Der Teufel, der Präsident und Alan Greenspan

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Parocorp:

Der Teufel, der Präsident und Alan Greenspan

 
24.05.04 19:49

Der Teufel, der Präsident und Alan Greenspan

von unserem Korrespondenten Bill Bonner

Der Dow Jones hat seit dem 11. Februar fast genau 800 Punkte verloren. Ein solcher Rückgang führt normalerweise dazu, dass der Index als "überverkauft" bezeichnet wird, und zumindest eine technische Rally zu erwarten ist. Und letzten Freitag stieg er dann ja auch wirklich.

Währenddessen pendelt der Goldpreis immer noch um die Marke von 380 Dollar.

Und außerhalb der Märkte stieg die Zahl der Amerikaner, die das erste Mal einen Antrag auf Arbeitslosenhilfe gestellt haben.

All diese Dinge müssen natürlich den Fed-Vorsitzenden, stören. Alan "Spekulationsblasen" Greenspan hat seinen Pakt mit dem Teufel gemacht, und mit dem US-Präsidenten. Für den Teufel hält er die Zinsen künstlich niedrig, um die Kleinanleger tiefer in die Schulden zu treiben. Dafür wird er weiter der hoch gelobte Fed-Vorsitzende bleiben. Für den Präsidenten wird er genau dasselbe tun, aus genau denselben Gründen.

Dafür erhält der Teufel die Seele von Alan ... und hofft, ein paar weitere einsammeln zu können, unter den Millionen von verzweifelten, von Bankrott bedrohten Menschen, die die niedrigen Zinsen kreieren werden. Der Präsident hofft, wiedergewählt zu werden.

Aber manchmal funktionieren niedrige Zinsen nicht. Die Leute leihen sich Geld und geben es aus ... und dann leihen sie sich noch mehr, um die Zinsen zu bezahlen. Aber all das neue Geld und die neuen Kredite treffen auf eine gleich bleibende Zahl an Ressourcen. Das ist – allgemein gesagt – der Grund dafür, dass zum Beispiel in Orange County, Kalifornien, der durchschnittliche Preis für ein Einfamilienhaus in den letzten 12 Monaten um 30 % gestiegen ist.

Alan "Spekulationsblasen" Greenspan hat die größte inflationäre Anstrengung der Geschichte durchgeführt – er hat mehr Geld drucken lassen, als alle seine Vorgänger zusammengenommen. Er hat die Leitzinsen auf 1 % gesenkt ... so tief waren sie nur zwei Mal überhaupt ... und er hat sie länger auf diesem Niveau gehalten als je zuvor. Das erste Mal, dass der Leitzins bei 1 % lag, war in der Weltwirtschaftskrise. Das zweite Mal hat er den Leitzins bei 1 % gelassen, obwohl die Wirtschaft so schnell wie immer wachsen soll.

Er hat eine Spekulationsblase am US-Aktienmarkt begründet ... eine Spekulationsblase am amerikanischen Immobilienmarkt ... und eine Mammut-Schuldenblase an Schulden.

Was diesem Mann jetzt wirklich Sorge bereiten muss, ist die Tatsache, dass seine Spekulationsblasen Luft verlieren. Die Aktienkurse fallen ... auch wenn es eine technische Erholung geben sollte. Und selbst das Gold, das in Antizipation einer Inflation steigen "sollte", fällt!

Was bedeutet das? Wo führt das hin? Explodieren die Spekulationsblasen? Nimmt die US-Wirtschaft Kurs auf eine Deflation ... und nicht auf eine Inflation? Sind die USA immer noch auf dem Weg, den Japan 10 Jahre früher genommen hat ... nach all diesen Jahren? Ich weiß es nicht. Aber, wie üblich, habe ich eine Einschätzung dazu:

Der Teufel wird seine Beute bekommen. Aber der Präsident wird wünschen, dass er niemals mit Alan Greenspan zu Abend gegessen hätte.

dardanus:

ja paro so nennt man das

 
24.05.04 20:07
Deflation, sie kommt aber erst nach dem Kollaps, vorher muss ein Anstieg der Scheinwerte (fremdfinanzierter) von überschuldeten Immobliennichtbesitzern kommen
dann

Anhaltendes Sinken des Preisniveaus für Endprodukte Konsumgüter, Investitionsgüter in einer Volkswirtschaft. Ursache- Die Gesamtnachfrage nach diesen Gütern ist geringer als das in der Volkswirtschaft verfügbare Güterangebot. Erfahrungsgemäß geht eine Deflation mit einer Verminderung der umlaufenden Geldmenge und/oder der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes einher
DarkKnight:

Inflation, Deflation, Stagnation oder

 
25.05.04 00:50
Kummulation oder sonstige -ationen:

Das sind alles Begriffe aus der Vergangenheit.

