Zwischenruf: Der egozentrische Chef stösst auf massiven Widerstand
Ein gesundes Ego ist wunderbar. Alle interessanten Menschen haben eines. Kein Buch wird geschrieben, kein Bild gemalt, kein Unternehmen geführt und schon gar keines gegründet ohne Ego. Das zumindest sagt der meistbewunderte Manager der Welt, Jack Welch: "Zur Hölle damit, in diesem Spiel hat jeder ein Ego", weiß der Mann, der General Electric zum Modellunternehmen machte, "man braucht es, um Gelegenheiten auch ergreifen zu können."
Doch wie so oft, auch Selbstwertgefühl ist letztlich eine Frage des Maßes. Ein Quäntchen zu viel und Selbstbewusstsein kippt um in Selbstverliebtheit. Sie lässt Manager mehr versprechen als sie halten können und jede Warnung überhören. Dabei braucht die Wirtschaft keine Helden, sondern Menschen, die unternehmerische Entschlusskraft mit persönlicher Bescheidenheit verbinden. Denn nur wer das Unternehmen und nicht die eigene Person in den Vordergrund stellt, wird neben sich auch unabhängige, kreative Persönlichkeiten dulden.
Das belegt auch eine Studie unter den "Fortune 500"-Unternehmen, die der Frage nachging, ob ein gutes zu einem großartigen Unternehmen werden kann und wenn ja, wie? Dafür wurden Unternehmen untersucht, die über einen Zeitraum von 15 Jahren mindestens drei Mal so viel Marktkapitalisierung schufen wie die allgemeine Börsenentwicklung. Das Ergebnis: Ein Durchbruch von gut zu exzellent ist nur möglich, wenn an der Spitze ein Mensch steht, der einen äußerst schwierigen Spagat vollbringt: der Entschluss- und Durchsetzungskraft verbindet mit der Fähigkeit, die eigene Unentbehrlichkeit zu relativieren.
Dies spricht gegen den Charismatiker oder Visionär, von dem wir in der vergangenen Dekade so viel gehört haben. Ein wirklich überragender Chef zeichnet sich weniger durch seine Bugwelle aus, als durch die Fähigkeiten, einem Unternehmen eine kluge strategische Ausrichtung zu geben - die Verbindung von sachlicher Effizienz und Zurückhaltung im persönlichen Auftreten. Damit ist beileibe nicht Weichheit oder gar Nachgiebigkeit gemeint, eher ein Mangel an Egozentrik.
Dieses Ergebnis ist umso erstaunlicher, als die Forscher bei ihrer Arbeit ursprünglich gar nicht auf die Rolle des Spitzenmanagers achten wollten, um dem heute so weit verbreiteten Vorurteil nicht anheim zu fallen, das Erfolg wie Debakel stets dem Unternehmens-Chef selber zuschreibt. Doch letztlich mussten sich die Wissenschaftler geschlagen geben und dem Kapitän seine Rolle auch zubilligen.
Der Unterschied zwischen guten und herausragenden Organisationen wird tatsächlich von Leuten gemacht, die einerseits für hervorragende Ergebnisse sorgen und mit unerschütterlicher Entschlossenheit alles tun, um die auch in Zukunft sicherzustellen. Die aber andererseits auch von natürlicher Zurückhaltung sind. Sie stellen ihre persönliche Karriere und ihr eigenes Bankkonto hinter die Arbeit für das große Ganze.
Preußische Tugenden wie Disziplin und Bescheidenheit sind gefragt, was im Übrigen auch damit zusammenhängt, dass Menschen heute selbstsicherer und innerlich unabhängiger geworden sind: Die egozentrische Attitüde eines "Chefs" stößt auf massiven Widerstand und führt zu Isolation und Scheitern.
Und das alles, nachdem wir jahrelang Geschichten über Visionen und Charisma gehört haben? Nach einem Jahrzehnt, in dem vor allem amerikanische CEOs verehrt wurden, wie zuvor nur Rockstars? Nun, nicht nur Welchs Rückzug aufs Altenteil, auch der Niedergang der Börsenkurse rückt offenbar die Maßstäbe wieder zurecht. Oder wie sagt der Chef von UPS, Jim Kelly, so schön: "Das ganze Konzept vom CEO als Superstar ist Quatsch!"
Der Autor Wilhelm Friedrich Boyens ist Vorsitzender der Geschäftsführung der Personalberatung Egon Zehnder International.
