Der Enron-Virus

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Der Enron-Virus

 
07.02.02 22:08
Mit dem Fall des Hauses Enron wird die Vertrauensfrage an die Finanzmärkte gestellt

Selten leuchtete ein Stern so hell am Himmel der US Fortune 500 wie der des Energieunternehmens Enron. Seit dem dramatischen Absturz des Aktienkurses und dem Bankrott des Unternehmens vergeht kein Tag ohne neue Enthüllungen über seine Geschäftspraktiken (und das Versagen von Andersen, deren Wirtschaftsprüfern). In den zahlreichen Artikeln, die über Enron derzeit geschrieben werden, steht meist die individuelle Schuld von Führungskräften im Mittelpunkt. In emotionalisierender Berichterstattung ist vom Verlust der in nun wertlosen Aktien angelegten Pensionsgeldern der Mitarbeiter die Rede. Und wenn von politischen Dimensionen des Debakels gesprochen wird, dann meint man damit meist die allzu engen Beziehungen zwischen Enron und dem Weißen Haus.

Nahezu vergessen erscheint hingegen, warum Enron bis vor nicht allzu langer Zeit als äußerst innovatives Unternehmen galt. Und kaum ein Kommentator macht sich auf, Fragen nach der eigentlichen politischen Dimension des Untergangs des Energieriesen zu stellen. Denn diese Fragen könnten an den Kern der Glaubensgrundsätze des Neoliberalismus rühren.

Das aus einer Fusion von zwei Pipeline-Unternehmen hervorgegangene Unternehmen Enron war nicht nur einfach sehr erfolgreich, sondern deshalb besonders erfolgreich, weil es den Ton bei der Deregulierung der Energiemärkte angeben konnte. Im Energiesektor ging es traditionell darum, Löcher in die Erde zu Bohren, Gas oder Öl zu finden (oder auch nicht) und dieses an Abnehmer zu liefern. Das erforderte große industrielle Anlagen und riskante, langfristige Investitionen; diese Art von Tätigkeit fiel in jene Ecke, die man seit einigen Jahren "alte" Industrien zu nennen pflegt. Enron hingegen gelang es in den letzten Jahren, sich in ein Unternehmen der New Economy umzumodellieren - allerdings nur fast.

Enrons Erfolgsgeschichte begann, als das Unternehmen sich darauf verlegte, anstatt Energie bloß zu produzieren und zu verkaufen, mit dieser zu handeln. Das Unternehmen startete mit Enron Online eine elektronische Handelsplattform, über die Strom, Gas, Kohle und Metalle verkauft wurden. Enron benutzte dazu eigene Anlagen, in vielen Fällen aber auch Anlagen, Frachter, Pipelines anderer Unternehmen. Durch seine Größe konnte das Unternehmen billig einkaufen und den günstigeren Preis an Kunden weiterreichen. Dabei wurde nicht nur mit konkreten Volumen selbst gehandelt, sondern konnte im Stile von Termingeschäften auch auf die zukünftigen Preisentwicklungen von Rohstoffen und Energie gesetzt werden. Eine Spezialität des Unternehmens stellte sogenanntes Risk Management dar, wobei sich Kunden gegen unerwartete Wetterentwicklungen - z.B. ein warmer Winter, oder ein sehr kühler Sommer, was jeweils den Energiebedarf senkt - versichern konnten.

Auf der Basis dieser Geschäftspraxis sprach Enron-Chef Kenneth Lay davon, sein Unternehmen sei "virtuell integriert", zum Unterschied von den "physisch integrierten" Energieunternehmen alten Stils. Die implizite Botschaft lautete: Cool und modern ist, wer mit den Angebots- und Nachfrageschwankungen im Energiesektor Geschäfte macht, alt sieht aus, wer bloß Löcher bohrt und Flüssigkeiten durch Rohre pumpt. Ganz im Einklang mit der "Virtualisierung" der Wirtschaft in der New Economy schien Enron der Zaubertrick der Immaterialisierung der Rohstoffbranche zu gelingen.

Das Unternehmen war im Begriff, noch einen Schritt weiter zu gehen. Es wollte seine Handelsplattform für eine kontrollierte Zahl anderer Anbieter öffnen. Auch dieser Schritt steht völlig im Einklang mit der New-Economy-Denkweise. Anstatt selbst nur mit Energie zu handeln, ist es potenziell noch weit lukrativer, die Plattform zu besitzen, auf der ein Großteil der Energie gehandelt wird.

Weil das Geschäft mit der Energie so gut lief, baute Enron unter großen Kosten auch eine Handelsplattform für Breitbandkommunikation auf. Doch da begann es bereits kräftig im Gebälk zu krachen. Es zeigte sich, dass das Geschäft mit Breitbandkommunikation nicht nur virtuell ist. Enron musste erst einmal investieren, ca. $ 1,2 Milliarden. Praktisch im gleichen Moment begannen die Internetaktien einzubrechen. Auch mit dem virtuell integrierten Energiegeschäft gab es Schwierigkeiten. Ein großes Gaskraftwerk in Indien wurde zum Zankapfel mit der Regionalregierung. Enrons Verhalten in dem Konflikt brachte das Unternehmen auf den Radarschirm der Globalisierungskritiker.

Schlechte Presse setzte ein und der Aktienkurs begann zu sinken, auch wenn im Frühjahr 2001 die Gewinne noch zu stimmen schienen. Die Betonung liegt hier wirklich auf dem "Anschein", denn wie sich nun herausstellt, besteht großer Anlass zur Vermutung, dass Enron zu diesem Zeitpunkt bereits im großen Stil Verluste in Nebenunternehmen versteckte. Die Verluste im Breitbandgeschäft waren allerdings offensichtlich. Der Börsenkurs sank, weil Enron davon betroffen wurde, was für jedes New-Economy-Unternehmen die gefährlichste aller Bedrohungen darstellt: der Verlust des Vertrauens der Investoren.

Der Umstand, dass Enron gescheitert ist, und das möglicherweise unter kriminellen Machenschaften, einschließlich der "kreativen Buchführung" zur künstlichen Stützung des Börsenkurses, bedeutet nicht notwendigerweise, dass die Ideen falsch waren, die das Unternehmen eine Zeit lang als formidablen Innovator erscheinen ließen. Nicht umsonst zeigte sich nach der Enron-Pleite die Investmentbank UBS Warburg so begierig, die Energiehandelsplattform zu übernehmen. Es gibt kein Anzeichen dafür, dass der Trend zur Deregulierung umgekehrt wird. Deshalb wird es aus einer "modernen" kapitalistischen Sichtweise weiterhin eine gute Option sein, Handelsplattformen für Energie zu betreiben, anstatt nur Löcher in die Erde zu bohren. Ob allerdings die Masse der Konsumenten dadurch einen besseren Deal erhält, ist eine andere Frage, der separat - in einem anderen Artikel - nachgegangen werden müsste. Es gibt jedoch Anzeichen, dass Enron Energiepreise künstlich hochgehalten hat, nicht zuletzt auch im Zusammenhang der kalifornischen Energiekrise.

Verlust des Vertrauens

Und hier kommen wir zur Frage der eigentlichen politischen Dimension des Enron-Debakels. Die starke Fokussierung auf die politischen Beziehungen zu Bush und Cheney in den Medien erscheint mehr und mehr wie ein Ablenkungsmanöver. Man kann mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass die Demokraten im US-Kongress sich diese Chance nicht entgehen lassen werden, die Pulverspur zu Bush zurückzuverfolgen, wenn es da etwas zu verfolgen gibt. Doch sollte man sich durch die so offensichtliche Nähe zwischen "Kenny Boy" und "W" nichts vormachen lassen. Die Beiträge zu der Finanzierung der Wahlkampagnen des Präsidenten waren unter geltenden Gesetzen nicht illegal und es ist auch jedem klar, dass sich Firmen davon Einfluss auf politische Richtungsgebung erwarten. Doch wie gesagt, wenn es etwas zu finden gibt, die neun Untersuchungsausschüsse, die es jetzt bereits gibt, werden es finden.

Weit weniger im Rampenlicht steht jedoch die Sache mit den Pensionen. Unter den Käufern von Enron-Aktien befanden sich nämlich nicht nur rund 30.000 Enron-Mitarbeiter, die nun mit weitgehend leeren Händen dastehen, im großen Stil eingekauft haben sich auch Pensionsfonds, so z.B. der Pensionsfonds der öffentlich Bediensteten der Stadt New York. Das sind teilweise genau jene Feuerwehrleute und Polizisten, die in den letzten Monaten so häufig als die Helden von Ground Zero gepriesen wurden und die nun ein deutliches Stück weniger wohlhabend geworden sind.

An dieser Stelle ist der Zusammenbruch von Enron kein individueller Fall mehr, sondern berührt den Kern des Neoliberalismus. Ideologen des Neoliberalismus haben es in den letzten 20 Jahren erfolgreich verstanden, eine antistaatliche Denkweise zu propagieren Der Staat wird - vor allem, aber nicht nur, in Nordamerika - mit der Verschleuderung von Steuergeldern in Form von Sozialleistungen an die Verlierer der Gesellschaft assoziiert, die Umverteilung des gesellschaftlichen Wohlstandes via Steuern wird als eine Bestrafung der Tüchtigen verstanden. Nach dem neoliberalen Modell muss der Staat zurückgedrängt werden. An die Stelle der Idee des Bürgers tritt die Idee des Shareholders. Anstatt einer staatlichen Pension vertraut man seinem eigenem Geschick bei der Anlage in Aktien. Bei amerikanischen Unternehmen, vor allem in der High-Tech-Branche, ist es üblich, dass Angestellte einen hohen Prozentsatz ihrer Pensionen in Aktien des eigenen Unternehmens angelegt haben.

Doch Aktienkurse sind verletzlich. Die Regulation der Finanzmärkte ist, um es milde auszudrücken, unzulänglich. Die Wirtschaftsprüfungsunternehmen in den USA z.B. unterstehen keiner Aufsichtsbehörde, sondern kontrollieren sich gegenseitig. Mit einer derartig laschen Auffassung von Regulation sollte es nun vorbei sein, argumentiert z.B. Paul Krugman in der New York Times. Und auch in der deutschsprachigen Wirtschaftspresse regen sich langsam Stimmen von Kommentatoren, die das Problem (beinahe) auf den Punkt bringen. "... wenn das Vertrauen in das Rechtssystem fehlt, kann der Markt nicht gedeihen", schreibt Lucas Zeise in der Financial Times Deutschland.

