Der Crash von 1929 (Zusammenfassung)

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Der Crash von 1929 (Zusammenfassung)

 
01.10.02 14:08
Der Crash von 1929 (Zusammenfassung) 803027

Der Crash von 1929 (Zusammenfassung) 803027

Auf die Frage, was ein Crash denn eigentlich sei, gibt es unterschiedliche Antworten. Viele verstehen darunter einen kurzfristigen und heftigen Kurseinbruch. Ein spektakuläres Ereignis also, wie es sich gehäuft im Monat Oktober ereignet. Beispielsweise 1987, 1989, 1997 und - bei weitem am folgenschwersten - 1929. Die meisten Börsianer definieren einen Crash allerdings unabhängig vom Zeitkriterium als Indexverlust von 25 Prozent, gerechnet ab dem Höchststand. Manche ziehen die Grenze auch bei 30 Prozent.

Vorgeschichte

Der amerikanische Börsenkrach im Jahre 1929 war das Ergebnis einer der wildesten Spekulationsgeschäfte in der Geschichte.

Mehrere Jahre lang hatte sich der amerikanische Dow-Jones-Index bis zum Jahre 1924 innerhalb einer ziemlich engen Spanne bewegt, wobei jedes Mal ein starker Verkaufsdruck zu verzeichnen war, sobald er die Marke von 110 Punkten erreichte. Ende 1924 durchbrach der Industrieaktien-Index dann diese Marke, und massive Kurssteigerungen auf über 150 Punkte waren 1925 zu verzeichnen.

Dieser Anstieg des Aktienindex markierte den Beginn einer Periode, in der die Wirtschaft des Landes über Jahre hinweg florieren sollte. Ab dem Jahr 1921, in welchem die Stimmung an der Börse noch sehr gedrückt war, bis zum Jahre 1928 nahm die Industrieproduktion jährlich um 4% zu und von 1928 bis 1929 sogar um 15%. Die Inflation war niedrig, und überall entstanden neue Wirtschaftszweige.

Jungunternehmer definierten in den 20er Jahren die amerikanische Wirtschaft neu. Amerika erlebte während dieser Zeit einen einmaligen Boom. Mit großem Erfolg machten sich die Amerikaner daran, Produktionsabläufe zu straffen, effizienter zu organisieren und so ihre Gewinne zu steigern. Im ganzen Land herrschte ein Klima der Innovation. Dank eines neu entfachten Unternehmergeistes stieg die Zahl der Produktionsbetriebe sprunghaft an. Der Wert der Industrieproduktion wuchs mit Jahresraten von sechs Prozent.

Es schien, als gebe es in der Wirtschaft nur noch den Zustand des Aufschwungs. Von 1919 bis 1929 hatte sich die industrielle Produktion fast verdoppelt.

Neue Fernstraßen, Wolkenkratzer, moderne Wohnsiedlungen in den Vorstädten, Elektrizitätswerke – alles war von einer Wachstumswelle ergriffen. Leider auch die Arbeitslosigkeit, denn die Produktivitätszunahme kam eher durch die Anwendung von Maschinen und weniger durch den Einsatz der Arbeitskräfte zustande.

In den USA herrschte Aufbruchstimmung. Die "Roaring Twenties" waren eine Zeit des Umbruchs. Es fand eine Technisierung statt, die Produktivität wuchs enorm, viele Produkte wie Kaffeemaschinen und Bügeleisen gingen im Zuge des Fordismus in Serienproduktion und wurden für viele Teile der Bevölkerung erstmals erschwinglich.

Im Spekulationsfieber zählte damals wie heute nur eins: Es muß eine gute Story her, die die Phantasie der Anleger anregt.

In den 20er Jahren waren vor allem Radioapparate und Autos die Verkaufsschlager, Zeichen und Stützen des Glaubens an den technischen Fortschritt und damit an die Prosperity. Sie verzeichneten neue Absatzrekorde. So wurden beispielsweise knapp fünf Millionen Autos 1929 in Detroit gebaut. Die Firmengewinne stiegen kräftig an, und mit ihnen auch die Aktien.  Auto- und Radioaktien waren in dieser Zeit so beliebt und überbewertet wie Telekom- und Internettitel 1999.

An all diese Neuerungen wurden gigantische Erwartungen geknüpft. Börsianer und Presse schwärmten von einer Revolution in der Wirtschaft, von neuen, noch unerschlossenen Gewinnquellen. Die entfachte Euphorie breitet sich rasend schnell aus, zieht schließlich immer mehr Menschen in ihren Bann. Der Faszination des schnellen Gewinns kann sich am Schluß kaum mehr jemand entziehen. Daß die Kurse gar nichts mehr mit der Realität zu tun haben, stört nicht, solange es noch einen anderen gibt, der die überteuerten Aktien zu einem noch höheren Preis kauft. Da alle nur gewinnen, setzt ein grenzenloser Optimismus ein.

In Amerika und auch in Europa sprach man in den zwanziger Jahren deshalb bereits von einem "ewigen Wohlstand", stieg doch das Volkseinkommen von 1921 bis 1929 Jahr für Jahr. Die Menschen glauben plötzlich an den ewigen Reichtum, war doch selbst der damalige US-Präsident Herbert Hoover noch wenige Monate vor dem Crash von 1929 überzeugt: "Wir sind dem endgültigen Sieg über die Armut heute näher als je zuvor in unserer Geschichte."

So besaß, wer in den "Roaring Twenties" etwas auf sich hielt, Aktien. Die neu entdeckte Aktienkultur war allgegenwärtig: Heiße Tips waren noch gefragter als der durch die Prohibition verbotene Alkohol.

Und da sich Aktienanlagen zunehmender Beliebtheit erfreuten, vergrößerte sich auch die Zahl der Investmentgesellschaften, da immer mehr Menschen versuchten durch sogenannte Trusts vom Wirtschaftswachstum zu profitieren. Während es vor 1921 nur etwa 40 gab, stieg deren Zahl bis zu Beginn des Jahres 1927 auf 160 und dann bis Ende desselben Jahres auf 300. Vom Beginn des Jahres 1927 bis zum Herbst 1929 verzeichneten die Investmentgesellschaften einen mehr als zehnfachen Anstieg ihres Gesamtvermögens und genossen ein fast unbegrenztes Vertrauen in der Öffentlichkeit.

Der Traum vom großen Geld ließ die von hohen Kursgewinnen verwöhnten Kleinanleger schnell leichtsinnig werden. Spekulieren war einfach, denn die Anleger kauften ihre Aktien auf Pump. Lediglich zehn oder zwanzig Prozent mußten sie bei den Börsenmaklern anzahlen. Der Rest der Anlage wurde durch einen Kredit finanziert, der mit den künftigen Kursgewinnen zurückgezahlt werden sollte. Die Spekulationsblase wurde immer größer, der Handel mit Aktien war zum neuen Volkssport geworden. Mehr als ein Zehntel der Marktkapitalisierung aller börsengelisteten Aktien war kreditfinanziert und am 2. Oktober 1929 erreichen die Maklerkredite die Riesensumme von 6,8 Milliarden Dollar.

Wohl gibt es manchmal Rückschläge, aber die stören nicht. Sie werden schnell wieder wettgemacht. Das Spekulationsfieber erfaßt das ganze Land, das erfüllt ist von Geschichtchen über die Börse und über den Reichtum, den viele Bürger durch sie erlangt haben. Die Nachrichten über die Börse erscheinen an erster Stelle in den Zeitungen, bilden oft die Schlagzeilen. Der Friseur versteht mehr von Börsenpapieren als von seinem Handwerk. Chauffeure hören nur mit einem Ohr auf die Signale der übrigen Verkehrsteilnehmer. Sie versuchen vielmehr, von den Fahrgästen einen Börsentip aufzuschnappen. Der Kammerdiener eines Maklers verdient eine Viertel Million an der Börse mit den Tips seines Herrn. Eine Krankenpflegerin nutzt die Tips dankbarer Patienten und verdient 30.000 Dollar. Eine ehemalige Schauspielerin schmückt ihre Räume mit graphischen Darstellungen über die Kursentwicklung.

Der Glaube an die Prosperity treibt neue Blüten. Und eine Betrachtung der Börsenentwicklung zeigt, so meinen die Amerikaner, daß es nur darauf ankommt, gute Aktien zu kaufen und durchzuhalten. Wenn es einen Kurseinbruch gibt, dann darf man nicht verkaufen, denn auf das Sinken der Kurse folgt immer ein neuer Anstieg, der über den früheren Höchststand noch hinausführt. J.J. Raskob, Direktor von General Motors, schreibt in "Ladies Home Journal" einen aufsehenerregenden und zur Spekulation anregenden Artikel, der die verlockende Überschrift trägt: "Everybody ought to be rich". Raskob sprach für den Geist der Zeit: "... da sich das Einkommen tatsächlich auf diese Weise vermehren läßt, glaube ich fest, daß nicht nur jeder reich werden kann, sondern daß jeder dazu verpflichtet ist." Amerika war vom Wahn des Reichtums erfaßt.
 
