzprodukte erstellen. Der Staat sollte zudem bereitstehen, um bei Kollapsgefahren von einzelnen Instituten schnell zu helfen.

Aber auch mittelfristig bedarf es laut IWF grundsätzlicher Korrekturen. Allerdings sollte die Politik es sich nicht zu einfach machen, indem sie vor allem auf der Regulierungsseite ansetzt. Einzelne IWF-Vorschläge für die Finanzwelt beinhalten die Standardisierung bestimmter Komponenten von strukturierten Finanzprodukten, die Herstellung von Transparenz der Einzelkomponenten von gemischten Produkten und eine Reform des Systems der Bonitätsbewertung (Rating). Auch auf staatlicher Seite seien Schritte geboten, etwa was Bewertungs- oder Aufsichtsfragen angehe. Daneben empfiehlt der IWF etliche Detailverbesserungen beim Liquiditätsmanagement. Auch die Notenbanken müssten ihr Instrumentarium im Lichte der jüngsten Erfahrungen überprüfen.

mik/Reuters/dpa

www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,546144,00.html
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Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock tom68
tom68:

Ackermann fordert Taskforce gegen Finanzkrisen

 
09.04.08 19:41
#18
STRENGERE KONTROLLE
Ackermann fordert Taskforce gegen Finanzkrisen

Die Banken der Welt kämpfen um ihren Ruf: Neue Verhaltensregeln und eine Taskforce sollen Finanzkrisen vermeiden - das planen Josef Ackermann und der Welt-Finanzverband. Die führenden Industriestaaten haben eigene Ideen - sie wollen Großbanken besser beaufsichtigen.

Frankfurt am Main - Bis zu 20 Mann stark und nur die Besten der Besten: Eine Taskforce aus international angesehenen Finanzexperten soll die internationalen Banken künftig frühzeitig über riskante Entwicklungen und Schwächen an den Finanzmärkten informieren - und damit eine Finanzkrise wie die derzeitige in Zukunft verhindern. Wegen der zunehmenden Dynamik der Finanzmärkte sei es wichtig, auf mögliche Risiken schnell reagieren zu können, sagte der Vorsitzende des Weltbankenverbands IIF und Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann an diesem Mittwoch in Frankfurt am Main.

"Die Gruppe könnte die Branche dann rechtzeitig auf tatsächliche und potenzielle Gefahren und Marktentwicklungen hinweisen, die systemische Risiken darstellen", sagte Ackermann. Das IIF stellte einen Zwischenbericht zur Lage an den internationalen Finanzmärkten vor. Im Sommer soll der Abschlussbericht einschließlich eines eigenen Verhaltenskodexes feststehen.

Insgesamt 98 Punkte umfasst der Bericht, der neben der Taskforce einen zügigen Dialog mit Investoren, Prüfern, Ratingagenturen und Analysten vorsieht. In einigen Fällen habe die nach den IFRS-Bilanzstandards geforderte zeitnahe Bewertung zu Marktpreisen die Turbulenzen noch verschärft. Wegen der Kursverluste einiger Papiere haben die Banken derzeit weltweit mit Milliardenabschreibungen zu kämpfen. Daher mehrten sich zuletzt die Stimmen aus der Branche, die Bewertungsvorschriften zumindest zeitweise auszusetzen.

Mehr Transparenz bei Banken

Ackermann stellte außerdem die internationalen Bilanzierungsregeln für Banken in Frage: Das System zwinge Banken momentan, ihren Wertpapierbesitz zum jeweils aktuellen Marktwert in ihren Quartalsberichten auszuweisen. Problematisch daran sei, dass der Preisverfall von verbrieften US-Hypothekendarlehen in den Wertpapierbeständen vieler Banken zu erheblichen Verlusten in den Bilanzen führe, sagte Ackermann. In einem Marktumfeld, das sich von Quartal zu Quartal verschlechtere, führe diese Praxis zu immer weiteren Verlusten. Folge davon sei, dass sich die Finanzkrise fortsetze.

Von den Banken forderte der Verband mehr Transparenz: Beim Verkauf von hochkomplexen Wertpapieren sollten die Finanzinstitute ihre Kunden künftig besser über die Risiken der Kapitalanlagen informieren, sagte IIF-Geschäftsführer Charles Dallara. Eine der zentralen Ursachen der internationalen Finanzkrise sei, dass die Käufer von Wertpapieren auf der Grundlage von US-Hypothekendarlehen die Risiken hinter den Papieren nicht ausreichend hätten einschätzen können. Sie hätten die Produkte als sicher eingestuft und deswegen nicht rechtzeitig verkauft, als der Preisverfall für die Wertpapiere schon eingesetzt hatte, sagte Dallara.

WEGE AUS DER BANKENKRISE - VORSCHLÄGE DES IIF

Gründung eines übergeordneten Expertengremium

Ein Expertengremium soll die Märkte überwachen. Diese Market Monitoring Group soll zehn bis 20 Mitglieder umfassen und bei bei regelmäßigen Treffen potenzielle Schwierigkeiten auf den weltweiten Finanzmärkten diskutieren.