Es ist allerdings nicht nur der Markt, der nicht gedeiht, wenn das Vertrauen in die Institutionen nicht gegeben ist, es ist vor allem eine große Zahl von immer mehr arbeitenden Menschen weltweit, deren langfristige finanzielle Zukunft von risikoreichen Aktienmärkten abhängig ist. Was es bedeutet, von wankelmütiger "Investorenlaune" abhängig zu sein, lässt sich gerade am Beispiel Argentiniens verfolgen. Dort hat die Arbeiterklasse längst alles verloren, so dass es nicht mehr lohnt, sie weiter auszubeuten. Nun sind also die Ersparnisse und Pensionen der Mittelklasse an der Reihe, was zu den jüngsten politischen Unruhen geführt hat.

Die brisante Frage ist nun: Wenn der Enron-Virus weiter um sich greift, werden wir dann alle zu Argentiniern? Andersherum gefragt, wie viele Mitspieler braucht das neoliberale Kasino, um für das erlauchte Management noch interessant zu sein? Reicht eine Mittelschicht von 50%? Oder genügen 30%? Oder kann man 85% der Bevölkerung eines Landes an die Brotgrenze treiben und trotzdem noch lukrative Spekulationsblasen erzeugen? Wenn es sich aber allzu weit herumspricht, dass sich Arbeit in einem wie auch immer selbstbestimmten oder abhängigem Angestelltenverhältnis nicht mehr lohnt, an welcher Stelle bricht dann die Motivation für uns Mitspieler zusammen? Denn dann könnten wir doch gleich alle Kettenbriefschreiber werden, Pyramidenspiele starten oder gefälschtes Viagra übers Internet verkaufen.

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Argentiniens Banken wieder geöffnet

 
08.02.02 08:11
Buenos Aires. SDA/BaZ. Nach viertägiger Pause öffnen die argentinischen Banken am Freitag wieder ihre Filialen. Der Devisenhandel bleibe aber bis Montag ausgesetzt, teilte die Zentralbank in Buenos Aires mit. Die Regierung hatte am letzten Wochenende Massnahmen angekündigt, um die Bindung des Peso an den Dollar völlig aufzuheben und den Wechselkurs frei schwanken zu lassen.
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Angst vor dem asiatischen Argentinien

 
08.02.02 08:28
Im edlen Londoner Chancery Court Hotel gaben die Top-Ökonomen der amerikanischen Investment-Bank Goldman Sachs ihre Prognosen für das laufende Jahr ab. Wenn die Analysten Recht behalten, lässt sich das Börsenjahr nur mit guten Nerven und einer gehörigen Portion Zynismus überstehen.

London - Jim O'Neill mag Fußball und ganz besonders liebt er die britische Premier League. Deshalb zieht der Chef der Global Economic Research von Goldman Sachs  gerne den Ballsport heran, um seinen Klienten zu erläutern, welche Regionen der Welt im kommenden Jahr die Nase vorn haben werden.
"Bisher", so O'Neill, "waren die USA so eine Art Manchester United". Immer Klassenbester, immer ganz weit vorne. Japan hingegen, so der Ökonom, sei eher mit Leeds oder Liverpool zu vergleichen: "Ein schlafender Riese, der nie etwas Anständiges abliefert." Und Europa? Ach ja, Europa. Für O'Neill das Arsenal der Weltwirtschaft, gutes Mittelfeld, aber nicht besonders spektakulär. An dieser Hackordnung wird sich nach Ansicht von Goldman Sachs im laufenden Jahr nicht viel ändern.

Für Spannung wird laut O'Neill vor allem China sorgen. Die Chinesen, so seine Prognose, werden den drei großen Wirtschaftsregionen USA, EU und China langsam, aber sicher Marktanteile abnehmen. Ähnlich wie für sein Lieblingsteam Manchester spielt O'Neill auch für die chinesische Wirtschaft den Cheerleader. "Super China" hat er seine neueste Studie überschrieben.

Das gab's nur einmal, das kommt nie wieder

Den Hoffnungen, 2002 könne doch noch ein ganz tolles Jahr werden, erteilten die Goldman-Experten eine deutliche Absage. Maximal sieben bis acht Prozent Rendite wird es geben - wenn es gut läuft, glaubt US-Chefökonom William Dudley. Die Zeiten, in denen Anleger 15 oder mehr Prozent jährlich abräumen konnten, seien vorbei - nicht nur fürs Erste, sondern für immer: "Das war der Bullenmarkt unseres Lebens."

Goldmans Spezialisten sind der Ansicht, dass die besten Chancen auf Rendite weiterhin in Amerika liegen. Die steigenden Staatsausgaben und die niedrigen Energiepreise würden dazu beitragen, die Wirtschaft wieder ins Plus zu ziehen. Ein allzu starkes Wachstum sei zwar nicht zu erwarten, aber 1,4 Prozent seien drin. Auch die US-Notenbank Fed werde der Wirtschaft helfen - indem sie sich auf ihre Hände setzt und nichts tut. Laut Dudley wird Alan Greenspan die Leitzinsen über das gesamte Jahr hinweg unverändert lassen.

Goldmans Prognose ist deutlich optimistischer als etwa jene der Kollegen von Morgan Stanley. Deren als Pessimist bekannter Chefökonom Stephen Roach erwartet für die US-Wirtschaft einen "Double Dip". Das klingt nach Salattunke, soll allerdings bedeuten, dass es nach dem Mini-Aufschwung der vergangenen Wochen erst noch einmal abwärts geht, bevor die Konjunktur wieder richtig anzieht. "Immerhin fünf der sechs letzten US-Rezessionen verliefen in einer W-Formation", so Roach. "Ich sehe keinen Grund, warum es in diesem Konjunkturzyklus anders sein sollte."

America, the Beautiful

Wenn jedoch Goldman Recht behält, geht es sofort wieder aufwärts, allerdings ganz, ganz langsam. Die von Dudley prophezeiten 1,4 Prozent Wachstum des realen US-Bruttoinlandsprodukts sind dabei schon das Beste, was die drei großen Wirtschaftsblöcke zu bieten haben.

Dass Europa die Vereinigten Staaten als Wachstumslokomotive ablöst, hält Goldmans europäischer Chefökonom Thomas Mayer für äußerst unwahrscheinlich. Die EU müsse zunächst ihre strukturellen Schwierigkeiten überwinden. Mayer vergleicht die USA und Europa mit zwei kranken Patienten. " Der Unterschied ist, dass bei den USA die Selbstheilungskräfte ausreichen werden, um die Rezession zu überwinden", so Mayer. Die Probleme Amerikas - zu hohe Investitionen, zu hoher Konsum und eine spekulative Blase am Aktienmarkt - würden sich von selbst einrenken. "Europa hingegen braucht größere chirurgische Eingriffe", sagt Meyer.

Japan tanzt den Todes-Tango

Goldmans Japan-Experte Tetsufumi Yamakawa fällt zu seinem Land nicht mehr viel ein - außer zynische Witzen: "Was ist der Unterschied zwischen Japan und Argentinien? Antwort: fünf Jahre." Spätestens, nachdem die Ratingagenturen am Dienstag Japans Finanzbranche erneut herabgestuft hätten, müsse man den Witz allerdings umschreiben. "Jetzt sind es noch drei Jahre oder eines oder vielleicht auch nur sechs Monate. Das kommt darauf an, wie optimistisch man ist."

Das japanische Bruttoinlandsprodukt werde auch 2002 weiter schrumpfen. Zudem, so Yamakawa, beschleiche ihn ein unangenehmes Gefühl des Déjà-vu. "Momentan sieht es so ähnlich aus wie während der Finanzkrise 1997 und 1998", sagt der Ökonom. Die Verläufe der Tokioter Börse, der Devisenmarkt und die Anleihemärkte haben laut Yamakawa ähnliche Verläufe wie damals. Zwar hält Yamakawa es für am wahrscheinlichsten, dass sich Japan weiter "durchwurschteln" könne. Trotzdem bestehe die Möglichkeit einer neuen, schweren Finanzkrise. In seinem 2002er Szenario für Japan gibt Yamakawa die Prozentchance für den "worst case" mit beunruhigenden 25 Prozent an. Gute Nachrichten hat er nicht. "Und meinen Witz", so Yamakawa, "finde ich auch nicht mehr allzu komisch."
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Mein Enron stinkt

 
08.02.02 09:46
Die größte Pleite der US-Unternehmensgeschichte entwickelt sich zum Regierungsskandal

Die freie Marktwirtschaft gilt bekanntlich als das beste aller möglichen Wirtschaftssysteme. Beim Sozialismus funktionierte das Betriebssystem nicht, beim kapitalistischen Wirtschaften sind es lediglich die kleinen Bugs, die nahezu unerklärlich die Weltwirtschaft gefährden und in die Globalrezession einmünden. Die Korrektur solcher Irrwege hat in den Zeiten der Antiterrorbekämpfung längst nicht die erste politische Priorität. Es ist eher lästig, sich während epochaler Kriege auch noch mit den Marginalien des freien Wirtschaftens abzugeben.

Argentinien geht pleite, die Swiss Air kollabiert und  Enron entwickelte sich im relativen Windschatten von "Enduring Freedom" zum größten Insolvenzskandal der amerikanischen Unternehmensgeschichte. Täuschung der Anleger, Manipulierung der Buchhaltung, Verfilzung des Unternehmens mit der Regierung lauten die hässlichen Vorwürfe der Öffentlichkeit, denen jetzt das US-Justizministerium, der Rechnungshof des Kongresses und das FBI mit einigen Druck nachgehen. Mit der Aufforderung des  Justizministeriums an das Weiße Haus und die Kollegen anderer Ressorts, Dokumente über Regierungsgespräche mit den Enron-Chefs aufzuheben, ist der Unfriede nun auch in der Regierung selbst ausgebrochen. Ein grelles Licht auf die Untiefen der Pleite warf zuletzt noch der Selbstmord des früheren Vizechefs von Enron, Clifford Baxter, der die dubiosen Geschäftspraktiken des Energieimperiums kritisiert hatte.

