Der Letzte macht bitte das Licht aus...

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Der Letzte macht bitte das Licht aus...

 
12.05.02 03:08
hjw2:

Das Märchen vom Aufstieg

 
12.05.02 11:09

Wirtschaft 20/2002

Das Märchen vom Aufstieg


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Die Deutschen glauben, dass es jeder nach oben schaffen kann. Falsch: Von den eigenen Bürgern unbemerkt, ist das Land zur Klassengesellschaft mutiert. Der Sozialstaat muss sich auf die Armen konzentrieren

von Elisabeth Niejahr


Der eine ist Sohn einer Putzfrau. Die Mutter hat Kasernen geschrubbt und auf Feldern geackert, und manchmal war ihr Sohn bei der Rübenernte sogar dabei. Er war intelligent und konnte gut reden, doch als ein Lehrer fand, er solle später studieren, lachte der Junge aus dem niedersächsischen Wülfer-Bexten nur: "Wir haben doch nicht mal für Bücher Geld."

Der andere hat kein Abitur gemacht. Als 16-Jähriger verließ er das Gottlieb-Daimler-Gymnasium im schwäbischen Bad Cannstatt und versuchte es ein paar Monate mit einer Fotografenlehre. Später schlug er sich als Taxifahrer durch. Nach der fünften Gymnasialklasse hat er nie wieder in einer Schule oder Universität eine Prüfung abgelegt.

Gerhard Schröder und Joschka Fischer, der Bundeskanzler und sein Vize, hatten keinen leichten Start ins Erwachsenenleben. Als Kinder gehörten sie nicht zu den Privilegierten, inzwischen haben sie es bis ganz nach oben geschafft. Nun ziehen sie in einen Wahlkampf, in dem viel von Schulen und Universitäten, von Kindergärten und von Chancengleichheit die Rede ist. "Bildung ist die neue soziale Frage", sagt der Kanzler in seinen Wahlkampfreden. Manchmal erwähnt er dabei seine eigene Biografie.

Schröder rührt damit an ein Thema, das für den Mainzer Soziologen Stefan Hradil ein "blinder Fleck" im Bewusstsein der Deutschen ist - ein Missstand, der irgendwie aus dem Blickfeld geriet. Zwar zeigen Statistiken, dass Deutschland, trotz seiner gigantischen Umverteilungsinstanzen, kein Land mit ausgeprägter Chancengleichheit ist. "Dass sich unsere Gesellschaft mit dem Prädikat ,Leistungsgesellschaft' schmückt, gehört zu ihren großen Selbsttäuschungen", sagt der Bonner Wirtschaftsforscher Meinhard Miegel. Doch die geringe soziale Mobilität wird selten wahrgenommen - und noch seltener bekämpft. Man sieht sie nicht. Nicht auf dem Gehaltszettel, nicht in der Arbeitslosenstatistik, nicht im Verteilungstableau. Und zeigen nicht Schröder oder Fischer, dass alles in Ordnung ist?

In den fünfziger Jahren erfand der Soziologe Helmut Schelsky den Begriff von der "nivellierten Mittelstandsgesellschaft". An diesem Mythos wird bis heute kaum gerüttelt. Den Deutschen gefällt die Vorstellung, dass vor allem die eigene Leistung über das Fortkommen entscheidet und der Tüchtige nach oben durchmarschieren kann. In der Nachkriegszeit mag das auch so gewesen sein, als viele bei null beginnen mussten und mehr als zehn Millionen Flüchtlinge das soziale Gefüge durcheinander brachten. Und so war es vielleicht auch in den Siebzigern, als Aufschwung und Bildungsinvestitionen vielen Deutschen die Türen öffneten. "Fahrstuhleffekt" nannte das der Münchner Soziologe Ulrich Beck: Die verschiedenen Gesellschaftsschichten wurden gemeinsam und gleichzeitig nach oben befördert.

Inzwischen haben sich die Fakten geändert, nicht aber das Selbstverständnis. Ist der Zugang zu einem Studium nicht etwa leichter als in fast allen anderen Ländern der westlichen Industriegesellschaften? In Großbritannien besuchen Kinder der Upper Class erst Eton und dann Oxford - in Deutschland findet man sie vielerorts. Auch Eliteunis wie die Grandes Écoles in Frankreich oder Harvard, Princeton, Stanford in den Vereinigten Staaten kennt man in Deutschland nicht. Kann hier nicht jeder alles werden, wenn er begabt ist - in der Wirtschaft, im öffentlichen Dienst, in der Politik?