Man darf nicht vergessen, das sowohl BWL als auch VWL Parasiten der Praxis sind: das sind selbsternannte Wissenschafte, die aber keine sind. Sie können keine Grundlagenforschung betreiben, weil das sich ständig ändernde Umfeld weltweit zu immer neuen Denkmustern führt.

Das nennt man "Paradigmenwechsel".

Und jetzt setze ich einfach mal meine Theorie in die Welt:

China und die Araber bezahlen alles in den nächsten 20 Jahren.

Weil die Scheiß-Amis hochgerüstet sind ohne Ende.

Die Brosamen dafür wird lauten: jährlich 10% Wirtschaftswachstum für China. Aber 10% wovon?
Parocorp:

darkknight, da empfehle ich dir...

 
25.05.04 18:21
Parocorp:

Alan Greenspan und die silberne Bowle-Schüssel

 
25.05.04 18:47
Alan Greenspan und die silberne Bowle-Schüssel

von unserem Korrespondenten Bill Bonner

Bis jetzt halt William McChesney Martin den Rekord als längster Fed-Vorsitzender. Wenn Alan Greenspan bis zum Ende seiner nächsten Amtszeit überlebt, dann wird er Martin übertroffen haben.

Aber Greenspan hat Martin bereits auf mehrere Arten übertroffen. Martin hat die Fed als Spielverderber betrachtet. Immer dann, wenn die Dinge aus dem Ruder liefen, dann hatte die Fed seiner Ansicht nach "Die Punsch-Bowle wegzutragen".

Sein Nachfolger Paul Volcker trug die Punsch-Bowle in den frühen 1980ern weg, und er setzte praktisch die gesamte Volkswirtschaft auf sofortigen Entzug. Die Investoren schwitzten und zitterten, als die Aktienkurse fielen und die Renditen der US-Staatsanleihen auf über 15 % kletterten. Die zuvor Feiernden waren so aufgeregt, dass sie vor dem Finanzministerium in Washington ein Bild von Volcker verbrannten.

Aber sein Nachfolger ist ein wirklicher Partylöwe; wenn jemand eine Party verdirbt, dann ganz bestimmt nicht der aktuelle Fed-Vorsitzende.

Die Konsumentenschulden in den USA haben neue Rekorde erreicht ... die Hauspreise in Los Angeles steigen um 30 % pro Jahr ... und die Spritweise sind teuerer als je zuvor ... und Alan Greenspan füllt die Punsch-Bowle auf. Der Fed-Vorsitzende sorgt für Nachschub, indem er die Leitzinsen bei 1 % lässt (das erste Mal seit der Weltwirtschaftskrise sind sie so niedrig). Die Anleihen-Investoren sprechen schon schleppend; wie sonst kann man zu so niedrigen Renditen auch noch US-Anleihen kaufen, als ein bisschen benebelt?

"Sie erlauben einem, eine Menge verrückter Dinge zu tun", sagte ein Hypothekenbanker in der Detroit Free Press, wobei er sich auf die niedrigsten Zinssätze seit 2 Generationen bezog.

Leser aus abstinenten Ländern mögen es nicht wissen – aber Alkohol wird manchmal als "soziales Schmiermittel" bezeichnet. Wenn man genug Alkohol in einer Bowle hat, dann geraten die Leute oft in Situationen, die sie später bereuen werden.

So werden sich die Konsumenten wahrscheinlich nicht über die Schulden freuen, die sie unter dem Schmiermittel von Alan Greenspan aufgenommen haben. Hausbesitzer werden z.B. bedauern, dass sie hohe Hypotheken zu flexiblen Zinssätzen aufgenommen haben – wenn die Zinsen steigen und die Zeit der Rückzahlung kommt. Und auch die Aktienbesitzer werden dem Fed-Vorsitzenden keine Dankesschreiben senden, wenn der Dow Jones fällt.

Aber nicht jeder Partygänger wird unter einem Kater leiden müssen. Wenn man früher geht, dann kann sich z.B. ein Aktienkäufer freuen. Diese frühen Verkäufer sollten dankbar sein. Sie könnten sich sogar zusammentun und dem Fed-Vorsitzenden ein kleines Geschenk kaufen. Vielleicht eine silberne Bowle-Schüssel. (Mehr zu Greenspan auch im Beitrag ganz unten).