Der Preis des freien Wettbewerbs

Dabei richtete die unsichtbare Hand des Markts zunächst alles so harmonisch. Mitte der 80er-Jahre entstand das Rohstoffhandelsunternehmen Enron in der Fusion zweier Gas-Pipeline-Unternehmen und rückte zum siebtgrößten US-Unternehmen auf. Seit 1996 kletterte der Börsenwert um 50 Milliarden Dollar. 2000 bezifferte sich der Unternehmensumsatz auf 101 Milliarden Dollar. Enrons Krise wurde spätestens im Herbst 2001 öffentlich, als das Unternehmen gezwungen war, einen Verlust von 638 Millionen Dollar einzugestehen. Enron berichtigte die Unternehmensbilanzen der vergangenen fünf Jahre und teilte der SEC-Börsenaufsichtsbehörde die horrenden Geschäftsverluste mit. Mit Partnerschaften und Bilanzierungstricks hatte das Unternehmen zuvor noch versucht, seine Bonität und Kreditwürdigkeit künstlich aufzuwerten. So tauchte auch ein Verlust von 1,2 Milliarden Dollar auf, der zuvor in der Buchhaltung schlicht vergessen worden war. Buchhaltung heißt in der Welt des Börsenroulettes, die Verhältnisse so günstig darzustellen, dass Anleger gute Gründe haben, ihren fetischistisch gehüteten shareholder-values weiterhin zu vertrauen. Die bestehenden Bilanzierungsstandards sehen dabei selbst legale Möglichkeiten vor, außerbilanzielle Geschäfte des Unternehmens, wie es auch bei Enron der Fall war, erst gar nicht zu konsolidieren.

Eine letzte Notoperation des letalen Unternehmensgiganten schlug fehl. Der Mitbewerber  Dynegy bot zunächst an, das marode Unternehmen für 10 Milliarden Dollar zu kaufen und auch die Schulden von ca. 13 Milliarden Dollar zu übernehmen. Doch beim zweiten Blick auf die ungeregelten Geschäftsverhältnisse zog sich Dynegy wieder zurück. Enron stellte Insolvenzantrag.

Welchen Schaden verursachte die Misswirtschaft? 21.000 Unternehmensmitarbeiter vertrauten in ihren Rentenansprüchen auf den genialen Rentenplan 401 (k), der die soziale Sicherung der Arbeitnehmer über Unternehmensanteile mit dem Firmenprofit verkoppelte. Mit der Entwertung der Aktien war die soziale Alterssicherung der Fußtruppen des Unternehmens dahin. Kleinanleger, die auf die euphorischen Beschreibungen optimistischer Finanzjongleure und prophetischer Analysten vertraut haben, gehen jetzt auch leer aus. Vor allem richtet sich der Ärger der Geprellten gegen die Wirtschaftsprüfer, die offensichtlich ihrer Kontrollfunktion nicht nachkamen, sondern halfen, die Prognosen schön zu färben. Das ist nicht weiter verwunderlich, sind sie doch einerseits ihren zahlenden Auftragsgebern verpflichtet und sollen andererseits Kontrollfunktionen ausüben, die wohl besser öffentlich-rechtlichen Institutionen anzuvertrauen wären.

Aber selbst Bushs Familie ist durch die Pleite empfindlich geschädigt worden. Die Schwiegermutter des Präsidenten hatte Enron-Papiere gekauft und Verluste in Höhe von sage und abschreibe 8.096 Dollar erlitten. Nun wird der reiche Bush-Clan diesen Rückschlag ökonomisch abfedern können. Bush moniert aber, dass seine Schwiegermutter nicht die Fakten kannte: "Und das ist nicht richtig".

Hier scheitert leider die einfache Wahrheit des Präsidenten an den komplexen Gesetzen der Börsenspiels, dessen bizarre Verlaufsformen spätestens seit der "New Economy" nicht nur Insidern wohlvertraut sind. Dass man beim internationalen Finanzgebaren von börsennotierten Unternehmen je die Fakten kennen kann, dürfte ein frommer Wunsch bleiben. Die Verwechslung von stimmungsabhängigen Kursen und realen Vermögenswerten ist längst zum Signum turbokapitalistischer Börsen geworden, wie es die Einbrüche nicht erst seit dem 11. September eindringlich belegten.

Immerhin: Echte Insiderkenntnisse jenseits der Tipps selbst ernannter Gurus sind Goldes wert. Die Unternehmenschefs von Enron hatten noch gerade rechtzeitig Unternehmensaktien über eine Milliarde Dollar abgestoßen. Allein der jetzt zurückgetretene Enron-Chef Kenneth Lay verdiente noch einmal schnell 119 Millionen Dollar, bevor die Titanic unterging. Verantwortung für den Finanzskandal der Extraklasse trifft ihn freilich nicht. Ehefrau Linda Lay rettete seine Ehre vor den Fernsehaugen der Nation. Tricky Kenny habe bis zum bitteren Ende von dem historischen Supergau nichts geahnt. Er habe alles getan - leider ohne Ergebnis.

Als die im Fernsehen übertragene Schnulze zum Höhepunkt ansetzte, das Mitgefühl der Nation zu erregen, unterlief Frau Lay indes ein fataler Fingerfehler. Uns ist nichts geblieben, außer dem Haus, in dem wir wohnen, schluchzte die arme, an diesem Punkt unzulänglich gebriefte Linda. Das wusste die Öffentlichkeit zu diesem Zeitpunkt bereits besser, als es in Lindas Rührstück-Script passte. Den Lays bleiben wenigstens noch neun Millionen Dollar Aktien anderer Unternehmen. Ach ja, und drei zum Verkauf offerierte Villen, die 18 Millionen bringen sollen - nebst elf weiteren Grundstücksobjekten, die einen nackten Mann auch ernähren könnten. Zum guten Ende könnte auch von den 200 Millionen Gehalt für Kennys wertvolle Dienste in den letzten Jahren noch etwas übrig sein. Und wenn das immer noch nicht reicht, gibt es nach Berichten von CNN jetzt auch noch 80 Millionen Dollar Abfindung. Kein Wunder, dass Kenny Boy kein Interesse hat, der Anhörung seitens des Finanzausschusses des Repräsentantenhauses Folge zu leisten. Lays Aufenthaltsort ist zur Zeit nicht bekannt, sein Anwalt nimmt keine Vorladungen für ihn entgegen.

Wenn man die Fakten kennen würde, wäre das Spekulieren kein Spekulieren. Und Enron wusste die "Fakten" jederzeit günstig darzustellen, wenn es um die imperialen Geschäftsinteressen ging. Enron galt den Experten als innovativ, die Aktie als wertsteigernd, der Kapitalismus zeigte sich hier von seiner glücklichsten Seite. Auch im Internetgeschäft wurde Enron als gewitzter Vorreiter im Handel mit Terminkontrakten für Gas und Strom eingestuft Die Bescheidwisser des Spekulationsgeschäfts streuten die glänzenden Attribute über das Unternehmen wie Sterntaler, die in den Augen der Anleger blinkten. Etwa bei Bushs Schwiegermutter.

Die Verluste seiner Schwiegermutter dürften indes nicht der maßgebliche Grund sein, dass Bush sich jetzt vom Pleiteunternehmen distanziert, während er zuvor mit der Kritik an Enron geizig umging. Seine Berater haben längst erkannt, dass die Offenlegung der "Fakten", die Bush so angelegen sind, den Präsidenten noch tiefer in das Finanzdesaster verstricken könnte, als es die Vermutungen über die kurzen Wege zwischen Unternehmen und Regierung bereits jetzt nahe legen. Zudem begleitet die Bush-Regierung seit Kriegsbeginn permanent der Vorwurf, dass der Feldzug in Afghanistan und diverse Öl- und Gasprojekte in der Region in dem "Weltbild von Ölmännern" (Gregg Easterbrook) so innig verkoppelt sind, dass das wahre Kriegsziel der ungehinderte Zugriff auf Bodenschätze sein könnte.

Politik und Wirtschaft: eine intime Nichtbeziehung

Fröhlicher Wettbewerb genügt alleine zum Erfolg noch lange nicht. Auch die dem freien Wirtschaften gedeihliche Umgebung und politische Fürsorge müssen stimmen. Daran fehlte es bei Enron wahrlich nicht.

Der Vorsitzende Kenneth Lay war der Familie Bush tief verbunden. Mit der Wahl George W. Bushs zum Gouverneur von Texas 1994 avancierte Lay zum Vorsitzenden des Business Council des Gouverneurs. Zu dieser Achse gehörte auch, dass diverse Berater des Weißen Hauses in Sachen Energiepolitik zugleich Enron als Aktionäre oder Geldempfänger für Beratungstätigkeiten nahe standen. Es gibt eben nicht nur eine "Achse des Bösen", wie es der nimmermüde Zivilisationswahrer Bush jüngst beschwor, sondern auch eine  Achse des Guten. Und da hilft man sich schon mal gegenseitig.

Bush soll in den zurückliegenden acht Jahren allein fast zwei Millionen Dollar an Spenden des Unternehmens erhalten haben, für die Wahl 2000 ließ Enron eine Million Dollar springen. Flächendeckend wurden aber auch andere US-Politiker und selbst europäische Parteien mit Geldgeschenken bedacht. Enron soll mehr als zwei Drittel der gegenwärtig bestallten Senatoren und mehr als die Hälfte der Kongressabgeordneten in ihren politischen Missionen gesponsort haben. Auch zwischen den Zuwendungen an die britische Regierungspartei und Tony Blairs Aufgabe des Widerstands gegen Unternehmenspläne werden inzwischen demokratisch unfeine Zusammenhänge vermutet. Selbstverständlich dementierte die britische Regierung Zusammenhänge, für die etwa die Übernahme eines britischen Wasserwerks durch den international agierenden US-Energieriesen spricht. Dasselbe gilt für die Aufhebung eines Moratoriums zur Genehmigung von Gaswerken. Das Sponsoring von Labour-Veranstaltungen habe damit aber nichts zu tun, ließ Blair verlauten.

Für George W. Bush den Gerechten ist der Kollaps von Enron ohnehin eine rein wirtschaftliche Angelegenheit. Für ihn hat das nichts mit Politik zu tun. Hier wird der Präsident zum Systemtheoretiker, der strukturelle Kopplungen zwischen beiden Funktionssystemen kategorisch ausschließt. Er mag sogar Recht haben, dass im Konkursverfahren die Regierung Enron nicht unterstützt habe. Aber die ungleich spannendere Vorgeschichte der Unternehmenspleite im Dickicht politisch-wirtschaftlicher Kooperationen will er gleichfalls nicht preisgeben. Wer also letztlich aus den Kreisen der Wirtschaft Interesse an dem Energieplan hatte, soll nicht an das Licht der Öffentlichkeit.

