Geldanlage: Gute Aussicht in der zweiten Reihe
Von Florian Schröder
Anleger, die nach wie vor auf Aktien schwören, sollten im MDax stöbern. Mid-Cap-Titel sehen guten Zeiten entgegen.
Die zuletzt deprimierende Performance der großen Leitindizes zehrt an den Nerven von Großanlegern und Kleinaktionären. Die wohl nur teilweise wachstumsträchtigen Technologiewerte an der Nasdaq und am Neuen Markt machen mit immer neuen Minusrekorden auf sich aufmerksam. Dax und Dow Jones verloren in diesem Jahr bereits knapp 34 beziehungsweise 17 Prozent, die Global Player der großen Indizes begegnen der weltweiten Konjunkturschwäche größtenteils mit Ratlosigkeit und immer neuen Gewinn- und Umsatzwarnungen.
Getreu dem Motto "Big is not so beautiful" weckt ein vermeintlich langweiliges Börsensegment das Interesse von Analysten und Aktienstrategen: der MDax. In diesem versammeln sich 70 mittelgroße Firmen aus überwiegend traditionellen Branchen, die den Sprung in den Dax, wenn überhaupt, noch vor sich haben. Im Gegensatz zum Neuen Markt haben die "Mid Caps" nicht mit dem verheerenden Image zu kämpfen, innerhalb eines Jahres 90 Prozent an Wert verloren zu haben.
Nur ein Prozent seit Jahresbeginn verloren
Bereits im Jahr 2000 hatte der MDax mit einem Plus von 14 Prozent alle anderen Indizes überflügelt und befindet sich auf dem besten Wege, das in diesem Jahr zu wiederholen. Deutlich wird das an seiner relativen Stärke. Von Jahresbeginn bis Ende August verlor der MDax gerade mal ein Prozent an Wert, der Dax 18 Prozent, der Nemax 50 rund 70 Prozent. Und seit dem 11. September büßte der Dax neun, der Blue-Chip-Index des Neuen Marktes 15 Prozent ein. Der MDax verlor nur fünf Prozent und pendelt bereits wieder um die 4000er-Marke.
"Der MDax entwickelt sich dann besser als andere Indizes, wenn das Aktienklima eher schlecht ist", sagt Gerhard Schwarz, Leiter Portfoliostrategie bei der HypoVereinsbank. "Das war immer so, und so wird es wohl auch bleiben." Einige Analysten prognostizieren noch bis zum zweiten Halbjahr 2002 eine Durststrecke für die Blue Chips von Dow und Dax. Gute Zeiten also für Aktien aus der zweiten Reihe. Hinzu kommt, dass das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) beim MDax rund 13 beträgt, während die Dax-Unternehmen trotz des heftigen Kursrutsches immer noch auf 17 kommen. Joseph Schopf vom Investmenthaus Lupus Alpha traut dem MDax daher in diesem Jahr noch ein Potenzial von 30 Prozent zu.
Pharma, Konsum und Versorger empfohlen
Matthias Jörss, Stratege bei Sal. Oppenheim, empfiehlt die Bereiche Pharma, Konsum und Versorger. "Auf Sicht von zwölf Monaten stellt eine Reihe dieser Aktien jetzt ein wirklich lohnendes Investment dar." Doch wie so oft kommt es auch hier auf den Einzelfall an. Für Jörss befinden sich Douglas , Boss , GSG Carbon und Schwarz Pharma auf attraktiven Einstiegsniveaus.
"Viele Unternehmen im MDax sind so genannte Pure-Player, das heißt, sie sind auf einen Geschäftsbereich spezialisiert", sagt Jörss. Wenn der nicht optimal läuft, sind auch die Kursaussichten schnell dahin. Bestes Beispiel: Cargolifter. Die Luftschiffbauer korrigieren ihre Zeitpläne für ihr 260 Meter langes Riesenluftschiff immer weiter nach hinten, der Club der Zweifler des ambitionierten Vorhabens wird daher immer größer.
