Der durchschnittliche Amerikaner

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Happy End:

Der durchschnittliche Amerikaner

 
24.05.02 13:17
Jeder hat sich doch sicherlich schonmal gefragt, wie es drüben in den USA wirklich zugeht. Vor lauter Propaganda sieht man auch hier in Deutschland den Wald nicht mehr, jedenfalls so ähnlich. Hier nun endlich auszugsweise brauchbare Fakten über das gelobte Land der Stars and Stripes.

Der durchschnittliche Amerikaner kann bis 10 zählen, 67% der Buchstaben des Alphabetes auswendig und glaubt in Deutschland seid Hitler sei immer noch an der Macht. Der Krieg in Jugoslawien war ein netter Einfall der Fernsehsender zu seiner Unterhaltung, und Fast Food sehr gesund. Wer raucht wird von extraterrestrischen Lebensformen entführt und vergewaltigt. Wer Alkohol trinkt zieht sich den Zorn Gottes zu und erntet ewige Verdammnis. Der Ami als solches hat mindestens zehn Feuerwaffen und einen Granatwerfer im Haus. Er hat im Durchschnitt bereits zwei Menschen getötet hat. Einer davon war mit 80%iger Wahrscheinlichkeit eines seiner eigenen zwölf Kinder gewesen, das ein wenig später nach Hause kam und so versehentlich für einen Einbrecher gehalten wurde (Man sieht: In Amiland funktioniert die Selbstregelung des Bevölkerungswachstums noch).  

Der durchschnittliche Amerikaner besitzt den IQ des Hamburgers, den er ißt (in der Regel um die 20), mal drei, dividiert durch den durchschnittlichen Bauchumfang (2,5 Meter). Das reicht vollkommen für den Nationalsport Baseball (man stelle es sich als eine vereinfachte Variante des hierzulande als primitiv erachteten Brennballs vor), dem Zappen vor dem japanischen Fernseher sowie der Bedienung seiner semiautomatischen Barbecue-Vorrichtung.

98% der Amerikaner sind gläubige Menschen und wandeln jeden Sonntag mit der Gemütsverfassung von Lemmingen in die Kirche. Dort lauschen sie andächtig mit dem larmoyanten Blick von Schafen auf der Schlachtbank der Predigt. Die wird augenrollend und mit Schaum vor dem Mund von einem wild gestikulierenden Mann in der Kanzel gehalten, der irgendwas von ewiger Verdammnis und Weltuntergang hervorgerufen durch Alkoholkonsum brüllt.

Amerikaner sind ein extrem konsumfreudiges Völkchen - das erkennt man auch schon an den Fernsehkanälen, welche sich zu 87% aus Dauerwerbesendungen und Verkaufshows zusammensetzen. Was es dort zu erwerben gibt, kann man mittlerweile auch schon ansatzweise in Deutschland erfahren (Neun Live, QVC, Teleshop & Co. lassen grüßen). Da wären Reinigungsmittel mit der Konsistenz von Bullensperma, Schmuck so unaktuell, dass sich noch nicht einmal rumänische Omas damit auf die Straße trauen, von den darin verarbeiten hochgefährlichen scharfen Glasbausteinen ganz abgesehen. Das zwanghafte Lächeln der Moderatoren läßt eigentlich nur noch die Schlußfolgerung zu, jemand zwingt sie mit dem Lauf einer 45er Magnum im A.... dazu.

Verkäufer mit der Eloquenz eines Wurmes aus der Strahlenzone von Tschernobyl haben in meinen Augen eine geringe Aussicht auf Erfolg. Nicht so in den USA, wo die Kenntnis eines Wortschatzes jenseits der 200 Worte schon als intellektuell gewertet wird. Weil Amis aus religiösen, ethischen, moralischen und gesetzlichen Gründen nicht besonders häufig Sex haben, ist man seit einigen Jahren zur künstlichen Befruchtung übergegangen. Das ist bequemer und ermöglicht auch noch Schwangerschaften bei Frauen jenseits der natürlichen biologischen Grenze, also Schwangerschaft bei Frauen, die älter als 65 sind.

Schon toll so eine Mama mit Brillengläsern wie Flaschenböden von Jack Daniels, Rollstuhl und Krücken inklusive, sowie dem Gehör eines Fisches. Papa ist dann meistens nur noch in Form von gefrorenen Spermien in der Samenbank oder als tiefgefrorenes Gehirn in irgendeiner Kühltruhe existent, mit der eher zweifelhaften Chance auf Wiederbelebung.

So lernt der durchschnittliche Amerikaner auch schon früh als Kind Verantwortung zu tragen, denn wenn er seine Eltern nicht in regelmäßigen Abständen füttert und pflegt, sterben sie ihm unter den Händen weg. Im allgemeinen ist der Glauben an die Technik drüben wesentlich stärker ausgeprägt als in jedem anderen Land der Welt. So werden die Eltern auch ruhig mal der Herz-Lungen-Maschine anvertraut, sollten kleine Besorgungen anstehen. Nicht zuletzt darf man wegen eben dieser Verantwortungen schon mit 16 Jahren den Führerschein machen und (wenn überhaupt, siehe 'ewige Verdammnis') erst ab 21 Alkohol trinken.

Die USA sind bekannt für ihre aufgeschlossene Wesensart und fortschrittliche Entwicklung auf anthropologischer Ebene hinsichtlich Akzeptanz und Toleranz. Besonders hervorgetan haben sich dabei die Farmerstädte des mittleren Westens, wo man mittlerweile sogar eine andere Hautfarbe haben darf. Demnächst soll sogar der rechtliche Schutz für Homosexuelle erlassen und das Lynchen ebensolcher verboten werden. Schon immer war der Drang zur Kompensation in Amiland sehr ausgeprägt. Da Kompromißbereitschaft und Verhandlungsgeschick noch nie zu dessen Stärken gehört haben, steht dem ädequat ein Waffenarsenal entgegen, das keinen Vergleich mit dem der gesamten restlichen Welt zu scheuen braucht. Um ganz sicher zu gehen, hat man gleich für jeden Menschen auf dieser Welt zwei Atombomben (Iraker haben vier) gebaut. Den Amerikaner interessiert das jedoch nicht sonderlich, da auf ihn ja schon fünf amerikanische Kernkraftwerke, vier Fernseher, drei Autos, zwei Vergewaltiger und ein Ufo kommen.

Großes Amerika, deine Freiheitsstatue zeige mir den Weg in ein gelobtes Land von überwältigender intellektueller Befriedigung, Umweltschutz, nachhaltigem Ressourcenmanagement, Wesens- und Gewissensfreiheit, spiritueller und religiöser Vielfältigkeit, Verantwortungsbewußtsein und Harmonie. Der Amerikanische Traum ist lange noch nicht ausgeträumt, bis jetzt ist jedenfalls noch niemand aufgewacht. Heil Amerika!

"Denk ich an Amerika in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht." (Heinrich Heine) (...oder so ähnlich)
Happy End:

Gleich klatscht es hier, aber keinen Beifall.

 
24.05.02 14:11
Happy End:

@Moderator:

 
24.05.02 14:20
Grinch:

AUTSCH!!! o.T.

 
24.05.02 14:40
vega2000:

Humorlose Spassbremse o.T.

 
24.05.02 15:05
Elend:

@Grinch: Erkannt ? Enttarnt ? *lol* o.T.

 
24.05.02 15:06
hjw2:

für den moderator

 
24.05.02 15:16
Der Schriftsteller Gore Vidal über Bush und das Uhrwerk des Krieges

Herr Vidal, Umfragen zufolge sind über neunzig Prozent der Amerikaner für die Kriegshandlungen gegen Afghan istan. Überrascht Sie diese Zahl?