Immerhin steht aber fest, dass es Treffen von Unternehmensvertretern mit Vize-Präsident Cheney und seinen Mitarbeitern gab. Cheney, der mit seiner "Task Force" maßgeblich den Energieplan mitverfasst hat, will keine Auskünfte geben. Der Rechnungshof des Kongresses, das General Accounting Office (  GAO), drängt auf Listen der Gesprächspartner des Vizepräsidenten. Nach dessen Amtsverständnis ist er dazu aber nicht verpflichtet. Stattdessen pocht er auf Verschwiegenheit, die bekanntlich auch in der Bundesrepublik Deutschland politische Vertreter immer wieder befällt, wenn Untersuchungsausschüsse unangenehme Fragen stellen. Inzwischen lautet ein Vorwurf, der Kenny-Boy habe Cheney in seiner Entscheidungsfindung gar unverhohlen damit beeinflusst, ihm seine persönliche Wunschliste über die Besetzung der Kontrollkommission für die staatliche Energiewirtschaft kundzutun.

Cheneys Begründung für seine Diskretion gibt einen tiefen Einblick in das Selbstverständnis dieser Politik. Cheney befürchtet, im Fall der Veröffentlichung könnten in Zukunft Sachverständige ihren unparteiischen Rat der Regierung nicht mehr zur Verfügung stellen. Gab es je diesen Typ des Sachverständigen, der sich mit interesselosem Wohlgefallen um die Wohlfahrt des Lands verdient gemacht hat? Filz, Interessenverflechtungen, Kurzschlüsse zwischen Politik und Wirtschaft sind im politischen Universum der Bush-Administration freilich nicht vorgesehen. Das Weiße Haus verteidigte sich zudem mit dem schlagenden Argument, dass wesentliche Vorstellungen der Enron-Sachverständigen gerade nicht in die Energiepolitik der Regierung eingeflossen seien.

Selbstheilung der Demokratie?

Wie lange noch können sich Bush und seine Administration darauf verlassen, dass ihr standhafter Kampf für die Zivilisation Medienkritik in nennenswertem Umfang erst gar nicht aufkommen lässt. Auch wenn es nach der "Los Angeles Times" hieß, "Enron ist Whitewater hoch drei", ließ bisher der Finanzskandal im Rausch des Patriotismus nicht die Frage aufkommen, wie politisch zivilisiert die US-Regierung eigentlich selbst ist. Whitewater war weiland der Covertitel für ein zweifelhaftes Immobiliengeschäft, das Clinton geraume Zeit vor seinem Amtsantritt als Präsident getätigt hatte. Letztlich ging es im Vergleich zu Enron lediglich um einen läppischen Skandal von 100.000 Dollar, der von Clintons politischen Gegnern mächtig hochgejubelt wurde.

In seiner Rede an die Nation Ende Januar 2002 gedachte Bush implizit der Enron-Pleite mit dem staatsmännisch gereiften Hinweis auf die Notwendigkeit strikterer Buchhaltung und besserer Transparenz in finanziellen Unternehmensangelegenheiten. Aber diese in dünnen Lasuren aufgetragene Oberflächenrhetorik könnte irgendwann nicht nur in Sachen Enron, sondern auch bei der Aufrechterhaltung des Antiterrorkriegs selbst den größten Patrioten zu durchsichtig erscheinen. Dem "General Accounting Office" reicht es jedenfalls jetzt. Die Details der nicht ganz uneigennützigen Energieberatung sollen nun ungeschönt auf den Tisch. Man ist entschlossen, gegen das Weiße Haus zu klagen, um die Hintergründe des Finanzdesasters aufzuklären.

Das könnte für die Bush-Administration so prekär werden, dass selbst die heulenden "dogs of war" irgendwann zu winseln beginnen. Deshalb will die Regierung auch die vertraulichen Akten über den Energieplan der Regierung, die das innige Verhältnis zwischen Enron und Regierung auf den Punkt bringen könnte, nicht herausgegeben. Also Transparenz bei der Buchhaltung, wie es Bush verkündete, aber etwas opakere Verhältnisse bei der Fusion politischer und wirtschaftlicher Interessen. Bei Enron selbst wird ohnehin nicht mehr viel Aufklärungsarbeit möglich sein, nachdem die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Andersen Anfang des Jahres einräumte, nach der Einleitung der Ermittlungsverfahren im großen Stil Unternehmensunterlagen kurzerhand vernichtet zu haben.

GAO-Präsident David Walker teilte dem Kongress mit, man werde nun die notwendigen Verfahrensschritte vor einem US-Bezirksgericht einleiten, um endlich Klarheit über die Abläufe zu gewinnen. Walker fügte hinzu, der Geduldsfaden sei dünn. Sollte es tatsächlich zu einer gerichtlichen Überprüfung der Regierung kommen, wäre das in der über achtzigjährigen Geschichte des parlamentarischen Rechnungshofs einmalig. Aber Walker hält auch das Verhalten der Regierung für einmalig, die Hintergründe ihres einfühlsamen Umgangs mit den Interessen der Wirtschaft systematisch zu verschweigen.

Und mit der Freizeichnung von öffentlicher Rechenschaftslegung, die im Antiterrorkrieg so höchst praktisch mit nationalen Geheimhaltungsinteressen legitimiert wird, könnte es diesmal nicht getan sein. Die Bush-Regierung müsste dann lernen, dass die Verteidigung der Demokratie auch eine zivile Variante hat. Deren zentrales Element lautet "Transparenz". Darauf hat der Wähler ein Recht, insbesondere der Wähler, der die Integrität seiner Regierung nach anderen Kriterien als denen erfolgreicher Feldzüge bemisst.

Vielleicht könnte Bush II. von Wilhelm II., der ja auch im Auftrag der Zivilisation die Gefahren aus der Fremde bannen wollte, lernen. Der hatte seinen Landwirtschaftsminister von Podbielski gefeuert, weil dessen Frau Aktien eines Unternehmens besaß, das ohne jedes Wissen des Ministers an ein anderes Ressort "Tropenhelme" verkauft hatte. Der Korruptionsverdacht wurde schnell ausgeräumt, aber der Kaiser dekretierte: "Auf einen preußischen Minister darf auch nicht der Schatten eines Verdachts fallen." Aber die Anwendung dieser fundamentalen Maxime könnte für Bushs Kabinett vielleicht zu weitreichende Folgen haben.

Happy End:

Der Fall Enron

 
09.02.02 21:48
Eine Chronologie der Misere

1986: Enron wird durch die Fusion zweier Erdgasgesellschaften in Houston, Texas, gegründet. Vorstandschef wird Kenneth Lay.

1996: Jeff Skilling wird Chefmanager bei Enron.

1997: Enron übernimmt die Elektrizitätsfirma Portland General Corp.

1998: Enron kauft den britischen Wasserversorger Wessex Water.

1999: Im August zieht sich Enron aus der Förderung von Öl und Gas vollständig zurück. Im Oktober wird das Internet-Handelssystem EnronOnline für Energiehändler freigeschaltet.

2000: Im Januar kündigt Enron den Aufbau eines Hochgeschwindigkeits-Kabelnetzes für seine Handelssysteme an. Im Juli geben Enron und der Video-Verleiher Blockbuster ihren Plan bekannt, gemeinsam Video-on-demand-Dienste anzubieten. Im August erreicht die Enron-Aktie mit 90,56 Dollar ihren Höchststand.

März 2001: Enron und Blockbuster geben den Video-Plan auf.

August 2001: Skilling tritt zurück. Ken Lay übernimmt wieder den Chefposten.

Oktober 2001: Am 8. stimmt Enron dem Verkauf der 1997 gekauften Portland General zu, am 16. meldet Enron den ersten Quartalsverlust seit vier Jahren, am 22. beginnt die US-Wertpapierbehörde Securities and Exchange Commission mit Untersuchungen bei Enron, am 24. tritt Finanzchef Andrew Fastow von seinem Amt zurück.

November 2001: Die Kredit-Rating-Agenturen stufen Enron als Schuldner herab, dadurch wird ein Kredit in Höhe von 690 Millionen Dollar fällig.

Dezember 2001: Am 2. beantragt Enron Gläubigerschutz, am 3. werden 4000 Beschäftigte entlassen.

Januar 2002: Am 9. eröffnet das Justizministerium ein Verfahren gegen Enron, am 15. stellt die Börse den Handel mit Enron-Aktien ein, am 25. wird der ehemalige Enron-Manager J. Clifford Baxter tot in seinem Auto gefunden, am 29. wird Stephen Cooper neuer Vorstandschef.

Februar 2002: Ex-Chef Skilling sagt vor einem Untersuchungsausschuss aus und ist sich keiner Schuld bewusst.
Schnorrer:

So' n Ding möchte ich auch mal drehen.

 
09.02.02 21:55
Scheiß auf die Dämlacke von Beschäftigten: Dummheit muß bestraft werden. Wahres Martyrertum offenbart sich im Gaunerstatus: nur wer andere abzockt, bringt ihnen was bei.
Happy End:

Sumpf aus Gier, Geld und Geheimniskrämerei

 
09.02.02 21:59
Ehrgeiz und Größenwahn waren Triebfedern der Enron-Manager. Am Ende steht ein Polit-Skandal, der Amerika mehr verändern wird als der 11. September
 
Der Enron-Virus 571289
Das leuchtende Logo von Enron

San Francisco/Berlin - Zuerst stand auf dem Schild: "The world's leading energy company", die größte Energiegesellschaft der Welt. Dann kam das neue Schild, ohne Energie: "The world's leading company". Das war natürlich gelogen, wurde aber bald wahr, wenn auch anders, als die Schildermaler es verstanden wissen wollten.

Dann war das Schild verschwunden, ein Spitzenmanager tot und der Rest der Führungscrew in der Wüste oder auf dem Weg dorthin. Ein Skandal mit fünf Versalien - ENRON.

