Von Carsten Volkery, New York
Seit knapp zwei Jahren ist Steve Ballmer der Chef von Microsoft. Jetzt ist die erste Biografie über ihn erschienen - gegen seinen Willen und trotz Sabotage durch die Microsoft-PR-Abteilung.
AFP/DPA
Gates ist übertrieben, Ballmer ist ein Irrer: Ballmer im Gespräch mit Gartner-Analysten
New York - Begonnen hatte alles mit einer unschuldigen Idee. Wäre es nicht interessant, fragte sich der Journalist Fredric Alan Maxwell, auch mal was über die Nummer Zwei bei Microsoft zu lesen? Den unermüdlichen Steve Ballmer, der im Januar 2001 seinen besten Freund Bill Gates als CEO beerbte?
Wie naiv. Maxwell sollte bald herausfinden, dass man nicht einfach so eine Biografie über den amtierenden Microsoft-Chef schreiben kann. "In meinen fünfzehn Berufsjahren habe ich noch nie PR-Leute getroffen, die weniger hilfreich waren als die Propagandisten von Microsoft", klagt Maxwell in seinem letztendlich doch erschienenen Buch "Bad Boy Ballmer" (Verlag HarperCollins, 2002).
Die Sabotage des Projekts begann mit einer deutlichen Absage. "Steve Ballmer will nicht, dass dieses Buch geschrieben wird", stellte seine Assistentin in einer E-Mail an Maxwell klar. "Er will keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen". Deshalb werde er auch kein Interview geben.
Irgendwie hat Maxwell es trotzdem geschafft, 262 Seiten zu füllen. Leider erschließt er darin kaum Neuland, und mitunter verliert er sich in unerklärlichen Ausflügen in die Geschichte. Warum, fragt man sich als Leser, erwähnt er jetzt schon wieder Hitler?
Musterschüler in Schuluniform
Steve Ballmer im Film
Rufen Sie sich das Video hier auf mit dem der tanzwütige Steve Ballmer seinen legendären Ruf als "Monkey Boy" erwarb.
Aber in Gesprächen mit ehemaligen Klassenkameraden, Lehrern und Kollegen hat Maxwell doch einige saftige Details über den zehntreichsten Mann der Welt zusammengetragen - besonders über sein Leben vor Microsoft.
Als Kind war Ballmer ein Musterschüler, der keine Ruhe gab, bis er alles verstanden hatte. Er saß in der ersten Reihe und hatte immer seine Hand oben. Und er trug jeden Tag seine Schuluniform, obwohl sie nur einmal in der Woche vorgeschrieben war. "Er war Hardcore", erinnert sich ein Klassenkamerad.
Steve hatte eine Schwester, Shelley, aber er stand in der Familie immer im Mittelpunkt. Seine Mutter, zu der er ein besonders enges Verhältnis hatte, fuhr ihn zu Mathe-Wettbewerben durch ganz Michigan. Sein Vater sagte ihm, als er acht war, dass als Uni für ihn nur Harvard in Frage käme.
Diese elterliche Anspruchshaltung war in dem Detroiter Nobel-Vorort Birmingham damals sehr verbreitet, erinnert sich Michael Kinsley, heute einer der bekanntesten amerikanischen Journalisten, der auch dort aufwuchs. Weitere bekannte Söhne aus der Nachbarschaft sind der Filmschauspieler Robin Williams und Scott McNealy, Chef von Sun Microsystems.
Ballmer war der picklige 250-Pfund-Außenseiter
Vater Ballmer, ein gebürtiger Schweizer mit dem Vornamen Fritz Hans, arbeitete im unteren Management bei Ford - wie viele Väter der Gegend. Die Ballmers wohnten nicht direkt in Birmingham, dafür hatten sie nicht genug Geld. Aber dank eines Stipendiums konnte der hochbegabte Steve die exklusive High-School dort besuchen.
Erste Ballmer-Biografie: Frederic Alan Maxwells "Bad Boy Ballmer"
Ballmer galt als "Nerd", er hatte Pickel und wog 250 Pfund. Aber alle äußerlichen Mängel machte er durch Energie und Ehrgeiz wett. Er spielte Football und Basketball, war Präsident des Politik- und Computer-Clubs.