Wir mögen eigentlich keine Kriege. Das amerikanische Volk wollte nicht gegen Hitler kämpfen. Die amerikanische Rechte wollte es. Großbritannien stand vor dem Ruin, Frankreich hatte sich bereits im Mai 1940 ergeben. In meinem Buch "Das goldene Zeitalter" können Sie nachlesen, welche Stimmung damals in Washington herrschte. Achtzig Prozent der Amerikaner waren Isolationisten. Die amerikanische Bevölkerung will keine Kriege. Die Führung der Vereinigten Staaten, die Eigentümer dieses Landes müssen jedoch Kriege führen, sonst bekommen sie nicht das nötige Geld für das Pentagon, Summen, die dann an Boeing und Lockheed weitergereicht werden. Es ist also sehr wichtig, daß wir Feinde haben. Deshalb erschaffen wir immer wieder neue. Das amerikanische Volk weiß dagegen nicht einmal, wo die entsprechenden Länder auf der Landkarte liegen. Wir haben ja kein öffentliches Bildungssystem, der urchschnittsamerikaner hat fast überhaupt keine Bildung. Die Angehörigen der Upper Class sind natürlich besser ausgebildet, aber sie sind auch mit Propaganda vollgepumpt. Deshalb stecken wir in all diesen Schwierigkeiten, und das Volk weiß gar nicht, wie sehr es hinters Licht geführt wird.

Sie haben mehrfach darauf hingewiesen, daß die Vereinigten Staaten ihre Hauptfeinde - Sadam Hussein, nun Usama Bin Ladin - sehr persönlich angreifen, diese Feinde aber selbst mit Hilfe des CIA in den achtziger Jahren aufgebaut haben.

Die Vereinigten Staaten neigen dazu, ausländische Individuen zu dämonisieren: Sie sind drogenabhängig, betrügen ihre Frauen, tragen Frauenkleider und so weiter. General Noriega, der Staatschef von Panama, war angeblich der Schlimmste von allen, der Herrscher über Drogenverbindungen in alle Welt, sagte damals Präsident Bush. Dies ist unsere Spezialität. Nur weil wir unsere Gegner dämonisieren, können wir all diese Kriege führen - seit 1945 sind es rund dreihundert.
Seit Pearl Harbor hat uns kein Staat überfallen. Wir haben egen
andere Länder immer als erste losgeschlagen. Und wir hatten immer eine Entschuldigung dafür parat. Diese Länder beherbergten Terroristen oder sie schickten sich an, die freie Welt zu verlassen und kommunistisch zu werden. Mit solchen Begründungen hat Clinton eine Aspirinfabrik im Sudan bombardiert.

Die indische Schriftstellerin Arundhati Roy hat in dieser Zeitung geschrieben, daß die Vereinigten Staaten nicht verstanden haben, wieviel Wut und Ärger sich in der Welt gegen den Westen aufgestaut haben - Millionen Menschen seien seit 1945 durch US-Interventionen getötet. Warum gibt es in Amerika keinen Widerstand gegen solche Interventionen?

Ich sage Ihnen den Grund: Wir haben keine repräsentative Regierung. Das Volk ist nicht vertreten. Und wir haben keine politischen Parteien. Wir haben ein Einparteiensystem mit zwei rechten Flügeln, einer nennt sich Republikaner, der andere Demokraten. Aber beide werden von den großen Unternehmen finanziert. Die Republikaner stehen viel weiter rechts, sind reicher und vertreten die Kriegsinteressen wahrscheinlich etwas stärker als die Demokraten. Aber das ist der einzige feine Unterschied, den man ausmachen kann. Jeder Abgeordnete wird bezahlt, denn die Kosten für Fernsehauftritte vor den Wahlen sind enorm. Die besser aussehenden Rechtsanwälte werden üblicherweise in den Senat oder ins Repräsentantenhaus geschickt. Das Volk hat aber überhaupt keine Verbindungen zu ihnen. Natürlich gibt es Ausnahmen, vor allem in den kleineren Staaten, in denen die Kosten nicht so hoch sind. Aber ein kalifornischer Senator vertritt im allgemeinen Aerospace, den Krieg, Marschflugkörper und Atomwaffen. Jetzt gehen in Kalifornien wegen Energiemangel die Lichter aus ...

Sie treten seit Jahren als Mahner auf. Warum hört Ihnen
niemand zu?

Wir haben in Amerika eine Viertelmilliarde Menschen, von denen mehr als die Hälfte funktionale Analphabeten sind. Was ich schreibe, dringt nur zu den wenigen durch, die dann die vielen erreichen können. Nur ein Prozent der Amerikaner liest überhaupt Bücher.

Welche Perspektive sehen Sie für die Zukunft? Wie kann es
besser werden?

Ich glaube, daß die Vereinigten Staaten definitiv ein Polizeistaat geworden sind. Daran kann man nichts mehr ändern, dazu sind zu viele Gesetze geschaffen worden, zum Beispiel Clintons Antiterrorgesetz, das es erlaubt, die Armee gegen das eigene Volk einzusetzen - ein grober Verstoß gegen die gesamte Verfassungstradition und ihr Herzstück, die Bill of Rights. Das Schlimmste, was passieren kann, geschieht gerade. Bin Ladin hätte für seine dunklen Absichten gar keinen besseren Augenblick wählen können. Die großen Unternehmen entlassen Leute, die Arbeitslosigkeit steigt, Europa gibt seine Währung zugunsten des Euro auf. Was glauben Sie, wie es in Europa bald zugehen wird, mit einer neuen Währung und ohne einheitliche Regierung, die dahintersteht? Niemand auf der Welt hat jemals eine Währung ohne Regierung erfunden. Und nun dies: ein Euro in Krisenzeiten.

Sie leben seit fast vierzig Jahren überwiegend in Italien. Da haben Sie die wunderbare Gelegenheit, Herrn Berlusconi zu studieren.

Das interessiert mich überhaupt nicht. Ich habe hier ein Haus - das ist alles. Die Idee, ich hätte Italien den Vereinigten Staaten vorgezogen, wäre völliger Wahnsinn. Jeder, der meine Bücher kennt, weiß, daß die Vereinigten Staaten mein Thema sind. Ich schreibe über nichts anderes: ihre Geschichte, ihre Politik, ihre verrückten Religionen.

Wollen Sie den Amerikanern mit ihren historischen Romanen die eigene Geschichte erklären?

Irgend jemand muß diese Aufgabe ja übernehmen. Es wäre mir lieber, jemand anders täte es, es ist harte Arbeit. Wenn wir ein wirkliches Schulsystem hätten ... Aber das haben wir nicht. An den Schulen wird Propaganda gelehrt. Vor einiger Zeit brach eine Antidrogeneinheit der Polizei in ein Haus ein, brachte drei oder vier Bewohner, darunter Kinder, um und fand dann heraus, daß sie in das falsche Haus eingedrungen war. Das ist keine erfundene Geschichte, sondern stand in den Nachrichten. Mir ist wichtig, daß solche Geschichten gedruckt werden. Zeitungen bringen diese Geschichten, aber sie drucken so vieles und setzen es dann auf die letzte Seite oder in den Lokalteil. Die Menschen passen einfach nicht genügend auf, deshalb kann die Regierung so mit ihnen umgehen.

Wie stehen Sie zum Islam?

Ich habe den Koran gelesen. Das ist mehr, als jeder andere, den ich auf dieser Seite der Welt kenne, getan hat. Der Koran ist ein sehr schönes Buch, ziemlich surrealistisch. Ich teile den herablassenden Blick vieler Menschen im Westen nicht. Es ist eine großartige Zivilisation. Sie hat Höhen und Tiefen gehabt, genau wie in Deutschland oder Amerika.