Vorstandsvorsitzender Carl von Gablenz berichtet zwar nicht ohne Stolz, von der US-Katastrophenbehörde bereits eine Anfrage erhalten zu haben, ob nicht ein Cargolifter für die Aufräumarbeiten an dem zusammengestürzten World Trade Center in die Luft gehen könnte. Doch das Einzige, das zurzeit steigt, sind die Anlaufkosten für die Produktion der Luftschiffe, die wohl erst 2005 in Serie gehen werden. Die Aktie ist seit der Erstnotiz im Mai 2001 bereits auf unter acht Euro gefallen und hat sich damit halbiert.
Zwei günstige Anlagenbauer
In einem sehr reizvollen Licht steht für die meisten Analysten hingegen die Depfa Deutsche Pfandbrief Bank da. Am 15. Oktober will sich die Bank in zwei eigenständige AGs teilen, wovon die Aktionäre profitieren dürften. Metehan Sen von Sal. Oppenheim: "Noch ist ein Konglomerat-Discount eingepreist." Der fällt weg, wenn das Immobiliengeschäft ausgegliedert wird. "Das lukrative Kommunalfinanzierungsgeschäft wird dann deutlich hervortreten, was den Kurs stark beflügeln dürfte", schätzt Sen. Derzeit notiert die Depfa mit einem 2001er-KGV von 8,8 jedenfalls deutlich unter dem restlichen Bankensektor, der ein durchschnittliches KGV von 14 aufweist.
Unter Wert verkaufen sich für die Analysten der HypoVereinsbank an der Börse die Anlagenbauer König & Bauer und Krones . "Beide Unternehmen haben einen Auftragsbestand, der weit ins Jahr 2002 hineinreicht", sagt MDax-Experte Jürgen Warssmann. König & Bauer produziert Anlagen für die Zeitungsindustrie, Krones liefert Abfüllanlagen für Getränkehersteller. Vorteil: Durst ist relativ konjunkturunabhängig. Und während das ein oder andere Unternehmen seine Prognosen für 2001 nach unten korrigieren musste, setzt Krones noch zwei Mio. Euro drauf und plant statt 48 nun 50 Mio. Euro Gewinn.
Baukonzern mit Potenzial
Ein weiterer defensiver Titel mit Potenzial ist Bilfinger + Berger. Der Baukonzern ist von der in Deutschland wenig erbaulichen Konjunktur des Baugewerbes kaum betroffen, wurde bislang jedoch ähnlich hart wie alle anderen Bautitel abgestraft. Konkurrenten aus dem Dax wie Holzmann und Hochtief fuhren im ersten Halbjahr 2001 Verluste ein. Bilfinger dagegen glänzt mit einem Überschuss von 17 Mio. Euro. Lukrative Projekte im europäischen Ausland, in Nigeria und den USA bescheren den Mannheimern auf absehbare Zeit gefüllte Auftragsbücher. Das Beispiel Bilfinger zeigt, dass sich auch MDax-Werte auf internationalem Parkett beachtlich schlagen.
Während Bilfinger von der internationalen Krise wenig betroffen zu sein scheint, sind nach Auffassung von Matthias Jörss die Aussichten der Global Player Heidelberger Druck und Continental eingetrübt.
Der MDax ist den Nachteilen von Dax und Neuer Markt nicht so stark ausgesetzt: Die Titel stehen nicht so im Rampenlicht wie die Dax-Titel, sie werden von makroökonomischen und politischen Schreckensnachrichten weniger gebeutelt; zugleich sind sie nicht so volatil wie Aktien am Neuen Markt. "In Mitten liegt also Holdes bescheiden": Wer Stockpicking betreiben möchte, hat mit dem MDax ein günstiges Segment zwischen dem Dax und dem derzeit von vielen Investoren gemiedenen Nemax gefunden, das gute Aussichten mit begrenztem Risiko paart.
