Immer deutlicher wird heute, daß unser Finanzsystem instabil ist. Ein nicht mehr enden wollender Aktiencrash, Vermögensvernichtung und zunehmende finanzielle Schwierigkeiten in allen Bereichen führen dazu, daß sich immer mehr Menschen berechtigterweise Sorgen um unsere Zukunft machen. Leider ist jedoch die Ursache der Problematik den wenigsten bewußt und deshalb sind sie auch nicht in der Lage, logische Schlußfolgerungen zur Vermögenssicherung zu ziehen.
Die Problematik
Die Ursache der Probleme liegt darin, daß die Schulden überall auf der Welt, in jedem Land, viel schneller steigen als die Wertschöpfung, als das Bruttosozialprodukt. In Deutschland beispielsweise stiegen die gesamten Schulden (Summe aus Verschuldung von Staat, Wirtschaft und Privathaushalten) seit den sechziger Jahren mehr als zweieinhalbmal schneller als die Wertschöpfung.
In anderen Ländern wie beispielsweise den USA, ganz zu schweigen von den Entwicklungsländern, sieht es noch viel schlimmer aus. Dabei ist der Bankrott vorprogrammiert: Immer größere Teile der Wertschöpfung müssen für die Bedienung der Schulden verwendet werden. Es ist, wie wenn Sie persönliche Schulden haben und dieser Schuldenberg zweieinhalbmal schneller wächst als Ihr Einkommen - zwangsläufig sind Sie dann irgendwann bankrott, weil Sie die explodierenden Kapitalkosten nicht mehr tragen können.
Dabei vollzieht sich diese bedrohliche Entwicklung in unserem System zwangsläufig: Weil die den Schulden gegenüberstehenden Geldvermögen jedes Jahr um den Zinssatz wachsen, so können diese Zinsgewinne nur dann wieder neu angelegt werden, wenn jemand bereit ist genau diese Summe als Kredit zu nehmen - Was einer mehr hat, muß ein anderer weniger haben. Solange also im heutigen System positive Zinsen vorherrschen, muß die Verschuldung genau um diesen Prozentsatz weiter zunehmen. Mangelnde Schuldenaufnahme durch Sparmaßnahmen würde sofort zu einer Wirtschaftskrise führen, weil der Kapitalzuwachs nicht mehr rentabel investiert werden kann und sich dann das Geld von jeder Investition zurückziehen würde.
Die Folgen - die Abwärtsspirale
Die Folgen aus dieser unheilvollen Entwicklung bekommen wir heute immer deutlicher zu spüren: War vor einigen Jahrzehnten der Schuldendienst noch einfach, so fehlt heute in allen Wirtschaftssektoren das Geld: Der Staat, die Wirtschaft und die Privathaushalte haben deshalb immer größere Einbußen. Der Staat reagiert darauf mit steigenden Steuern und Abgaben, die Wirtschaft entläßt Arbeitskräfte und eine immer größere Pleitewelle zerstört großflächig Unternehmen. Die Privathaushalte reagieren auf das sinkende Einkommensniveau (durch steigende Steuern und sinkende Löhne) mit Konsumverzicht. Damit kommt es zu einem Teufelskreislauf:
Durch die hohen Kapitalkosten ist der Staat zu Steuererhöhungen gezwungen und die Wirtschaft zur Entlassung von Arbeitskräften. Damit sinkt die Kaufkraft der Bevölkerung, welche den Konsum einschränkt. Deshalb können die Unternehmen immer weniger absetzen und müssen noch stärker Arbeiter und Angestellt entlassen, bzw. die Löhne kürzen. Das damit für den Staat einhergehende einbrechende Steueraufkommen zwingt zu weiteren Steuererhöhungen. Die Kaufkraft der Bevölkerung sinkt weiter, die Unternehmen kommen immer mehr in Bedrängnis - am Ende kommt es zu weitreichenden Unternehmensbankrotten, welche eine Bankenkrise nach sich zieht, da die an die Wirtschaft vergebenen Kredite uneinbringbar werden. Daneben fallen selbstverständlich die Aktienwerte permanent, weil die Schwierigkeiten der Wirtschaft das Börsenniveau immer fraglicher werden läßt. Auch scheinbar sichere Anleihen kommen dann bald unter Druck, weil die Zahlungsunfähigkeit der dahinterstehenden Staaten und Unternehmen immer deutlicher wird. Früher oder später ist dann der Punkt gekommen wo Versicherungen und Banken bankrott gehen. Da das Schadensvolumen sehr schnell astronomische Ausmaße annimmt, kann dann auch kein Sicherungsfonds der Welt mehr für die angelegten Vermögen garantieren. Es kommt zum weitreichenden Vermögensverlust und damit zum völligen Einbruch der Kaufkraft. Die Spirale dreht sich unweigerlich nach unten und verstärkt sich dabei von selbst.