In diesen Tagen wird immer wieder Samuel Huntington zitiert.

0 Gott, nein, nicht schon wieder! Jeder in Deutschland zitiert ihn, in Amerika ist er so gut wie unbekannt. Was hat er bloß in Europa getan, um so bekannt zu werden? Das Gerede vom "Krieg der Zivilisationen" ist vollkommener Unsinn. Wir hatten ja schon einen Krieg der Zivilisationen. Das war im zwölften Jahrhundert, und der Krieg wurde von Saladin gewonnen, während Richard Löwenherz nach der Schlacht um Jerusalem ab
ziehen mußte. Das war eine große Konfrontation. Ich sehe keinen Grund, weshalb es erneut zu so etwas kommen sollte. Wir stehen zu den Arabern nicht in Konkurrenz. Sie müssen ihr Öl verkaufen, wir müssen es wegen unserer verrückten Automobilindustrie kaufen. Uns verbindet also mehr, als uns trennt. Und Amerika hatte einmal gute Beziehungen zur arabischen Welt, bis es die Probleme im Nahen Osten miterschuf. Jetzt haben wir so gut wie keine Freunde mehr in diesem Teil der Welt.

Sie kennen die inneren Bereiche Washingtons und behaupten, Sie wüßten, wie "die Menschen ticken, die die Macht haben". Wie tickt George W. Bush?

Er tickt unregelmäßig - jedenfalls läuft seine Uhr oder seine Maschine nicht rund. Bush war an seiner Universität Cheerleader. Und das ist auch seine jetzige Rolle. Er ist Cheerleader für andere, hält Reden. Die Entscheidungen aber werden von anderen getroffen, von Cheney und Verteidigungsminister Rumsfeld.

Und von seinem Vater?

Ich glaube, sein Vater spielt keine so große Rolle. Aber all diese Entscheidungsträger, die heute für den Krieg sind, haben ihn niemals erlebt und würden sich freiwillig niemals in die Nähe einer Kanone begeben. Nur Powell ist gegen den Krieg. Soldaten mögen keine Kriege. Sie mögen Kriegsdrohungen, aber keine Kriege. Sie wissen, daß Menschen verletzt und getötet werden, sogar Generäle. Als die gefürchtete Madeleine Albright Außenministerin war, konnte einzig und allein Colin Powell sie an die Leine nehmen. Sie wollte ständig Städte und Menschen bombardieren, Bodentruppen in den Kosovo entsenden. Da sagte Powell zu ihr: "Es sind keine Spielzeugsoldaten, Mrs. Albright."

Das Gespräch führte und übersetzte Werner Bloch.

Aus: FAZ / Frankfurter Allgemeine Zeitung, v. 18. Okt. 2001
20.10.2001
ribald:

@hjw

 
24.05.02 15:50
Ich habe kein Schwarze Stern, aber ich kenn viel von der Welt.
Schau dir auch das an.
Ciao
ri-bald
---

"Ihr Deutschen liebt Kriegsverbrecher" (Teil 1)  
 
Al Gore will der mächtigste Politiker der Welt werden. Sein Cousin Gore Vidal soll dabei helfen. Eine gute Idee: Vidal schrieb schon Reden für Kennedy - und ein Heldenepos für Hollywood.  
 
Er gehört zu den bedeutendsten Intellektuellen Amerikas, seine Bandbreite zwischen Politik, Literatur und Glamour gilt als unvergleichlich. Gore Vidal, 74, hat mehr als 60 Bücher geschrieben, darunter Bestseller wie den Roman "Myra Breckenridge". Sein erfolgreiches Debüt "Williwaw" erschien, als er 21 war. Zweimal, 1960 in New York und 1982 in Kalifornien, kandidierte er als Politiker für die Demokraten. Er schrieb das Drehbuch des Film-Klassikers "Ben Hur" und arbeitete als Berater im Weißen Haus. Die Gores, seine Familie, gehören zu den mächtigen Clans der amerikanischen Elite: Vidals Großvater ist in Washington eine legendäre Figur, sein Vater gründete die amerikanische Zivilluftfahrt. Unter Vidals Verwandten: John F. Kennedy, Jackie Onassis, Jimmy Carter - und Al Gore. Unter seinen Dauerfeinden: die Schriftsteller Norman Mailer und Truman Capote. Seit den 60er Jahren lebt Vidal zumeist in seiner fünfstöckigen Villa in Ravello an der italienischen Amalfiküste, mit seinem Lebensgefährten Howard Austen. Kommende Woche erscheint in Deutschland sein Essayband "Dies ist nicht Amerika!" (Knaus Verlag), herausgegeben von Willi Winkler.

Vidal: Sehen Sie dort auf dem Kaminsims die knallbunte Meerjungfrau mit einem Buch? Das ist ein italienischer Literaturpreis, ich habe ihn gestern in Rom überreicht bekommen.

Tagesspiegel: Zufrieden?

Sagen wir so: Zur Zeit ist Saison, da verteilen sie eben Preise. Und weil ich als Ausländer in Italien lebe, ehren sie mich besonders gerne. Ich bin in zwei Stunden in Rom und muss nicht extra herfliegen, da sparen sie viel Geld für die Fahrtkosten.

Verzeihung, aber diese Skulptur sieht aus wie É

É oh, diese Statuette ist doch wunderbar! Ich liebe Kitsch! Sehen Sie diese bronzenen Bricketts weiter links auf dem Kamin? Einfach zwei aneinander geschweißte Metallklötze, keine Inschrift, kein Name, einfach gar nichts. Dies ist die wichtigste Auszeichnung der amerikanischen Literaturszene, ich habe sie 1993 erhalten. So viel zur Wertschätzung Amerikas für Literatur der Gegenwart. Ein Klotz, sonst nichts. Sie können ihn ruhig fallen lassen, stabil ist er ja.

Mister Vidal, im November wählen die Amerikaner ihren nächsten Präsidenten: Entweder Ihren Großcousin Al Gore oder den konservativen George W. Bush. Wem geben Sie Ihre Stimme?

Normalerweise wähle ich gar nicht, weil man in Amerika in Wahrheit gar keine Wahl hat. Deswegen geht ja auch die Hälfte der amerikanischen Bevölkerung nicht zur Wahl: Sie wissen, dass es nichts bringt. Es gibt überhaupt keine zwei Parteien bei uns. Es gibt eine einzige Partei in diesem Land mit zwei rechten Flügeln: Einer davon nennt sich die Demokraten, der andere die Republikaner. Und alle werden sie von den großen Konzernen bezahlt.

Das klingt ein bisschen simpel.

Hören Sie ruhig zu. Die Rüstungsindustrie erhält

51 Prozent unseres gesamten Staatshaushalts, und es gibt keine Kriege, die zu führen sind, keine großen Feinde mehr. Und man hat 60 Milliarden Dollar in ein Waffenprogramm investiert, das nicht funktioniert, obwohl sie seit 17 Jahren daran arbeiten. Und das Pentagon besitzt jetzt die Dreistigkeit, für die nächs-ten zwei Jahre ein Extra von 30 Milliarden zu verlangen. Wenn wir in einem normalen Land leben würden, mit Abgeordneten, die ihre Wähler wirklich vertreten, dann müssten sie diesen unglaublichen Unsinn doch in Frage stellen.

Ein Verschwörungstheoretiker sind Sie.

Es ist doch eine Tatsache, dass die Wahlkämpfe von den Konzernen bezahlt werden. Erinnern Sie sich noch an den Versuch der Clintons, ihre Gesundheitsreform durchzusetzen? Die Pharma-Industrie, die Ärzte-Lobby und die Versicherungen haben alles daran gesetzt, sie zu verhindern - am Ende mit dem Argument, das sei doch Kommunismus. Und das große Geld hat gewonnen. Die drei Branchen sind die einzigen, die an der Tatsache verdienen, dass die USA als einziges der reichen Länder kein funktionierendes Gesundheits-System haben. Ihre Lobby war stark genug. Bush und Gore geben im Wahlkampf hunderte Millionen Mark aus, woher haben sie das Geld wohl?

