Der Anfang vom Untergang des amerikanischen Reichs

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Der Anfang vom Untergang des amerikanischen Reichs

 
07.05.04 12:01
Der Anfang vom Untergang des amerikanischen Reiches

    Kolumne

    von Marc Faber

    Bei allen großen Reichen der Weltgeschichte, wie etwa bei den Römern
    in der Antike, den Spaniern des 16. Jahrhunderts und den Engländern
    des 19. Jahrhunderts, ging die wirtschaftliche Überlegenheit Hand in
    Hand mit politischer und militärischer Macht. Sobald diese Weltreiche
    an wirtschaftlichen Problemen zu leiden begannen, verloren sie auch
    unweigerlich an politischem Einfluss und an militärischer Macht.
    Zyniker und Machttheoretiker könnten natürlich auch argumentieren,
    dass die genannten Weltmächte irgendwann Kriege zu führen begannen, um
    ihre wirtschaftlichen Probleme zu überdecken oder zu lösen. Nur waren
    diese dann so teuer, dass sie den wirtschaftlichen Niedergang noch
    wesentlich beschleunigten.

    Wie dem auch sei, aus Sicht der Finanzgeschichte zeichnet sich ein
    eindeutiges Bild. Solange sich Mächte wie Ägypten, Rom, Spanien oder
    Großbritannien im Aufstieg befanden und an Macht gewannen, wiesen ihre
    Ökonomien allesamt eine Tendenz zu tieferen Zinsen und fallenden
    Inflationsraten auf. Nach dem Überschreiten des Zenits ihrer Macht
    zeigten sich hingegen durchweg wachsende Inflationsraten und oft stark
    steigende Zinsen. Die Währungen - ein wichtiges Spiegelbild der Stärke
    eines Landes - wurden schwach. Es dürfte kein Zufall gewesen sein,

    dass sich die Wirtschaft des römischen Reiches bereits in einer nicht
    sehr guten Verfassung befand, als Kaiser Nero die römische Währung zum
    ersten Mal abwertete und sich dann sukzessive ganz beträchtliche
    Abwertungen unter den nachfolgenden Kaisern aufzwangen. Die Folge war,
    dass der römische Dinar am Ende des Reiches im vierten Jahrhundert
    weniger als ein Tausendstel des Wertes hatte, der ihm unter Kaiser
    Augustus einmal zugebilligt worden war. Ähnlich erging es den
    Spaniern. Zwischen 1580 und 1640 ging die spanische Krone nicht
    weniger als fünf Mal Bankrott. Sie konnte ihre Schulden, die sie unter
    anderem in Antwerpen und Augsburg aufgenommen hatte, nicht bezahlen.
    Was mit dem englischen Pfund geschah, ist ebenfalls wohl bekannt. Im
    20. Jahrhundert, nach dem Ende des Empire, verlor es rund 90 Prozent
    seines Wertes gegenüber dem Schweizer Franken und dem Preis für eine
    Feinunze Gold.

    Und auch in der jüngsten Vergangenheit finden sich Belege, für diesen
    Zusammenhang. Die Dollar-Abwertung unter US-Präsident Nixon im Jahre
    1971 und der damalige Entschluss, die Goldkonvertibilität des
    Greenbacks aufzugeben, erfolgten zu einem Zeitpunkt als sich die
    amerikanische Wirtschaftsmacht bereits auf dem absteigenden Ast
    befand. Das Handels- und Leistungsbilanzdefizit wiesen bis dahin fast
    unbekannte Dimensionen auf.

    Auch heute müssen die Vereinigten Staaten wieder mit einem großem
    Leistungsbilanzdefizit leben. Zugleich erwächst der inzwischen
    einzigen Weltmacht mit dem rasanten Aufstieg der chinesischen
    Wirtschaft ein ernst zu nehmender Konkurrent. Sollten die Vereinigten
    Staaten in dieser Situation versuchen, ihre Stellung mit Hilfe von
    Kriegszügen zu sichern, dürfte sich der Dollar - das zeigt die
    Geschichte - noch ganz wesentlich abschwächen.

    Die Frage ist natürlich, gegenüber was sich der amerikanische Dollar
    abschwächen wird - im Vergleich zu den Papierwährungen Euro und Yen
    oder den Hartwährungen Gold und Silber? Obwohl ich persönlich die
    wirtschaftlichen Perspektiven Europas im Vergleich zu denen Amerikas
    wesentlich positiver einschätze als manch anderer Beobachter - allein
    schon wegen der Eingliederung vieler osteuropäischer Staaten in die EU
    -, glaube ich kaum, dass der Dollar gegenüber anderen Papierwährungen
    völlig einbrechen wird.

    Dagegen spricht vieles für ein Comeback der Hartwährungen. Allein die
    Tatsache, dass es in der Welt immer mehr Papiergeld pro Unze Gold
    gibt, dürfte längerfristig den Preis des Edelmetalls in die Höhe
    treiben. Zudem haben strukturell schwache Währungen in der
    Vergangenheit immer zu steigenden Inflationsraten und somit auch zu
    höheren Zinsen geführt. Es gibt also gute Gründe, um an die Zukunft
    des Goldes zu glauben.
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