Mit roten Ohren blieben zurück - wie üblich - die Wirtschaftsprüfer, diesmal die der renommierten Firma Andersen, die Banken, allen voran die Institute J. P. Morgan Chase, Citigroup und Bank of America sowie Politiker um den US-Präsidenten George W. Bush.

Texas, genauer Houston, wo das Energiehandelsunternehmen Enron Corporation seinen Sitz hat. In Texas sind die Egos der Manager mindestens so groß wie die Steaks, die Sekretärinnen lächeln blonder noch als in Kalifornien, und natürlich sind auch die Pleiten größer als anderswo. Astronomisch.

Die Bankschulden Enrons liegen bei über 50 Milliarden Dollar, umgerechnet 60 Milliarden Euro. Die Liste der Gläubiger ist 54 Seiten lang. Allein J. P. Morgan gibt zu, bei Enron mit 2,6 Milliarden Dollar engagiert zu sein. Viele US-Pensionsfonds haben ein Vermögen verloren, allen voran der Staat Florida mit 325 Millionen Dollar. Robert Litan von der renommierten Washingtoner Brookings Institution vergleicht die Enron-Pleite mit einem Reaktorunfall, "bei dem der Reaktorkern durch alle Schutzschichten geschmolzen ist". Entsprechend verheerend sind die Auswirkungen. In Deutschland direkt betroffen ist die Tacke Windtechnik, die Windmühlen herstellt, einst von Enron übernommen wurde und heute als Enron Wind firmiert. Sie wird nun wohl verkauft werden.

Doch der Sturm bläst anderswo. Der Enron-Aktienkurs fiel von seiner Spitze von über 85 Dollar auf ein paar Cent. Auf seinem Weg nach unten hat er nicht nur viele Anleger arm gemacht, sondern auch die Altersvorsorge von tausenden von Enron-Beschäftigten mit sich fortgerissen. Mit gecharterten Bussen sind einige Dutzend von ihnen von Texas nach Washington gefahren, um vor dem Untersuchungsausschuss des Senates auszusagen.

Kurz vor der Pleite war den Beschäftigten von der Unternehmensleitung verboten worden, die eigenen Aktien zu verkaufen. Das war völlig legal und soll der Stabilität des Marktes dienen. Außerdem saßen viele Mitarbeiter wie angenagelt auf ihren Enron-Aktien, die sie erst nach ihrem 50. Geburtstag gegen die Papiere anderer Unternehmen eintauschen durften. Solche Regeln will Präsident Bush nun verbieten, künftig soll es Angestellten spätestens nach drei Jahren Betriebszugehörigkeit erlaubt sein, anderweitig fürs Alter vorzusorgen. Eine kluge Idee.

Auch der Rat an die Wirtschaftsprüfer, sich doch künftig die Bücher ihrer Klienten genauer anzusehen, ist nicht dumm. Er ist auch nicht neu. Der Ruf der Buchprüfer und Kontrolleure hat in den vergangenen Jahren schon manch herben Schlag einstecken müssen. Enron-Prüfer Andersen, die fünftgrößte Buchprüferfirma der Welt, musste Anfang der neunziger Jahre sieben Millionen Dollar Strafe zahlen, weil ihre Kunst beim US-Entsorgungsunternehmen Waste Management vollkommen versagt hatte.

In Deutschland, um beim Naheliegenden zu bleiben, hatten die jeweils zuständigen Prüfer auch keine Ahnung vom Zustand der Finanzen beim Baumogul Jürgen Schneider oder bei der Metallgesellschaft zu Zeiten des kreativen Vorstandsvorsitzenden Heinz Schimmelbusch. Der Ruf der Wirtschaftsprüfer ist Umfragen zufolge inzwischen schlechter noch als der von Politikern.

Für Andersen, die in fröhlicher Verquickung der Geschäfte Enron sowohl strategisch berieten als auch bilanztechnisch prüften, wird die Sache diesmal besonders ernst. Das Überleben des Unternehmens, mutmaßen Beobachter, steht auf dem Spiel. Andersen-Chef Joseph Beradino hat nun den ehemaligen US-Notenbankpräsidenten Paul Volcker angeheuert, um die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft auf Schwachstellen hin zu untersuchen und wenn möglich zu retten. Doch große Namen allein helfen nicht - ein wenig traditionelles Prüfen der Bücher, altmodisch und unspektakulär, muss schon hinzukommen. Der Buchhalter als neuer Held.

Enron schließt die Bücher am 2. Dezember 2001 und beantragt Schutz vor seinen Gläubigern nach Kapitel elf des amerikanischen Konkursrechts. Ein Verlust von 600 Millionen Dollar im dritten Quartal war über Nacht in den Büchern aufgetaucht. Das Konkurrenzunternehmen Dynergy Inc, das die bereits dringend nach einem Partner suchende Enron übernehmen wollte, schreckt zurück vor dem Abgrund, der sich auftut. Am 28. November stufen die amerikanischen Rating-Agenturen Enron herunter, auf "junk"-Status. Nur noch Abfall.

Die große Pleite kam für viele durchaus nicht überraschend. Schon 1999 hatten die Buchprüfer der deutschen Veba AG, die inzwischen Eon heißt, vor der Übernahme des amerikanischen Star-Energieunternehmens Enron gewarnt. Zu viele Schulden, erkannte die im Auftrage Vebas arbeitende Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PWC).

Auch kurz vor der Pleite gab es Warnungen von innen. Im August schrieb die Enron-Managerin Sharon Watkins einen Brief an Kenneth Lay, der gerade vom Aufsichtsrat wieder auf den Posten des Chefmanagers gewechselt war. Text des brisanten Papiers: "Dieses Unternehmen wird in einem Buchhaltungsskandal implodieren." Lay scheint die Warnung ernst genommen zu haben, denn er soll unverzüglich einen größeren Posten eigener Enron-Aktien verkauft haben.

Da hatten Enrons Chef und sozusagen sein Spiritus Rektor, Jeffrey K. Skilling, bis August 2001 das Unternehmen schon verlassen - aus privaten Gründen, wie er sagt. Ganz im Gegensatz zu seinem Vorgänger und Nachfolger im Amt, dem Enron-Chairman, Kenneth L. Lay, gibt sich Skilling auskunftswillig bei den zahlreichen Institutionen, Ausschüssen und Kriminalbeamten, die nun Aufschluss verlangen über das Geschehen in dem Energiehandelsunternehmen und dessen märchenhaften Aufstieg zum siebtgrößten aller amerikanischen Unternehmen, in gleicher Liga mit General Motors und General Electric.

Die kurze Enron-Geschichte ist in der Tat in vieler Hinsicht bemerkenswert. Das Unternehmen entstand 1986 durch die Fusion zweier texanischer Gas-Pipelinegesellschaften, Ken Lay wird sein Chef. Zehn Jahre lang tat sich dann vergleichsweise wenig. Erst 1996, als Lay sich vom aktiven Management zurückzieht und Skilling den Chefposten übernimmt, kommt fataler Schwung ins Geschäft. In einer rasanten Einkaufstour übernimmt Enron 1997 den Stromversorger Portland General Corp., durch einen Aktientausch im Wert von 2,1 Milliarden Dollar; 1998 kommt für 2,2 Milliarden Dollar der britische Wasserversorger Wessex Water hinzu. Dann ist mit dergleichen traditionellen Expansionsschritten Schluss.

Zu dieser Zeit ist weltweit die Liberalisierung der Energiemärkte in vollem Schwung. Gleichzeitig ermöglichen die verbesserten Kommunikationsmöglichkeiten des Internet blitzschnellen Handel. Der Traum der Ökonomen von der vollständigen Information, die erst die Vorteile der marktwirtschaftlich wirkenden unsichtbaren Hand voll zur Geltung bringen kann, ist nah wie nie. Seit 1999 ist das Internet-Verkaufsportal Enron-Online am Netz. Der Unternehmensumsatz steigt auf über 100 Milliarden Dollar.

Mit den Zahlen wächst das Ansehen. Amerikas Strategie-Guru Gary Hamel sieht in Enron "das innovativste Unternehmen Amerikas", das genial die Chancen der Deregulierung der Energiemärkte nutze. Ein bisschen zu genial, wie wir heute wissen.

Enron handelt bald mit allem und jedem, mit Strom und Gas, mit Kabelkapazitäten und Durchleitungsrechten, mit Rohstoffen und Metallen, mit Derivaten und auf Termin. Das Rad, das Skilling immer schneller dreht, wird größer und größer. Sein Finanzbedarf auch. Da ist dann Schluss mit der vollständigen Information. Auch mit der unvollständigen.

Zuständig für die Enron-Finanzen bis zum 24. Oktober 2001 ist Andrew Fastow, ein Genie des so genannten Financial Engineering. Er ist seit 1990 bei Enron. Arrogant bis über die Haarspitzen, wird er von manchen beschrieben, und immer gern bereit, den Kollegen bei den Banken Nachhilfeunterricht bei Fragen der Finanzierung zu geben. In Krisenzeiten, wenn die Banken am längeren Hebel sitzen, rächt sich dergleichen Betragen.

Doch für Skilling und seine Zwecke ist Fastow der richtige Mann: "Andy hat die Intelligenz und den jugendlichen Überschwang, um in neuen Geleisen zu denken", charakterisierte Skilling seinen Finanzexperten 1999. Zu dieser Zeit gilt rund um Houston schon der Porsche als typisches Enron-Firmenauto.

Andy ist sein Geld wert. Wie genau er die Summen auftrieb, die Enron heute den Gläubigern schuldet, ist noch nicht völlig klar. Ein wichtiges Instrument, den immensen Finanzverbrauch zu verschleiern, lag jedenfalls in so genannten externen Partnerschaften, die an den Bilanzierungsvorschriften vorbei Geld borgten und ins Enron-Imperium einspeisten. Seit diese Dimension der Geschichte bekannt wird, gelten die lange als heilig betrachteten US-Buchhaltungsvorschriften GAAP (Generally Accepted Accounting Principles) als überholungsbedürftig. Und Financial Engineering als gefährlich.