Die Vereinigten Staaten sind ein religiöses und moralisches Land. Hätten Sie gedacht, dass Bill Clinton die Lewinsky-Affäre politisch überlebt?

Den Amerikanern ist verdammt noch mal völlig egal, wen ihr Präsident gerade fickt. Sie fühlen sich persönlich angegriffen, wenn man immer wieder solche Dinge behauptet wie "Er ist ein Schwanzlutscher". Sie wollen das nicht hören. Die Amerikaner denken, es geht ihnen gut zur Zeit, also sind sie unserem Präsidenten dafür dankbar. Und sie wollen nicht von ein paar Wahnsinnigen regiert werden, die sich nur noch um die Bettgeschichten Mister Clintons kümmern.

Sie haben einmal gesagt, dass Sie Clinton bewundern.

Ja, und ich habe das ernst gemeint. Ich bewundere ihn, weil er keine Grundsätze hat. Außerdem ist er intelligenter als die meisten seiner Vorgänger es waren. Er kennt sich gut in Wirtschaftsfragen aus, was immer wichtiger wird. Und ich sagte, er wird nicht von irgendwelchen Zwängen behindert: Er glaubt nicht an Jesus, unseren Herrn, er würde nie an einen Herrn namens Hitler glauben oder an Stalin. Er ist ein ideologiefreier Präsident.

Sie wollen wirklich behaupten, dass Clinton nicht gläubig ist? In seiner schweren Zeit hat er oft Kirchen und Priester besucht.

Vielleicht glaubt er an Gott, vielleicht nicht, wer weiß das schon. Zumindest eines lässt sich sagen: Er hat die besten Auftritte bei Beerdigungen.

Fürchten Sie, dass nach Clinton mit Gore oder Bush ein Mann mit Prinzipien ins Weiße Haus einziehen könnte?

Nein. Welche sie auch immer gehabt haben mögen, Grundsätze sind längst nicht mehr zu erkennen.

Sie haben einmal beschrieben, wie es ist, wenn Präsident Clinton einen Raum betritt - "alle Frauen sind hypnotisiert und hängen an seinen Lippen". Von Clintons Charme oder vom Charme der Macht?

Von beidem. Er besitzt eine animalische Anziehungskraft auf Frauen, und die Präsidentschaft ist anziehend auf beide Geschlechter.

Wie steht es um den Charme von Al Gore?

Bisher hieß es immer, dass wir Gores einen Schlag bei Frauen haben. Aber der gute Albert wehrt sich erfolgreich gegen diesen Ruf mit seinen merkwürdigen, erdfarbenen Anzügen und Hemden.

Sie sagen selbst, viele Ihrer Landsleute gingen nicht wählen, sie sind apathisch. Noch 1992 haben Sie behauptet, Amerika erlebe eine "vor-revolutionäre Phase". Waren Sie da nicht ein klein wenig zu optimistisch?

Die Oberfläche eines Flusses bewegt sich schnell, der Grund aber bewegt sich langsam.

In Deutschland herrscht zumeist ein positives Bild von den USA. Als der Flüchtlingsjunge Elián zurück nach Kuba flog, schrieb "Die Welt": "Er trägt die Botschaft

der Demokratie und Menschlichkeit zurück in seine Heimat."

Wer hat das geschrieben? Eine deutsche Zeitung? Oh Gnade! Der deutsche Idealismus muss eben immer einer Führungskraft huldigen, von welcher Art auch immer, auf den man all seine Fantasien projizieren kann. Und seit einigen Jahren heißt der Führer Amerika. Von all unseren Kolonien waren die Deutschen immer die loyalsten. Auf unsere Ost-Provinz konnten wir uns immer verlassen.

Immerhin, die Bilanz Clintons kann sich sehen lassen: niedrigste Arbeitslosenquote seit den 60er Jahren, das Budget ist saniert und É

É nebenbei hat er Bomben in das Kosovo geschickt, ein Horror. Wir haben seit 1941 mehr als 130 Kriege geführt und nicht ein einziges Mal einem anderen Land offiziell den Krieg erklärt, obwohl es unsere Verfassung vorschreibt. Irak, Grenada, Guatemala, Vietnam, Chile É - eine lange Liste. Nicht ein einziger Krieg ist vom Kongress verabschiedet worden. Sie waren also alle illegal, Verfassungsbrüche durch unsere Präsidenten! Ich finde, die USA sollten aus der Nato austreten.

Wenn alles so entsetzlich ist, es gibt in diesem Wahlkampf eine Alternative: Ralph Nader, den Kandidaten der Grünen.

Schon vor etwa 30 Jahren habe ich in einer Titelgeschichte für "Esquire" gefordert: Ralph Nader for president! Er war damals bekannt für seine Verbraucherschutz-Aktivitäten, diese ganze Anschnallpflicht-Diskussion für Autofahrer, aber niemand sah ihn als Politiker. Nun wird er auf mindestens fünf Prozent geschätzt! Nader hat neulich der Schauspielerin Susan Sarandon von der "Esquire"-Geschichte erzählt, und Susan rief mich letzte Woche an, ob ich nicht die Nader-Kampagne unterstützen möchte.

Gegen Al Gore.

Das ist ja das Problem: Wie sage ich es meinem Cousin Albert, dem Kandidaten der Familie? Vor kurzem saß hier, wo Sie jetzt sitzen, sein Wahlkampfmanager, ein cleverer Bursche. Er wollte mich überreden, für Al aufzutreten. Ich habe mich noch nicht entschieden. Wir Gores sind nun mal eine politische Familie. Ja, es gab eine Zeit, da kontrollierten die Gores fünf Staaten im Süden der USA. Und man erzählte sich, wenn eine Klapperschlange einen Gore beißt, werden alle Clanmitglieder wie der Teufel auf sie losgehen.

Ralph Nader liegt in den Umfragen ganz gut. Ist er eine Lösung der Probleme?

Nein, jetzt noch nicht. Die Bedeutung von Nader ist eine andere: Nach unseren Gesetzen hätte er bei fünf Prozent Stimmen am Wahlabend in diesem November für das Jahr 2004 das Recht erwirkt, dass die Partei vom Staat mit vielen Millionen Dollar unterstützt wird. Von da an könnte es tatsächlich eine neue politische Strömung in Amerika geben - eine echte zweite Partei. Gegen das Militär, gegen die Macht der Konzerne.

Ralph Naders Sprache müsste Ihnen gefallen. Er hat Clinton "einen Zuhälter und Angsthasen" genannt.

Was ist denn schlimm an Zuhältern oder Angsthasen?

Wie Sie wettert auch Nader gegen das Big Business.

Sein Problem ist, im Gegensatz zu mir: Ich verstehe, wie Macht in Amerika funktioniert. Er nicht.

Sie sind ganz schön arrogant.

Ach was. Ich bin in der herrschenden Klasse aufgewachsen, ich weiß, wie welche Spiele gespielt werden. Nader kennt nur die offiziellen Bekundungen der Konzerne. Er hat höchstens einmal den Vize-Präsidenten von DaimlerChrysler kennen gelernt, der für die Forschungsabteilung zuständig ist. Nader weiß also, wie die Autohersteller ihre Kunden bei Kleinwagen betrügen. Auch nicht schlecht. Aber weiß Nader, wie diese Konzerne es schaffen, kaum noch Steuern zu zahlen? Wie irgendwelche Briefkasten-Firmen mit 300 Milliarden Dollar Umsatz eine Lounge auf den Bahamas als Firmensitz angeben?