Einrichtung eines Risikovorstandes

Ein umfassendes Risiko- und Liquiditätsmanagement soll bei allen Banken in die Geschäftsstrategie integriert und zu den Kernverantwortlichkeiten des Vorstandschefs gemacht werden. Dazu soll auf höchster Ebene ein Risikovorstand eingerichtet werden, der direkt an den Vorstandschef berichtet.

Neues Anreizsystem für Manager

Ein Vergütungs- und Anreizsystem von Managern und Investmentbankern soll in Einklang mit den längerfristigen Unternehmenszielen gebracht werden. Der Öffentlichkeit sollen die Vergütungspraktiken zugänglich gemacht werden.

Mehr Transparenz

Die Transparenz bei komplizierten strukturierten Produkten soll erhöht und die Standards für die Übernahme von Kreditrisiken überarbeitet werden.

Überprüfung von Bewertungen

In einem Dialog mit Experten sollen die Bewertungsvorschriften, die eine zeitnahe Bewertung von Produkten zu Marktpreisen vorsehen (Mark-to-Market), überprüft werden. Zudem sollen die Bewertungsmodelle der Ratingagenturen von unabhängigen Experten kontrolliert werden.

Ganz uneigennützig sind die Vorschläge der internationalen Finanzbranche allerdings nicht: Sie will mit einem Verhaltenskodex weitere Kreditkrisen globalen Ausmaßes verhindern und Vertrauen zurückgewinnen. Außerdem wollen die Banken durch eine Selbstverpflichtung einer stärkeren staatlichen Regulierung vorbeugen. Die 375 Mitgliedsinstitute des IIF hatten deshalb im vergangenen Oktober einen Ausschuss eingerichtet, der Konsequenzen aus der Krise vorschlagen sollte. "Wir brauchen keine stärkere staatliche Regulierung, da wir selbst mit den Herausforderungen fertig werden", sagte Ackermann. Das Vertrauen könne letztlich nur wieder hergestellt werden, wenn die Branche die Probleme selbst angehe.

Denn tatsächlich planen die sieben führenden Industrieländer (G7), die weltgrößten Banken aufgrund der Finanzkrise stärker zu kontrollieren. Die Finanzminister der betreffenden Länder haben zu ihrem Treffen am kommenden Freitag deshalb auch die Chefs von etwa zehn Großbanken eingeladen, um mit ihnen über die Krise zu sprechen, die dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zufolge insgesamt Verluste von bis zu einer Billion Dollar nach sich ziehen könnte. Basis für die auf dem Treffen diskutierten Maßnahmen wird der Bericht des Finanzstabilitätsforums, von dem bereits am Mittwoch Auszüge bekannt wurden.

Der Bericht regt an, noch vor Jahresende ein internationales Team zu bilden, das die weltgrößten Banken überwachen soll. Bereits bis Juli sollen die Bankenaufseher neue Regeln aufstellen, wie sich die Finanzinstitute besser auf Liquiditätsengpässe vorbereiten sollen. Zudem sollen die Banken genauer Auskunft darüber geben, welche Risiken ihnen durch Bestände von komplexen Wertpapieren drohen. Ein G-7-Vertreter bestätigte der Nachrichtenagentur Reuters die Inhalte des Berichts, die das "Wall Street Journal" zuvor veröffentlichte.

Einige der vorgestellten Forderungen des Weltbankenverbandes wie etwa die nach Reformen bei den Ratingsystemen und einem verbesserten Risikomanagement decken sich mit Vorstellungen des Währungsfonds. Dieser hatte in einem Bericht zur Welt-Finanzstabilität am gestrigen Dienstag dramatische Mängel im weltweiten Finanzsystem beklagt und einschneidende Änderungen vorgeschlagen.

sam/Reuters/AFP
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Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.  Konrad Adenauer
Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock tom68
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BaFin-Chef geißelt Raffgier der Manager

 
09.04.08 19:51
#19
FINANZMARKTKRISE

BaFin-Chef geißelt Raffgier der Manager

Der Ausbruch der weltweiten Finanzkrise war programmiert. Davon jedenfalls geht der Chef der deutschen Finanzaufsicht, Jochen Sanio, aus. In einem Interview mit der "Zeit" benennt er die Ursachen - und er zählt viele Punkte auf, gegen die die Kritiker der Finanzmärkte seit Jahren Sturm laufen.

Frankfurt am Main - Raffgier, Fahrlässigkeit, Blauäugigkeit - mit dieser Kurzformel könnte man die Ursachen zusammenfassen, die zur Krise an den internationalen Finanzmärkten geführt haben. "Hinter uns liegen bald zwei Jahrzehnte der Deregulierung", sagte Sanio: "Deren Ergebnis ist jetzt zu besichtigen."