Der oberflächliche Eindruck ist: ja. Unzählige Untersuchungen, Statistiken und Experten sagen: nein. Zuletzt zeigte die Schulstudie Pisa, dass bei einem Vergleich von 32 Ländern der Abstand zwischen der Leistung von Schülern aus privilegierten Familien und solchen aus unteren sozialen Schichten nirgends so groß war wie in Deutschland: Platz 32. Die Vereinigten Staaten landeten auf Platz 8.

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www.zeit.de/2002/20/Wirtschaft/200220_soziale_mobilita.html



Der neue Klassenkampf


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Die Gewerkschaften wollen Gleichheit - und produzieren immer mehr Arbeitslose

von Uwe Jean Heuser

Klaus Zwickel macht teure Späße. Der Chef der IG Metall nutzt die Stunde des Streiks, um mit neoliberalen Kritikern abzurechnen, die ihn als Betonkopf hingestellt haben. Jahr um Jahr verlangten sie von ihm flexiblere Lohnabschlüsse - und jetzt serviert er ihnen den "Flexi-Streik", Arbeitsniederlegungen an wechselnden Standorten.

Nach sieben Jahren, in denen sie bescheiden war und doch beschimpft wurde, schlägt die gewerkschaftliche Arbeiterbewegung zurück. Und hat sie nicht Recht? Netto haben die Arbeitnehmer seit 1995 so gut wie nichts hinzuverdient, während sich die Vorstände der großen Unternehmen mehr als 50-prozentige Gehaltssteigerungen gönnten: deutsche Vorbilder im Raffzeitalter. Und als vergangenes Jahr die Gewinne abstürzten, schrumpften die Chefgehälter nur symbolisch um zwei Prozent. Mit Misserfolgen haben die Leistungsrhetoriker offenkundig nichts zu tun. Am heftigsten bedienten sich Rolf Breuer und seine Vorstandskollegen in den Türmen der Deutschen Bank: Der scheidende Chef allein gönnte sich mehr als zehn Millionen Euro - eine neue Variante von Shareholder-Value. Da soll man sich aufregen, weil die IG Metall für eine Vier vor dem Komma streikt?

Man muss. Denn mit ihrer Strategie bremst die Gewerkschaft nicht bloß die Konjunktur für die Dauer von einigen Monaten. Indem sie flächendeckend Erhöhungen durchsetzt und Niedriglöhne in Deutschland ablehnt, gräbt sie mit am schwarzen Loch des Arbeitsmarktes. Am unteren Rand der Gesellschaft wächst eine neue Klasse der Chancenlosen heran - und mit ihr das Risiko längst vergessener sozialer Klassenkonflikte.

Die Spitzenfunktionäre haben es auf Streik angelegt und die Erwartungen ihrer eigenen Mitglieder nach oben getrieben - und berufen sich nun auf den Zorn der Basis. Dieser Verteilungskampf kostet Arbeitsplätze. Wie alte Tonnenideologen beharren die Funktionäre auf der Standardforderung aus den frühen Tagen der Industriegesellschaft: Mehr Lohn für alle - egal ob sie in einer reichen oder verlustreichen Firma arbeiten, ob ihre Talente am Markt gefragt sind oder nicht. Das überfordert viele Unternehmen und überteuert viele Jobs. Neue Rationalisierung ist die Folge - noch mehr Arbeitslosigkeit.

Wie man die Gesellschaft spaltet


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www.zeit.de/2002/20/Politik/print_200220_der_neue_klassen.htmlr


Schnorrer:

Der Kommunismus ist gegangen, der Kapitalismus

 
12.05.02 12:10
wird folgen.

Wo ist der Unterschied zwischen einer Bonzen- und Priviliegienkultur und einer Bonzen- und Geldaristokratie?
Kicky:

jetzt streikt auch noch die Konjunktur

 
12.05.02 13:10
www.zeit.de/2002/20/Wirtschaft/200220_streik.html
mod:

schnorrer ein Spruch dazu aus der Zeit vor 89

 
12.05.02 13:47
"Im Staatskapitalismus haben wenige alles und die breite Masse nichts.

Im originären Kapitalismus haben wenige alles und die breite Masse relativ viel!"
Schnorrer:

Mod: okay, wir kennen uns: sei es dahingestellt:

 
12.05.02 14:21
muß ich jetzt "Danke" sagen, daß ich das Klopapier nicht klauen muß oder nennt man das Revolution, wenn man vollgeschissene Hosen hat? Oder Leistungsgesellschaft, wenn man sich für Klopapier den Rücken wund schindet?

PS: *gggg*
Sinus:

Dampfgeplaudere!

 
12.05.02 15:23
Alles kommt anders, keiner weiß was! Einzig Aktionen wie der Depot-Vergleich verleihen dem Ganzen einen Sinn!
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