"If a man saves $15.00 a week, and invests in good common stocks, and allows the dividends and rights to accumulate, at the end of twenty years he will have at least $80,000.00 and an income from investments of around $400.00 a month. He will be rich." (J.J. Raskob)

Auf der Spitze des Börsenbooms erreichten die Highflyer des amerikanischen Wirtschaftswunders Kurszuwächse, die bedenklich an die Hightech-Rallye der vergangenen Jahre erinnerten: ein Schwergewicht wie General Electric verdreifachte sich innerhalb eines Jahres, RCA legte gar über 400 Prozent zu.

Chronologie des Crash 1929


All Time High des Dow Jones Index

Der Dow Jones Index hatte bereits kleinere Einbrüche erlebt. So waren am 8. Dezember 1928 die Kurse um 5,1% gesunken, erholten sich jedoch wieder rasch und konnten die allgemeine Überzeugung, in einem "völlig neuen Zeitalter" zu leben, nicht brechen. Die Wirtschaft boomte ja schließlich seit dem Januar 1924.
Im Frühjahr 1929 deuteten jedoch die Indikatoren auf eine beginnende Rezession. Der vom "National Bureau of Economic Research" berechnete Zeitpunkt des Konjunkturhochs in den USA lag im Juni 1929. In Amerika zeichnete sich seit längerem eine Landwirtschaftskrise durch sinkende Agrarpreise ab; auch wurde in der Investitionskonjunktur der Jahre zuvor ein hohes Maß an Überkapazitäten aufgebaut.

Eine weitere Erhöhung des Diskonts durch das Federal Reserve Board war jedoch nicht möglich, denn dadurch würde zwar die Spekulation eingeschränkt, aber auch die wirkliche Wirtschaft empfindlich gestört. Das ausländische Geld würde noch mehr angelockt und der Zahlungsmittelumlauf erhöht. Aber das Federal Reserve Board findet ein Hintertürchen: Am 2. Februar 1929 veröffentlicht es eine Erklärung, daß die Reserven der Mitgliedsbanken nicht dazu da sind, um Spekulationskredite zu gewähren. Solche Kredite sollen eingeschränkt werden. Die Banken scheuen sich jedoch nicht, den Kreditnehmern die Wege zu ebnen. Denn mittlerweile ist der Kreditapparat so aufgeblasen worden, daß er über kurz oder lang platzen muß. Aber das wollen die Banken so lange wie möglich hinausschieben.

Die Folge dieser Erklärung ist zunächst ein Kurseinbruch an der Börse. Aber da nur langfristige Kredite gesperrt sind, wird "tägliches Geld" in Anspruch genommen. Der Zinssatz hierfür steigt schnell. Von zwölf auf 15 Prozent, dann auf 17 und 20 Prozent. Der Motor kam ins Stottern, die Kurse wurden labiler, und am 26. März 1929 kam der erste massive Kurseinbruch, der zu einem ersten Jahrestief führte und allen einen Schrecken in die Glieder fahren ließ. Nun begann ein Gesundbeten des Marktes. Politiker, angesehene Industrielle, Bankiers, alle versuchten Optimismus zu verbreiten und auf die gesunden Fundamentaldaten des Marktes hinzuweisen.

Und so war denn auch der Sommer 1929 geprägt von zahlreichen Neuemissionen, einem starken Anstieg der Anlegerverschuldung und einer weiterhin bestehenden allgemeinen Euphorie. Kritische Stimmen waren nur vereinzelt zu hören.

Am 3. September erreicht der Dow Jones Index dann seinen bis dahin absoluten Höhepunkt mit 381,17 Punkten bei einem Aktienumsatz von 4,4 Mio. Papieren. Am nächsten Tag stagniert der Dow (379,61), der  Umsatz ist mit 4,7 Mio. Aktien nur geringfügig höher.

Der Crash von 1929 (Zusammenfassung) 803027

Kursbeispiele 1927-1929

Aktie                       31.08.27  31.08.28  03.09.29


American and Foriegn Powers   $23.86    $38.00   $167.75
AT&T                         $169.00   $182.00   $304.00
Detroit Edison Co.           $151.00   $205.00   $350.00
General Electric Co.         $142.00   $168.13   $396.25
Hershey Chocolate                N/A    $53.25   $128.00
IBM                           $93.00   $130.86   $241.75
People's Gas Chicago         $147.13   $182.86   $374.75



"Die Aktienkurse haben ein dauerhaftes Niveau erreicht. Sie sind nicht zu hoch, und die Wall Street wird nichts dergleichen wie einen Crash erleben." schrieb am 5. September 1929 in der New York Times der bekannteste US-Ökonom der 20er Jahre Irving Fisher. Es sollte ganz anders kommen.

Am 6. September veröffentlichte die New York Times ein düstere Prophezeiung von einem Wirtschaftswissenschaftler aus Massachusetts mit Namen Roger Babson. Er sagt nun schon zum dritten Mal einen Zusammenbruch der Börse voraus und beschrieb sehr genau alles dasjenige, was in den folgenden Wochen auch tatsächlich passieren würde.

"Schönes Wetter kann nicht ewig andauern. Die Wirtschaftszyklen gelten auch heute noch, wie früher. Das Federal Reserve System hat die Banken gestärkt, aber es hat nicht die Natur der Menschen verändert. Die Leute machen Schulden und spekulieren wie nie zuvor in unserer Geschichte. Früher oder später wird der Crash kommen und er kann schrecklich werden. Weise sind die Investoren, die jetzt ihre Schulden loswerden und ihre Segel einholen. Das heißt nicht, alles zu verkaufen, aber es heißt, die Schulden zurückzuzahlen und nicht mehr auf Kredit zu spekulieren." (Babson)

Schon einen Monat zuvor hatte die Crash-Prognose des Roger Babson, die nur aufgrund der spärlichen Nachrichtenlage des Tages zur Schlagzeile wurde, das Börsenbarometer um fast drei Prozent sinken lassen.

Als Babson in seiner berühmten Rede vom 5.September 1929 einen Kurssturz von 60 bis 80 Punkten prophezeite, reagierte die Börse zum ersten Mal auf warnende Stimmen. Der Dow Jones fällt auf 369,77, der Aktienumsatz steigt auf 5,6 Mio., und schon bald darauf sprach man vom "Babson-Crash".

Nach ein paar Tagen stellten sich jedoch wieder Käufer ein. denen z.B. der Optimismus von Professor lrving Fisher von der Yale University Mut gemacht hatte, der behauptete, daß "trotz der augenblicklichen Haussebörse die Aktienkurse immer noch nicht ihrem wahren Wert entsprechen". Auch viele Zeitungen veröffentlichten positive Börsenkommentare, um die Krise herabzuspielen. (Dow Jones steigt auf 376,29) Das Börsenmagazin Barron's machte sich sogar noch in einem Leitartikel vom 9. September über Babson lustig, als es ihn als "den großen Seher aus den Wellesley Hügeln" bezeichnete. Jedem war klar, daß Babson die Schuld an der Krise traf.
 
Im weiteren Septemberverlauf gibt der Dow Jones Index ständig nach (bis 343,45), doch die Stimmung bleibt zuversichtlich. Die Zahl der Neuemissionen ist höher als im August, und die Zeichner können stets mit Gewinn verkaufen. Die "brokerloans" steigen schneller als je zuvor. Bis zum 10.Oktober erholt sich der Dow Jones auf 352,86, gibt danach aber verstärkt nach.

Der Vorsitzende der National City Bank, Charles E. Mitchell, meinte noch am 15. Oktober: "Die Märkte sind nun in einem gesunden Zustand; die Werte sind vernünftig und drücken den allgemeinen Wohlstand unseres Landes aus."

Aber so richtig will das Rezept nicht mehr stimmen, daß einem Rückgang der Kurse um einen Punkt ein neuer Aufstieg um zwei Punkte folgt. Doch die meisten sind immer noch optimistisch, darunter auch die Fachleute der Harvard Economic Society. Noch am 17. Oktober 1929 hält Professor Irving Fisher eine Ansprache, in der er ausführt, daß in wenigen Monaten der Aktienmarkt "a good deal higher than it is today" läge.

In Wirklichkeit aber tritt die von den Experten vorausgesagte Erholung nicht ein. Statt dessen beginnt jene Reihe unglücklicher Tage.

Der Dow Jones Index fällt am 19. Oktober auf 323,87 und unterschreitet das vorherige Tief, die Sonntagszeitungen sprechen von "Verkaufswellen" und zu erwartenden "Margin Calls". Einigkeit besteht aber in der Erwartung, daß das Schlimmste überstanden sei, es sei nun "organisierte Unterstützung" durch Großanleger, Banken und Fonds zu erwarten.