Konkret zählt der Finanzaufseher die Bezahlung von Managern zu den entscheidenden Auslösern. Die vom Gewinn abhängige Vergütung habe Führungskräfte zu hohen Risiken verleitet, sagte Sanio der Wochenzeitung "Die Zeit". "Unter diesem Gesichtspunkt sind die Gehaltsstrukturen in den Finanzhäusern durchaus ein Thema, will man Schwachstellen im internationalen Finanzsystem beseitigen."

Um die Krise zu bewältigen, plädiert der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) auch für strengere Regeln auf internationaler Ebene. Als Auslöser der Misere sieht er die US-Hypothekenfinanzierer. "Sie haben in den vergangenen Jahren ihre Kreditvergabestandards stark gesenkt, in immer größerem Umfang Kredite auch an kreditunwürdige Personen ausgereicht - und sich eine goldene Nase verdient."

Hinzu komme das "Versagen" der Ratingagenturen, denen "das böse Spiel, das viele Hypothekenfinanzierer vor ihren Augen getrieben haben", völlig entgangen sei, sagte Sanio. Darum hätten die Bonitätsbewerter ihre Vertrauenswürdigkeit - ihr kostbarstes Gut - verloren. Investoren müssten daher die Risiken strukturierter Finanzprodukte selbst analysieren können - oder die Finger davon lassen. Das Financial Stability Forum, ein internationaler Zusammenschluss der Finanzaufseher, setze sich deshalb dafür ein, die Bedeutung der Agenturen herabzustufen. "Unter den Aufsehern gibt es eine klare Präferenz dafür, dass sich Investoren bei ihren Anlageentscheidungen nicht ausschließlich auf die Beurteilung von Rating-Agenturen stützen sollten. Sie müssen fähig sein, die Risiken strukturierter Produkte selbst zu analysieren."

Da die maßgeblichen Ratingagenturen Standard & Poor's, Moody's und Fitch weltweit einflussreich seien, sollten sie nicht nur der US-Aufsicht unterworfen sein, sondern nach internationalen Standards und von internationalen Einrichtungen kontrolliert werden, verlangte der BaFin-Chef. Ferner müssten die Verhaltensregeln schnell verschärft werden.

Ein Dorn im Auge ist Sanio auch der internationale Bilanzierungsstandard IAS, dessen Regeln in der Krise wie ein "Brandbeschleuniger" wirkten. Weil die Banken damit gezwungen seien, die verschiedenen Finanzprodukte in ihrem Portfolio entsprechend der aktuellen Marktpreise auszuweisen, werde die negative Wertentwicklung womöglich deutlich überzeichnet. Damit werde das "Misstrauen erst richtig geschürt und die Krise immer weiter angeheizt".

Der Aufseher schlug eine Alternative vor: "Am besten wäre es, den Wert der Papiere nach den erwarteten Verlusten zu bemessen - so wie sich diese derzeit für die nächsten Jahre tatsächlich abschätzen lassen. Die Verluste würden dann wahrscheinlich über mehrere Jahre verteilt abgeschrieben", sagte er. Eine breite internationale Initiative müsse diese Änderung nun rasch durchsetzen.

mik/Reuters/ddp/AP
www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,546396,00.html
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.  Konrad Adenauer
Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock tom68
tom68:

Soros sieht das Schlimmste noch kommen

 
10.04.08 15:50
#20
Soros sieht das Schlimmste noch kommen

Für den Starinvestor haben die Aufsichtsbehörden auf ganzer Linie versagt: Der unregulierte Handel mit Kreditderivaten habe die Krise herbeigeführt, wettert er. Und: Die Folgen werden nicht so schnell überwunden sein, wie es Regierungen und Zentralbanken gerne hätten.

Die internationale Finanzkrise wird nach Einschätzung des 77-jährigen Finanzinvestors länger dauern als vielfach angenommen. Die Verantwortlichen in den USA sähen "Besserung in der zweiten Jahreshälfte vorher". "Ich kann das nicht glauben", sagte Soros in einer Telefonkonferenz zur Vorstellung seines neuen Buches "The New Paradigm for Financial Markets. The Credit Crisis and What It Means".

Soros deutete an, dass US-Regierung und -Notenbank mit ihrem Optimismus nur zu verschleiern suchten, dass sie selbst die Verantwortung für die Krise trügen: "Dies ist eine von Menschen gemachte Krise", sagte er. Sie basiere auf dem "falschen Glauben, dass die Märkte ihre eigenen Exzesse korrigieren". Bevor Besserung in Sicht sei, werde die Krise noch schlimmer werden, warnte Soros.
Der Grund für den Ärger

Der Investor war weltberühmt geworden, als er 1992 gegen das britische Pfund spekulierte und damit über Nacht rund 1 Mrd. $ verdiente. Auch in den späteren 90er-Jahren bei den Währungskrisen in Asien und Russland soll er sein Finger im Spiel gehabt haben. Das hatte ihm viel Kritik seitens der betroffenen Staaten eingebracht. So war er etwa in Thailand - einem der größten Opfer der Asienkrise - als "wirtschaftlicher Kriegsverbrecher" angegriffen worden. Angesichts seines Erfolges werden seine Vorhersagen von vielen sehr Ernst genommen.