Sie selbst wären ein guter Präsident?

Ich denke ja. Ich würde zumindest keine Kriege führen.

Wenn Al Gore gewinnt, würden Sie eine Einladung ins Weiße Haus erwarten?

Als John F. Kennedy im Amt war, war ich oft dort. Wir waren gute Freunde damals: Jack, wie wir ihn nannten, seine Frau Jackie und ich. Und ich kann Ihnen sagen, dass ich im Weißen Haus zunehmend den Verstand verlor. Ich sollte eigentlich als Sprecher arbeiten, den Präsidenten beraten, aber sein Bruder Bobby konnte mich nicht leiden. Es kam zum Kampf und zur Frage "Er oder ich?", und ich verlor. Das war eine der großen Enttäuschungen meines Lebens, und ich bin dem Weißen Haus seitdem fern geblieben.

Dabei wohnte später noch ein anderer Großcousin von Ihnen dort: Jimmy Carter.

Er hat mich eingeladen, und ich bin nicht hingegangen. Ich gestehe, dass ich unhöflicherweise auf die Einladung nicht einmal geantwortet habe.

Wieso das?

Ich war der Meinung, dass Jimmy als Politiker einfach alles falsch machte. Wenn wir uns irgendwo getroffen haben, sprachen wir nur über ein Thema: unsere gemeinsame Lieblings-Großmutter. So gab es keinen Streit.

Ihr Verwandter John F. Kennedy gilt als einer der großen Mythen des 20. Jahrhunderts. Warum?

Ganz einfach: Er wurde erschossen. Jack hat schreckliche Dinge getan als Präsident. Die Invasion Kubas scheiterte, es kam zur Beinahe-Katastrophe eines Dritten Weltkriegs, und kurz vor seinem Tod marschierte er in Vietnam ein. Keine schlechte Bilanz für 1000 Tage im Amt. Noch einmal solche 1000 Tage, und wir wären alle tot gewesen.

In Deutschland ist er, seit seinem "Ich bin ein Berliner", der wohl populärste amerikanische Präsident.

Das liegt auch daran, dass den meisten Deutschen gar kein zweiter Name einfallen würde.

Neben Kennedy gibt es noch einen amerikanischen Politiker, der in Deutschland hohes Ansehen genießt: der ehemalige Außenminister Henry Kissinger.

Das erzählt mir mehr über Deutschland, als ich je wissen wollte.

Was denn?

Im Grund Eures Herzens liebt Ihr Deutschen eben Kriegsverbrecher.

Sie reden von Henry Kissinger?

Ja. Er ist verantwortlich für den Mord an all den Kambodschanern damals. Wir haben illegalerweise Kambodscha angegriffen. Damit haben wir am Ende Pol-Pot ermöglicht, den schrecklichen Diktator, der nur noch mehr Menschen töten ließ. Danke, Mister Kissinger, für Ihre tollen Strategien!

Kennen Sie ihn persönlich?

Wir sind uns häufig auf Einladungen begegnet.

Und, haben Sie sich gut unterhalten?

Nein. Das letzte Mal habe ich ihn in Rom gesehen. Wir waren beide von der American Academy zu einem Bankett eingeladen, zur großen Wiedereröffnung der sixtinischen Kapelle. Nach dem Essen lief ich mit einer guten Freundin im Arm durch die Gänge, und plötzlich sahen wir Kissinger, wie er vor dem "Letzten Urteil" stand und das Bild anschaute. Sein Blick konzentrierte sich auf die Hölle. Wir gingen hinter seinem Rücken an ihm vorbei, meine Freundin sagte "Oh, da ist Henry!". Und ich meinte: "Ja, auf der Suche nach einer Wohnung." Seine Schultern zuckten erschrocken hoch.

Mister Vidal, wenn wir nun Sie zum Präsidenten ernennen: Was sind Ihre ersten drei wichtigen Entscheidungen?

Ich könnte Ihnen 30 nennen! Aber gut. Ich würde den Verteidigungshaushalt um die Hälfte kürzen.

Sehr moderat für einen Radikalen wie Sie.

Irgendwo muss man ja anfangen. Außerdem will man nicht verantwortlich sein für zwei Millionen Entlassungen in der Rüstungsindustrie. Die Hälfte wäre ein Viertel des Gesamthaushalts, eine astronomisch hohe Summe. Damit könnte ich die Steuern für die Mittelschicht senken, die heute quasi alles bezahlen muss. Die Reichen drücken sich elegant darum, die Armen haben ja nichts. Zum Zweiten: kompletter Rückzug aus der Nato und sämtlichen europäischen Angelegenheiten. Dann raus dem Pazifik. Raus aus Latein-amerika. Wir sind das meistgehasste Land der Welt, das sollten wir ändern.

Mit einem Schlag würden Sie fast Ihre komplette Macht in der Welt aufgeben?

Wir brauchen diese Einsparungen, um uns um wirklich wichtige Dinge zu kümmern - den Aufbau eines Gesundheitssystems und ein Bildungssystem, das allen zugänglich ist. Zwei Drittel der amerikanischen Bevölkerung wachsen praktisch ohne Bildung auf. Es ist noch gar nicht lange her, als eine repräsentative Umfrage gemacht wurde mit der Aufgabe, auf einer unbeschrifteten Weltkarte die Vereinigten Staaten einzuzeichnen. Nur zehn Prozent zeichneten die USA korrekt ein, viele aber entschieden sich für Panama. Ausgerechnet Panama, das ist nett!

Sie schimpfen über das amerikanische politische System, trotzdem haben Sie zwei Mal selbst als Politiker kandidiert. Warum?

Zunächst einmal: Ich bin ein Politiker genauso wie ein Schriftsteller. Und ich bleibe auch ein Politiker. Und: Ein Politiker wie ich hat mehr Einfluss, als wenn er gewählt wäre. 1960 wollte ich wirklich gewählt werden, und in meinem Wahlkreis bekam ich 20 000 Stimmen mehr als John F. Kennedy.

Lag das an Ihrem drolligen Slogan "You get more with Gore"?

Das war ein Witz, den ich erst nach der Wahl gemacht habe.

Sie haben einmal gesagt, dass Sie die Wahlkämpfe immer sehr gemocht haben.

Ich liebe die Menge. Ich liebe es, zu reden. Und ich liebe es, auf Zurufe zu reagieren. Nur wenige Politiker beherrschen das heutzutage. Weder Bush noch Gore können irgendetwas ohne ihre präparierten Reden. Im Wahlkampf passieren ja merkwürdige Dinge. Als ich später in Kalifornien um einen Posten als Senator kandidierte, obwohl ich keine Chance hatte zu gewinnen.
www2.tagesspiegel.de/archiv/2000/08/06/ak-ku-li-9868.html

 

 

 
hjw2:

ribald, i know.. familie gore mischt fleissig mit o.T.

 
24.05.02 16:01
ribald:

hjw, Du bist gut informiert

 
24.05.02 16:09
"Ihr Deutschen liebt Kriegsverbrecher" (Teil 2)  
 
Tagesspiegel: Warum sind Sie dann überhaupt angetreten?
Vidal: Ich wollte wissen, wie das funktioniert, die Abläufe, die kleinen Tricks. Und es gab hübsche Situationen wie im Orange County, der Rechtsaußen-Gegend Kaliforniens, als mich eine Frau auf einer Veranstaltung fragte: "Was kann ich, als durchschnittliche amerikanische Hausfrau, tun, um den Kommunismus zu stoppen? Und zweitens: Was ist Kommunismus?"

Haben Sie je darüber nachgedacht, Ihre Staatsangehörigkeit aufzugeben?