Er beendete die High-School als Jahrgangsbester und wurde am Harvard College gleich ins zweite Jahr aufgenommen. Alle glaubten, der Überflieger werde später mal Astrophysiker oder Mathematiker. Doch in Harvard lernte er den Mann kennen, der wenige Jahre später sein Leben vollends bestimmen sollte: Bill Gates.
Maxwell erzählt die Geschichte durchaus unterhaltsam, aber mit dem Auftritt von Gates häufen sich die ausgeluschten Anekdoten und Klischees. Ballmer und Gates wohnten im gleichen Wohnheim, dem einzigen, in dem dreimal so viele Frauen wie Männer schliefen. Gates hatte kaum Freunde, die anderen fanden ihn eklig und seltsam. Nur Ballmer, ebenfalls ein "Nerd" und erfolglos bei den Frauen, konnte mit ihm kommunizieren. Im Unterschied zu Gates war Ballmer aber ein Sozialtier und sehr populär. Er nahm seinen Freak-Freund Bill manchmal mit zu Partys.
Am Anfang galt es, dröge Backmischungen zu verkaufen
Wie bekannt, verließ Gates die Uni nach zwei Jahren ("Ich habe alles gelernt, was ich hier lernen kann") und gründete mit Paul Allen zusammen Microsoft in New Mexico. Ballmer, der Musterknabe, blieb. Er wurde Anzeigenmanager von zwei Uni-Zeitungen und entdeckte, dass ihm Marketing lag. Nach dem Abschluss begann Ballmer als Marken-Manager bei Procter and Gamble. Seinen wenige Quadratmeter großen "Cubicle" teilte er sich dort mit Jeffrey Immelt, der inzwischen Chef von General Electric ist.
Nach zwei Jahren wurde Ballmer es langweilig, dröge Backmischungen zu verkaufen. Er begann mit dem MBA-Studium in Stanford. Im Sommer nach seinem ersten Studienjahr suchte Ballmer nach einem Ferienjob. Gates überzeugte seinen Freund, das Studium auf Eis zu legen. Ballmer wurde zum Assistenten des Präsidenten Gates ernannt. Sein erster Arbeitsplatz war die Couch in Gates Büro.
Seit knapp zwei Jahren ist Steve Ballmer der Chef von Microsoft. Jetzt ist die erste Biografie über ihn erschienen - gegen seinen Willen und trotz Sabotage durch die Microsoft-PR-Abteilung.
AFP/DPA
Gates ist übertrieben, Ballmer ist ein Irrer: Ballmer im Gespräch mit Gartner-Analysten
New York - Begonnen hatte alles mit einer unschuldigen Idee. Wäre es nicht interessant, fragte sich der Journalist Fredric Alan Maxwell, auch mal was über die Nummer Zwei bei Microsoft zu lesen? Den unermüdlichen Steve Ballmer, der im Januar 2001 seinen besten Freund Bill Gates als CEO beerbte?
Wie naiv. Maxwell sollte bald herausfinden, dass man nicht einfach so eine Biografie über den amtierenden Microsoft-Chef schreiben kann. "In meinen fünfzehn Berufsjahren habe ich noch nie PR-Leute getroffen, die weniger hilfreich waren als die Propagandisten von Microsoft", klagt Maxwell in seinem letztendlich doch erschienenen Buch "Bad Boy Ballmer" (Verlag HarperCollins, 2002).
Die Sabotage des Projekts begann mit einer deutlichen Absage. "Steve Ballmer will nicht, dass dieses Buch geschrieben wird", stellte seine Assistentin in einer E-Mail an Maxwell klar. "Er will keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen". Deshalb werde er auch kein Interview geben.
Irgendwie hat Maxwell es trotzdem geschafft, 262 Seiten zu füllen. Leider erschließt er darin kaum Neuland, und mitunter verliert er sich in unerklärlichen Ausflügen in die Geschichte. Warum, fragt man sich als Leser, erwähnt er jetzt schon wieder Hitler?
Musterschüler in Schuluniform
Steve Ballmer im Film
Rufen Sie sich das Video hier auf mit dem der tanzwütige Steve Ballmer seinen legendären Ruf als "Monkey Boy" erwarb.