In der New York Times konnte ich einen Artikel mit der Überschrift "Die Unternehmens-Insider verkaufen wie 1999" lesen:

"Vorstände haben in den ersten 4 Monaten des Jahres Aktien des eigenen Unternehmens im Volumen von 14,4 Milliarden Dollar verkauft, verglichen mit 4 Milliarden in der Vorjahresperiode, laut Thompson Financial."

Dank Alan Greenspan "haben noch niemals so viele Leute so viel Geld verdient", so Charlie Munger auf der jüngsten Hauptversammlung von Berkshire Hathaway (Anlagegesellschaft von Warren Buffett) in Omaha.

Parocorp:

Die Tugend der Unergründlichkeit

 
25.05.04 18:49
Die Tugend der Unergründlichkeit

von unserem Korrespondenten Bill Bonner

Wie oben angekündigt – jetzt mehr zu Alan Greenspan. Ein kleiner Rückblick: Im Herbst 1999 legte Greenspan einmal mehr Zeugnis von der Fed-Fähigkeit ab, um die Ecke schauen zu können. "Die Tatsache, dass die ökonometrischen Modelle der Fed, die die besten der Welt sind, 14 Quartale in Folge falsche Prognosen geliefert haben, heißt nicht, dass sie im 15. Quartal wieder schief liegen werden."

Es gibt eine Filmaufnahme von Greenspan während dieser Rede. Es lässt sich klar erkennen, dass er bei diesem Satz weder verschmitzt lächelte noch in sich hineinkicherte. Aber wenn die Fed nicht in der Lage war, die bevorstehende ökonomische "Verkehrslage" zu prognostizieren – wie konnte sie dann Kollisionen verhindern? Die Wahrscheinlichkeit, dass sie es konnte, war gering. .

Doch immer noch schien der Greenspan Put den Anlegern eine Art Sicherheits-Wette zu ermöglichen. Wenn es wirklich ganz schlimm kommen würde, dann könnte Schleusenwärter Greenspan der Politik des leichten Geldes freien Lauf lassen, wie er es getan hatte, als LTCM (der Long Term Capital Growth Hedge Fund) kurz vor dem Ruin stand, oder als die asiatische Währungskrise sich zu einer Bedrohung der Weltmärkte auswuchs. Die Kontrolle der Fed über die Bewässerungsanlagen sorgte dafür, dass das Grün für die Golfer im internationalen Wettbewerb der Kapitalmärkte wirklich grün blieb – soweit die Ansicht der Wall Street.

Bis zum Ende des Jahres 2000 hatte die Nasdaq ihre historischen Höchststände um die Hälfte korrigiert. War es nicht längst an der Zeit, die Put Option auszuüben, die Schleusentore zu öffnen und das Feld zu bewässern? Für Greenspan war in dieser Situation wohl offensichtlich wichtig, nicht zu schnell zu handeln. Das Haupt-Risiko war eher moralischer Natur. Wenn die Anleger weiterhin Verlustrisiken aus ihrem Anlagemenü ausschließen konnten, dann würden sie dazu verführt, noch risikoreichere Wetten einzugehen. Greenspan war sich zudem der Tugend der Unergründlichkeit voll bewusst.

Hätte jemand seine Antworten im Voraus ablesen können, wären sie an den Märkten bereits "diskontiert", also eingearbeitet worden. So steckte er in der Falle: Solange die Öffentlichkeit noch an den sogenannten Greenspan Put (gedachte Form einer Absicherung) glaubte, würden Aktien zu immer unmöglicheren Kursen gekauft werden. Und warum auch nicht? Schließlich gab ihnen die Put Option eigentlich die Garantie, dass sie damit kein Geld verlieren konnten. Würde der Fed-Vorsitzende aber nun auf die Ausübung seiner Put-Option verzichten, dann blieb den Märkten nichts anderes übrig, als in sich zusammen zu fallen – mit all den unangenehmen Begleiterscheinungen, die er eigentlich vermeiden wollte.

Die Fed beanspruchte für sich, bei der Festsetzung ihrer Zinssätze den Aktienmarkt niemals im Auge gehabt zu haben. Mag sein, dass das der Wahrheit entspricht. Als der Aktienmarkt kontinuierlich nach oben lief, fühlten sich die Menschen reicher und waren deshalb ausgabefreudiger. Der Aktienmarkt schuf tatsächlich Werte in Form von Aktienoptionen und Depotwerten, die gegenüber der Wertschöpfung der Realwirtschaft wirklich eine ernstzunehmende Konkurrenz boten. Das konnte die Fed genauso wenig ignorieren, wie sie es zur Zeit der Zerstörung dieser Werte ignorieren konnte. Also würde er die Zinsen senken ... das wusste jeder.

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