Nur einmal, 1968, habe ich mir ernsthaft überlegt, Ire zu werden, die Wurzeln meiner Mutter liegen in Irland. Aber dann dachte ich: Du willst Historiker der Vereinigten Staaten von Amerika sein. Dann ist es wohl besser, Amerikaner zu sein, um ernst genommen zu werden. Ich kann jedenfalls Europäern heute erklären, was mein Land so erfolgreich macht. Wir sind ein Einwanderungsland, wir profitieren von Diktaturen. Vor 50 Jahren kamen die Juden aus Deutschland, jetzt kommen Hongkong-Chinesen, die vor den Kommunisten flüchten. Leute, die erheblich mehr können als einen Sack Reis anzubauen. Wenn ich in Los Angeles aus meinem Haus schaue, liegt zu meiner Linken die größte koreanische Stadt außerhalb Koreas und rechts eine mexikanische Stadt. Und ich wohne oben in einer weißen Enklave auf den Hollywood Hills.

Und davon soll die Wirtschaft profitieren?

Viele dieser Menschen arbeiten als Hungerlöhner für zwei Dollar in der Stunde überall in der Stadt. Natürlich ist das illegal, aber niemand tut etwas dagegen. Das System würde ohne sie nie so wunderbar funktionieren.

Die Menschen auf den Hollywood Hills leben von diesen Billigarbeitern?

Keine Frage. Welches Restaurant in Hollywood könnte überleben, wenn nicht in der Küche ein paar brownies Kartoffel schälten? Obwohl die weiße Minderheit im Grunde rassistisch ist, sie braucht diese Menschen doch für die Kartoffeln.

Mister Vidal, dort im Regal stehen die unzähligen Bücher, die Sie seit den vierziger Jahren geschrieben haben. Erfüllt Sie der Blick darauf mit Stolz?

Natürlich! Ich lebe, um zu schreiben. Wenn ich Komponist geworden wäre, hätte ich komponiert. Ich bin nun mal geboren mit einem gewissen Sprachtalent, also habe ich dieses Talent eingesetzt.

Romane, Essays, Drehbücher und Ihre historischen Geschichten: Was, würden Sie sagen, ist das Erbe von Gore Vidal?

Wenn durch einen glücklichen Zufall die Menschheit in 100 Jahren noch existiert, und wenn durch einen weiteren Zufall die gesamte Literatur verschwunden wäre, außer meinen etwa 60 Büchern - dann könnte man ganz gut nachvollziehen, wo-rüber wir nachgedacht haben, vom 5. Jahrhundert bis hin zu George W. Bush.

Halten Sie sich für Nobelpreis-würdig?

Oh, oh. Die Jury in Stockholm entscheidet sich ja grundsätzlich für die falschen. Ich sage dazu nur: Wenn Sie sich für exzellente Literatur und exzellente Küche interessieren, gehen Sie nach Schweden.

Sie schmunzeln.

Diese legendären schwedischen Rezepte! Mögen Sie die nicht auch?

Fühlen Sie sich eigentlich von Ihnen selbst unterhalten, während Sie schreiben?

Wenn es nicht so wäre, würde ich es nicht tun.

Es gibt viele Schriftsteller in Deutschland, die davon reden, wie anstrengend es ist zu schreiben, wie quälend.

Sie sind sicher, dass es nicht deren Leser sind, die das sagen? Ihr Deutschen habt diese romantische Tradition, die mir immer schon sehr fremd gewesen ist. Es gibt dieses so deutsche Wort von Herder, ich versuche es auf Deutsch zu sagen: einfühlen. Jedes Jahr versuche ich es aufs Neue ins Englische zu übersetzen, aber ich scheitere immer wieder daran.

Der Schriftsteller Norman Mailer hat sich einmal für einen völlig missratenen Roman entschuldigt: Er habe von seinem Verlag einen riesigen Vorschuss erhalten, den er bei weiterer Verspätung des Manuskripts hätte zurückzahlen müssen. Also habe er etwas hingeschludert.

Norman ist ein spezieller Fall. Er verdient durch Vorschüsse mehr als jeder andere Autor in Amerika, und seine Bücher verkaufen sich auch noch schlecht. Seine Verleger verlieren nur ihr Geld mit ihm. Er hat aber durch viele Scheidungen eine Menge Frauen und Kinder, die er bezahlen muss! Er ist in einer schrecklichen Situation gefangen. Ich leide mit ihm. Er muss schreiben und schreiben und ist immer unter Druck. Er verzettelt sich, leider.

Ihr Kollege Truman Capote hat über Sie gesagt: "Er hat keinen einzigen guten Roman geschrieben, ausgenommen Myra Breckinridge."

Capotes Ansichten haben nie irgendjemandem irgendetwas bedeutet. Er war die ganze Zeit total betrunken und blubberte vor sich hin.

Er sagte auch, er sei Ihr Freund.

Wir waren niemals befreundet. Sie müssen davon ausgehen, dass alles, was Capote jemals gesagt hat, eine Lüge war. Dann sind Sie der Wahrheit ziemlich nahe.

Sie haben in einem Interview gesagt, Sie liebten es, zu provozieren.

Warum sonst sollte man schreiben wollen? Man will doch, dass die Leser einen neuen Blick gewinnen, die Welt zu betrachten. Wenn es meiner sein kann, bitte schön!

Sie lieben Ironie. Führt die nicht oft zu Missverständnissen.

Ja. Aber Menschen, die Ironie nicht verstehen, kapieren auch sonst wenig im Leben. Engländer verstehen meinen Humor, und wir Amerikaner verdanken unseren Witz euren jüdischen Emigranten. Ihr habt ja auch wunderbare Autoren.

Wen meinen Sie?

Keine Namen, nicht von mir. Ihr Deutschen könntet euch wieder aufplustern, dass ihr in andere Länder einmarschiert. Ein deutscher TV-Moderator erklärte mir euren fehlenden Humor so: "Wir haben die Juden verloren." Ich sagte: "Warum holt ihr nicht ein paar von ihnen zurück? Woody Allen für ein Jahr in Deutschland, und die Sache sähe ganz anders aus."

Mister Vidal, gibt es ein Buch, das Ihr Leben verändert hat?

Ich war bereits 40 Jahre alt, als ich zum ers-ten Mal den englischen Dichter John Milton las, und plötzlich explodierte etwas in meinem Kopf. Alles erschien mir neu. Ich finde seine Sprache großartiger als die Shakespeares. "Das verlorene Paradies", der Kampf zwischen Luzifer, dem gestürzten Prinzen und Gott, ist einzigartig in der Weltliteratur.

Wie oft haben Sie das Buch gelesen?

Ich lese jedes Buch nur einmal, und ich lese laut. Ich mag es, die Sprache zu hören. Außerdem soll es auf unglaubliche Weise unser Erinnerungsvermögen verbessern.

Das funktioniert?

Theoretisch ja. Nur ich vergesse leider immer noch alles.

"Die Zeit" schrieb über Sie: "Wie jeder Mann mit großen Talenten ist auch Gore Vidal sehr eitel."

Ich eitel? Ich würde eher sagen, ich bin sehr selbstbewusst, und ich habe dafür alle Argumente auf meiner Seite. Ich weiß ziemlich viel, und die meisten Menschen wissen sehr wenig.

Sie haben über die ersten 40 Jahre Ihres Lebens "Palimpsest" geschrieben, Memoiren, und darin É

Éschreibe ich über die Menschen, denen ich begegnet bin, nicht über mich. Ich bin nicht an mir selbst interessiert.

Sie betrachten sich mit einer großen Distanz.