Am 21.Oktober konnten Anleger einen Artikel des Chartanalysten William Peter Hamilton in Barron's lesen, in welchem dieser vor dem äußerst bedenklichen Indexbild warnt. Beim drittgrößten Handelsvolumen von weit über sechs Millionen Aktien, das es je in der Börsengeschichte gegeben hatte, sackten die Kurse nach unten. Der Dow schließt mit 320,91 Punkten bei einer nervösen Stimmung. Das "Ticker Tape" weist eine Stunde Verspätung auf.

Am 22. Oktober beginnen die Kurse nach der ersten Börsenstunde zu fallen. Schwere Verluste des Dow (305,85) werden begleitet von einem stark verspäteten " Ticker Tape" und einem Rekordvolumen an Margin Calls.

Am 23. Oktober setzt sich dieses Nachgeben der Kurse mit einem Minus von 6,3% gleich bei Eröffnung der Börse fort. An diesem Tag wechseln über sechs Millionen Aktien die Besitzer. Der Ticker kann mit den Abschlüssen nicht mehr Schritt halten und hinkt 104 Minuten hinter der Abschlußzeit nach. Panik breitet sich aus.

Schwarzer Donnerstag * Black Thursday: 24. Oktober 1929

Der "Auslöser" der gesamten Börsenpanik, der 24. Oktober 1929, gilt als erster Tag der "Panik von 1929" und ging als "Black Thursday" in die Geschichte ein. Erst am folgenden Tag drang die Nachricht von den New Yorker Kursstürzen nach Europa durch und erschütterte dort ebenfalls die Börsen. Der 25. Oktober 1929 wurde so als "Schwarzer Freitag" bekannt.

Nach einem hektischen Wochenbeginn eröffnete der Markt am Donnerstag, dem 24. Oktober, eher ruhig.

Vorsorglich hatte die Polizei die Straßen um den Finanzdistrikt an der Wall Street abgesperrt. Nervöse und überarbeitete Wertpapierhändler – sie hatten die Nacht durchgearbeitet, um den Rückstand der Verkaufswelle des Vortages aufzuholen – fingen ihre Arbeit frühzeitig an. Nachdem um zehn Uhr der Eröffnungsgong das Geschehen einleitete, wechselten in der ersten halben Stunde 1,6 Millionen Aktien ihren Besitzer, darunter auch Zwangsverkäufe auf Kredit gekaufter Aktien. Der Trend war noch ungewiss. Doch dann setzte plötzlich eine hektische Verkaufswelle ein. Eine Masse einst notorischer Optimisten geriet in Panik - ohne erkennbaren Auslöser.  Schon um 10:50 Uhr wurden die Verluste so deutlich, daß der Auftrag vieler verzweifelter Papierinhaber war: "Verkaufen sie zu jedem Preis." Doch wenn alle verkaufen und niemand die Papiere für billig hält und kauft, dann sausen die Kurse nach unten.

Um halb zwölf hatte sich der Markt einer blinden, schrankenlosen Furcht ergeben.

Hysterische Wertpapierhändler nahmen Zuflucht zu nackter Gewalt und stießen und boxten Kollegen aus dem Weg, um in dem zunehmenden Chaos ein paar Handvoll Papiere an den Mann bringen zu können. Die Talfahrt der Börse nahm kein Ende. Mehrmals brach der Handel wegen Überbelastung zusammen und mußte unterbrochen werden. Bis ein Uhr Mittags hatten sich 11,25 Milliarden Dollar in Luft aufgelöst.

Der Ticker hinkt nach. Und in den Maklerbüros werden die Kurse der Verkaufsaufträge laut verlesen. Sie liegen alle niedriger, als der Ticker noch angibt. Dadurch steigt die Panik. Der Zusammenbruch ist da. Amerika blickt in den Abgrund, in dem die Trümmer des Traums vom schnellen Reichtum liegen.

Der Crash von 1929 (Zusammenfassung) 803027
Vor der Börse bildet sich ein Menschenauflauf.
Die Besuchergalerie der New York Stock Exchange ist geschlossen.

Einige Banken versuchen das Schlimmstes zu verhindern und den Kursverfall zu stoppen.

Kurz nach Mittag findet gegenüber der Börse, in Wall Street Nr. 1, im Haus der Bankfirma J. P. Morgan und Co., eine Lagebesprechung führender Bankiers statt. Es wird beschlossen, eine Stützung der Kurse vorzunehmen, wenigstens der wichtigsten Papiere. Die Reporter bestürmen den Teilhaber des Bankhauses Morgan, Thomas W. Lamont. Und während an der Börse die Panik tobt, gibt Lamont jene betont bagatellisierende Erklärung ab: "Es hat einige Notverkäufe an der Börse gegeben, und wir haben eine Sitzung der Vorsitzenden mehrerer Finanzinstitute abgehalten, um die Lage zu erörtern. Wir haben festgestellt, daß kein Haus in Zahlungsschwierigkeiten ist, und die Berichte der Aktienhändler beweisen, daß die Risiko-Reserven in befriedigender Höhe gehalten wurden."

Diese Erklärung von so berufener Seite wirkt zunächst beruhigend. Später gibt Richard Whitney, der Vizepräsident der New Yorker Börse und die ausführende Hand der Bankengruppe bei den Maklern der wichtigsten Werte Kaufaufträge. Das wirkt weiter beruhigend. Aber es gelingt nur, die Preise einigermaßen auf ihrem tiefen Punkt zu halten. Zu einer Steigerung fehlen Maklern wie Publikum nach diesem Schock die Kraft und der Mut.

Bis in den Abend hinein laufen die Tickers in den Maklerbüros. Abends um 19:08 Uhr werden die letzten Abschlüsse mitgeteilt, die nachmittags um 3 Uhr getätigt worden sind. Die Kurse sind zusammengebrochen. Eine Illusion ist zerstört.
Bis zum Börsenschluß waren 12.894.650 Aktien von 974 Firmen verkauft, ein bis dahin unerreichter Rekord und etwa das Vierfache des normalen Tagesvolumens.

Trotz der "organisierten Unterstützung" und dem verbreiteten künstlichen Zweckoptimismus zeigt der Dow Jones zum Schluß eine neue Schwäche mit 299,47 Punkten.

Schwarzer Freitag * Black Friday: 25. Oktober 1929

Am Freitag nahm die Zahl der Verkäufe weiter zu. Die Aktienkurse sanken so weit, daß bei vielen Aktionären die Kredite nicht mehr ausreichend durch die Depotbestände gedeckt waren. Die Banken forderten daher den umgehenden Verkauf der Wertpapiere, obwohl sie sich in den Tagen zuvor noch gegen die Verkaufswelle gestemmt hatten bzw. selbst die angebotenen Aktien aufkauften, um so größere Kursrückgänge zu verhindern.

Leute, die gestern noch Millionäre waren, verhökern den Schmuck ihrer Frauen. Panik greift um sich. Tumult auch auf der Straße: Wütende Kleinanleger versammeln sich in der Wallstreet. Viele Banken erklären sich für zahlungsunfähig.

Als die Lage völlig außer Kontrolle zu geraten drohte, gab Präsident Hoover am 25. Oktober folgende Erklärung ab: "Die primäre Wirtschaft des Landes, d.h. die Herstellung sowie Verteilung von Waren, befindet sich in einer gesunden und florierenden Verfassung."Hoovers Versicherung war genauso beruhigend wie die Durchsage eines Flugzeugpiloten, daß die Maschine nicht in Flammen stehe.

Das niedrige Kursniveau vom Donnerstag wird am Freitag trotz eines Aktienumsatzes von acht Millionen Stück gehalten. Aber die beginnende Panik erreicht nun auch Europa und beschert einen "Schwarzen Freitag".

Samstag 26. Oktober 1929

Am Samstag ist die Entwicklung nicht mehr ganz so panikartig. Viele sind bereits aus dem Rennen hinausgeworfen. Das niedrige Kursniveau wird gehalten und noch beschwichtigen die Kommentatoren in der Wochenendpresse: Es sei eine "technische Reaktion". Damals war der Samstag ein normaler Handelstag an der New York Stock Exchange - dieser wurde erst 1952 abgeschafft.

Montag 28. Oktober 1929

Am Montag, dem 28. Oktober 1929, überfluten sofort nach Eröffnung eine Flut von  Verkaufsaufträgen die Börse, so daß die Kurse weiter sinken. Die erhoffte "konzertierte Unterstützungsaktion" der Bankiers blieb diesmal aus.
Der Trick künstlicher Aufkäufe vom Donnerstag hielt sich nur bis Montag. An diesem Tag klärte sich, daß hier keine normale Turbulenz den Markt erschüttert hatte sondern ein Erdbeben. Das Vertrauen in die Börse war so zerrüttet, daß weitere Tricks den Ernst der Lage nur noch weiter bewiesen hätten. Es wäre wohl auch niemand mehr bereit gewesen, freiwillig sein Vermögen zu verschleudern. Trotz der schlechten Preise wurden mit über 9 Mio. Aktien zwar weniger Papiere gehandelt als am Donnerstag, immer aber noch dreimal mehr als an normalen Börsentagen. Die Verzweiflung der Aktienbesitzer zeigte sich daran, zu welchen Preisen sie bereit waren, ihre Papiere abzustoßen. Die Kursverluste des Montags waren ein neuer Rekord, zugleich der größte Verlust in der Börsengeschichte des Landes. Monetäre Buchungswert von 14 Milliarden Dollar – fast dreimal soviel wie der Wert des in den USA umlaufenden Geldes – verschwanden in einem schwarzen Loch. Nun wurde jedem deutlich, daß nichts mehr zu retten war und das Fazit des Handelstages war Panik.