Von Florian Schröder
Anleger, die nach wie vor auf Aktien schwören, sollten im MDax stöbern. Mid-Cap-Titel sehen guten Zeiten entgegen.
Die zuletzt deprimierende Performance der großen Leitindizes zehrt an den Nerven von Großanlegern und Kleinaktionären. Die wohl nur teilweise wachstumsträchtigen Technologiewerte an der Nasdaq und am Neuen Markt machen mit immer neuen Minusrekorden auf sich aufmerksam. Dax und Dow Jones verloren in diesem Jahr bereits knapp 34 beziehungsweise 17 Prozent, die Global Player der großen Indizes begegnen der weltweiten Konjunkturschwäche größtenteils mit Ratlosigkeit und immer neuen Gewinn- und Umsatzwarnungen.
Getreu dem Motto "Big is not so beautiful" weckt ein vermeintlich langweiliges Börsensegment das Interesse von Analysten und Aktienstrategen: der MDax. In diesem versammeln sich 70 mittelgroße Firmen aus überwiegend traditionellen Branchen, die den Sprung in den Dax, wenn überhaupt, noch vor sich haben. Im Gegensatz zum Neuen Markt haben die "Mid Caps" nicht mit dem verheerenden Image zu kämpfen, innerhalb eines Jahres 90 Prozent an Wert verloren zu haben.
Nur ein Prozent seit Jahresbeginn verloren
Bereits im Jahr 2000 hatte der MDax mit einem Plus von 14 Prozent alle anderen Indizes überflügelt und befindet sich auf dem besten Wege, das in diesem Jahr zu wiederholen. Deutlich wird das an seiner relativen Stärke. Von Jahresbeginn bis Ende August verlor der MDax gerade mal ein Prozent an Wert, der Dax 18 Prozent, der Nemax 50 rund 70 Prozent. Und seit dem 11. September büßte der Dax neun, der Blue-Chip-Index des Neuen Marktes 15 Prozent ein. Der MDax verlor nur fünf Prozent und pendelt bereits wieder um die 4000er-Marke.
"Der MDax entwickelt sich dann besser als andere Indizes, wenn das Aktienklima eher schlecht ist", sagt Gerhard Schwarz, Leiter Portfoliostrategie bei der HypoVereinsbank. "Das war immer so, und so wird es wohl auch bleiben." Einige Analysten prognostizieren noch bis zum zweiten Halbjahr 2002 eine Durststrecke für die Blue Chips von Dow und Dax. Gute Zeiten also für Aktien aus der zweiten Reihe. Hinzu kommt, dass das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) beim MDax rund 13 beträgt, während die Dax-Unternehmen trotz des heftigen Kursrutsches immer noch auf 17 kommen. Joseph Schopf vom Investmenthaus Lupus Alpha traut dem MDax daher in diesem Jahr noch ein Potenzial von 30 Prozent zu.
Pharma, Konsum und Versorger empfohlen
Matthias Jörss, Stratege bei Sal. Oppenheim, empfiehlt die Bereiche Pharma, Konsum und Versorger. "Auf Sicht von zwölf Monaten stellt eine Reihe dieser Aktien jetzt ein wirklich lohnendes Investment dar." Doch wie so oft kommt es auch hier auf den Einzelfall an. Für Jörss befinden sich Douglas , Boss , GSG Carbon und Schwarz Pharma auf attraktiven Einstiegsniveaus.
"Viele Unternehmen im MDax sind so genannte Pure-Player, das heißt, sie sind auf einen Geschäftsbereich spezialisiert", sagt Jörss. Wenn der nicht optimal läuft, sind auch die Kursaussichten schnell dahin. Bestes Beispiel: Cargolifter. Die Luftschiffbauer korrigieren ihre Zeitpläne für ihr 260 Meter langes Riesenluftschiff immer weiter nach hinten, der Club der Zweifler des ambitionierten Vorhabens wird daher immer größer.