Das findet Christian Schlag, Professor für Financial Engineering in Frankfurt am Main, nun auch wieder ungerecht. "Die Instrumente sind nicht von sich aus gut oder schlecht", sagt er, "es kommt darauf an, was man damit macht." Zugegeben, manche der Finanztechniken, die eigentlich dazu dienen sollen, Risiken zu verringern, sind für den durchschnittlichen Finanzvorstand eines Unternehmens nicht mehr zu verstehen. Doch wie soll der kontrollieren, was er nicht verstehen kann. "Das ist wie beim Autofahren", meint Schlag, "die Leute sollen langsam und vorsichtig fahren. Trotzdem aber tun sie das manchmal nicht." Schlag ist überzeugt, dass Wissenschaft und Praxis des Financial Engineering eine große Zukunft haben. "Mehr Unsicherheit in der Welt - steigender Bedarf zur finanziellen Absicherung von Risiken", lautet die einfache Formel.

Die einfache Formel, die schlichte Buchhaltung, wahr und klar: Auch die amerikanischen Buchhaltungsrichtlinien GAAP liefern das nicht. Kein Grund für den Eifer deutscher Unternehmen, die eigene Buchhaltung an amerikanische Vorschriften anzupassen. Die stets verlässlichen Standards und eine hohe Transparenz, die alle Welt von den amerikanischen Buchhaltungsvorschriften erwartet, sind genauso eine Fiktion wie die Zahlen bei Enron. Wie sonst hätten Skilling und die Seinen externe Partnerschaften fingieren und 600 Millionen Dollar Gewinn einfach erfinden können? GAAP liefert nicht nur Standards sondern offensichtlich auch jede Menge Schlupflöcher und Tricks für alle, die damit umgehen können.

Nicht nur Energieunternehmen stehen seit der Enron-Pleite unter verschärfter Beobachtung. Kein veröffentlichter Gewinn, keine Gewinnprognose wird mehr so ohne weiteres für bare Münze genommen. Enronitis wird zur Krankheit, die zwar schwer zu diagnostizieren ist, aber leicht eingefangen werden kann. All jene Unternehmen, die sich ihrer innovativen Kraft bei Finanzierung und Unternehmenskonstruktion besonders rühmen, gelten als undurchsichtig und büßen an der Börse. Komplexe Strukturen werden bestraft.

Das erfährt beispielsweise gerade das von außen schwer zu durchschauende Unternehmenskonglomerat Tyco des Dennis Kozlowski. Jetzt will Kozlowski sein Unternehmen in fünf Teile spalten, um es für Investoren übersichtlicher zu machen. Doch der Umstand, dass der gute Dennis ein Flugzeug, eine 130-Fuß-Yacht mit Marmorkamin sowie drei Harley-Davidson-Motorräder besitzt, ist nicht dazu angetan, die Anleger zu beruhigen, auch wenn die Zahlen sonst zu stimmen scheinen.

Bescheidenheit ist Trumpf, und Gier als Motor für die Wirtschaft ist nicht genug.

Ernster noch, als das Misstrauen gegenüber Protz und Größenwahn und nicht ohne Folgen für Konjunktur und Weltwirtschaft, ist die neue Vorsicht der Buchhalter und die Angst der Anleger vor falschen Zahlen. Die Aktienkurse in New York leiden unter der Last der Ungewissheit, ob die von den Unternehmen präsentierten Gewinne tatsächlich und wahrhaftig auch verdient worden sind, und ob Gewinnprognosen mehr sind als vage Phantasien. Die Unternehmen sind gut beraten, ihre Geschäftserfolge eher klein zu rechnen als Erwartungen zu wecken, die ist nicht einhalten können. Die Tugend, Gewinne lieber zu niedrig auszuweisen als zu hoch, ist richtig für das einzelne Unternehmen und seine Stabilität in Krisen, als allgemeiner Trend zur Unterbewertung aber schlecht für Aktienkurse und Konjunktur.

Der amerikanische Präsident, als Held und Krieger gegen den Terror seit dem 11. September zu einiger Statur gelangt, soll auch diese Krise vom amerikanischen Kapitalismus abwenden. Doch, wie üblich in solchen Fällen, stecken amerikanische Politiker mit im Sumpf aus Geld und Geheimniskrämerei. Drei Viertel, 75 von 100, der US-Senatoren haben Geld von Enron genommen. Justizminister John Ashcroft musste sich sogar aus der Untersuchung zurückziehen, weil ihm die Texas-Firma einst seinen Wahlkampf finanziert hatte. Vizepräsident Dick Cheney wird verdächtigt, seine Energiepolitik auf die Bedürfnisse des weltgrößten Energiehändlers zugeschnitten zu haben. Immerhin empfing er sechsmal Interessenvertreter aus Houston, ehe er das neue Energiekonzept formulierte - das im Übrigen konzerngefällig ausfiel. Der Washingtoner Enron-Lobbyist Marc Racicot wurde auf Bushs Wunsch Vorsitzender der Republikanischen Partei, der Enron-Berater Robert Zoellick bekam den Posten als Handelsbeauftragter. Ebenfalls in Diensten von Enron stand Lawrence Lindsay, ehe ihn der Präsident zum Chefökonomen im Weißen Haus machte.

"Wir haben eine Enron-Regierung", empörte sich der demokratische Senator Ernest Hollings daher anfangs der Woche vor der Presse. Und die Tatsache, dass Bush sich derzeit so auffällig von Ex-CEO Kenneth Lay distanziere, kommentierte Hollings als "clintonesk" - und spielt damit auf die Aussage von Ex-Präsident Bill Clinton an, er habe mit Monica Lewinsky "keine sexuelle Beziehung" gehabt. Bush bemühe sich mit aller Gewalt vorzutäuschen, er habe mit Lay "keine politische Beziehung gehabt", höhnt Hollings. Dabei war Lay nachgewiesenermaßen der größte Wahlkampf-Financier Bushs. Der Enron-Mitgründer hat dem Präsidenten sogar die Feierlichkeiten zur Amtseinführung bezahlt.

Um den Politkrimi vollkommen zu machen, gibt es auch noch einen Toten: Am 25. Januar wurde der 43-jährige J. Clifford Baxter, bis Mai 2001 stellvertretender Enron-Chairman, erschossen in seinem Auto in der Nähe von Houston gefunden, die Pistole neben sich auf dem Sitz, ein Abschiedsbrief lag dabei. Hatte er Angst vor den Konsequenzen seiner Tätigkeit für Enron? Baxter, der nach einem heftigen Streit mit dem damaligen Vorstandschef Jeffrey Skilling über die fragwürdigen Methoden gekündigt hatte, sollte als Zeuge vor dem Untersuchungsausschuss aussagen. Einem Freund gegenüber erwähnte er noch, er brauche möglicherweise einen Leibwächter. Baxter war auch einer von 29 Enron-Managern, denen die Börsenaufsicht zweifelhafte Aktienverkäufe vorwirft. Der zweifache Vater hatte bis Januar 2001 Enron-Papiere im Wert von über 35 Millionen Dollar abgestoßen. Skilling setzte übrigens Aktien für fast 70 Millionen Dollar ab, sein Nachfolger, der im Januar zurückgetretene Lay, hat sich noch bis zur letzten Minute vor dem Konkurs Anteilsscheine für mehr als 100 Millionen Dollar vergoldet.

Es wird dauern, bis Licht in dieses Dunkel der Interessen und Verschleierungen, dieses Dickicht von Habsucht und krimineller Energie gebracht werden kann. Doch für Enron gehen die Geschäfte weiter. Ende Januar wurde Stephen F. Cooper zum Übergangschef ernannt. Der 55-Jährige ist ein erfahrener Sanierungsexperte und genießt das Vertrauen der meisten Gläubiger. Cooper gibt sich bereits vorsichtig optimistisch über die Zukunft des Unternehmens: "Enron hat ein tatsächliches Geschäft mit einem tatsächlichen Wert", sagt Cooper.

Die Suche nach dem tatsächlichen Wert kann allerdings zurückführen zu ziemlich altmodischen Werten. Natürlich ist Handel gut, er beseitigt Knappheiten und bringt die Produkte dorthin, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Elektrischer Strom fließt überall hin - allerdings nicht immer nach Kalifornien.

In ihrem westlichen Sonnenstaat hatten die Amerikaner im vergangenen Jahr schmerzlich und im Dunkeln feststellen müssen, dass irgendjemand das Zeug tatsächlich produzieren muss, das Licht macht. Irgendwo am Ende der Kette gräbt ein armer Teufel ein Loch in die Erde und holt Kohle, Gas oder Erdöl heraus, möglicherweise auch Uran. Auch ein Staudamm und eine Turbine, durch die Wasser fließt, kann zum Ursprung der Energie werden. Aber einer muss sich die Hände schmutzig machen - mit richtigem Dreck.
Schnorrer:

Tja, master of copy and paste: was ist passiert?

 
09.02.02 22:10
Da haben sich ein paar Partner bei Andersen die Taschen vollgemacht mit Bonuszahlungen, die sich an das Gebührenvolumen anlehnen. So what?

Fiktive Schulden gehen mit fiktivem Vermögen den Bach runter. Natural Downsizing. Wirklichen Schaden hat keiner. Und wie der letzte Absatz von Dir zeigt, irgendwo muß man sich Hände schmutzig machen.

Old Economy läßt grüssen.
Happy End:

Eben...

 
09.02.02 22:12
Happy End:

ENRON: Selbstbedienung

 
10.02.02 13:15
Kurz vor der Pleite des Energieriesen steckten sich rund 500 Manager kräftig Geld in die Tasche.

Houston - Nach Angaben eines früheren Enron-Mitarbeiters wurden die Bonuszahlungen an den inneren Kreis des Managements verteilt, heißt es in einem Bericht des Nachrichtensenders CNN. Außerdem bekamen offenbar solche Manager Geld, die die fragwürdigen Partnerschaften eingefädelt hatten, die zu dem Bankrott des Energiekonzerns beitrugen.

Die bekannt gewordenen Summen dürften für großen Ärger bei den normalen Angestellten von Enron sorgen, die bei dem Bankrott ihren Job verloren haben und nur geringe Abfindungen bekamen. Die betroffenen Manager wehrten sich jedoch gegen den Vorwurf der Selbstbereicherung. So sagte Enron-Präsident Jeffrey McMahon, der selbst 1,5 Millionen Dollar bekam: "Der Hintergrund dieser Zahlungen war, dass wir die wichtigsten Mitarbeiter auch über einen möglichen Bankrott hinaus in der Firma halten wollten."