Das "Ticker Tape" hatte an diesem Tag Verspätung von zweieinhalb Stunden. Die Investmenttrusts erleiden schwerste Verluste. In den Brokerbüros mußte erneut Nachtarbeit geleistet werden. Überlegungen, die Börse zeitweilig zu schließen, werden diskutiert.

Es folgten unzählige Bekundungen von Wirtschaft und Politik, wie robust die US-Konjunktur sei. Gipfel der Kampagne: In den einer gemeinsamen Anzeige warben die New Yorker Brokerhäuser noch am 28. Oktober für den Aktienkauf. An diesem Tag - dem "schwarzen Montag" - begann das eigentliche Desaster, der Dow Jones stürzte senkrecht von knapp 300 auf 260 Punkte ab.

Schwarzer Dienstag 29. Oktober 1929 & die Folgezeit

Dann kam Dienstag der 29. Oktober (schwarzer Dienstag). In den ersten sechs Börsenminuten fielen manche Werte um einen Dollar pro zehn Sekunden. Bis zum Mittag waren über 8350000 Aktien abgestoßen worden. Viele Aktien waren in den Tagen zuvor bereits um mehr als 30% gefallen. Erst jetzt begannen einige, die Realität zu sehen, nämlich das das hohe Kursniveau ein Traumgebilde und eine Utopie waren. Die Banken forderten die Kredite zurück, es kam zu Zwangsverkäufen, die den Abwärtstrend noch mehr beschleunigten. Die Börse erstickte fast in einer Flut von Verkaufsaufträgen. Das Kartenhaus brach entgültig zusammen. Jeder wollte retten, was noch zu retten war, und verschlimmerte dadurch die Katastrophe. 16,5 Millionen Aktien wechselten an diesem Tag an der New Yorker Börse den Besitzer. Zu jedem nur gebotenen Kurs wurden Aktien in einer immer größer werdenden Verkaufswelle abgestoßen.

Es kursierte sogar das Gerücht, daß ein Börsenbote auf die Idee kam, einen Dollar pro Aktie für eine käuferlose Handelseinheit zu bieten und das Geschäft auch zugesprochen bekam.

Laut einem damaligen Reporterbericht kam es an Stand 6 der New Yorker Börse zur Prügelei von zwei Angestellten, die durch die Hysterie angesteckt waren, ein Händler schleifte einen Boten an den Haaren durch den Saal, um ihn davon zu überzeugen, daß er ruiniert sei. Hartgesottene Makler wurden weinend gesehen, manche knieten zum Gebet nieder. Doch der Allmächtige hatte kein Einsehen.

Um 17:32 Uhr war die Show vorbei, die letzte Notierung des Börsentickers lautete: "Gesamtumsatz heute 16.410.000 (Aktien). Gute Nacht."

Nur Broker, also Börsenhändler, die nicht auf eigene Rechnung spekulierten, machten in jenen Tagen ein Vermögen, während ihre Kunden bankrott gingen. Tausende von Menschen waren ruiniert. Witwen, die ihre geringen Ersparnisse eingesetzt hatten, Millionäre die nun hoch verschuldet waren. Dieser Dienstag, der eigentliche "Schwarze Tag" und die Nachbeben der Katastrophe betrafen ein bis drei Millionen US-Amerikaner, viele verloren ihr gesamtes Vermögen.

Auch reiche Finanziers wie Bill Durant, ehemahliger Chef von GM, wurde mit 40 Mio. Dollar Verlust so schwer getroffen, daß er 1936 in Konkurs ging. Micheal Meehan, Multimillionär und Börsenspezialist der Radio Corporation of America, machte die üblichen verharmlosenden Scherze, gestand seinem Sohn William später jedoch ein, eine achtstellige Summe verloren zu haben.

30. Oktober 1929 - 13. November 1929

Am folgenden Tag kam es zu einer kräftigen Erholung des Dow Jones Index auf 258,47 Punkten. Die Bekanntgabe einiger Dividendenerhöhungen und die Erklärung von Rockefeller Aktien zu kaufen, könnten die Gründe dieser Erholung gewesen sein.

Der 31. Oktober brachte in einer auf drei Stunden verkürzten Börsensitzung, bei sinkenden Umsätzen (7,15 Mio.), eine weitere Erholung auf 273,51. Die Zentralbanken führten durch große Offenmarktkäufe am Rentenmarkt und der Senkung des Diskont auf 5% Liquidität zu.

In den Folgetagen (1./2. November) bleibt die Börse geschlossen, die Broker arbeiten die Rückstände auf, begleitet von positiven Äußerungen aus der Geschäftswelt. Ford senkt die Autopreise.

Am 4. November fällt der Dow Jones in einer Flut von Verkaufsorders auf 257,68. Die Aktien vieler mit hoher Hebelwirkung arbeitender Investmentfonds werden praktisch wertlos und sind unverkäuflich. Es erfolgen daher Geldbeschaffungsverkäufe in den großen Standardwerten.

Der 5. November 1929 ist in den USA Wahltag; die Börse bleibt geschlossen. Weitere Kursstürze des Dow Jones auf 232,13 Punkte folgen bei sinkenden Umsätzen (5,9 Mio.) am nächsten Tag an einem auf 3 Stunden verkürzten Handelstag. Die Panik greift nun auch auf die Warenterminmärkte über.

Erst als der Index am 13.November mit 198,69 den tiefsten Punkt des Crashs von 1929 mit einem Tagesumsatz von 7,76 Mio. erreichte, begannen die Kurse sich allmählich zu festigen.Nachdem der Dow Jones Index auf 240 Punkte angestiegen war, trat er Ende des Jahres 1929 in eine Konsolidierungsphase ein. Diejenigen Anleger, welche so mutig waren und Aktien kauften, weil deren Kurs billig erschien, begingen einen gravierenden Fehler.

Der Crash von 1929 (Zusammenfassung) 803027

Kursbeispiele 1929

Aktie                        03.09.29  29.10.29  15.11.29


American and Foriegn Powers   $167.75    $73.00    $67.86
AT&T                          $304.00   $230.00   $222.00
Detroit Edison Co.            $350.00       N/A   $195.00
General Electric Co.          $396.25   $210.00   $201.00
Hershey Chocolate             $128.00   $108.00    $68.00
IBM                           $241.75       N/A   $129.86
People's Gas Chicago          $374.75       N/A   $230.00



In den folgenden Monaten kam es zwar zu einer deutlichen Erholung, die sich rückblickend aber ab April 1930 als bloße Zwischenerholung erwies, der Dow Jones Index gab immer weiter nach. Abgesehen von einigen Erholungsphasen, erreichte die Wall Street erst drei Jahre später - am 8. Juli 1932 mit 41,22 Punkten seinen Tiefstwert. Das waren nur noch 11% des Höchstwertes vom September 1929. Der amerikanische Leitindex war innerhalb weniger Jahre von 381 auf 41 Punkte gesackt.

Sein Hoch von 1929 erreichte er erst ein Vierteljahrhundert später wieder. Die Anleger mußten bis zum 23. November 1954 warten, bevor der Index wieder das alte Kursniveau von 381 Punkten erreichte. Diese Zahlen verdeutlichen Ausmaß und Dramatik der damaligen Baisse und erklären, wieso jede neue Krise wieder mit 1929 verglichen wird.

Auswirkungen des Crash 1929

Der Crash des Jahres 1929 war der Auftakt zur Großen Depression der 30er Jahre. Die Kreditblase ist geplatzt, das Spekulationsgebäude zusammengefallen wie ein Kartenhaus. Milliarden von Dollar sind einfach verschwunden. Die einzigen Profiteure der Verkaufswelle waren die Aktienhändler, denn diese kassierten in dieser schwarzen Börsenwoche Provisionen von mehreren Millionen Dollar.

Börsenmakler sprangen aus den Fenstern ihrer Büros in der Wallstreet, Aktienkurse sackten von weit über 100 Dollar auf einstellige Dollarbeträge ab. Die Selbstmordspalte in den Zeitungen muß vergrößert werden. Es befinden sich unter denen, die aus dem Leben scheiden, die an der zerstörten Hoffnung auf leichten Reichtum zerbrechen, bekannte Persönlichkeiten, aber noch viel mehr unbekannte Amerikaner, Opfer eines Massenwahns vom leicht erreichbaren ewigen Glück.

Die amerikanische Massenillusion ist entzaubert, die Prosperity zu Ende gegangen, und die Weltwirtschaftskrise beginnt.