Aber in Gesprächen mit ehemaligen Klassenkameraden, Lehrern und Kollegen hat Maxwell doch einige saftige Details über den zehntreichsten Mann der Welt zusammengetragen - besonders über sein Leben vor Microsoft.
Als Kind war Ballmer ein Musterschüler, der keine Ruhe gab, bis er alles verstanden hatte. Er saß in der ersten Reihe und hatte immer seine Hand oben. Und er trug jeden Tag seine Schuluniform, obwohl sie nur einmal in der Woche vorgeschrieben war. "Er war Hardcore", erinnert sich ein Klassenkamerad.
Steve hatte eine Schwester, Shelley, aber er stand in der Familie immer im Mittelpunkt. Seine Mutter, zu der er ein besonders enges Verhältnis hatte, fuhr ihn zu Mathe-Wettbewerben durch ganz Michigan. Sein Vater sagte ihm, als er acht war, dass als Uni für ihn nur Harvard in Frage käme.
Diese elterliche Anspruchshaltung war in dem Detroiter Nobel-Vorort Birmingham damals sehr verbreitet, erinnert sich Michael Kinsley, heute einer der bekanntesten amerikanischen Journalisten, der auch dort aufwuchs. Weitere bekannte Söhne aus der Nachbarschaft sind der Filmschauspieler Robin Williams und Scott McNealy, Chef von Sun Microsystems.
Ballmer war der picklige 250-Pfund-Außenseiter
Vater Ballmer, ein gebürtiger Schweizer mit dem Vornamen Fritz Hans, arbeitete im unteren Management bei Ford - wie viele Väter der Gegend. Die Ballmers wohnten nicht direkt in Birmingham, dafür hatten sie nicht genug Geld. Aber dank eines Stipendiums konnte der hochbegabte Steve die exklusive High-School dort besuchen.
Erste Ballmer-Biografie: Frederic Alan Maxwells "Bad Boy Ballmer"
Ballmer galt als "Nerd", er hatte Pickel und wog 250 Pfund. Aber alle äußerlichen Mängel machte er durch Energie und Ehrgeiz wett. Er spielte Football und Basketball, war Präsident des Politik- und Computer-Clubs.
Er beendete die High-School als Jahrgangsbester und wurde am Harvard College gleich ins zweite Jahr aufgenommen. Alle glaubten, der Überflieger werde später mal Astrophysiker oder Mathematiker. Doch in Harvard lernte er den Mann kennen, der wenige Jahre später sein Leben vollends bestimmen sollte: Bill Gates.
Maxwell erzählt die Geschichte durchaus unterhaltsam, aber mit dem Auftritt von Gates häufen sich die ausgeluschten Anekdoten und Klischees. Ballmer und Gates wohnten im gleichen Wohnheim, dem einzigen, in dem dreimal so viele Frauen wie Männer schliefen. Gates hatte kaum Freunde, die anderen fanden ihn eklig und seltsam. Nur Ballmer, ebenfalls ein "Nerd" und erfolglos bei den Frauen, konnte mit ihm kommunizieren. Im Unterschied zu Gates war Ballmer aber ein Sozialtier und sehr populär. Er nahm seinen Freak-Freund Bill manchmal mit zu Partys.
Am Anfang galt es, dröge Backmischungen zu verkaufen
Wie bekannt, verließ Gates die Uni nach zwei Jahren ("Ich habe alles gelernt, was ich hier lernen kann") und gründete mit Paul Allen zusammen Microsoft in New Mexico. Ballmer, der Musterknabe, blieb. Er wurde Anzeigenmanager von zwei Uni-Zeitungen und entdeckte, dass ihm Marketing lag. Nach dem Abschluss begann Ballmer als Marken-Manager bei Procter and Gamble. Seinen wenige Quadratmeter großen "Cubicle" teilte er sich dort mit Jeffrey Immelt, der inzwischen Chef von General Electric ist.
Nach zwei Jahren wurde Ballmer es langweilig, dröge Backmischungen zu verkaufen. Er begann mit dem MBA-Studium in Stanford. Im Sommer nach seinem ersten Studienjahr suchte Ballmer nach einem Ferienjob. Gates überzeugte seinen Freund, das Studium auf Eis zu legen. Ballmer wurde zum Assistenten des Präsidenten Gates ernannt. Sein erster Arbeitsplatz war die Couch in Gates Büro.