Soros kritisierte die Aufsichtsbehörden in den USA, weil sie ihre Verantwortung für das Entstehen von Blasen an den Märkten für Wertpapiere oder Immobilien nicht anerkennen wollten. Der "Grund für den Ärger" sei, dass neu entstandene Märkte wie etwa die für Kreditderivate "völlig unreguliert" seien, monierte er. Dabei werde es "noch weitaus länger dauern, bis die gesamten Auswirkungen des Niedergangs auf dem Häusermarkt" in den USA zu spüren sein werden.

Dabei haben die internationalen Banken im Verlauf der Krise bereits Wertberichtigungen und Risikorückstellungen im Volumen von insgesamt mehr als 230 Mrd. $ gemacht. Nicht nur für Soros ist damit das Ende der Fahnenstange allerdings noch lange nicht erreicht: Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte in dieser Woche gewarnt, die potenzielle Verluste aus der Krise könnten sich auf fast 1000 Mrd. $ summieren.

Soros selbst hält diese Schätzung für "ziemlich genau". In sie sei aber "noch nicht der volle Effekt einer möglichen Rezession" eingeflossen, warnte er. Sie habe den "möglichen Qualitätsverlust" der von den Banken gehaltenen Kreditpapiere noch gar nicht berücksichtigt. Eine eigene Schätzung über das Verlustrisiko gab Soros allerdings nicht ab.

Der gebürtige Ungar Soros, dessen Vermögen im vergangenen Jahr laut US-Magazin "Forbes" 8,5 Mrd. $ betrug, ist nicht nur im Investmentgeschäft tätig: Die Gewinne seines Quantum-Fonds dienen auch dazu, seine politischen Aktivitäten zu finanzieren. Über eine Stiftung setzt sich Soros unter dem Schlagwort "Offene Gesellschaft" vor allem für mehr Demokratie und Zivilgesellschaft in osteuropäischen Ländern ein.

FTD.de, 13:45 Uhr
© 2008 Financial Times Deutschland
www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/...%20Schlimmste/341313.html
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Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock tom68
tom68:

Rekordeinkommen

 
16.04.08 15:11
#21

REKORDEINKOMMEN

Hedgefonds-Manager kassierte 3,7 Milliarden Dollar  

Sie lieben das Risiko, machen Milliarden: Hedgefonds-Manager sind die Sieger der Immobilienkrise. Nie verdienten sie so viel wie 2007. Spitzenreiter ist John Paulson mit 3,7 Milliarden Dollar - vor Altmeister George Soros. SPIEGEL ONLINE zeigt die Top-Verdiener.

Hamburg - Für Hedgefonds-Manager John Paulson war das vergangene Jahr äußerst profitabel: Während Banken Milliarden abschrieben, machte der Gründer von Paulson & Co. das Geschäft seines Lebens. Rechtzeitig brachte der Fonds-Lenker sein Portfolio in Stellung - und verdiente damit die Rekordsumme von 3,7 Milliarden Dollar. Damit ist er dem Ranking des US-Magazins "Alpha" zufolge der bestbezahlte Hedgefonds-Manager 2007.

Der 52 Jahre alte Gehaltskrösus machte seine Milliarden, indem er sogenannte Kreditausfall-Swaps auf Hypothekenanlagen kaufte. Diese steigen im Wert, wenn das Ausfallrisiko zunimmt. Ähnlich verfuhren auch andere Fonds-Manager, mit ähnlichem Erfolg: Auf Spitzenverdiener Paulson folgt laut Ranking Fonds-Veteran George Soros. Im Sommer 2007 erkannte der Börsenguru die Zeichen der Zeit, beendete kurzerhand seinen Ruhestand und strich durch geschickte Geschäfte einen satten Gewinn in Höhe von 2,9 Milliarden Dollar ein.

Nur unwesentlich weniger verdiente sein Kollege John Simons mit 2,8 Milliarden Dollar. Wie andere Hedgefonds-Manager profitierte auch das Mathe-Ass von den steigenden Preisen für Öl, Weizen und Kupfer.

Für das Ranking untersuchte "Alpha" die von den Managern betreuten Fonds und berechnete daraus deren Performance-Gebühr.

Das Erstaunliche: Die Manager werden immer schneller immer reicher. Um auf die Liste der Top-25 zu gelangen, musste ein Manager 2007 mindestens 360 Millionen Dollar verdienen - das 18-fache des Betrags von vor fünf Jahren. Zusammen verdienten die ersten zehn im "Alpha"-Ranking die nahezu unglaubliche Summe von knapp 13 Milliarden Dollar.