USA

In immer neuen Erklärungen versuchte der damalige amerikanische Präsident Herbert Hoover seinen Landsleuten Mut zu machen: "Ich bin überzeugt, daß wir nunmehr das Schlimmste überstanden haben und uns mit vereinten Bemühungen bald erholen werden …" (1. Mai 1930). Doch das Schlimmste sollte erst noch kommen.
Das Land rutschte immer tiefer in die Rezession. Die Preise für Rohstoffe fielen, viele Farmer konnten ihre Schulden nicht zurückbezahlen und waren Bankrott. Die Zahl der Arbeitslosen nahm zu. Familien von Arbeitern ohne Einkommen wurden in den Armenküchen notdürftig abgespeist. Die Regierung verknappte das Geld. Die Krise ergriff die gesamte Weltwirtschaft.
 
Europa

Die riesige Gläubigerposition der USA war dann auch die Hauptursache für die Ausbreitung der Krise auf die ganze Erde. Aus Geldmangel forderten die USA ihre Kredite aus Europa zurück, was dann auch dort die Katastrophe an den Aktienmärkten auslöste.

In Deutschland hatte dies katastrophale Folgen. Um ihre Verluste zu decken forderten nun amerikanische Kreditgeber ihr kurzfristig in Deutschland angelegtes Geld zurück, auf dem im wesentlichen der wirtschaftliche deutsche Aufschwung beruht hatte. Das Gesamtvolumen ausländischer - hauptsächlich amerikanischer - Kredite in Deutschland betrug 1929 15,7 Milliarden Reichsmark.

Im Jahre 1932 erreichte die wirtschaftliche Depression in Deutschland ihren Höhepunkt: Die industrielle Produktion sank auf 60% ihres Standes von 1928, die Zahl der Arbeitslosen stieg von 2,8 Millionen im Januar 1928 auf 6 Millionen im Januar 1932: Jeder dritte war arbeitslos. Als Folge der Wirtschaftskrise verschärften sich die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Spannungen in Deutschland. Die Vorschläge der braunen Demagogen, das von den Alliierten aufgebürdete Joch (Vertrag von Versailles) endlich abzustreifen, und dem internationalen Kapital Paroli zu bieten, traf zunehmend auf offene Ohren.

In Großbritannien stieg die Zahl der Arbeitslosen auf 2 Millionen. Auf dem Höhepunkt der Krise waren in Europa 15 Millionen Menschen ohne Arbeit.


Und zuletzt noch ein paar Zeitungsmeldungen der New York Times aus der Zeit vor und während des Crashs:

Mittwoch, 3. Juli 1929, Seite 31

SEES STOCK RISE JUSTIFIED
Moody's Says Returns Are In Line With Industrial Activity
           _________________________

Sonntag, 13. Oktober 1929, Seite 7

STOCK PRICES WILL STAY AT HIGH LEVEL
FOR YEARS TO COME, SAYS OHIO ECONOMIST
           _________________________

Mittwoch, 16. Oktober 16 1929, Seite 8

FISHER SEES STOCKS PERMANENTLY HIGH
Yale Economist Tells Purchasing Agents Increased Earnings Justify Rise
           _________________________

Dienstag, 22. Oktober 1929, Seite 24

FISHER SAYS PRICES OF STOCKS ARE LOW
Qoutations Have Not Caught Up With Real Values As Yet, He Declares
SEES NO CAUSE FOR SLUMP
Economist Tells Credit Men that Market Has Not Been Inflated, But Merely Readjusted
           _________________________

Donnerstag, 24. Oktober 1929, Seite 1

PRICES OF STOCKS CRASH IN HEAVY LIQUIDATION, TOTAL DROP OF BILLIONS
PAPER LOSS $4,000,000,000
2,600,000 Shares Sold In The Final Hour In Record Decline
MANY ACCOUNTS WIPED OUT
           _________________________

Donnerstag, 24. Oktober 1929, Seite 2

SAYS STOCK SLUMP IS ONLY TEMPORARY
Professor Fisher Tells Capital Bankers Market Rise Since War Has Been Justified.
ECONOMIC REASONS CITED
"Public Speculative Mania," He Declares, is Least Important Cause of Price Inflation.
           _________________________

Mittwoch, 30. Oktober 1929, Seite 1

STOCKS COLLAPSE IN 16,410,030-SHARE DAY,
BUT RALLY AT CLOSE CHEERS BROKERS;
BANKERS OPTIMISTIC, TO CONTINUE AID
240 Issues Lose $15,894,818,894 in Month; Slump in Full Exchange List Vastly Larger
           _________________________
 
Und hier ein paar weitere Schlagzeilen:

Financial World (April 10, 1929)
"It may be well again to stress the all-important point that the Federal Reserve has it in its power to change interest rates downward any time it sees fit to do so and thus to stimulate business."

Financial World (June 26, 1929)
"DEFLATION is a disquieting word and has been bandied about rather recklessly of late until in the process of constant reiteration it has assumed the form of a threatening bogey."

Outlook & Independent (August 7, 1929)
"IN MANY WAYS this has been the most remarkably cheerful summer in recent financial history. The stock market speaks for itself. After the serious decline in May, prices of the leading securities have been marching steadily upward... This prosperity might be disquieting if it were accompanied by any of the symptoms of inflation."

The New York Times (August 24, 1929)
A Sidelight on Selective Buying
"While a group of stocks has enjoyed a very rapid run-up since last Spring, more than twice the number have dropped to new low points and appear to be neglected by all casual traders in stocks. It has been remarked that it is harder to get a low-priced stock up a point than it is to push a market favorite up 30 points."

Th New York Times (Sept. 20, 1929 • Four weeks before the crash)
Hung on a Hair Trigger
"Possibly one of the most interesting market developments of the last few months is the moment-to-moment interest which customers of brokerage houses are taking in their securities. Time was when the customer who was carrying a few hundred shares of stock in his brokerage house was satisfied to glance at his evening or morning paper to see how his holdings stood. Now, in the words of one customer's man, the brokers are `run ragged' for quotations and reports on last sales of every stock on the list."

'New Names' Most Popular
"Investors and speculators alike appear keen for 'new names,' and the market appreciation of some of the favorably situated issues which have been introduced to traders in the last few days has been tremendous."

Business Week (October 19, 1929 • One week before the crash)
Business Outlook
"Now, of course, the crucial weaknesses of such periods-price inflation, heavy inventories, over-extension of commercial credit-are totally absent. The security market seems to be suffering only an attack of stock indigestion... There is additional reassurance in the fact that, should business show any further signs of fatigue, the banking system is in a good position now to administer any needed credit tonic from its excellent Reserve supply."

The New York Times (Sept. 1, 1929 • Two days before the final top)
The New Psychology
"One of the most striking features of the present chapter in stock market history is the failure of the trading community to take serious alarm at portents which once threw Wall Street into a state of alarm... Traders who would formerly have taken the precaution of reducing their commitments just in case a reaction should set in, now feel confident that they can ride out any storm which may develop. But more particularly, the repeated demonstrations which the market has given of its ability to 'come back' with renewed strength after a sharp reaction has engendered a spirit of indifference to all the old-time warnings. As to whether this attitude may not sometime itself become a danger-signal, Wall Street is not agreed."

Business Week (Sept. 7, 1929 • Four days after the final top)
Wall Street's Week
"As the Fall begins there is a tenseness in Wall Street. Its presence is undeniable. There is a general feeling that something is going to happen during the present season. Just what it will be, when it will happen or what will cause is anybody's guess."

New Levels in the Stock Market, August 1929 -
"If history repeats itself, and, if the stock market is as good a register of the trend of business.... we are entering an era in business activity that was beyond the dreams of men a decade ago."

Business Week, 7. September 1929
"For five years at least, American business has been in the grip of an apocalyptic, holy-rolling exaltation over the unparalleled prosperity of the 'new era' ..."

Der Crash von 1929 (Zusammenfassung) 803027

Gruß
Happy End
Happy End:

Geschichte wiederholt sich nicht?

 
01.10.02 14:12
Stox Dude:

wenn das eintreffen wuerde, cool wuerde ich sagen

 
01.10.02 14:15
denn dann bietet sich die beste Chance "richtig viel" Geld zu verdienen.
Denkt nur mal an die Investoren die waehrend dem Crash kauften.
calexa:

Die der Börse doch schon immer

 
01.10.02 14:16
nur die Akteure wechseln. Aber die wenigsten wollen das wahrhaben.

Positiv dabei ist nur, daß es auch in der anderen Richtung zu einer Wiederholung kommen wird, die AKtien werden wieder steigen und es wird wieder zu einer Blase kommen.....

So long,
Calexa
www.carstenlexa.de
calexa:

Ach ja, ich vergaß:

 
01.10.02 14:20
Super-Beitrag! Danke!!!!

So long,
Calexa
AlanG.:

Richtg Happy!

 
01.10.02 14:23
Geschichte kann sich in der Tat wiederholen.
Die Frage dabei: Dauert es bis zum nächsten Weltkrieg wieder 10 Jahre?
Antwort: Nein.