Vorstandsvorsitzender Carl von Gablenz berichtet zwar nicht ohne Stolz, von der US-Katastrophenbehörde bereits eine Anfrage erhalten zu haben, ob nicht ein Cargolifter für die Aufräumarbeiten an dem zusammengestürzten World Trade Center in die Luft gehen könnte. Doch das Einzige, das zurzeit steigt, sind die Anlaufkosten für die Produktion der Luftschiffe, die wohl erst 2005 in Serie gehen werden. Die Aktie ist seit der Erstnotiz im Mai 2001 bereits auf unter acht Euro gefallen und hat sich damit halbiert.
Zwei günstige Anlagenbauer
In einem sehr reizvollen Licht steht für die meisten Analysten hingegen die Depfa Deutsche Pfandbrief Bank da. Am 15. Oktober will sich die Bank in zwei eigenständige AGs teilen, wovon die Aktionäre profitieren dürften. Metehan Sen von Sal. Oppenheim: "Noch ist ein Konglomerat-Discount eingepreist." Der fällt weg, wenn das Immobiliengeschäft ausgegliedert wird. "Das lukrative Kommunalfinanzierungsgeschäft wird dann deutlich hervortreten, was den Kurs stark beflügeln dürfte", schätzt Sen. Derzeit notiert die Depfa mit einem 2001er-KGV von 8,8 jedenfalls deutlich unter dem restlichen Bankensektor, der ein durchschnittliches KGV von 14 aufweist.
Unter Wert verkaufen sich für die Analysten der HypoVereinsbank an der Börse die Anlagenbauer König & Bauer und Krones . "Beide Unternehmen haben einen Auftragsbestand, der weit ins Jahr 2002 hineinreicht", sagt MDax-Experte Jürgen Warssmann. König & Bauer produziert Anlagen für die Zeitungsindustrie, Krones liefert Abfüllanlagen für Getränkehersteller. Vorteil: Durst ist relativ konjunkturunabhängig. Und während das ein oder andere Unternehmen seine Prognosen für 2001 nach unten korrigieren musste, setzt Krones noch zwei Mio. Euro drauf und plant statt 48 nun 50 Mio. Euro Gewinn.
Baukonzern mit Potenzial
Ein weiterer defensiver Titel mit Potenzial ist Bilfinger + Berger. Der Baukonzern ist von der in Deutschland wenig erbaulichen Konjunktur des Baugewerbes kaum betroffen, wurde bislang jedoch ähnlich hart wie alle anderen Bautitel abgestraft. Konkurrenten aus dem Dax wie Holzmann und Hochtief fuhren im ersten Halbjahr 2001 Verluste ein. Bilfinger dagegen glänzt mit einem Überschuss von 17 Mio. Euro. Lukrative Projekte im europäischen Ausland, in Nigeria und den USA bescheren den Mannheimern auf absehbare Zeit gefüllte Auftragsbücher. Das Beispiel Bilfinger zeigt, dass sich auch MDax-Werte auf internationalem Parkett beachtlich schlagen.
Während Bilfinger von der internationalen Krise wenig betroffen zu sein scheint, sind nach Auffassung von Matthias Jörss die Aussichten der Global Player Heidelberger Druck und Continental eingetrübt.
Der MDax ist den Nachteilen von Dax und Neuer Markt nicht so stark ausgesetzt: Die Titel stehen nicht so im Rampenlicht wie die Dax-Titel, sie werden von makroökonomischen und politischen Schreckensnachrichten weniger gebeutelt; zugleich sind sie nicht so volatil wie Aktien am Neuen Markt. "In Mitten liegt also Holdes bescheiden": Wer Stockpicking betreiben möchte, hat mit dem MDax ein günstiges Segment zwischen dem Dax und dem derzeit von vielen Investoren gemiedenen Nemax gefunden, das gute Aussichten mit begrenztem Risiko paart.