Der Benjamin unter den Superreichen
In nur fünf Jahren von 50 auf 1100 Millionen Mark: Im Eiltempo bahnt Alexander Falk sich seinen Weg in den Club der Milliardäre.
Hamburg - Er mag es nicht, Zweiter zu sein. Er hält es kaum aus, wenn ihn einer auch nur beim Joggen überholt. Extrem ehrgeizig, ebenso diszipliniert und innovativer als die meisten. So sieht sich der Hamburger Alexander Falk, so sehen ihn seine Mitarbeiter, die in der Regel jünger sind als ihr 32-jähriger Chef.
Sucht neue Herausforderungen: Ex-Ision-Chef Alexander Falk
"Ich wollte schon als Schüler eine eigene Firma gründen", lässt der Ambitionierte den ob seines rasanten Aufstiegs staunenden Beobachter wissen. Ein Vorhaben, das sich zunächst erübrigt: Falk erbt das Unternehmen des Vaters, den weltbekannten Verlag mit dem Patent auf praktisch gefaltetes Kartenwerk.
Zum Auftakt ein Deal mit Bertelsmann
An dem "zutiefst unsportlichen Laden ohne Innovationskultur", dessen Management in "vielen Bereichen schlief und nur den Erfolg der achtziger Jahre verwaltete", verliert der Junior schon bald das Interesse. Ganz Computer-Kid ist er schlicht überzeugt, "dass in 20 Jahren nur noch ein paar Exoten mit gedruckten Stadtplänen herumlaufen". Ihm liegen digitale Wegweiser näher als die bunten Pläne aus Papier.
Der studierte Betriebswirt - Kommentar Falk: "Langweilig, aber nützlich" - verkauft an Bertelsmann. Für wie viel, verrät der smarte Kaufmann nicht. Es heißt, dem Medienkonzern sei "der Laden" 1995 stolze 50 Millionen Mark wert gewesen - ohne die Entwicklungsabteilung für "digitale Kartografie". Zu Falks großer Freude verschmähen die Gütersloher sein Steckenpferd.
Was die Bertelsmänner "für einen kurzfristigen Modegag" hielten, macht der weitsichtigere Alexander in den kommenden Jahren zur Keimzelle einer internetbasierten Technologie-Holding. 1997 erwirbt er 35 Prozent der Schweizer Distefora AG, Börsenmantel des abgewirtschafteten Elektronikdiscounters Interdiscount. Der leidenschaftliche Segler Falk bringt Distefora rasch wieder auf Kurs - mit mobiler, vollelektronischer Navigation, versteht sich. In sein neues Unternehmen bringt er die CIS GmbH und GPS Gear, zusammengeschweißt zur Navigon, ein.
Auch Falks Goldgrube heißt "Neuer Markt"
1999 ist die Distefora-Aktie mit einem Plus von 1800 Prozent der mit Abstand erfolgreichste Titel auf dem Schweizer Parkett. Zum Kurs von 13 Franken erworben, notieren Falks Papiere zwei Jahre später mit knapp 200 Franken. Unter dem Dach der Schweizer Holding findet unterdessen ein weiteres Falk`sches Start-up Platz. Die Hamburger Internet-Schmiede Ision, nach eigenen Angaben eines der führenden Unternehmen für das Management von Websites in Europa. Deren Aktien bringt Falk im März vergangenen Jahres an den Neuen Markt. Binnen weniger Monate hat die Firma rund 940 Millionen Euro an der Börse kapitalisiert und ist damit dreimal so hoch bewertet wie etwa die Lebensmittelkette Spar.
Ende 2000 gelingt Falk dann der ganz große Wurf: Er verkauft die Mehrheitsbeteiligung an der Ision Internet AG für rund 1,6 Milliarden Mark an die britische Energis plc. Für diesen Schritt nennt er zwei Gründe: Zum einen binde das Unternehmen zu viele Managementkapazitäten, zum anderen sei Ision - so gehört es sich wohl für eine Internet-Firma - weit davon entfernt, profitabel zu werden. Auch Distefora schreibt im ersten Halbjahr 2000 trotz Umsatzsteigerung von 549 Prozent auf 80,1 Millionen Schweizer Franken operative Verluste in Höhe von 19,8 Millionen Schweizer Franken. Dank des Ision-Börsengangs aber bleiben unter dem Strich 85,5 Millionen Schweizer Franken Gewinn.
"Immer aktiv bleiben"
Manche halten Falk angesichts solcher Zahlen und Transaktionen für einen Hochstapler. "Ich habe eben viele Neider", gibt sich der Gescholtene gelassen. Kürzlich ist Falk vom Ision-Vorstandsvorsitz zurückgetreten. Der Jung-Manager wird sich künftig verstärkt um die Distefora, die ihm inzwischen zu rund 51 Prozent gehört, kümmern. Auf das angestammte Gebiet Medienkonvergenz will er sich konzentrieren und das Internet mit anderen Medien wie Mobiltelefon und Fernsehen zusammenführen.
Am Ziel wähnt sich der Unternehmer noch lange nicht. "Ich will nicht irgendwo eine schöne Villa haben und dann die Füße hochlegen. Ich werde garantiert immer aktiv sein." Wir werden also sicher noch von Alexander Falk hören.