 Jüngster unter den zehn Hedgefonds-Schwergewichten ist Kenneth Griffin. Der 40-Jährige von der Citadel Investment Gruppe machte 1,4 Milliarden Dollar weniger als das 77 Jahre alte Urgestein Soros. Der liegt schlappe 25 Jahre über dem Altersdurchschnitt der Top Ten. Fünf der besten zehn waren auch schon 2006 in der "Alpha"-Liste vertreten.

Nicht mehr in der "Alpha"-Liste plazieren konnte sich in diesem Jahr allerdings Edward Lampert, Gründer von ESL Investments. Seine Fonds verloren laut "Alpha" im vergangenen Jahr rund 27 Prozent. Über 60 Prozent des ESL-Equity-Portfolio investierte er in Sears, deren Aktien um 40 Prozent abstürzten. ESL ist ebenfalls beteiligt an der Citigroup, die 2007 ein ähnlich schlechtes Jahr hatte wie Sears.

sil

 

www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,547700,00.html

 

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Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock tom68
tom68:

IWF rechnet mit Schaden von 1.400.000.000.000 $

 
07.10.08 16:37
#22
FINANZKRISE
IWF rechnet mit Schaden von 1.400.000.000.000 Dollar

Die weltweiten Verluste durch die Finanzkrise sind größer als erwartet: 1,4 Billionen Dollar. Und der globale Konjunkturabschwung verschärft sich - davon geht der Internationale Währungsfonds einer Studie zufolge aus. Nur "international einheitliche und entschiedene" Maßnahmen könnten nun helfen.

Washington - Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet inzwischen mit 1,4 Billionen Dollar Verlusten durch die Finanzkrise - und damit weit mehr als bislang befürchtet. Angesichts der jüngsten Verschärfung der Krise an den Märkten sei ein Anstieg der zu erwartenden Einbußen wahrscheinlich, hieß es in dem am Dienstag veröffentlichten IWF-Bericht zur Stabilität der globalen Finanzmärkte. Der Höhepunkt der Kreditausfälle stehe noch bevor.

Im April hatte der Fonds die vermuteten Gesamtverluste durch die Krise noch auf 945 Milliarden Dollar beziffert.

Das Vertrauen in die globalen Finanzinstitutionen und -märkte sei "auf das Schwerste erschüttert", heißt es in dem Bericht. Die Belastungen des weltweiten Finanzsystems ließen erwarten, dass sich der globale Abschwung beschleunige und eine Erholung hemme. Nach Berechnungen des IWF benötigten internationale Großbanken über die nächsten Jahre etwa 675 Milliarden Dollar an Kapitalspritzen, um ein moderates Wachstum des privaten Kreditsektors zu gewährleisten.


Der IWF ruft in seinem Bericht zu "international einheitlichen und entschiedenen" Maßnahmen auf, um das Vertrauen in das globale Finanzsystem wieder herzustellen. Sollte dies ausbleiben, drohten ein ungeordneter Abbau von Schulden und zunehmende Kosten für die Realwirtschaft.

So fordert der IWF die Zentralbanken der Welt zu weiteren Finanzspritzen für angeschlagene Kreditinstitute auf. Die gegenwärtige Krise habe den Geldverleih von Banken untereinander fast zum Erliegen gebracht, urteilten die IWF-Experten. Deswegen könnten Zinsänderungen, die traditionell das wichtigste Instrument der Geldpolitik von Zentralbanken sind, nur begrenzte Wirkung entfalten.

"Das globale Finanzsystem hat ein neues Stadium der Krise erreicht, in der Solvenzprobleme mancher Institute zu anhaltenden und weit verbreiteten Sorgen über Abwärtsrisiken geführt haben und den Einsatz öffentlicher Ressourcen erfordern", heißt es in dem Bericht.

Der Währungsfonds und die Weltbank kommen an diesem Wochenende in Washington zu ihrer Jahrestagung zusammen. Zudem treffen sich am Freitag die Finanzminister der sieben wichtigsten Industrienationen (G7) in der US-Hauptstadt.

kaz/dpa/AFP

www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,582720,00.html
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Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock Jack Power
Jack Power:

so wie es ausschaut wird alles Gut ;-)

2
07.10.08 16:39
#23
Diese Informationen stellen kein Angebot zum Verkauf und keine Aufforderung zur Abgabe eines Angebotes zum Kauf oder zur Zeichnung von Aktien dar, sondern dienen ausschließlich Informationszwecken.
Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock tom68
tom68:

Krisenbanker gönnen sich 70-Milliarden-Belohnung

 
18.10.08 16:08
#24
WALL-STREET-WAHNSINN
Krisenbanker gönnen sich 70-Milliarden-Belohnung