Inflation oder Deflation?
An diesem Gedankenpunkt angekommen begehen die meisten einen schwerwiegenden Fehler. Sie nehmen an, daß in solch einer Krise irgendwann ein Punkt erreicht ist, an dem das Geld "nichts mehr wert" sei, also dieses nicht mehr beim einkaufen akzeptiert werden würde. Weiterhin gehen viele Menschen davon aus, daß eine Krise automatisch eine Inflation bedeuten müsse - also ein drastisch steigendes Preisniveau und einen Verfall der Geldwerte. Ist dies realistisch?
Sehen wir uns dazu an, was passiert, wenn die Krise weitergeht: Ein entscheidendes Merkmal ist die sinkende Kaufkraft der Bevölkerung, welche zum Konsumverzicht führt. Unternehmen können darauf nur mit Preisnachlässen reagieren, um überhaupt noch Kunden in das Geschäft zu locken - eine Deflation mit sinkenden Preisen entsteht. Der umgekehrte Fall, daß die Unternehmen plötzlich die Preise erhöhen, ist wenig wahrscheinlich, weil dann plötzlich gar keine Kunden mehr in den Laden kommen. Mit anderen Worten: Unser System endet früher oder später in einer Deflation.
Deflation - die schlimmste Wirtschaftskrise
Im ersten Moment hört es sich angenehm an, daß die Preise immer schneller fallen - doch welche Effekte zieht dies nach sich? Bei fallenden Preisen warten die Leute mit Käufen, in der Hoffnung, daß bald alles noch billiger sein werde. Wer kauft heute ein Auto, wenn dieses in einem Jahr nur noch die Hälfte kostet? Ein fallendes Preisniveau führt also automatisch zur Konsumverweigerung und damit zu Unternehmenspleiten und im weiteren Verlauf zu Bankenbankrotten - wie oben beschrieben.
Von einer Deflation kann eigentlich nur derjenige profitieren, der nicht auf Arbeit angewiesen ist, viel Geld besitzt und vor allem dieses nicht in der Wirtschaftskrise verliert. Weil die Preise sinken, kann er mit seinem Geld immer mehr Waren kaufen. Je länger er in der Deflation wartet, umso mehr Kaufkraft hat er. Auf der anderen Seite verlieren die allermeisten Menschen, weil die Löhne immer mehr gedrückt werden, sie arbeitslos werden oder durch die Bankenpleite alles Vermögen verlieren.
Viele Menschen meinen heute, daß es gut wäre, in einer kommenden Wirtschaftskrise Schulden zu haben. Doch wie sieht es wirklich aus?
Das genaue Gegenteil trifft zu: Wer Schulden hat, der ist in einer Deflation sehr schnell bankrott, weil die Schulden entsprechend dem Geldwert aufgewertet werden. Dazu kommt, daß alle Sachgüter wie bspw. Immobilien drastisch an Wert verlieren. Es kann dann dem verschuldeten Hausbesitzer passieren, daß sein für die Hypothek als Sicherheit dienendes Wohnobjekt soweit an Wert verliert, daß der Kredit damit nicht mehr abgesichert ist. Dann kann die Bank neue, zusätzliche Sicherheiten verlangen und wenn diese nicht geboten werden können, das Haus zu einem niedrigen Preis zwangsversteigern - was allerdings unter Umständen den Kredit nur teilweise abdeckt. Der Hausbesitzer würde dann ohne Haus, jedoch mit weiteren Schulden zurückbleiben.
