Geiler Verschreiber.......
26.04.2002
Neuer Markt Warnkriterien beachten
Prior Börse
Unsere Wachstumsbörse entpuppt sich als ein Dorado für Wirtschaftskriminelle, so die Experten der "Prior Börse".
Die bislang aufgedeckten Betrugsfälle scheinen nur die Spitze des Eisbergs zu sein. Es stelle sich die Frage, wie sich Anleger trotzdem vor Börsenkriminalität schützen können. Die Analyse der "Prior Börse" der bisher zutage getretenen Verfehlungen am Neuen Markt zeige ein typisches Raster von Merkmalen, das bei Börsenschwindel zumindest teilweise gegeben sei. Treffen also bei einem Unternehmen solche Warnkriterien zu, sollten Anleger die Gesellschaft besonders gut unter die Lupe nehmen.
Merkmale, durch die sich Betrugsfirmen auszeichnen: 1. Geringe Größe: Die sechs prominentesten Skandalunternehmen am Neuen Markt seien zum Börsengang kaum unter dem Mikroskop zu erkennen gewesen. Alles kleine Klitschen mit einem Jahresumsatz von weniger als 10 Mio. Euro. Die Unternehmen seien meist ziemlich frisch gegründet und das Vorleben der Protagonisten häufig trübe gewesen. Den Vogel scheiße ComROAD ab. Vor dem IPO seien gerade 2,4 Mio. Euro durch die Bücher gegangen. Ganze vier Mitarbeiter seien angestellt gewesen. Vorstandschefin sei Ingrid Schnabel gewesen, die Ehefrau des mittlerweile in Untersuchungshaft sitzenden Firmengründers. Aber auch EM.TV habe es vor dem Börsengang nur auf einen Jahresumsatz von 7,4 Mio. Euro gebracht.
2. Das Versprechen extremen Wachstums: Spitzenreiter sei hier EM.TV. In lediglich vier Jahren nach dem IPO habe das Münchener Unternehmen das Geschäftsvolumen in etwa verhundertfachen wollen. Aber auch die anderen Schwindelunternehmen seien keine Kinder von Traurigkeit gewesen. Sie hätten alle mindestens tausend Prozent Wachstum in nur drei Jahren versprochen.
3. Größenwahn: EM.TV habe der größten Mediengesellschaft der Welt, Walt Disney, Paroli bieten wollen. Infomatec, eine völlig unbedeutende IT-Bude, habe sich schon auf gleichem Niveau mit SAP gesehen und ComROAD sei selbstredend "Weltmarktführer der Telematikindustrie" gewesen.
4. Ominöse Großaufträge: ComROAD und Metabox hätten jeweils stolz die größten Aufträge der Unternehmensgeschichte gemeldet. Allerdings hätten sie die Auftraggeber in fernen Ländern nicht nennen wollen. Auch Infomatec habe den größten Deal seit Bestehen gemeldet, das angebliche Auftragsvolumen von MobilCom habe in etwa dem 15-fachen des Erlöses vor IPO entsprochen.
5. Kapitalhunger: Charakteristisch für die Betrugsfälle am Neuen Markt sei auch das folgende Muster: Das Platzierungsvolumen beim Börsengang sei recht bescheiden. Er fungiere sozusagen als Appetithäppchen. Sei es den Börsenneulingen aber erst einmal gelungen, durch Falschmeldungen oder ähnlichem, den Kurs in exorbitante Höhen zu treiben, folge eine Kapitelerhöhung. EM.TV zum Beispiel habe zum IPO nur gut 20 Mio. Mark aufgenommen. Zwei Jahr später und nach einem Bombardement euphorischer Erfolgsmeldungen habe die Medienfirma dann ordentlich zugelangt: Anleger hätten für ca. eine Milliarde Mark neue Aktien gezeichnet, mit denen sie nun das Wohnzimmer tapezieren könnten.
Aufgrund der Warnkriterien würden die Aktienexperten nun beispielsweise Senator Entertainment prüfen. Das Unternehmen wolle den Umsatz in den vergangenen drei Jahren immerhin um den Faktor sechs hochgeschraubt haben. Obwohl der Medienmarkt spätestens Mitte letzten Jahres zusammengebrochen sei. Senator weigere sich zudem bis heute Abnehmer großer Filmpakete zu nennen. Ebenfalls sei der Kapitalhunger beträchtlich. Bei einer Zweitplatzierung habe der Konzern Anfang 2000 mehr als 300 Mio. Euro eingestrichen. Doch dies scheine noch nicht genug. Die Bayerische Landesbank habe die Kreditlinie für Senator unlängst auf 230 Mio. Euro erhöht.