Wo kann man pokern, alles verlieren und trotzdem kassieren? In der Bankenwelt. Wie der "Guardian" berichtet, zahlen Wall-Street-Firmen ihren erfolglosen Managern noch einmal 70 Milliarden an Gehältern und Sonderprämien - bevor sie in Washington um Hilfe betteln.
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Hamburg - Während Politiker in Europa und Amerika Rettungspakete für den Finanzsektor schnüren, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat, stellen manche Banker schnell noch ihre eigenen und großzügigen Notfallpläne auf. Wie die britische Tageszeitung "The Guardian" recherchiert hat, verteilen alleine die Geldhäuser an der Wall Street noch einmal 70 Milliarden Dollar an ihr Spitzenpersonal, das meiste davon in diskreten zusätzlichen Bonuszahlungen. Die Manager belohnten sich damit für ein Geschäftsjahr, schreibt der "Guardian", in dem sie das globale Finanzsystem in die schlimmste Krise seit dem Börsencrash von 1929 führten.

weiter...  www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,584916,00.html
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Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock tom68
tom68:

Weltfinanzsystem droht Mega-Domino-Day

 
28.10.08 17:16
#25
Warnung der Bank of England
Weltfinanzsystem droht Mega-Domino-Day
von Tobias Bayer (Frankfurt)

Banken wanken, Hedge-Fonds sind in Not, Unternehmen streichen ihre Prognose und Staaten kollabieren. Das ist nicht neu. Doch laut der britischen Notenbank drohen weltweite Dominoeffekte. Die drastische Warnung: Die Lage ist so instabil "wie seit Menschengedenken nicht".

Die Bank of England (BoE) sieht die Gefahren der Kreditkrise noch bei weitem nicht ausgestanden. In ihrem am Dienstag veröffentlichten halbjährlichen Bericht "Financial Stability Review" weist die Notenbank besonders auf Risiken in Schwellenländern und bei Hedge-Fonds hin. "Die Instabilität des Finanzsystems in der jüngsten Vergangenheit ist so groß wie seit Menschengedenken nicht. Angesichts des Abschwungs der Weltwirtschaft wird das System auch weiterhin unter Stress stehen", sagte John Gieve, stellvertretender Gouverneur der BoE.

Die Analyse fällt deutlich pessimistischer aus als im Mai. Damals schrieben die Experten der Notenbank, dass die Investoren die Preise und Risiken vieler Vermögenswerte übertrieben skeptisch einschätzten. Seitdem jedoch spitzte sich die Situation deutlich zu: Nach dem Zusammenbruch der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers am 15. September, geriet der gesamte Kapitalmarkt in Aufruhr. Die britische Regierung reagierte als erste in Europa und stellte ihre Banken unter Schutz. So wurde die Royal Bank of Scotland teilverstaatlicht.

Wertberichtigungen bei 2800 Mrd. $

Doch jetzt gewinnen weltweit Konjunkturrisiken an Bedeutung. Die Wirtschaft Großbritanniens schrumpfte im dritten Quartal so stark wie seit 1990 nicht mehr. Premierminister Gordon Brown schlug deshalb vor, Haushaltsregeln außer Kraft zu setzen, um die schwächelnde Wirtschaft mit höheren Staatsausgaben stützen zu können.

Für die Banken ist das eine Bedrohung. Nicht nur seien die Institute in den USA, Europa und Großbritannien nach Abschreibungen auf besicherte Wertpapiere, Unternehmensanleihen und anderen Finanzinstrumenten in Höhe von 2800 Mrd. $ geschwächt, so die BoE. Ein Abschwung der Wirtschaft könnte zudem dazu führen, dass die Unternehmen viele ausstehende Kreditlinien ziehen - und die Branche noch weiter belasten. Die Zentralbank beziffert allein für Großbritannien die mögliche Belastungen aus solchen Linien auf 160 Mrd. Pfund.

Aus Sicht der BoE entspannte sich die Situation auf dem Interbankenmarkt zuletzt. Die Gefahren seien aber nicht ausgeräumt, schreibt die Notenbank im Finanzstabilitätsbericht. "Ein Risiko besteht darin, dass verschuldete Investoren wie Hedge-Fonds ihre Positionen auflösen müssen, um ihren Verpflichtungen nachzukommen."

Die gesamte Branche leidet momentan. Im dritten Quartal lag die durchschnittliche Rendite der Hedge-Fonds bei einem Minus von über zehn Prozent. Das führt dazu, dass die Anleger ihre Geld zurückverlangen - was zusätzlichen Druck auslöst. Aber auch die verschärfte Kreditvergabe der Banken ist für die Abwärtsspirale mitverantwortlich. So verlangen die Institute inzwischen mehr Sicherheiten.

Gefahr Schwellenländer

Das könnte wie ein Boomerang zurüsckschlagen. Denn die Malaise der Hedge-Fonds-Branche sei auch für die Banken problematisch, so die BoE: "Dachfonds, die in Hedge-Fonds investieren, haben Kreditlinien bei Banken. Kommen sie in Liquiditätsengpässe, ziehen sie die Kreditlinien, was den Engpass wiederum auf die Banken übertragen würde."