;-(



satyr:

Prima happy und von mir noch eine kleine

 
01.10.02 14:25
Ergänzung.

Hochspekulative, skandalträchtige Zeiten
Das 17. und das 18. Jahrhundert gingen als eine der spekulativsten Epochen in die Börsengeschichte ein. Der holländische Tulpenskandal ist das bekannteste Beispiel. Im Jahre 1562 wurden die ersten Tulpen per Schiff von Konstantinopel (heute Istanbul) nach Amsterdam importiert. Die Blumen waren so beliebt, dass das Angebot die Nachfrage nicht decken konnte. Die Preise an den Börsen schossen als Folge davon immens in die Höhe. Vom Adel bis zum Knecht und der Dienstmagd, alle stiegen in das Tulpengeschäft mit ein. Immerhin betrug der Preis einer Tulpenzwiebel damals den unvorstellbaren Wert von rund 35.000 Euro.

Mit der Zeit wurde aber jedem klar, dass diese Preise mit der Realität nichts mehr zu tun hatten. Im Jahr 1637 flog der auf immens hohen Aktienkursen betriebene Tulpenschwindel auf, die Kurse stürzten in den Keller (Crash), und der Traum vom schnell verdienten Geld war für viele Holländer vorerst ausgeträumt.

Auch damals schon mußten sich die Anleger vor dubiosen Firmen in Acht nehmen. So wurden immer wieder merkwürdige Gesellschaften an die Börse gebracht, die etwa behaupteten, die Idee des "Perpetuum Mobile" in die Wirklichkeit umsetzen zu können.  
tigerlilly:

der 25. oktober

 
01.10.02 14:26
2002 ist zumindest ein FREITAG
Happy End:

Das Lotterie-System

 
01.10.02 16:17
03/20000  trend online

Die Weltwirtschaft dümpelt ...

Die internationale Wirtschaftslage hat in den 90er Jahren das Kapital nicht gerade zu Freudensprüngen veranlasst. In den meisten wichtigen Wirtschaftszentren der Welt dümpelten die Wachstumsraten bei 1,5 bis 3% vor sich hin.
Die Hoffnungsträger des Kapitals, die ostasiatischen Tigerstaaten - mit jährlichen Wachstumsraten von um die 7% - rutschen am Ende der 90er Jahre in eine tiefe Krise. Zur gleichen Zeit schlitterten auch Russland und der ökonomische Riese Japan in schwere Krisen. Alle drei Wirtschaftsregionen haben sich auch nicht nur annähernd von diesem Schreck erholt.

... aber der Aktienmarkt boomt?

Ganz anders die Stimmung an den Aktienmärkten. Besonders die Werte für neue Technologien und Medien ließen die Aktiennotierungen in den letzten Jahren rasant ansteigen. Euphorie macht sich bei den Börsianern breit. Der Dow Jones Index, der DAX und der Neue Markt (der Aktienindex für moderne Technologiewerte) schwingen sich von Rekord zu Rekord.
Weltweit sucht eine riesige Menge an Kapital profitträchtige Anlagemöglichkeiten. Das Verhältnis von eingesetztem Kapital zu erwirtschaftetem Gewinn, die Profitrate, ist mit Einsetzen der Krise Mitte der 70er Jahre drastisch gefallen. Und so bewegen sich immer größere Summen Kapital weg vom produzierenden Bereich hin zu dem, was US-Notenbankpräsident Alan Greenspan kürzlich das »Lotterie-System« nannte - zu den Aktienmärkten.
Es ist auch Alan Greenspan, der seit längerer Zeit vor »irrationalen Übertreibungen« an den internationalen Aktienmärkten warnt.

Denn tatsächlich haben sich die Notierungen der Aktienwerte schon längst in irrationale Höhen hinaufgeschwungen, die von der realen Wirtschaftsleistung bei hunderten von Unternehmen oder von deren Gewinnen und Reserven völlig abgekoppelt sind. Die Werte an den Börsen haben nichts mehr mit der realen Wirtschaftsleistung gemein. Und die Kurse steigen weiter und steigen und steigen und ...?

Ein Grund für den Börsenaufschwung waren die Aktienwerte von neuen Technologien. Besonders bei den Internet-Papieren sind sie bombastisch: Seit ihrem Börsengang verbuchte AOL ein Plus von 53.377%, Yahoo eines von 6.299%, eBay plus 929%.

Gerechtfertigt sind die riesigen Werte in der Realität aber nicht. Beispiel: Internet Anbieter, Suchmaschine und Info-Forum Yahoo. Bei einem Umsatz von 1,1 Mrd. DM, einem Gewinn von 0,1 Mrd. und weltweit 1.200 Mitarbeitern (Zahlen für 1999) hat Yahoo einen Aktienwert von 176 Mrd. DM.

Das ist ein größerer Aktienwert als der von Volkswagen, Veba, BASF, Metro und Lufthansa zusammen (siehe Grafik). Zusammengerechnet haben sie einen Aktienwert von 174 Mrd. DM. Und das bei einem Umsatz von 327 Mrd., einem Gewinn von 8,98 Mrd. und einer Mitarbeiteranzahl von 563.000. Es fehlt jede Verhältnismäßigkeit.
'Die Zeit' vom 3. Februar 2000 schrieb: »Internet-bezogene Unternehmen bringen es nach Schätzungen auf eine Börsenkapitalisierung von 1.000 Milliarden US-Dollar; demgegenüber fällt ihr Jahresgewinn in Höhe von 28 Millionen Dollar geradezu lächerlich niedrig aus.«

Ein anderes Beispiel: Mit der Idee, Bücher per Internet zu bestellen und sie ohne Portokosten frei Haus zu liefern fand Amazon eine Lücke im Markt, deren Wachstumschancen als riesig eingeschätzt werden. Die Aktie von Amazon gilt demnach als Kauftip, überall auf der Welt.

Was aber nicht beachtet wird, ist die Rentabilität dieser Unternehmung. Seit 1996 konnte sie ihren Verkauf um 3.774% steigern. Weil aber zu jedem versandten Buch etwa 6,-DM hinzugeschossen werden müssen, stieg dementsprechend auch der Verlust: Seit 1996 wuchsen die Verluste um 1.894%. Je größer der Handel, desto größer also die Verluste.

'Der Spiegel' Nr. 5/00 schreibt:
»Vor allem die Hightech-Papiere, also Computer, Handy, Internet, sind derart davon gezischt, dass man, je nach Naturell, staunen oder erschrecken kann: Warum ist die Hälfte von Microsoft mehr wert als alle Stahlkonzerne der Welt? Wieso schaffen die 548 Mitarbeiter der Verlustfirma Brokat denselben Börsenwert wie der Sportwagenhersteller Porsche, der das80 fache umsetzt und auch noch Gewinne abliefert?«
An den Börsen der Welt wird derzeit mit etwa 30 Billionen Dollar ein riesiges Roulette gespielt. Das historische Durchschnittsverhältnis von Aktienwert zu Gewinnen liegt in den USA bei 15 zu 1. In den letzten zehn Jahren hat sich dieser Wert auf 35 zu 1 hochgeschraubt.

Die Blase des Aktienmarktes hat sich zudem schon längst in die Gewinn- und Umsatzzahlen von Banken und Industrieunternehmen eingeschlichen. Das für das Kapital gefährliche Spiel höhlt die realen Werte von immer mehr Firmen aus. 'Der Spiegel':
»Denn die Gewinnzahlen sind keine verlässliche Größe mehr. Fast alle Firmen halten Beteiligungen an anderen Firmen, und da sie deren Aktien von Zeit zu Zeit verkaufen, steigt mit enormen Wachstumsraten das so genannte Finanzergebnis, das in den Gewinnzahlen versteckt ist. Was sich da im Inneren der Zahlenwerke abspielt, lässt selbst Bilanzexperten frösteln: Bei Microsoft etwa resultiert der Gewinnanstieg im letzten Quartal zu 30 Prozent aus dem firmeneigenen Investitionsgeschäft, bei Intel explodierte kürzlich der Kurs, weil die Entwicklung des sechs Milliarden Dollar schweren Aktienportfolios die Analysten begeistert hatte. Die Gewinnsteigerung der Chase Manhattan Bank im vierten Quartal resultierte zu 44 Prozent aus Aktiengeschäften, und ähnlich sieht es auch bei den anderen Geldhäusern aus. So drängt sich die Phantasie der Börse allmählich in die Bilanzen, mit deren Vorlage neue Anleger vom ,inneren Wert' der Aktie überzeugt werden. Dass sich da auf dem steilen Weg nach oben eine Blase gebildet hat, ist mittlerweile deutlich zu sehen.«
Sollte diese Blase platzen, stehen nicht nur diejenigen vor dem Ruin, die den größten Teil ihres Vermögens an der Börse "angelegt" haben. Die riesigen Aktien- und Spekulationsgewinne finden sich auch in den Bilanzen von produzierenden Betrieben und Konzernen auf der Gewinnseite wieder. Sollten diese Gewinne einbrechen, stehen viele Konzerne vor der Pleite. Eine Situation wie der Crash von 1929 ist denkbar.