26.04.2002
Neuer Markt Warnkriterien beachten
Prior Börse
Unsere Wachstumsbörse entpuppt sich als ein Dorado für Wirtschaftskriminelle, so die Experten der "Prior Börse".
Die bislang aufgedeckten Betrugsfälle scheinen nur die Spitze des Eisbergs zu sein. Es stelle sich die Frage, wie sich Anleger trotzdem vor Börsenkriminalität schützen können. Die Analyse der "Prior Börse" der bisher zutage getretenen Verfehlungen am Neuen Markt zeige ein typisches Raster von Merkmalen, das bei Börsenschwindel zumindest teilweise gegeben sei. Treffen also bei einem Unternehmen solche Warnkriterien zu, sollten Anleger die Gesellschaft besonders gut unter die Lupe nehmen.
Merkmale, durch die sich Betrugsfirmen auszeichnen: 1. Geringe Größe: Die sechs prominentesten Skandalunternehmen am Neuen Markt seien zum Börsengang kaum unter dem Mikroskop zu erkennen gewesen. Alles kleine Klitschen mit einem Jahresumsatz von weniger als 10 Mio. Euro. Die Unternehmen seien meist ziemlich frisch gegründet und das Vorleben der Protagonisten häufig trübe gewesen. Den Vogel scheiße ComROAD ab. Vor dem IPO seien gerade 2,4 Mio. Euro durch die Bücher gegangen. Ganze vier Mitarbeiter seien angestellt gewesen. Vorstandschefin sei Ingrid Schnabel gewesen, die Ehefrau des mittlerweile in Untersuchungshaft sitzenden Firmengründers. Aber auch EM.TV habe es vor dem Börsengang nur auf einen Jahresumsatz von 7,4 Mio. Euro gebracht.
2. Das Versprechen extremen Wachstums: Spitzenreiter sei hier EM.TV. In lediglich vier Jahren nach dem IPO habe das Münchener Unternehmen das Geschäftsvolumen in etwa verhundertfachen wollen. Aber auch die anderen Schwindelunternehmen seien keine Kinder von Traurigkeit gewesen. Sie hätten alle mindestens tausend Prozent Wachstum in nur drei Jahren versprochen.
3. Größenwahn: EM.TV habe der größten Mediengesellschaft der Welt, Walt Disney, Paroli bieten wollen. Infomatec, eine völlig unbedeutende IT-Bude, habe sich schon auf gleichem Niveau mit SAP gesehen und ComROAD sei selbstredend "Weltmarktführer der Telematikindustrie" gewesen.
4. Ominöse Großaufträge: ComROAD und Metabox hätten jeweils stolz die größten Aufträge der Unternehmensgeschichte gemeldet. Allerdings hätten sie die Auftraggeber in fernen Ländern nicht nennen wollen. Auch Infomatec habe den größten Deal seit Bestehen gemeldet, das angebliche Auftragsvolumen von MobilCom habe in etwa dem 15-fachen des Erlöses vor IPO entsprochen.
5. Kapitalhunger: Charakteristisch für die Betrugsfälle am Neuen Markt sei auch das folgende Muster: Das Platzierungsvolumen beim Börsengang sei recht bescheiden. Er fungiere sozusagen als Appetithäppchen. Sei es den Börsenneulingen aber erst einmal gelungen, durch Falschmeldungen oder ähnlichem, den Kurs in exorbitante Höhen zu treiben, folge eine Kapitelerhöhung. EM.TV zum Beispiel habe zum IPO nur gut 20 Mio. Mark aufgenommen. Zwei Jahr später und nach einem Bombardement euphorischer Erfolgsmeldungen habe die Medienfirma dann ordentlich zugelangt: Anleger hätten für ca. eine Milliarde Mark neue Aktien gezeichnet, mit denen sie nun das Wohnzimmer tapezieren könnten.
Aufgrund der Warnkriterien würden die Aktienexperten nun beispielsweise Senator Entertainment prüfen. Das Unternehmen wolle den Umsatz in den vergangenen drei Jahren immerhin um den Faktor sechs hochgeschraubt haben. Obwohl der Medienmarkt spätestens Mitte letzten Jahres zusammengebrochen sei. Senator weigere sich zudem bis heute Abnehmer großer Filmpakete zu nennen. Ebenfalls sei der Kapitalhunger beträchtlich. Bei einer Zweitplatzierung habe der Konzern Anfang 2000 mehr als 300 Mio. Euro eingestrichen. Doch dies scheine noch nicht genug. Die Bayerische Landesbank habe die Kreditlinie für Senator unlängst auf 230 Mio. Euro erhöht.