Das zweite große Risiko geht laut der BoE von den Schwellenländern aus. Das Beispiel Island zeige die Gefahren einer großen Abhängigkeit von Finanzierung aus dem Ausland. Auch bei anderen Ländern in Osteuropa oder dem Commonwealth sei das der Fall, schreibt die Zentralbank: "Negative Entwicklungen in den Schwellenländern könnten auch das Finanzsystem der Industriestaaten belasten. Große Banken beispielsweise, die in Schwellenländern engagiert sind, könnten mit großen Verlusten konfrontiert sein."

FTD.de, 10:40 Uhr
© 2008 Financial Times Deutschland

www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/...omino-Day/431600.html?p=1
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Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock tom68
tom68:

Kreditkartenblase könnte bald platzen

 
13.11.08 11:48
#26
In USA könnte Kreditkartenblase bald platzen u. für neue Schocks sorgen
Datum 13.11.2008 - Uhrzeit 10:54 (© BörseGo AG 2000-2008, Autor: , © GodmodeTrader - www.godmode-trader.de/)

Hamburg (BoerseGo.de) - In den USA dürfte es nach dem Platzen der Immobilienblase wegen der zunehmenden Krise im Kreditkartenbereich zu einem weiteren Desaster kommen. Demnach haben die Amerikaner über Jahre hindurch mittels Kreditkartenkredite weit über ihre eigenen Verhältnisse gelebt. Einem Bericht der “Financial Times Deutschland” zufolge ist jeder US-Haushalt bei Kreditkartengesellschaften mit durchschnittlich mehr als 10.000 Dollar verschuldet. Die gesamte Schuldenlast der Kreditkartenbesitzer umfasse rund 1 Billion Dollar. Der Branche dürften daher ähnliche Schockwellen bevorstehen wie es vor einem Jahr den Hypothekenfinanzierern mit dem Platzen der Immobilienblase widerfahren ist.

In den USA ist den Bürgern eine Verschiebung der Begleichung von Kreditkartenschulden auf das nachfolgende Monat gestattet. Tatsächlich müsse jedoch nur ein kleiner Teil beglichen werden. Die Möglichkeit der Verschiebung werde von rund 60 Prozent der Kreditkartenbezieher genutzt. Aufgrund der Auswirkungen durch die Hypotheken-und Kreditkrise nehme unter den Kreditkartengesellschaften die Furcht vor Kreditausfällen zu. Bei immer mehr Kunden komme die Möglichkeiten zur Schuldentilgung abhanden. Dies sei unter anderem darauf zurückzuführen, dass sich die Kreditkartenbezieher infolge der Finanzkrise im Bereich der Refinanzierung mit ständig teurer werdenden Konditionen konfrontiert sehen.
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Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock Knitzebrei
Knitzebrei:

Will nichts mehr von "Billionen-Schock"

 
13.11.08 11:50
#27
lesen... langweilisch....

Ab Trilliarden-Katastrophe  aufwärts wird es interessant...
No - we can't überhaupt nix.
Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock 5009703
Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock tom68
tom68:

Mehr Billionen vernichtet als zwischen 2000-2002

 
20.11.08 11:34
#28
In einem Jahr wurden mehr Billionen vernichtet als zwischen 2000-2002
Datum 20.11.2008 - Uhrzeit 11:09 (© BörseGo AG 2000-2008, Autor: Stanzl Jochen, Redakteur, © GodmodeTrader - www.godmode-trader.de/)

New York (BoerseGo.de) - Im S&P 500-Index gingen seit dem Allzeithoch vom Oktober 2007 bei 1.565 Punkten Vermögenswerte von insgesamt 6,69 Billionen Dollar verloren. Damit wurde in nur einem Jahr der Vermögensverlust von insgesamt 5,76 Billionen Dollar aus dem Bärenmarkt zwischen den Jahren 2000 und 2002 mittlerweile um fast 1 Billion Dollar übertroffen. Vergangenen Mittwoch schloss das als Maßstab für institutionelle Investoren dienende Börsenbarometer auf den tiefsten Stand seit dem 12. März 2003 und gerade 40 Punkte oberhalb dem Tief des letzten Bärenmarktes bei 776,76 Punkten.