Ein gesundes Ego ist wunderbar. Alle interessanten Menschen haben eines. Kein Buch wird geschrieben, kein Bild gemalt, kein Unternehmen geführt und schon gar keines gegründet ohne Ego. Das zumindest sagt der meistbewunderte Manager der Welt, Jack Welch: "Zur Hölle damit, in diesem Spiel hat jeder ein Ego", weiß der Mann, der General Electric zum Modellunternehmen machte, "man braucht es, um Gelegenheiten auch ergreifen zu können."
Doch wie so oft, auch Selbstwertgefühl ist letztlich eine Frage des Maßes. Ein Quäntchen zu viel und Selbstbewusstsein kippt um in Selbstverliebtheit. Sie lässt Manager mehr versprechen als sie halten können und jede Warnung überhören. Dabei braucht die Wirtschaft keine Helden, sondern Menschen, die unternehmerische Entschlusskraft mit persönlicher Bescheidenheit verbinden. Denn nur wer das Unternehmen und nicht die eigene Person in den Vordergrund stellt, wird neben sich auch unabhängige, kreative Persönlichkeiten dulden.
Das belegt auch eine Studie unter den "Fortune 500"-Unternehmen, die der Frage nachging, ob ein gutes zu einem großartigen Unternehmen werden kann und wenn ja, wie? Dafür wurden Unternehmen untersucht, die über einen Zeitraum von 15 Jahren mindestens drei Mal so viel Marktkapitalisierung schufen wie die allgemeine Börsenentwicklung. Das Ergebnis: Ein Durchbruch von gut zu exzellent ist nur möglich, wenn an der Spitze ein Mensch steht, der einen äußerst schwierigen Spagat vollbringt: der Entschluss- und Durchsetzungskraft verbindet mit der Fähigkeit, die eigene Unentbehrlichkeit zu relativieren.
Dies spricht gegen den Charismatiker oder Visionär, von dem wir in der vergangenen Dekade so viel gehört haben. Ein wirklich überragender Chef zeichnet sich weniger durch seine Bugwelle aus, als durch die Fähigkeiten, einem Unternehmen eine kluge strategische Ausrichtung zu geben - die Verbindung von sachlicher Effizienz und Zurückhaltung im persönlichen Auftreten. Damit ist beileibe nicht Weichheit oder gar Nachgiebigkeit gemeint, eher ein Mangel an Egozentrik.
Dieses Ergebnis ist umso erstaunlicher, als die Forscher bei ihrer Arbeit ursprünglich gar nicht auf die Rolle des Spitzenmanagers achten wollten, um dem heute so weit verbreiteten Vorurteil nicht anheim zu fallen, das Erfolg wie Debakel stets dem Unternehmens-Chef selber zuschreibt. Doch letztlich mussten sich die Wissenschaftler geschlagen geben und dem Kapitän seine Rolle auch zubilligen.
Der Unterschied zwischen guten und herausragenden Organisationen wird tatsächlich von Leuten gemacht, die einerseits für hervorragende Ergebnisse sorgen und mit unerschütterlicher Entschlossenheit alles tun, um die auch in Zukunft sicherzustellen. Die aber andererseits auch von natürlicher Zurückhaltung sind. Sie stellen ihre persönliche Karriere und ihr eigenes Bankkonto hinter die Arbeit für das große Ganze.
Preußische Tugenden wie Disziplin und Bescheidenheit sind gefragt, was im Übrigen auch damit zusammenhängt, dass Menschen heute selbstsicherer und innerlich unabhängiger geworden sind: Die egozentrische Attitüde eines "Chefs" stößt auf massiven Widerstand und führt zu Isolation und Scheitern.
Und das alles, nachdem wir jahrelang Geschichten über Visionen und Charisma gehört haben? Nach einem Jahrzehnt, in dem vor allem amerikanische CEOs verehrt wurden, wie zuvor nur Rockstars? Nun, nicht nur Welchs Rückzug aufs Altenteil, auch der Niedergang der Börsenkurse rückt offenbar die Maßstäbe wieder zurecht. Oder wie sagt der Chef von UPS, Jim Kelly, so schön: "Das ganze Konzept vom CEO als Superstar ist Quatsch!"
Der Autor Wilhelm Friedrich Boyens ist Vorsitzender der Geschäftsführung der Personalberatung Egon Zehnder International.