Schwarzer Freitag?

Die meisten bürgerlichen Ökonomen und Banker wiegeln aber jede Sorge vor einem Crash mit dem Hinweis auf die minimale Inflationsrate ab.
»Existiert aber erst einmal eine Blase, gibt es viele weitere Faktoren außer einer Inflation, die die Blase platzen lassen kann«, schreibt Chris Harman, in 'Socialist Review' vom Februar 2000. »Der bekannteste Crash der Geschichte, 1929, folgte auf eine Periode in der es keinerlei allgemeine Preissteigerungen gab, obwohl die Aktien und die Immobilienwerte sprunghaft anstiegen - ganz so wie heute.«
aktien'Der Spiegel':
»Auch der Großen Depression der dreißiger Jahre ging eine märchenhafte Boomperiode voraus. Vor allem die Amerikaner glaubten in den ,goldenen Zwanzigern' an ein ewiges Wirtschaftswunder: Unser Öl, unsere Autoindustrie, unser Optimismus - und unsere Kredite. Denn berauscht von den anfangs noch moderaten Kurssteigerungen der Konzernaktien, begannen zu Beginn der zwanziger Jahre immer mehr Amerikaner auf Pump zu spekulieren. Die Aktienkredite verzehnfachten sich vor dem Crash, immer neue Liquidität schoss in die Märkte. ... Am 24. Oktober 1929 war die Party vorbei, so unvermittelt, wie sie begonnen hatte. Die Kurse schossen lawinenartig nach unten. Die Banken hatten ihre Kreditnehmer regelrecht zum Verkauf der Aktien gezwungen, was die Geschwindigkeit des Absturzes enorm beschleunigte. Das Land versank zu Beginn der dreißiger Jahre in der Großen Depression ­ Bankenpleiten, Massenarbeitslosigkeit, antikapitalistische Grundstimmung. ... Um ein Abflachen der Wachstumskurve, ein so genanntes Soft Landing, bemüht sich Notenbankchef Alan Greenspan seit längerem schon. Mit Zinserhöhungen will er das Geld teurer machen, die Liquiditätszufuhr drosseln, die Kauflust bremsen. Wenn das nicht bald gelingt, wird die Spekulationsblase von allein platzen - in zwei Wochen, zwei Monaten oder in zwei Jahren.«

Das verzweifelt nach gewinnträchtigen Anlagemöglichkeiten suchende Kapital steht vor einem Dilemma. Nach wie vor durchlebt die Wirtschaft in den USA und Europa eine Aufschwungsphase, sei sie auch noch so minimal. Japan und die ostasiatischen Tigerstaaten erholen sich zwar langsam von ihrem Einbruch in den letzten Jahren, haben jedoch nicht die wesentlichen Probleme des privaten Staatskapitalismus auch nur ansatzweise gelöst. Wichtige Wirtschaftsregionen wie Rußland und Südamerika stehen seit Jahren mit einem Bein im Desaster.
Nur die Aktienkurse lassen die Sektkorken in den Chefetagen knallen. Doch genau diese Aktienkurse sind nicht auf Dauer haltbar und haben sogar die Bilanzwerte vieler Firmen verfälscht. Alan Greenspan versucht, durch vorsichtige Zinserhöhungspolitik der Hausse an der Börse ein wenig an Kraft zu nehmen. Doch jeder noch so vorsichtige politische Eingriff oder jeder Unkenruf, der die Überbewertung beklagt, droht, das ganze Gebäude einstürzen zu lassen. Und so tanzen die Aktienhändler weiter auf dem Vulkan; frei nach dem Motto: Bis hierhin ging's noch ganz gut.

Die deutsche Regierung hatte 1998 Aktienfonds steuerlich begünstigt. Dies hat dazu geführt, daß es einen Ansturm von Kleinsparern gab, die ihr Geld auch an den Aktienmärkten anlegen wollten. Zudem haben Analysten festgestellt, dass der deutsche Aktienmarkt für ausländische Anleger zunehmend interessant geworden ist. Das trieb den DAX und den "Neuen Markt" besonders in die Höhe und führte auch zu einem sprunghaften Anstieg des Aktienwertes im Verhältnis zum Nominalwert der Aktien. Dieses Missverhältnis stieg in den letzten Jahren dramatisch. Der DAX wird den Dow Jones Index der USA bald einholen.
Klar ist, dass der tiefer werdende Abschwung mit seinen begleitenden Krisen seit Mitte der 70er Jahre nicht zu Ende ist und nicht durch einen virtuellen Aufschwung an den Börsen abgelöst wurde. Im Gegenteil: Die Tiefe der Krisen wird künftig zunehmen.

Der Crash von 1929 (Zusammenfassung) 803220
Happy End:

In 14 Jahren ist der DAX wieder auf ATH

 
01.10.02 16:35
altmeister:

happy

 
01.10.02 16:37
in 14 jahren? aber da bin ich ja schon ein alter mann da bin ich ja uralt glatte 50!
Ding:

Hat das jetzt eine Bedeutung

 
01.10.02 16:49
daß diesmal die Kredite in die andere Richtung gehen?  
satyr:

Na na mit 50 uralt o.T.

 
01.10.02 17:15
Happy End:

Do you remember the 25th of October 1929?

 
29.10.02 07:33
Vor 73 Jahren sorgt der "Schwarze Freitag" für heftige Börsentumulte auf der ganzen Welt. Vergleicht man die damalige Situation mit der heutigen, gibt es einige Parallelen.

Zugegeben, die meisten der Leser werden den Tag noch nicht erlebt haben, und falls doch, so wird sich doch nicht mehr jeder detailliert erinnern können. Drehen wir die Zeitmaschine also noch einmal um 73 Jahre zurück.

Am 25. Oktober 1929 fand das statt, was wir heute als den "Schwarzen Freitag" kennen. Wie gesagt: Das war vor 73 Jahren, also: Alles alter Kaffee, oder was?

Keinesfalls, denn die Zeiten damals und heute weisen so manche Parallele auf. Damals, im Jahre 1929, steuerte die US-Börse immer neuen Höhen entgegen. Indexschwergewichte, die sich zuvor innerhalb weniger Monate im Wert verdoppelt oder gar verdreifacht hatten, waren plötzlich "out", auch wenn man das damals wohl noch nicht so nannte. "In" waren dagegen Neuemissionen.

Erinnern wir uns jetzt einmal an die Börsenzeit 1998 bis Frühjahr 2000, dann fällt uns auf: Es war genau das gleiche Verlaufsmuster. Die Börse steuerte von Hoch zu Hoch, warnende Sprüche wie: "Always remember: What goes up, could come down" wurden mit einem Lächeln und einer abweisenden Handbewegung auf die Seite gelegt und jeder landauf, landab hatte Ahnung von Aktien.

"Nightmare on Wall Street" statt "American Dream"

S&P 500, Dax 30 oder Stoxx 50 galten als Sammelbecken unternehmerischer Dinosaurier - wer wirklich "hip" und "hopp" sein wollte, der kaufte an der NASDAQ und am Neuen Markt (kann sich noch jemand an den erinnern ...?).

Damals, 1929, wurde der biblische Spruch "Wasser zu Wein verwandeln" durch die Phrase "Vom Tellerwäscher zum Millionär" mit neuem Sinn gefüttert. Das die umgekehrt verlaufende, zugegebenermaßen auch eher unpopuläre Variante auch funktioniert, und sehr viele Leute heute wieder Wasser trinken, das hat damals wie heute kaum jemand in diesem Umfang vorhergesagt. Der "American Dream" wurde durch "Nightmare on Wall Street" ersetzt.

Weitere Parallelen sind in den starken Überbewertungen während der "Bubble"-Phase, der steigenden Bereitschaft privater Investoren zum Kauf von Aktien auf Kredit und der hohen Bedeutung von "Stories statt Fakten" beim Aktienkauf zu sehen. Damals wie 1998 galt die Devise: Möge dieser Aufschwung ewig dauern und uns auf den Schwingen niedriger Inflation zu stets steigendem Wohlstand führen!

Was ist heute anders als damals?

Waren es damals die heute weitestgehend unbekannten Bevölkerungsschichten, die über die Börse neuem Reichtum entgegen gingen, so waren es jetzt neben einigen aufgeklärten 68ern auch viele Teilnehmer der Baby-Boomer-Generation bis hin zu den Vertretern "Handy-Generation", die ihre Sparbücher plünderten und einem neuen Hobby nachgingen: Geld verdienen mit "totsicheren" (welche Bedeutung kommt diesem Wort in der Nachbetrachtung zu!) Aktientipps aus den Bereichen Biotechnologie, Telekommunikation und vor allem Internet.