New York (BoerseGo.de) – Gemäß dem Wirtschafts- und Finanznachrichtensender CNBC hat die US-Regierung in den letzen 12 Monaten die astronomische Summe von 4,28 Billionen Dollar im Rahmen ihrer Hilfsmaßnahmen und Kapitalspritzen zur Bekämpfung der Finanzkrise bereitgestellt. Inflationsbereinigt übersteigt diese Summe die Gesamtkosten für den zweiten Weltkrieg. Etwa 68 Prozent der Summe rühren aus Stützungsmaßnahmen der US-Notenbank Fed , 16 Prozent entfallen auf das  Bankenrettungspaket Tarp (Troubled Asset Relief Programm).
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Der Zwei-Billionen-Dollar-Schock tom68
tom68:

700 Milliarden? Ha! Es sind 8500 Milliarden

 
27.11.08 13:55
#29
Rettung des US-Finanzsystems
700 Milliarden? Ha! Es sind 8500 Milliarden
von Heinz-Roger Dohms (Hamburg)

Mit wie viel Geld haftet der amerikanische Staat tatsächlich für das US-Finanzsystem? Die Nachrichtenagentur Bloomberg hat erstmals alle Fazilitäten, Garantien und Nothilfen addiert - und kommt zu einem unfassbaren Ergebnis.

Was kostet die Rettung des US-Finanzsystems? Eine Frage, auf die Fed-Chef Ben Bernanke lieber keine Antwort gibt. Als Bernanke am 18. November vor der US-Finanzaufsicht auftrat, sagte er: "Wir sind gebeten worden mitzuteilen, welche Geschäftsbanken sich Geld bei uns leihen, wie viel sie sich leihen und welche Sicherheiten sie dafür angeben. Wir denken, dies zu veröffentlichen wäre kontraproduktiv."

Von dieser Position rückt die Notenbank bislang nicht ab, auch nicht, nachdem Bloomberg eine Klage auf Herausgabe der Informationen einreichte. Mithilfe der öffentlich zugänglichen Daten von Notenbank, Einlagenversicherung und Finanzministerium hat die Nachrichtenagentur nun trotzdem eine umfangreiche Berechnung zur Rettung des amerikanischen Finanzsystems aufgestellt. Dazu befragten die Bloomberg-Journalisten auch eine Heerschar von Ökonomen, Analysten und Finanzaufsehern.

Das Ergebnis der umfangreichen Recherche: Die tatsächlichen Risiken, die der amerikanische Staat bislang eingeht, übertreffen das im September verabschiedete, 700 Mrd. $ schwere Rettungspaket um mehr als das Zehnfache. Bei der Addition der Einzelposten kommt man auf 8500 Mrd. $, das ist mehr als die Hälfte des amerikanischen Inlandsprodukts. FTD-Online gibt den Überblick.

FTD.de, 08:59 Uhr
© 2008 Financial Times Deutschland

www.ftd.de/politik/international/...500-Milliarden/444083.html
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Wall-Street-Banker kassierten Boni in Milliardenhö

 
#30
TROTZ RETTUNGSPAKET
Wall-Street-Banker kassierten Boni in Milliardenhöhe

Gigantische Bonuszahlungen trotz Finanzkrise: Die Wall Street schüttete für 2008 Jahresprämien von insgesamt 18,4 Milliarden Dollar an die Beschäftigten der Branche aus - nach Angaben des staatlichen Rechnungsprüfers ist das die sechsthöchste Summe aller Zeiten.

New York - Alle sprechen von Krise, doch die in New York noch knapp 170.000 Wall-Street-Banker scheinen sich wenig darum zu kümmern. Sie kassierten fleißig weiter die ihnen vertraglich zugesicherten Prämien. Der Bonuspool sank allerdings zum Vorjahr um 44 Prozent.

Wall-Street-Schriftzug: Jahresprämie macht oft den Großteil des Gehalts aus
Zwar ist der Rückgang in absoluten Zahlen der stärkste der Geschichte und auch prozentual so deutlich wie seit mehr als drei Jahrzehnten nicht. Doch absolut betrachtet bewegen sich die Bonuszahlungen für 2008 noch immer auf bemerkenswert hohem Niveau. Höhere Summen wurden lediglich fünf Mal ausgezahlt.

Dem Bundesstaat New York und der Stadt selbst entgingen durch die diesjährige Schrumpfung Steuern von insgesamt fast 1,3 Milliarden Dollar, teilte der Rechnungsprüfer des Staates New York mit.

Die Zahl der an der Wall Street Beschäftigten war wegen der Finanzkrise binnen eines Jahres um rund zehn Prozent gesunken. Etwa 20.000 in der New Yorker Finanzbranche Beschäftigte verloren ihren Job. Der durchschnittliche Bonus je Mitarbeiter lag für 2008 bei rund 112.000 Dollar. Die Jahresprämie macht bei vielen Beschäftigten der Banken einen Großteil ihres Jahresgehalts aus.

In den Top-Etagen und bei besonders erfolgreichen Brokern etwa gehen die Prämien selbst in der Krise oft noch in die Millionen. Angesichts von Milliardenverlusten gingen 2008 allerdings auch eine ganze Reihe von Konzernchefs und Bankmanager leer aus.

In Deutschland verzichteten etwa Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann und seine Vorstandskollegen unter Hinweis auf die Finanzkrise auf ihre Bonuszahlungen in Höhe von mehreren Millionen Euro.

mik/dpa
www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,604323,00.html
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