Nein. Ich sehe mich überhaupt nicht an. Die meisten Schriftsteller schreiben, indem sie in den Spiegel sehen. Ich arbeite, indem ich aus dem Fenster sehe.

Ihre Villa liegt in einem großen Privatpark hoch über dem Meer, der Blick fällt auf eine der schönsten Küsten der Welt. Ein Ort zum Glücklichsein.

It's simple, but it's home.

Der Popsänger Sting hatte, als er zu Besuch war, unablässig schlechte Laune.

Ja. Ich fragte warum, und er sagte: "Ich überlege die ganze Zeit, wie ich an dieses Haus kommen kann É" Er hätte mich vom Balkon stoßen müssen.

Bundeskanzler Gerhard Schröder wollte bei Ihnen Urlaub machen.

Die italienische Regierung fragte, ob ich für sehr viel Geld zehn Tage lang ausziehen könne, für einen bedeutenden Staatsgast. Ich habe abgelehnt, ich wollte nicht aufräumen. Ich sah später in der Zeitung, dass Schröder in genau diesen zehn Tagen im Nachbarort war. Er hatte etwas an der Hauptstraße gefunden, auch nicht schlecht.

In Ihren Memoiren kommen viele berühmte Menschen vor.

Das klingt so, als ob ich morgens extra früh aufgestanden wäre, damit ich all diese Prominenten kennen lernen konnte. Wir sind uns begegnet, ich konnte nichts dafür.

Sie kannten Greta Garbo gut.

Ja, als ich in den fünfziger Jahren in Hollywood gearbeitet habe, lernten wir uns kennen. Ich habe sie geliebt! Ihren Humor! Und sie war so hübsch mit ihren 65 Jahren, fast kein Make-up, nur schön. Immer wenn sie mich besuchte, gingen wir morgens um neun Uhr spazieren. Sie hatte einen australischen Terrier, der rat hieß, Ratte. Und sie sagte: "Sein Name klingt so brutal. Ich nenne ihn Raaatsky." Also führten wir ihren Ratsky durch die kleine Stadt, und sie sprach laut französisch: "Je suis la fille É!" Ich sagte, Du musst in Paris auftreten, auf die Bühne! Sie antwortete, senkte ihre Stimme, dehnte jede Silbe: "Ich bin zuu aaallt."

Hier in Ravello kann man an einem Haus ein Schild sehen, auf dem zu lesen ist, die Garbo hatte hier eine Sommerliebe mit einem anderen Schauspieler, eine "felicitá del segreto" - ein heimliches Glück.

Na, so besonders segreto war diese Affäre nicht, wenn ich mich recht an all die Fernsehkameras erinnere.

Charlton Heston war Hauptdarsteller in "Ben Hur", haben Sie ihn nach den Dreharbeiten jemals wieder getroffen?

Öfter, ja. Er ist ein kompletter Trottel. Wenn ich ihn treffe, sage ich nur "Oh, Du bist es, altes Haus!" und drehe mich wieder weg.

Sie sollen Heston, als Drehbuch-Schreiber des Films, heimlich Zitate aus der Schwulen-Szene in seinen Text geschrieben haben.

Sehen Sie dieses braune Buch da im Regal? Eine ganz fürchterliche Biografie über mich, die gerade erschienen ist. Ich kann nicht ertragen, darin zu lesen. Können Sie das Buch nehmen? Suchen Sie die Seiten mit Heston, dort ist die Korrespondenz zwischen dem Produzenten des Films und mir abgedruckt.

Auf welcher Seite?

Seite 342 etwa. Jedenfalls habe ich in seinen Dialogen eine zweite, homoerotische Ebene eingebaut, und er hat nichts kapiert. Lesen Sie die Stelle bitte vor!

"Lieber Gore, Du hättest sehen sollen, wie Charlton all diese hübschen Jungs umarmen musste in einer Szene! Alle am Set mussten die ganze Zeit lachen, nur er merkte nichts. Schade, dass Du nicht mehr hier bist. Du hättest Dein Vergnügen daran gehabt."

Hmm, aah, köstlich. Charlton Heston ist ein Witz, aber heute ist er ein gefährlicher Witz. Er ist Vorsitzender der National Rifle Association, der mächtigen Waffen-Lobby in den USA. Er repräsentiert den neuen amerikanischen Faschismus. Es gibt heute etwa 210 Millionen Schusswaffen im Privatbesitz in unserem Land, auf jeden Einwohner fast eine Waffe.

Mister Gore, in Deutschland wird gerade intensiv über die Rechte der Homosexuellen diskutiert, etwa um das Recht, heiraten zu dürfen.

Diese Hysterie in Europa interessiert mich nicht sonderlich. Ich denke aber, dass alle Menschen die selben Rechte haben sollten, wenn es um Elementares wie Versicherungen und Erbschaft geht. Ich habe nur noch nie verstanden, warum sich jemand unbedingt als Homosexueller abstempeln lassen möchte. Nur weil ein paar von ihnen seltsamerweise unbedingt in die Armee wollen! Ich würde es für eine gute Idee halten, wenn wir die Heirat an sich abschaffen könnten, auch bei Heterosexuellen. Damit geht doch der meiste Ärger erst los.

Ja?

Sicher. Die Scheidung meiner Mutter war so ungefähr die öffentlichste Schlammschlacht, die bis dahin in Amerika geführt wurde. Als Jack und Jackie Kennedy und ich einmal zusamen saßen und uns über alle gescheiterten Ehen in unserer Familie unterhielten, fragte mich Jack, ob ich einen Grund wüsste. Ich sagte: "All unsere Mütter haben aus demselben Grund geheiratet: Geld." Er regte sich fürchterlich auf und sagte: "Du meinst wohl Sicherheit!" Ich: "Nein, Geld!" Dann drehte er sich zu Jackie um und fragte sie "Du etwa auch?" Sie lächelte mild und sagte "Yeeessss".

Sie war nicht verliebt in ihn?

Überhaupt nicht. Sie war zwölf Jahre jünger. Aus ihrer Sicht war er ein mittelalter Mann, der Präsident werden wollte. Mehr auch nicht.

Ein verblüffender Satz von Ihnen lautet: Ich habe nie verstanden, warum Menschen ihre Freundschaft durch Sex zerstören wollen.

Liegt das nicht auf der Hand? Ist das nicht offensichtlich?

Nein.

Ich muss Ihnen das nicht erklären, Sie wissen ganz genau, dass es wahr ist. Ich wusste nicht, dass dieser Satz derartig überraschend ist, als ich ihn geschrieben habe. Ich dachte, jeder hätte schon mal einen Freund verloren, weil er mit ihm Sex hatte. Wissen Sie, Sex finden Sie überall und jederzeit. Freunde nicht.

Sie sind für bezahlten Sex?

Ja.

Mister Vidal, in diesem Herbst erscheint in Amerika ein neuer Roman von Ihnen, am Broadway feiert Ihr Stück "Der beste Mann" ein Comeback nach 30 Jahren, Sie arbeiten daran mit. Und in Deutschland erscheint gerade ein Essay-Band. Sie sind 75 Jahre alt, woher nehmen Sie Ihre Energie?

Es sind meine Gene. Da fällt mir ein, ich muss Ihnen etwas zeigen. Ich bin derzeit vor allem das wichtigste Ding in ganz Amerika: ein männliches Model. Sehen Sie hier, ein Portfolio, das die Fotografin Annie Leibowitz gemacht hat mit einigen anderen wie Susan Sontag, Salman Rushdie und mir. Werbung für Absolut Wodka, das Heft wird bald den großen Magazinen beigelegt.

Sie lassen sich von einem großen amerikanischen Konzern kaufen?

Von einem großen dänischen Konzern, bitte schön!

Und Sie merken Ihr Alter überhaupt nicht?