Warum Inflation unwahrscheinlich ist
Demgegenüber ist eine Inflation in der ersten Phase einer Krise wenig wahrscheinlich. Inflation kann nur entstehen, wenn die umlaufende Geldmenge plötzlich drastisch anwächst und gleichzeitig die Löhne kräftig steigen. Beides ist heute nicht in Sicht: Die Notenbanken sind von jedweder Politik unabhängig und haben sich auf strikte Inflationsbekämpfung eingeschworen - nicht jedoch auf Deflationsbekämpfung. Selbst wenn eine Notenbank eine Inflation erzeugen wollte, so könnte sie es im heutigen System gar nicht. Heute kommt Geld nur in Umlauf, wenn Geschäftsbanken bei der Notenbanken einen Kredit aufnehmen und diesen an die Kunden weitergeben. In einer Krise nimmt jedoch niemand einen Kredit, weil sich keine Investitionen lohnen, damit nehmen auch die Geschäftsbanken keine Schulden bei der Notenbank. Die Notenbank kann zwar Geld drucken lassen, hat jedoch keine Möglichkeit diese in Umlauf zu bringen - dazu müßte erst das ganze System umständlich geändert werden, und dies erfordert Zeit.
Daneben ist das Lohnniveau eindeutig auf dem absteigenden Ast. Schon seit Jahren klettern die Löhne und Gehälter real nicht mehr. Dies kann in einem Umfeld von Massenarbeitslosigkeit auch gar nicht anders sein, da ein hohes Angebot von Arbeit die Löhne drückt. Die Gewerkschaften haben heute gar keine Möglichkeit im scharfen Wettbewerb Lohnsteigerungen durchzusetzen.
Von welcher Seite man es auch sieht, eine Inflation ist nicht unmittelbar in Sicht - wohl aber steht die Deflation vor der Türe. Weder hat die Politik die Möglichkeit Geld zu drucken (da die Notenbanken unabhängig sind), noch können die Unternehmen die Preise erhöhen, noch können die Gewerkschaften höhere Löhne fordern.
Deflation wird hoffähig
Daß wir in eine Deflation hineinrutschen wird nicht zuletzt auch daran deutlich, daß die Werbung immer mehr Kunden mit "Schnäppchen" zu locken versucht oder der Konsument regelrecht zu sparsamem Verhalten erzogen wird ("Geiz ist geil" lautete eine Werbung eines großen Elekronikanbieters). Sogar die Boulevardpresse greift die Tendenz zum "Sparen" immer mehr auf: So erklärte ein bekanntes Magazin zum Jahresanfang 2003, daß es heute modern sei, in Billigläden einzukaufen - sogar immer mehr Prominente "kaufen jetzt bei Aldi, Lidl oder Plus". Damit wird beim normalen Leser der Eindruck erweckt, daß wenn schon die Reichen immer mehr sparen und auf sinkende Preise achten, dies die normale Reaktion auf die schärferen Umstände sei. Damit wird der Verbraucher insgeheim auf eine kommende Deflation eingestimmt. Bald jedoch werden die meisten merken, daß die vermeintlichen Schnäppchen teuer zu bezahlen sind - dann nämlich, wenn auch ihr eigener Lohn plötzlich zum "Schnäppchen-Preis" für den Arbeitgeber angeboten werden muß. In der zehnjährigen amerikanischen Deflation in den dreißiger Jahren, hängten sich die Leute Schilder um, auf denen zu lesen war: "Mache jede Arbeit für einen Dollar am Tag".
Geldanlage
Aus diesem Wissen gilt es die richtigen Schlüsse für Ihre persönliche Geldanlage zu ziehen. Der allerwichtigste Punkt ist, daß Schulden unter allen Umständen vermieden werden müssen. Vorhandenes Kapital muß liquide (also jederzeit verfügbar) angelegt werden. Am besten auf viele verschiedene Banken verteilt. Die Argentinienkrise lehrt, daß große Konten sehr schnell in einer Krise gesperrt sein können, während über kleine Konten weiterhin verfügt werden kann. Sehr riskant ist es, in diesem Szenario ganz auf Edelmetalle wie Gold zu setzten: In einer Deflation fallen alle Sachwerte (auch Metalle). Am Anfang der Krise kann zwar der Goldpreis psychologisch nach oben getrieben werden - sehr bald jedoch realisieren die Goldbesitzer, daß sie in der Deflation eigentlich Geld brauchen - dann müssen diese zu jedem Preis verkaufen - und dies drückt den Goldkurs. Auch in einer Krise ist das Papiergeld nicht einfach "wertlos". Auch dann können Sie im Supermarkt nicht mit Goldstücken zahlen (was auch sehr umständlich wäre, man denke nur an die Überprüfung der Echtheit). Der Goldpreis beginnt also sehr schnell in einer Deflation wieder stark zu sinken. Erst nach einer längeren Deflationsphase ist mit einem richtigen Währungsschnitt zu rechnen. Gold heute zur Risikostreuung ja - als ausschließliche Anlage nein.