Die höchsten Zahlungen gingen laut CNN an John Lavorato und Louise Kitchen, die beide im Energiehandel arbeiten, einer der profitabelsten Enron-Abteilungen. Beide arbeiten jetzt für die Investmentbank UBS Warburg, die den Energiehandel von Enron übernommen hat.
McKenzie:

Happy End, was Du alles weißt... ;-) o.T.

 
10.02.02 16:29
Happy End:

Machtspiele mit moderner Technik

 
10.02.02 18:32
Washington (rpo). Machtspiele mit modernster Technik. Der amerikanische Energieriese Enron hat bei seinen Bemühungen, Politiker zu beeinflussen, modernste Mittel genutzt. Ein eigens entwickeltes Computerprogramm mit dem Codenamen "Matrix" soll geholfen haben, wirtschaftliche Auswirkungen von Gesetzesänderungen genau durchzurechnen.
Das berichtete die "Washington Post" am Sonntag. Lobbyisten gaben demnach in dieses Programm alle Details geplanter Gesetzesvorhaben ein. Waren die Kosten für Enron zu hoch, begannen die Lobbyisten dem Bericht zufolge ihren Einfluss auf Politiker auszuüben.

Der unter spektakulären Bedingungen zusammengebrochene Energieriese hatte Millionen Dollar an Politiker gegeben. Während des Präsidentenwahlkampfes hatte Enron auch die Kampagne von George W. Bush massiv unterstützt. Der Konzern hatte nach einer internen Untersuchung Bilanzen manipuliert und Schulden in zweifelhaften Transaktionen mit Partnerschaften versteckt. Der Kongress in Washington untersucht die komplizierten Finanzgebilde, an denen sich mehrere Enron-Manager bereichert haben.
Happy End:

US-Kongress glaubt ehemaligem Enron-Chef Skilling

 
11.02.02 00:10
...kein Wort

Nach der Aussage des ehemaligen Enron-Chefs Jeffrey Skilling haben mehrere führende US-Kongressabgeordnete seine Worte bezweifelt. "Niemand glaubt, dass er die Wahrheit gesagt hat", sagte der Vorsitzende des Senats-Wirtschaftsausschusses, Ernest Hollings.

Der Abgeordnete Billy Tauzin, der dem Ausschuss vorsitzt, vor dem Skilling ausgesagt hatte, berichtete, dass andere Enron-Angestellte gegenüber seinem Ausschuss den Äußerungen Skillings widersprochen hätten. Tauzin schließt nun eine Klage wegen Meineids nicht aus. "Er glaubte wohl, er könnte uns erzählen, was er will, und wir würden es ihm abnehmen", schimpfte er.

Der Ex-Enron-Vorstandschef hatte am Freitag gesagt: "Zu dem Zeitpunkt, als ich das Unternehmen am 14. August 2001 verließ, hatte ich alle Gründe anzunehmen, dass das Unternehmen finanziell stabil war." Doch wenige Monate nachdem er seinen Vorstandsposten räumte, musste Enron rückwirkend bis 1997 seine Bilanzen um 20 Prozent nach unten korrigieren. Die dahinter stehenden Probleme mit Tausenden von Nebenfirmen, deren wesentlicher Zweck die Manipulation der Bilanzen war, führten schließlich zum Zusammenbruch des einstmals siebtgrößten Konzerns der USA.

In der dreistündigen Befragung im Unterausschuss für Energie und Wirtschaft behauptete Skilling, das Debakel sei durch bloßen "Vertrauensmangel" ausgelöst worden, der zu einer Liquiditätskrise geführt habe. Dass Skilling von nichts gewusst haben will, steht in scharfem Kontrast zu den Äußerungen anderer Enron-Mitarbeiter. Zwei von ihnen hatten am Donnerstag ausgesagt, dass sie Skilling vor den Problemen mit den Nebenfirmen explizit gewarnt hatten. Zudem zeigen Dokumente in Besitz des Untersuchungsausschusses, dass Skilling bei Aufsichtsratssitzungen anwesend war, auf denen die Transaktionen mit Nebenfirmen detailliert besprochen worden waren. Skilling bestand jedoch darauf, dass er davon nichts erfahren habe, vielleicht weil er gerade zu den betreffenden Zeitpunkten nicht im Raum gewesen sei.

Vermerke über Geschäfte mit Nebenfirmen

Der Abgeordnete Tauzin sagte, dem Ausschuss lägen auch Vermerke an Skilling vor, in denen Deals mit den Nebenfirmen detailliert dargestellt wurden. Ein Enron-Anwalt erklärte, er habe mehrmals darauf gedrängt, dass Skilling diese Vermerke abzeichne.

Auch die Darstellung Skillings, in einem Gespräch mit dem damaligen Schatzmeister und jetzigen Enron-Präsidenten Jeff McMahon sei es nur um Gehaltsfragen gegangen, wird bezweifelt. McMahon zufolge ging es in dem Gespräch um Interessenkonflikte bei den Geschäften von Enron-Managern mit den Nebenfirmen - und dies wird durch Notizen aus dieser Zeit belegt.

Der Kongress erhofft sich nun noch mehr Aufklärung durch Skillings Mentor Kenneth Lay, der bis vor gut zwei Wochen Enron als Aufsichtsratschef und zugleich Vorstandsvorsitzender leitete. Lay hatte Anfang des Monats für Empörung gesorgt, als er kurz vor einer geplanten Anhörung im Untersuchungsausschuss einen plötzlichen Rückzieher machte. Dem neuen Termin kann Lay sich nicht entziehen.

Senator Byron Dorgan, der Vorsitzende des Unterausschusses, vor dem Lay erscheinen soll, gab sich zuversichtlich, dass Lay sich nicht auf sein Aussageverweigerungsrecht zurückziehen werde. Normalerweise würde so etwas vorher mitgeteilt.
Happy End:

Enron: Washington will Pensions-Problem lösen

 
11.02.02 12:35
Das US-Arbeitsministerium will die Verantwortlichen des Renten-Desasters beim bankrotten Energiekonzern Enron durch unabhängige Experten ersetzen. Ex-Konzernchef Kenneth Lay verweigert unterdessen erneut die Aussage.

Lay werde bei den Befragungsterminen am Dienstag und am Donnerstag die Aussage verweigern, erklärte eine Sprecherin des zurückgetretenen Firmenchefs. Nach der größten Firmenpleite der US-Geschichte erhoffen sich die Ermittler von Lay Aufschluss über die Hintergründe des Zusammenbruchs.

Lay war jedoch bereits in der vergangenen Woche nicht zu den Kongressanhörungen erschienen, woraufhin eine neue Befragung angesetzt und dem 59-Jährigen mit Strafverfolgung gedroht wurde, sollte er erneut fern bleiben. Lay hatte Ende Januar sein Amt als Vorstandsvorsitzender der Konzerns niedergelegt und sich in der vergangenen Woche auch aus dem Aufsichtsrat zurückgezogen. Angesichts der Untersuchungen, von denen sich einige auf seine Person konzentrierten, sei sein Rückzug diesem Ziel dienlicher, erklärte er.

Gegen Lay sowie vier weitere Ex-Vorstandsmitglieder ermitteln neben dem Kongress auch die Bundespolizei FBI, das Justiz- sowie das Arbeitsministerium. Alle Beschuldigten haben bisher jede Aussage verweigert.

Neuer Chef wirbt um Aktionärsvertrauen

Der angeschlagene Konzern kann nach Ansicht seines neuen Chefs Stephen Cooper in eine kleine stabile Gesellschaft umgewandelt werden. Ein künftiges Management werde den Namen Enron wohl nicht mehr führen, sagte der seit Ende Januar amtierende Cooper dem "Wall Street Journal Europe". Es sei zwar nicht einfach für Enron, neues Vertrauen zu erwerben, dennoch seien die Aktionäre gut beraten, wenn sie einer neu organisierten Gesellschaft zustimmen würden.

Regierung sucht nach Lösung für Pensions-Problem

Das US-Arbeitsministerium plant einem Bericht der "Washington Post" zufolge, die Verantwortlichen für die Altersvorsorge beim bankrotten Energiehändler Enron durch unabhängige Experten zu ersetzen. Die US-Regierung untersuche den Umgang mit den Pensionsplänen im Unternhemen. Ziel der Regierung sei es, die Enron-Verantwortlichen für die Pensionspläne durch außerbetriebliche Treuhänder zu ersetzen, zitierte das Blatt eine Staatssekretärin. Dies werde notfalls gerichtlich durchgesetzt.

Enron hatte im Dezember Gläubigerschutz nach Artikel Elf des US-Konkursrechts beantragt. Tausende Beschäftigte verloren ihre Arbeit und als Folge des dramatischen Kurseinbruchs der Enron-Papiere auch ihre Rentenersparnisse. In der Zeit zwischen Ende Oktober und November, als die Probleme bei Enron zu Tage traten, durften die Beschäftigten ihre Belegschaftsaktien in ihren Pensionplänen wegen einer Sperrfrist nicht verkaufen. Dagegen wird Spitzen-Managern des Unternehmens vorgeworfen, in diesem Zeitraum Enron-Aktien in großem Umfang abgestoßen und damit hohe Gewinne gemacht zu haben.

UniCredido reicht Klage ein

Die italienische Bank UniCredito Italiano hat die Großbanken JP Morgan Chase und Citigroup wegen ihrer Rolle als führende Enron-Finanziers verklagt. Das berichtet das "Wall Street Journal Europe" unter Berufung auf eine in der vergangenen Woche beim Bundesgericht Delaware eingegangene Klage.

UniCredito, die ebenfalls zu den Finanziers des US-Konzerns gehört, werfe JP Morgan Chase und Citigroup vor, andere Institute in finanzielle Arrangements gelockt zu haben, obwohl den US-Banken die zunehmend schwierige Finanzlage bei Enron bekannt gewesen sei.

Happy End:

Der große Schweiger

 
11.02.02 13:31
Unter Strafandrohung ist der frühere Enron-Chef Kenneth Lay abermals vor den Kongressausschuss geladen worden. Fraglich allerdings scheint, ob es ein erhellender Auftritt werden wird.

Washington - Der von zwei US-Kongressausschüssen unter Strafandrohung vorgeladene Ex-Vorstandschef des zusammengebrochenen Energieriesen Enron, Kenneth Lay, will die Aussage verweigern. Lay werde sich bei seiner Befragung am Dienstag auf sein Schweigerecht berufen, erklärte eine Sprecherin des zurückgetretenen Firmenchefs am Sonntagabend. Nach der größten Firmenpleite der US-Geschichte erhoffen sich die Ermittler von Lay Aufschluss über die Hintergründe des Zusammenbruchs.

