Die Wurzel des Brauches ist schwer zu ergründen -mindestens acht Deutungen werden angeboten, drei davon reichen in die früheste Mythologie zurück.
Nach Indien beispielsweise, wo der Name der Göttermutter Maja, der Schöpferin allen Lebens, "die Täuschende" bedeutete. Nach altem, indischen Glauben war das ganze irdische Leben nur Schein, das Dasein eine Täuschung und so war Maja, die die Menschen in diese Scheinwelt lockte, die größte aller Täuscherinnen. Noch heute feiert man in Indien das Huli-Fest, ein Fest des Täuschens, des Neckens.
Noch einmal wird die Mythologie strapaziert, die griechische diesmal. Rhea-Kybele überreichte nämlich ihrem Gatten Kronos, dem "Kinderfresser", anstelle des neugeborenen Sohnes einen in ein Ziegenfell gehüllten Stein. Kronos fiel auf den Trick herein und Zeus, der oberste der griechischen Götter, war durch das mütterliche Täuschungsmanöver gerettet worden.
Auch germanische Frühlingsbräuche waren als Ausdruck ungebundener Fröhlichkeit von allerlei Schabernack begleitet. Der Narr, der einem solchen Scherz zum Opfer gefallen war, galt zugleich als Symbol des Winters, mit dem nun der Frühling, der mit aller Macht seine Herrschaft antrat, jetzt machen konnte, was er wollte.
Die alten Römer feierten in den ersten Nächten des April auf der Tiberinsel zu Ehren der lebensspendenden Göttin Venus rauschende Orgien. Und Mittelpunkt dieser Feste waren jede Menge mutwilliger Streiche unter Freunden.
Eine weitere Quelle nennt die Reformierung des Gregorianischen Kalenders anno 1584 durch Karl IX. als Anfang der Aprilscherze. Durch diese Reform wurde nämlich der Neujahrstag vom 1. April auf den 1. Januar gelegt, was anfangs zu mancherlei Verwirrungen führte. Und Zeitgenossen, die statt zum neuen am alten Datum, also am 1. April, die Freunde zur Neujahrsfeier einluden, durften deren Spott sicher sein. Aus Frankreich kommend soll der Brauch, jemanden "in den April schicken", über das Elsaß nach Deutschland gekommen sein und zwar während des 30-jährigen Krieges. Tatsächlich ist der Spaß 1618 hierzulande erst nachweisbar.
Natürlich weiß auch das Christentum das Besondere dieses Datums zu deuten. Da ist zum einen die Leidensgeschichte des HERRN, der - weil keiner die Verantwortung für seine Verurteilung übernehmen wollte - zwischen Herodes und Pontius Pilatus hin- und hergeschickt wurde. Woraus der Volksmund die Formulierung machte, jemanden "von Pontius zu Pilatus" zu schicken. Und sinnlos umhergeschickt war ja auch mancher Aprilnarr.
Außerdem, so will es die Überlieferung, soll der Apostel Judas Ischariot, der Jesus an die Häscher verriet, am 1. April geboren sein und am 1. April seinem Leben ein Ende gesetzt haben. Einem solchen "Untag" mitten im christlich geprägten Lebenslauf konnte man mit Possenreißen gerecht werden.
Possen zu reißen, sich zum Narren zu machen - das war auch notwendig, wollte man dem Teufel ein Schnippchen schlagen. Der nämlich hatte, an einem Tag - mitten in der gottgefälligen Buß- und Fastenzeit - die Macht, die Seelen zu Völlerei und Sünde zu verführen, sie dadurch vom frommen Tun abzulenken. Nur den "einfachen Menschen", den Narren und Tölpeln, konnte er nichts anhaben. Der 1. April war also ein Abwehrtag gegen die Künste des Satans: derjenige, über dessen Ungeschick alle lachten, galt als Narr und war somit gegen jegliche Versuchung gefeit.
Welche dieser Deutungen die richtige ist? Niemand weiß es und einer, der behauptet, er allein kene die wirkliche Geschichte - der will uns bestimmt in den April schicken.
Aprilscherz