US-Investmentbanker schöpfen wieder Hoffnung
von Heike Wipperfurth
New York - Nun ja, Lieferwagen mit Kaviar und Champagner stauen sich nicht gerade in der Wall Street, doch sieht man sie in letzter Zeit wieder häufiger in den Banker-Schluchten von Manhattan.
Ein gutes Zeichen. Jonathan Knee will deswegen auch gar nicht mehr klagen. Erst vor kurzem hat der New Yorker Investmentbanker bei der Privatisierung der Edison Schools mitgeholfen. "Vor einem Jahr hätte Edison noch keinen Geldgeber gefunden", sagte Knee, Senior Managing Director bei Evercore Partners, eine Investment Banking Boutique in Manhattan. "Jetzt sind sie wieder da."
Endlich.
Tatsächlich scheint sich das Geschäft der Investmentbanker wieder zu beleben. Oder zumindest das, was davon übrig ist. Drei Jahre lang haben sich die Häuser bei ihren Entlassungen gegenseitig überboten. Allein in den Krisenjahren 2001 und 2002 setzten die großen Wall-Street-Häuser 70 000 Mitarbeiter auf die Straße. Nur so ließ sich der Einbruch bei Börsengängen, Fusionen und im Aktienhandel wieder ausgleichen.
Nun lassen Megafusionen wie Yahoo und Overture und Boise Cascade und OfficeMax, die in den letzten Wochen angekündigt wurden, wieder Hoffnung aufkommen. "Die Banken sind wieder optimistischer", sagt Rik Kopelan, ein Headhunter bei der Capstone Partnership in New York. "Es gibt wieder mehr Deals - und damit auch Selbstvertrauen."
Die Branche hat das bitter nötig. Nach wie vor sind die Gehälter niedrig, praktisch niemand stellt neue Banker ein. Bonuszahlungen sind vielerorts auf ein Viertel zusammengeschrumpft. Doch die, die einen Job haben, spüren die Veränderung: Ihnen werden die Türen der Chefetagen nicht mehr vor der Nase zugeschlagen, wenn sie einen Sales Pitch machen wollen.
Das ist neu. "Die Antwort auf unsere Ideen ist nicht mehr ein glasiger Blick", berichtet Frank Cicero, Investmentbanker bei Lehman Brothers. "Jetzt werden wir tatsächlich gebeten, einen Schritt weiterzugehen."
Nun denken sogar wieder die Investmentbanken über ihre Zukunft nach und springen gleich selbst mit auf das Übernahme-Karussell. Vorige Woche meldete die Investmentbank Lehman Brothers den Kauf des Vermögensverwalters Neuberger Berman für 2,6 Milliarden Dollar. Nur so lässt sich das lukrative Geschäft mit reichen Kunden weiter ausbauen.
Trotzdem warten die Banker weiter auf die großen Coups. So steht beispielsweise die Zerschlagung von Vivendi Universal im Blickpunkt. Die Unterhaltungssparte des Konzerns ist heiß begehrt und könnte bis zu 15 Milliarden Dollar einbringen - und einen gehörigen Geldregen für die Bankhäuser, die sich den Deal angeln. Kaufinteressenten sind das Medienunternehmen Liberty Media, der Fernsehsender NBC, das Hollywoodstudio MGM, die Medienfirma Viacom und der frühere Universal-Eigentümer Edgar Bronfman.
Die M&A-Abteilungen durchkämmen alle Sparten, um neue Fusionsmöglichkeiten ausfindig zu machen. Experten sehen bereits unabhängige Analystenfirmen als Übernahmekandidaten. Seit den Analystenskandalen hat sich die Nachfrage nach objektiven Firmenbeurteilungen erheblich vergrößert.
Allerdings sind potenzielle Käufer sehr vorsichtig geworden. Sorglose Einkäufe wie noch vor Jahren sind tabu. Die Skandale von Worldcom und Enron haben deutliche Spuren hinterlassen. Übernahmekandidaten werden im Detail studiert. Bei Zweifeln lassen Interessenten einen Deal lieber schnell sterben. Auch Banker müssen sich vorsichtig bewegen. Der leiseste Vertrauensbruch schreckt Käufer ab.
Trotzdem hängt das M&A-Geschäft letztlich an der Konjunktur. Liefern die Unternehmen schlechte Ergebnisse, könnte das dem Aufschwung im M&A-Geschäft ein schnelles Ende bereiten.
Die Fusionsspezialisten mögen daran nicht denken und stürzen sich vorerst auf das, was sie kriegen können. Eine der glücklichen Banken ist dabei die Credit Suisse First Boston. Ihre Investmentbanker stehen dem Softwareunternehmen Oracle beim feindlichen Übernahmeangebot für den Nebenbuhler PeopleSoft zur Seite. Die Attacke sollte zunächst PeopleSofts Übernahme eines anderen Konkurrenten verhindern. Doch PeopleSoft lehnte das Angebot des Software-Giganten aus Kalifornien ab und forcierte die eigene milliardenschwere Fusion mit J. D. Edwards. Banker Knee: "Vor sechs bis neun Monaten hätte der Markt die Taktik von Oracle noch zum Kotzen gefunden."