Lay war jedoch bereits in der vergangenen Woche nicht zu den Kongressanhörungen erschienen, woraufhin eine neue Befragung angesetzt und dem 59-Jährigen mit Strafverfolgung gedroht wurde, sollte er erneut fernbleiben. Lay hatte Ende Januar sein Amt als Vorstandsvorsitzender des US-Energiekonzerns niedergelegt und sich in der vergangenen Woche auch aus dem Aufsichtsrat zurückgezogen. Angesichts der Untersuchungen, von denen sich einige auf seine Person konzentrierten, sei sein Rückzug diesem Ziel dienlicher, erklärte er. Neben mehreren Kongressausschüssen haben auch die Bundespolizei FBI sowie Justiz- und Arbeitsministerium Ermittlungen eingeleitet.

Enron hatte Mitte November eingeräumt, den Gewinn in den vergangenen vier Jahren um rund 20 Prozent zu hoch angegeben und einen Großteil der Schulden von 15 Milliarden Dollar nicht in den Bilanzen ausgewiesen zu haben. Nach gescheiterten Übernahmeverhandlungen mit Dynegy hatte der Konzern am 2. Dezember Konkurs angemeldet.
Happy End:

Das Projekt Backbone wird zum Boomerang

 
12.02.02 19:03
Für den Chef war der Konkurs lange absehbar. Er kannte die Geld-Schlupflöcher - und griff zu.

New York - Kenneth Lay, der Gründer und langjährige Chef des US-Energieunternehmens Enron , hat wiederholt zu Protokoll gegeben, von den Bilanzmanipulationen seiner Untergebenen habe er nichts gewusst. Jetzt sind Dokumente aufgetaucht, die das Gegenteil beweisen.

Kenneth Lay hat nach Informationen des "Wall Street Journal" (WSJ) mehr von den umstrittenen Finanztransaktionen des von ihm gegründeten Unternehmens gewusst, als bisher bekannt war.

Die Bilanz höchstpersönlich geschönt

Enron hatte in so genannten Partnerships Millionen von Dollar an Schulden versteckt und so seine Bilanz geschönt. Gleichzeitig generierte das einstmals siebtgrößte Unternehmen der USA durch die "Partnerships" zusätzliche Gewinne in Millionenhöhe. Enrons Partnerunternehmen, über deren Existenz und Geschäftsrisiken die Anleger nicht vollständig informiert waren, wurden von hochrangigen Managern wie dem Ex-Finanzvorstand Andrew Fastow geleitet. Die größten der bisher bekannt gewordenen "Partnerships" sind LJM und LJM2 - benannt nach den Anfangsbuchstaben der Vornamen von Fastows Ehefrau und Kindern.

In Interviews hatte Lay bislang immer erklärt, er sei nicht vollständig über die Geschäfte dieser Partnerschaftsunternehmen informiert gewesen. Auch ein Untersuchungsausschuss des US-Kongresses war unlängst zu dem Schluss gekommen, "dass es nicht den Anschein hat, dass Lay in Verbindung mit LJM eine Managerrolle inne hatte oder ihm eine solche zugedacht war".

Eine Unterschrift als Beweis

Diese Sichtweise werden die Ermittler jetzt revidieren müssen. Dem WSJ liegt ein internes Enron-Dokument über eine Transaktion zwischen Enron und dem LJM2-Co-Investment LP vor. Bei dem Geschäft namens "Project Backbone" ging es um Zugangsrechte zu Enrons amerikanischem Glasfasernetz, die für 91 Millionen Dollar an LJM2 verkauft wurden. Das Dokument, mit Juni 2000 datiert, wurde von mehreren Enron-Managern abgezeichnet.

An der Stelle, wo die Unterschriften des damaligen Vorstandschefs Jeffrey Skilling und des Vize-Vorsitzenden Joseph Sutton vorgesehen waren, findet sich nach Angaben von WSJ die Unterschrift Ken Lays. Lay war zu diesem Zeitpunkt Enrons Präsident. Auch Kongressmitglieder, die den Fall untersuchten, hätten bestätigt, dass es sich um Lays Unterschrift handele, so die Zeitung.

Ein weiteres Dokument, das WSJ vorliegt, schließt zudem eine Gedächtnislücke des ehemaligen CEOs Jeffrey Skilling. Dieser hatte vor dem US-Kongress ausgesagt, er könne sich nicht erinnern, ob er irgendwelche LJM-Geschäfte abgezeichnet habe. Er hat: Im Juli 2000 unterzeichnete Skilling ein Projekt namens Margaux, bei dem es um den Verkauf von europäischen Enron-Kraftwerken an LJM2 ging

Eine Sprecherin Lays sagte, dieser werde auf Anraten seines Anwalts keine Aussage zu den Vorwürfen machen. Lay sollte heute vor dem US-Kongress aussagen, hat jedoch von seinem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch gemacht. Stattdessen hörte er den Ausführungen des Kongress-Ausschusses mit versteinerte Miene zu.  
Happy End:

Das wahre Enron-Debakel

 
18.02.02 06:43
Die Amerikaner sind dabei, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Die Pleite des texanischen Energieriesen Enron wirbelt mächtig Staub auf. Es sieht so aus, als wollten Politiker und andere, die sich berufen fühlen, mit ihren Initiativen gleich die Wirtschaftsverfassung der Vereinigten Staaten aushebeln. Zu schwer lastet das Debakel. Für die USA war es immer so einfach, auf die Wirtschaftspannen anderer (Länder) zu zeigen - so lange es einen eben nicht selbst erwischte. Jetzt haben die Amerikaner ihren eigenen Skandal - und was für einen.

Doch gemach: Das Ende des Wirtschaftsliberalismus ist nicht gekommen. So weit werden es die Verfechter verschärfter Kontrollen und Regeln nicht treiben können.

Nach dem Enron-Fall wird nichts mehr so sein wie zuvor. Kein europäischer Konzernvorstand wird mehr unbelächelt von den Segnungen des US-Bilanzrechts schwärmen dürfen, kein Finanzchef die knallharten, Aktionärs-freundlichen Regeln der US-Börsenaufsicht kritiklos herbeisehnen. Denn alle haben begriffen: Bilanzfälschung, Täuschung der Anleger und Klüngel mit der Politik sind keine Tugenden des alten Kontinents - auf dem neuen geht es genau so munter zu. US-Bilanzierungsregeln und die Kontrollen der Börsenaufsicht SEC haben den größten Wirtschaftsskandal in der Geschichte des Landes nicht verhindert. Das gelobte angelsächsische Vorbild hat Kratzer. Und manch' Topmanager, der des Deutschen kaum noch mächtig, dafür aber in den Feinheiten der US-Regularien umso schlauer war, kommt auf den Boden der Tatsachen zurück.  
Happy End:

Banken deckten offenbar das schmutzige Spiel

 
22.07.02 22:34
Bei den Untersuchungen des Milliardenbetrugs bei Enron wird die unrühmliche Rolle der Banken immer deutlicher. Mit komplizierten Transaktionen sollen Citigroup und JP Morgan Chase geholfen haben, den anwachsenden Schuldenberg vor den Aktionären zu verbergen.

Washington - Die beiden Großbanken haben Presseberichten zufolge in den vergangenen Jahren mehrere Milliarden Dollar in den mittlerweile Pleite gegangenen Enron-Konzern gepumpt. Mit Hilfe diese Kapitals konnte der Energiehändler seinen Schuldenberg als Umsatz darstellen - die Banken waren über diese Konstellation informiert. Das berichten "Washington Post" und "Wall Street Journal" unter Berufung auf Ermittlungsakten des US-Kongresses.
Demnach bekam Enron in den vergangenen Jahren von der Citibank 4,8 Milliarden Dollar, die von dem Energie-Unternehmen als Zahlungen für Energiegeschäfte verbucht wurden, obwohl sie Kredite waren. JP Morgan soll auf diese Weise rund 3,7 Milliarden Dollar zum "Erfolg" von Enron beigetragen haben, andere Banken nochmals rund eine Milliarde Dollar.

Um die immer größer werdenden Schulden zu verschleiern, wurden hoch komplizierte Finanzierungsmodelle gebastelt, die einzig zum Ziel hatten, Investoren zu täuschen. Das "Wall Street Journal" führt als Beispiel ein System der Citibank an, das dort unter dem Namen "Yosemite" funktionierte. Investoren wurden mit einer Zinszusage von 8,5 Prozent in den Yosemite-Trust gelockt, und zahlten rund 800 Millionen Dollar ein. Dieses Geld floss an eine Briefkasten-Firma namens "Delta" auf den Cayman-Inseln. Delta kaufte über die Citygroup Öl von Enron und verkaufte dies wieder zurück. Die 800 Millionen flossen später wieder an Yosemite zurück, und Enron-Firmen überwiesen die Zinsen an die Investoren.

Citigroup stritt in einer ersten Reaktion jede Mithilfe bei der Verschleierung ab: "Zu der Zeit, als wir diese Transaktionen machten, erschienen sie uns auf Grund des dann verfügbaren Wissens über Enron völlig angemessen.  
vega2000:

Irgendwo muss die Kohle doch herumliegen, -

 
22.07.02 23:09
also wo ?
Der Enron-Virus 728605
Happy End:

Ich sollte wohl doch regelmäßig

 
22.07.02 23:12
meine Kontoauszüge kontrollieren ;-p
vega2000:

Happy, dann pass mal auf, dass du nicht

 
22.07.02 23:14
ausversehen eine Million findest:-), -Leisler-Kiep läßt grüssen.
Der Enron-Virus 728613
Happy End:

Warte mal bitte eine Moment, vega

 
22.07.02 23:16
Herr Hunzinger ist gerade am Telefon und möchte einen Kredit von mir *lol*
Happy End:

So, alles erledigt *g* o.T.

 
23.07.02 09:34
vega2000:

Happy: Was gefunden ? :-*gg*

 
23.07.02 09:39
Der Enron-Virus 728863
Happy End:

Ja, aber das Vorzeichen stimmt nicht *lol*

 
23.07.02 09:50
Na ja - da können mir sicher Bernie Ebbers oder Kenneth Lay weiterhelfen *g*
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