© SPIEGEL ONLINE 2001
In nur fünf Jahren von 50 auf 1100 Millionen Mark: Im Eiltempo bahnt Alexander Falk sich seinen Weg in den Club der Milliardäre.
Hamburg - Er mag es nicht, Zweiter zu sein. Er hält es kaum aus, wenn ihn einer auch nur beim Joggen überholt. Extrem ehrgeizig, ebenso diszipliniert und innovativer als die meisten. So sieht sich der Hamburger Alexander Falk, so sehen ihn seine Mitarbeiter, die in der Regel jünger sind als ihr 32-jähriger Chef.
Sucht neue Herausforderungen: Ex-Ision-Chef Alexander Falk
"Ich wollte schon als Schüler eine eigene Firma gründen", lässt der Ambitionierte den ob seines rasanten Aufstiegs staunenden Beobachter wissen. Ein Vorhaben, das sich zunächst erübrigt: Falk erbt das Unternehmen des Vaters, den weltbekannten Verlag mit dem Patent auf praktisch gefaltetes Kartenwerk.
Zum Auftakt ein Deal mit Bertelsmann
An dem "zutiefst unsportlichen Laden ohne Innovationskultur", dessen Management in "vielen Bereichen schlief und nur den Erfolg der achtziger Jahre verwaltete", verliert der Junior schon bald das Interesse. Ganz Computer-Kid ist er schlicht überzeugt, "dass in 20 Jahren nur noch ein paar Exoten mit gedruckten Stadtplänen herumlaufen". Ihm liegen digitale Wegweiser näher als die bunten Pläne aus Papier.
Der studierte Betriebswirt - Kommentar Falk: "Langweilig, aber nützlich" - verkauft an Bertelsmann. Für wie viel, verrät der smarte Kaufmann nicht. Es heißt, dem Medienkonzern sei "der Laden" 1995 stolze 50 Millionen Mark wert gewesen - ohne die Entwicklungsabteilung für "digitale Kartografie". Zu Falks großer Freude verschmähen die Gütersloher sein Steckenpferd.
Was die Bertelsmänner "für einen kurzfristigen Modegag" hielten, macht der weitsichtigere Alexander in den kommenden Jahren zur Keimzelle einer internetbasierten Technologie-Holding. 1997 erwirbt er 35 Prozent der Schweizer Distefora AG, Börsenmantel des abgewirtschafteten Elektronikdiscounters Interdiscount. Der leidenschaftliche Segler Falk bringt Distefora rasch wieder auf Kurs - mit mobiler, vollelektronischer Navigation, versteht sich. In sein neues Unternehmen bringt er die CIS GmbH und GPS Gear, zusammengeschweißt zur Navigon, ein.
Auch Falks Goldgrube heißt "Neuer Markt"
1999 ist die Distefora-Aktie mit einem Plus von 1800 Prozent der mit Abstand erfolgreichste Titel auf dem Schweizer Parkett. Zum Kurs von 13 Franken erworben, notieren Falks Papiere zwei Jahre später mit knapp 200 Franken. Unter dem Dach der Schweizer Holding findet unterdessen ein weiteres Falk`sches Start-up Platz. Die Hamburger Internet-Schmiede Ision, nach eigenen Angaben eines der führenden Unternehmen für das Management von Websites in Europa. Deren Aktien bringt Falk im März vergangenen Jahres an den Neuen Markt. Binnen weniger Monate hat die Firma rund 940 Millionen Euro an der Börse kapitalisiert und ist damit dreimal so hoch bewertet wie etwa die Lebensmittelkette Spar.
Ende 2000 gelingt Falk dann der ganz große Wurf: Er verkauft die Mehrheitsbeteiligung an der Ision Internet AG für rund 1,6 Milliarden Mark an die britische Energis plc. Für diesen Schritt nennt er zwei Gründe: Zum einen binde das Unternehmen zu viele Managementkapazitäten, zum anderen sei Ision - so gehört es sich wohl für eine Internet-Firma - weit davon entfernt, profitabel zu werden. Auch Distefora schreibt im ersten Halbjahr 2000 trotz Umsatzsteigerung von 549 Prozent auf 80,1 Millionen Schweizer Franken operative Verluste in Höhe von 19,8 Millionen Schweizer Franken. Dank des Ision-Börsengangs aber bleiben unter dem Strich 85,5 Millionen Schweizer Franken Gewinn.
"Immer aktiv bleiben"
Manche halten Falk angesichts solcher Zahlen und Transaktionen für einen Hochstapler. "Ich habe eben viele Neider", gibt sich der Gescholtene gelassen. Kürzlich ist Falk vom Ision-Vorstandsvorsitz zurückgetreten. Der Jung-Manager wird sich künftig verstärkt um die Distefora, die ihm inzwischen zu rund 51 Prozent gehört, kümmern. Auf das angestammte Gebiet Medienkonvergenz will er sich konzentrieren und das Internet mit anderen Medien wie Mobiltelefon und Fernsehen zusammenführen.
Am Ziel wähnt sich der Unternehmer noch lange nicht. "Ich will nicht irgendwo eine schöne Villa haben und dann die Füße hochlegen. Ich werde garantiert immer aktiv sein." Wir werden also sicher noch von Alexander Falk hören.
© SPIEGEL ONLINE 2001