Doch stehen wir heute auch vor dem Beginn einer sich über Jahrzehnte hinziehenden Marktdepression? Werden auch diesmal die großen Indizes erst dann zur Ruhe kommen, wenn 90 Prozent Kursverlust in den Büchern steht? Ich glaube nicht.

Der Boden scheint gefunden zu sein


Die Notenbanken haben diesmal viel früher reagiert; die Realwirtschaft verspricht in den nächsten Monaten nicht zu boomen, aber es wird doch zumindest ein geringes positives Wachstum erreicht und der Salami-Crash (Motto: Scheibe für Scheibe), der sich seit ca. 30 Monaten hinzieht, sollte auf dem aktuellen Niveau einen Boden gefunden haben. Ängstliche Investoren haben mittlerweile schon verkauft, wer jetzt noch Aktien hat, wird sie tendenziell auch eher behalten.

Noch gibt es an weiten Teilen der Börse einen Käuferstreik, doch müssen sich diesmal, anders als vor einem Dreivierteljahrhundert, die Hedge-Fonds, die teilweise unvorstellbar große Aktienbestände verkauft haben, ohne sie je besessen zu haben (sog. Short-Selling), bei geringen Kursanstiegen "eindecken", d.h. sie müssen kaufen. Das gibt der Börse heute eine gewisse Stabilität.

Zu erwarten ist eine volatile Seitwärtsbewegung

Es bleibt natürlich noch immer die Gefahr, dass nach schwachen Unternehmenszahlen die alten Tiefstände (d.h. die von vor ca. 14 Tagen, nicht die aus 1929!) noch einmal getestet werden, aber die Chancen auf eine volatile Seitwärtsbewegung mit langfristig anziehenden Notierungen steigen.

Und sollte ich mich irren: In weiteren 73 Jahren wird das den meisten von uns egal sein ...




Gruß    
Happy End  Der Crash von 1929 (Zusammenfassung) 832388
Der Crash von 1929 (Zusammenfassung) 832388
Der Crash von 1929 (Zusammenfassung) 832388
Happy End:

In der Krise auf Neuschnee achten

 
04.11.02 08:07
Es sind nicht die harten Fakten, welche die Börsen auf Talfahrt schickten, sondern die Bilder zurückliegender Crashs. Diese Bilder prägen die Vermutungen eines Investors über das Verhalten der anderen Investoren. Der Aktienmarkt 2002 zeigt: 1929 lebt.

Am 22. Oktober 1929 titelte die New York Times: "Irving Fisher hält Aktienkurse für niedrig." Zwei Tage später kam es zum Crash. Innerhalb von drei Wochen fielen die Kurse um 50 Prozent...

Abgesehen davon, dass neue Untersuchungen die Analyse des damals berühmtesten amerikanischen Ökonomen bestätigen: Das Bild "Crash 1929" war in diesem Jahr wieder allgegenwärtig. Vergleiche wurden angestellt. Es ist alles schon mal da gewesen.

Entsprechend zu Kurt Tucholsky: "Es gibt keinen Neuschnee. Wenn Du aufwärts gehst und dich hochaufatmend umsiehst, ... dann entdeckst du immer Spuren im Schnee. Es ist schon einer vor dir dagewesen ... Und immer sind da Spuren, und immer ist einer dagewesen .... Und es gibt keinen Neuschnee."

Es gibt keinen Neuschnee? Ist die Börsenentwicklung nur eine Kopie ihrer eigenen Vergangenheit? In den USA hatte der Aktienmarkt von Mitte 1921 bis Herbst 1929 eine nahezu permanente Aufwärtsbewegung gezeigt. Nach einem enormem Wirtschaftswachstum von 10 Prozent bzw. 5 Prozent in den Jahren 1927 und 1928 kam es 1929 zur Abkühlung (-0,9 Prozent).

Hinzu kamen unter anderem eine Labilität des Bankwesens aufgrund leichtfertiger Kreditvergabe, die auf Dauer ungelöste Finanzierungsfrage der Leistungsbilanzdefizite einiger europäischer (!) Länder, und schließlich eine Zunahme dubioser Managementmethoden. Aber unabhängig von den Gründen: Das Bild vom Crash 1929 wirkte über Generationen weiter.

Crash 1987: Alles schon mal dagewesen

Fast 60 Jahre später, am 19. Oktober 1987, fiel der Dow Jones um 22,6 Prozent allein an einem Tag. Dies entsprach der Gesamtsumme von 480 Milliarden Dollar, mehr als dem Sozialprodukt Kanadas.

Was war passiert? Die Renditen für 10-jährige Staatsanleihen waren im Umfeld eines ordentlichen Wirtschaftswachstums auf über 10 Prozent angestiegen. Weitere Zinssteigerungen wurden erwartet. Als wirtschaftspolitische Unsicherheiten (hinsichtlich des Fortbestandes des so genannten Louvre-Akkords, der die Stabilisierung des Wechselkurses zum Ziel hatte) hinzukamen, setzte die Verkaufswelle ein.

Der Finanzmarktforscher Robert Shiller versuchte seinerzeit anhand von Umfragen Charakteristika des damaligen Investorenverhaltens herauszufiltern. Sein Ergebnis: 85 Prozent der institutionellen Investoren waren sich vor dem Crash einig, dass der Markt überbewertet war, folgten aber der Philosophie "the trend is your friend" oder der "good feeling" Prognosemethode.

Als die Kurse dann abrutschten und eine Korrektur einsetzte, orientierten sie sich nicht an aktuellen fundamentalen Daten, sondern an einem ihren Großeltern bekannten - singulären - Phänomen.

Genauer: Sie vermuteten, dass sich andere Anleger am Crash von 1929 orientieren. Der Kursrutsch war nicht aufzuhalten. Ist die Krise da, ist der Pessimismus nicht weit. Oder mit Goethe: Wo so ein Köpfchen keinen Ausgang sieht, stellt er sich gleich das Ende vor. Die Erwartung wurde zu einer sich selbst erfüllenden Prognose.

Aktienmärkte 2002: 1929 lebt

Und heute? Nach der Korrektur der Überbewertungsphase des Jahres 2000 sind die Börsen auf Talfahrt. Welche Bilder treiben jetzt die Märkte rund um den Atlantik? Kaum haltbare Vergleiche mit historischen KGV, Angst vor japanischen Verhältnissen, obgleich bekannt ist, dass das amerikanische wie auch das europäische Bankensystem nicht mit dem japanischen vergleichbar ist, Deflationsängste (zum Vergleich: Die jährlichen Inflationsraten zwischen 1925 und 1929, den so genannten Goldenen Zwanzigern, variierten zwischen 1,1 und –1,7 Prozent) und ein weiteres Bild: wie bereits 1987 der Crash des Jahres 1929. Wieder findet man Gründe für Übertreibungen, und die daraus resultierende Krise wird erneut zur Plazenta des Pessimismus.

Übertragung gerechtfertigt?

Gewiss drohen Risiken, konjunkturelle wie auch geopolitische. Der Konjunkturmotor im Euro-Raum stottert. Einige Parallelen zum Börsenumfeld 1929 sind erkennbar. Ist damit die Analyse abgeschlossen und eine Übertragung auf 2002 gerechtfertigt?

Blicken wir auf die harten Fakten, auf konjunkturelle und auf strukturelle Entwicklungen: Noch vor einem Jahr hatten die Wirtschaftsforscher für 2002 durchschnittlich 1,2 Prozent Wirtschaftswachstum für die USA prognostiziert (siehe Consensus Forecasts Oktober 2001). Aller Voraussicht wird sich ein reales Wachstum von etwa 2,4 Prozent ergeben. Die aktuellen Einschätzungen für 2003 variieren zwischen 2,4 und 3,7 Prozent.

Die Gewinne der Kapitalgesellschaften in den USA stiegen in den ersten beiden Quartalen dieses Jahres um 11 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die gleiche Größenordnung ist angesichts der günstigen Kostenentwicklung für die zweite Jahreshälfte zu erwarten. Der Ausblick für 2003 liegt leicht darunter. Die Zinssätze liegen am langen Ende bei 4 Prozent in den USA und bei 4,5 Prozent in Deutschland.

Märkte sind robuster geworden

Auch das strukturelle Umfeld hat sich grundlegend geändert: Die Korrelation der Aktienmärkte zwischen USA und den europäischen Börsen hat sich seit 1929 massiv verschoben. Durch die zunehmende Integration wurden die Märkte insgesamt robuster gegenüber nationalen Schocks, dazu gehören auch Bilanzfälschungen einzelner Unternehmen.

Weiter haben einschneidende technologische Entwicklungen dazu beigetragen, dass Investoren einen umfassenderen und schnelleren Zugriff auf Informationen haben, bessere Kommunikations- und Transaktionswege zur Verfügung stehen sowie erhöhte Vertragssicherheiten vorhanden sind. Diese Entwicklung hat den Informationsstand der Marktakteure verbessert, Unsicherheiten abgebaut und Risikoprämien gesenkt.

Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Krise wie 1929? Es liegt überall Neuschnee!  
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