Welt.de
von Heike Wipperfurth
New York - Nun ja, Lieferwagen mit Kaviar und Champagner stauen sich nicht gerade in der Wall Street, doch sieht man sie in letzter Zeit wieder häufiger in den Banker-Schluchten von Manhattan.
Ein gutes Zeichen. Jonathan Knee will deswegen auch gar nicht mehr klagen. Erst vor kurzem hat der New Yorker Investmentbanker bei der Privatisierung der Edison Schools mitgeholfen. "Vor einem Jahr hätte Edison noch keinen Geldgeber gefunden", sagte Knee, Senior Managing Director bei Evercore Partners, eine Investment Banking Boutique in Manhattan. "Jetzt sind sie wieder da."
Endlich.
Tatsächlich scheint sich das Geschäft der Investmentbanker wieder zu beleben. Oder zumindest das, was davon übrig ist. Drei Jahre lang haben sich die Häuser bei ihren Entlassungen gegenseitig überboten. Allein in den Krisenjahren 2001 und 2002 setzten die großen Wall-Street-Häuser 70 000 Mitarbeiter auf die Straße. Nur so ließ sich der Einbruch bei Börsengängen, Fusionen und im Aktienhandel wieder ausgleichen.
Nun lassen Megafusionen wie Yahoo und Overture und Boise Cascade und OfficeMax, die in den letzten Wochen angekündigt wurden, wieder Hoffnung aufkommen. "Die Banken sind wieder optimistischer", sagt Rik Kopelan, ein Headhunter bei der Capstone Partnership in New York. "Es gibt wieder mehr Deals - und damit auch Selbstvertrauen."
Die Branche hat das bitter nötig. Nach wie vor sind die Gehälter niedrig, praktisch niemand stellt neue Banker ein. Bonuszahlungen sind vielerorts auf ein Viertel zusammengeschrumpft. Doch die, die einen Job haben, spüren die Veränderung: Ihnen werden die Türen der Chefetagen nicht mehr vor der Nase zugeschlagen, wenn sie einen Sales Pitch machen wollen.
Das ist neu. "Die Antwort auf unsere Ideen ist nicht mehr ein glasiger Blick", berichtet Frank Cicero, Investmentbanker bei Lehman Brothers. "Jetzt werden wir tatsächlich gebeten, einen Schritt weiterzugehen."
Nun denken sogar wieder die Investmentbanken über ihre Zukunft nach und springen gleich selbst mit auf das Übernahme-Karussell. Vorige Woche meldete die Investmentbank Lehman Brothers den Kauf des Vermögensverwalters Neuberger Berman für 2,6 Milliarden Dollar. Nur so lässt sich das lukrative Geschäft mit reichen Kunden weiter ausbauen.
Trotzdem warten die Banker weiter auf die großen Coups. So steht beispielsweise die Zerschlagung von Vivendi Universal im Blickpunkt. Die Unterhaltungssparte des Konzerns ist heiß begehrt und könnte bis zu 15 Milliarden Dollar einbringen - und einen gehörigen Geldregen für die Bankhäuser, die sich den Deal angeln. Kaufinteressenten sind das Medienunternehmen Liberty Media, der Fernsehsender NBC, das Hollywoodstudio MGM, die Medienfirma Viacom und der frühere Universal-Eigentümer Edgar Bronfman.
Die M&A-Abteilungen durchkämmen alle Sparten, um neue Fusionsmöglichkeiten ausfindig zu machen. Experten sehen bereits unabhängige Analystenfirmen als Übernahmekandidaten. Seit den Analystenskandalen hat sich die Nachfrage nach objektiven Firmenbeurteilungen erheblich vergrößert.
Allerdings sind potenzielle Käufer sehr vorsichtig geworden. Sorglose Einkäufe wie noch vor Jahren sind tabu. Die Skandale von Worldcom und Enron haben deutliche Spuren hinterlassen. Übernahmekandidaten werden im Detail studiert. Bei Zweifeln lassen Interessenten einen Deal lieber schnell sterben. Auch Banker müssen sich vorsichtig bewegen. Der leiseste Vertrauensbruch schreckt Käufer ab.
Trotzdem hängt das M&A-Geschäft letztlich an der Konjunktur. Liefern die Unternehmen schlechte Ergebnisse, könnte das dem Aufschwung im M&A-Geschäft ein schnelles Ende bereiten.
Die Fusionsspezialisten mögen daran nicht denken und stürzen sich vorerst auf das, was sie kriegen können. Eine der glücklichen Banken ist dabei die Credit Suisse First Boston. Ihre Investmentbanker stehen dem Softwareunternehmen Oracle beim feindlichen Übernahmeangebot für den Nebenbuhler PeopleSoft zur Seite. Die Attacke sollte zunächst PeopleSofts Übernahme eines anderen Konkurrenten verhindern. Doch PeopleSoft lehnte das Angebot des Software-Giganten aus Kalifornien ab und forcierte die eigene milliardenschwere Fusion mit J. D. Edwards. Banker Knee: "Vor sechs bis neun Monaten hätte der Markt die Taktik von Oracle noch zum Kotzen gefunden."
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