Der Crash auf Raten geht weiter

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Der Crash auf Raten geht weiter

 
21.06.02 10:27
Euro-Aufwertung:
Der Crash
auf Raten geht weiter

Von Norbert Häring und Sebastian Sachs, Frankfurt

Die internationalen Aktienmärkte setzen am Donnerstag ihre Talfahrt fort. Einmal mehr waren es die europäischen Börsen, die auf dem Weg nach unten in Führung lagen. So verlor der Deutsche Aktienindex (Dax) 2,5 Prozent, während der Standard & Poor’s 500-Index in New York weniger als ein Prozent nachgab.

Seit Beginn dieses Monats hat der S&P 500 rund fünf Prozent an Wert verloren. Im gleichen Zeitraum beliefen sich die Verluste seines Pendants für die Euro-Zone, des Euro-Stoxx 50-Index, auf ungefähr elf Prozent.

Der Schwächeanfall des Dollar ist für viele Marktbeobachter ein wesentlicher Grund für diese Diskrepanz. Die Abwertung der eigenen Währung führt zu Wettbewerbsvorteilen für die heimischen Exporteure, ein Pluspunkt für die USA aber gleichzeitig ein deutlicher Nachteil für die exportorientierten Unternehmen in der Euro-Zone.


Nachdem sich der Euro am Donnerstag nach einem Kurssprung deutlich über der Marke von 96 US-Cent etablierte, waren es vor allem die Exporttitel, die in Europa kräftig unter die Räder kamen.



Schwache Konjunktur


Auslöser für die jüngste Dollar-Schwäche war die Bekanntgabe eines überraschend hohes Leistungsbilanzdefizits der USA für das erste Quartal und ein deutlich über den Erwartungen liegendes Handelsbilanzdefizit im April. Als die US-Aktienindizes bald nach Handelsbeginn ins Minus drehten, bekam der Greenback zusätzlich Gegenwind. Später veröffentliche überraschend positive US-Daten konnten keine Trendwende mehr herbeiführen.


Kurzfristig haben Experten wenig Hoffnung, dass sich an der Konstellation divergierender Aktienmärkte in der Euro-Zone und den USA etwas ändern wird. Denn die US-Börsen bekommen nicht nur von der Währungsseite mehr Unterstützung als die Europäer, sondern auch seitens der Notenbanken. Zumindest ist dies die Erwartung der Marktteilnehmer.


Obwohl die US-Wirtschaft stärker wächst als die Euro-Zone und die Leitzinsen jenseits des Atlantiks mit 1,75 Prozent auf dem tiefsten Stand seit vier Jahrzehnten liegen, rechnen Händler damit, dass die Europäische Zentralbank zuerst an der Zinsschraube drehen wird. Zwar haben die Märkte in den letzten zwei Wochen den Termin für die jeweiligen Zinsschritte beider Zentralbanken nach hinten verschoben. Für die Federal Reserve allerdings weiter als für die EZB.


Die Terminkontrakte für US-Notenbankgeld zeigen die Erwartung an, dass die Federal Reserve ihren Leitzins nicht vor November anheben wird. Noch vor wenigen Wochen galt der August als wahrscheinlicher Termin. Eine darüber hinausgehende Zinserhöhung erwarten Händler nun bis zum Jahresende nicht mehr.


Die europäischen Geldhändler gehen zwar trotz der kräftigen Euro-Aufwertung der letzten Wochen weiterhin davon aus, dass die EZB vorher handeln wird. Aber auch hier wurde der erwartete Termin weiter in Richtung Jahresende verlagert.


Für die EZB-Ratssitzung von Anfang August, die als Telefonkonferenz abgehalten wird, zeigen die Geldmarktsätze nur noch eine etwa 50-prozentige Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung an. Erst für September ist ein Zinsschritt um einen Viertel Prozentpunkt weitgehend "eingepreist". Vor einigen Wochen galt es am Markt noch als wahrscheinlich, dass die EZB spätestens im Juli die Leitzinsen auf 3,5 Prozent anheben würde.


In zwölf Monaten wird der EZB-Leitzins den Markterwartungen zufolge bis auf vier Prozent steigen, der US-Leitzins bis auf 3,25 Prozent. Vor zwei Wochen lag der Zielwert für die EZB noch einen viertel und für die Fed sogar noch einen halben Prozentpunkt höher.
ftd.


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