Doch, doch, und es ist nicht gerade eine Freude. Die Beine wollen nicht mehr richtig, und wie mein Großvater bin ich Diabetiker, das verdanke ich auch meinen Gore-Genen. Ich hoffe, dass Little Al davon nicht so stark betroffen ist. Alberts Vater war es jedenfalls, und bei Albert ist schon der kleine, runde Diabetiker-Bauch zu sehen, den wir alle kriegen. Aber vielleicht erwischt es ihn ja erst nach seiner Präsidentschaft richtig.

Die Revolution der Gen-Technologie könnte Ihnen vielleicht helfen.

In zehn Jahren ist es soweit, sicher. Aber ich werde dann längst nicht mehr sein. Ich werde diese Revolution verpassen.

Würden Sie Ihr Leben verlängern lassen, wenn es möglich wäre?

Nein. Es ist nichts Falsches daran zu sterben. Je älter Sie werden, desto klarer steht er da und wartet, der Tod.

Sie haben vor acht Jahren für sich und Ihren Lebensgefährten ein Grab ausgesucht. Auf einem Friedhof in Washington, Abteilung E, Reihe 293 1/2. Warum?

Ich finde, der einzige Schriftsteller Washingtons von Rang sollte in seiner Heimatstadt begraben sein. Niemand sonst aus der politischen Elite Washingtons ist Schriftsteller geworden, Punkt. Die Grabplatte ist schon heute eine Touristenattraktion. Unsere Namen und Geburtsdaten sind bereits eingemeißelt. Das einzige, was noch fehlt, ist das zweite Datum. Es war ja gar nicht ausgemacht, die Grabplatte schon so früh zu installieren, unter einem hübschen Baum übrigens. Die Friedhofsverwaltung ist wirklich clever.

Haben Sie Angst vor dem Tod?

Nicht vor dem Tod, nein. Ich habe nur Angst vor dem Countdown.

 
Das Interview führten Christoph Amend und Norbert Thomma  
 
Happy End:

Forever Number One

 
26.05.02 09:20
George Bush auf Europa-Tournee. Der US-Präsident ist die Nummer 1 in der Welt - genauso wie Alan Greenspan und der Dollar. Eine Ode an die USA
 
Amerika, du hast es gut. Die USA sind groß - der Rest ist nicht wirklich ernst zu nehmen.

Warum? Weil die USA dem Rest (dem kläglichen Rest?) in fast allen Belangen überlegen ist. Und zwar haushoch.

In New York (7,42 Millionen Einwohner, Berlin hat nicht einmal die Hälfte) kostet ein Zwei-Zimmer-Apartment kaum weniger als 820.000 Dollar. In Frankfurt, Deutschlands teuerster City, gibt's so etwas schon für 350.000 Dollar. Auch das nur die Hälfte.

Amerika boomt nach dem Schock des 11. September schon wieder. 5,8 Prozent Wachstum meldeten die Statistiker aus dem Jetzt-krempeln-wir-mal-die-Ärmel-auf-Land für das erste Quartal. Deutschland weint über sich und sein kümmerliches Konjunktur-Auf. Nur 0,9 Prozent. Plus. Aber immerhin.

So richtig verwundern kann deshalb auch die Arbeitslosenquote nicht. Amerika, nach zehn Jahren Wachstum unter Clinton, steht mit stolzen 5,7 Prozent dar. Deutschland weint über sich und die Quote von 9,7 Prozent.

Beschäftigungsquote dort: 73 Prozent. In Europa nur 63 Prozent.

Und sie kaufen wieder, die Amerikaner. Um gut und gerne sechs Prozent kletterte in den ersten drei Monaten der Einzelhandelsumsatz zwischen den großen Ozeanen. In Deutschland dagegen ging es in der Dauerkrisen-Branche weiter bergab: minus 1,1 Prozent.

Amerika traut sich was. Eigenheime shoppen die Amerikaner beinahe im Vorübergehen. Aktien auch. Auf 55 Millionen Shareholder bringen es die Vereinigten Staaten von Amerika. Seitdem die Deutsche Telekom an der Börse ist, hat der Anleger seine bitteren Erfahrungen gemacht. Sechs Millionen Deutsche halten Aktien. Das ist bei einer Quote von 281,4 Millionen Amerikanern gegen 82,2 Millionen Deutsche nicht so schlecht. Aber auch nicht so gut: Amis sind doppelt so mutig wie die Deutschen.

Und tüchtiger. Sorry, Deutsche. 281 Millionen Amerikaner erschuften 9872 Milliarden Dollar. 82 Millionen Deutsche leider nur 2050 Milliarden Euro.

Apropos Euro. Tja, Europa hat ihn jetzt auch in den Fingern. Und einen EZB-Präsidenten namens Duisenberg, um den es glücklicherweise in der jüngeren Vergangenheit ein bisschen stiller wurde. Die USA haben ihren Dollar. Und Alan Greenspan. Der hat noch nie irgendwas gesagt. Aber alle glauben ihm.

Amerika hat einen Präsidenten, der im Weißen Haus wohnt und im Weißen Haus fliegt (siehe Kasten). Unser Kanzler fliegt mit der deutschen Luftwaffe und wohlmöglich am 22. September via Wählervotum aus dem Amt.

Amerika hat Julia Roberts und Sharon Stone. Deutschland? Mal überlegen ... Uschi Glas.

Dort: McDonald's. Hier: Thüringer Bratwurst.

Amerika sammelt Nobelpreise wie wir Briefmarken. Amerika hat Elite-Universitäten wie Stanford, Harvard oder Berkeley. Deutschland hat die FernUniversiät Hagen. Das ist auch schön.

Amerika macht Umsatz. Auch im Internet. Für 32,5 Milliarden Dollar kauften Amerikaner online. Deutsche auch. Für fünf Miliarden. Mehr als jeder Zweite kann dort Online-Gehen. Hier zu Lande ist es - leider nur - knapp jeder Zweite.

Amerika exportiert Waren und Dienstleistungen für 1298 Milliarden Dollar, Deutschland für 637 Milliarden Euro), sie haben 243 Milliardäre (Europa nur 121) - und natürlich auch den Reichsten der Reichen: Bill Gates. Vermögen: 52,8 Milliarden Dollar. Das deutsche Pendant ist ein Geschwister-Paar. Theo und Karl Albrecht von Aldi haben zusammen 26,8 Milliarden Dollar. Auch nicht schlecht.

Rolf E. Breuer, der jetzt nur noch Aufsichtsratschef der Deutschen Bank ist, verdiente im vergangenen Jahr 11,3 Millionen Euro. Lawrence Eillison, immer noch Chef von Oracle, vergütete sich selbst mit 706 Millionen Dollar.

Amerika hat die Chiacgo Bulls, New York Knicks und die L.A. Lakers. Wir Alba Berlin. Die USA haben Jennifer Lopez, wir Corinna May. Maurice Greene braucht für 100 Meter 9,79 Sekunden. Der Deutsche Frank Emmelmann benötigt 10,06 Sekunden. Klingt wenig. Ist aber der Unterschied zwischen Olympiasieg und Deutscher Meisterschaft.

Amerika hat Hollywood und dort den erfolgreichsten Film aller Zeiten gedreht. "Titanic". Deutschland hat die Filmstudios in Babelsberg. Dort wird Kunst gemacht.

Amerikaner haben 132-mal im Jahr Sex. Deutsche nur 97-mal. Dafür sollen die Deutschen besser sein.

Amerika, du hast es wirklich gut. Nur in einem nicht. Im Fußball. Aber da sind wir auf dem besten Weg ...
R.A.P.:

................böse, böse, böse.................. o.T.

 
26.05.02 13:55
Galozi:

america

 
24.11.22 20:30
america its great
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