DCI AG (WPK 529530)
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Nachdem "business to business" (B2B) in den USA längst ein Zauberwort der Börse geworden ist, das die Phantasie der Anleger anheizt wie sonst nur "Linux", betritt mit der DCI AG nun auch hierzulande das B2B-Unternehmen das Börsenparkett. Für uns, dem Börsenbrief zu die Internetwerten am Neuen Markt, stellt so ein Debüt natürlich einen Pflichttermin für eine IPO-Analyse dar.
Das Unternehmen
Die DCI Database for Commerce and Industry ist durchaus ein Schwergewicht, man gilt als der führende B2B-Marktplatz hierzulande. Bereits seit 1993 führt man als der Pionier im Wachstumsmarkt eCommerce Einkäufer und Verkäufer zusammen und hat mit seiner internetgestützten Datenbanktechnologie den elektronischen Handel zwischen Unternehmen revolutioniert.
Die Strategie des Produktes WebTradeCenter ist einfach und zugleich hocheffizient. Geschäftskunden können über die Plattform online einen Bestellauftrag für Komponenten aus dem IT- und Telekommunikationsbereich ausschreiben. Daraufhin können die angeschlossenen Fachhändler Ihre Angebote für die entsprechenden Waren abgeben. Elektronische Kaufgesuche werden also automatisch durch eine Vielzahl von passenden Angeboten beantwortet. Die Vorteile für beide Seiten liegen auf der Hand. Der Käufer kann aus diversen Angeboten auswählen, ohne aufwendige überregionale Ausschreibungen durchführen zu müssen. Der Verkäufer andererseits hat die Möglichkeit neue Kundenzielgruppen erreichen zu können und seine Marktpräsenz somit deutlich zu erhöhen.
Aktuell verdient DCI an diesem System nur durch eine fixe monatlichen Mitgliedsgebühr, wobei jedoch in naher Zukunft auch Provisionen von Vielnutzern eingehoben werden sollen. Die Kundenliste liest sich bereits heute wie das "who is who" der Branche, von der Deutschen Telekom und Bintec über NEC bis zu Computer 2000 und der Deutschen Bank sind alle vertreten. In der offenen Handelsplattform werden darüber hinaus die Angebote der Kooperationspartner wie beispielsweise openshop, eBay, ricardoBIZ u.a. verknüpft. In Zukunft sollen auch weitere Branchen in das WebTradeCenter integriert werden und die internationale Ausrichtung gestärkt werden.
Zweites Produkt aus dem Hause DCI ist der Trade Manager, ein neuer Standard für elektronische Kataloge. Hiermit können elektronische Kataloge beliebiger Anbieter gelesen, bearbeitet und verwaltet werden. Der Kunde erhält somit die gewünschte Markttransparenz auf einen Blick, immer aktuell und zu einem minimalen Rechercheaufwand. Denn die Kataloge können beliebig oft online aktualisiert werden und stehen anschließend offline zur sekundenschnellen Suche nach Preisen, Produktbeschreibungen u.a. zur Verfügung.
Drittes Standbein ist der Bereich Werbe- und Informationsmedien. Über diverse Faxdienste werden Informationen über aktuelle Produkte und Preise aus den Bereichen EDV, Telekommunikation und eCommerce als sogenannte "FAX-Werbeanzeiger" an die Entscheidungsträger verschickt.
Die Phantasie bei der zukünftigen Entwicklung der DCI-Aktie hängt natürlich in erster Linie am WebTradeCenter. Doch insbesondere auch der Trade Manager erscheint uns ein höchst aussichtsreiches Produkt zu sein.
Zahlen und Fakten
Das Unternehmen ist keineswegs ein Start-up, wie man sie in letzter Zeit so häufig an den Neuen Markt strömen sieht. Bereits 1997 wurde ein Umsatz von 3,05 Mio. Euro erzielt welcher bis 1999 auf 4,22 Mio. Euro ausgeweitet wurde. Freilich sind die Zahlen der Vergangenheit wenig aufschlussreich, da erst jetzt der Internet-B2B-Handel in Deutschland ein Thema mit Massenwirkung wird. Man konnte zwar 1998 noch einen kleinen Gewinn verbuchen (0,2 Mio. Euro), 1999 allerdings fiel aufgrund von massiven Investitionen ein Verlust von 3,6 Mio. Euro an, was aber keineswegs beunruhigen muss.
Planzahlen liefert das Unternehmen zum IPO bedauerlicherweise keine, aber da im 1999 ein Volumen von ca. 200 Mio. Euro über das WebTradeCenter generiert wurde, kann man von einer Umsatzexplosion in den kommenden Jahren ausgehen.
Zum erwarteten Ausgabepreis von 32 Euro, auch hier wurde die Bookbuildingspanne im letzten Moment noch einmal um 3 Euro angehoben, wird DCI mit einen Börsenwert von 265,6 Mio. Euro an den Neuen Markt gebracht.
Also wie nicht anders zu erwarten war eine exorbitant hohe Bewertung im Vergleich mit den aktuellen Umsatzzahlen. Allerdings bedenkt man die herausragende Stellung des Unternehmens im deutschen B2B-Markt, die Datenbank beinhaltet aktuell über 280.000 Produkte und Preise, 25.000 angeschlossene Fachhändler, 2500 Hersteller und 2000 Großhändler, dann ist eine dementsprechende Bewertung sicherlich nicht zu hoch gegriffen.
Fazit
DCI hat in Fachkreisen einen sehr guten Namen, einen beeindruckenden Kundenstamm und eine herausragende patentgeschützte Technologie. Das spricht für ausgezeichnete und auch im Branchenvergleich überdurchschnittliche Wachstumsaussichten, da die Markteintrittsbarrieren für mögliche Wettbewerber mittlerweile bereits sehr hoch sind. Die vorbörslichen Taxen sind aktuell bereits auf ein Vielfaches über den Ausgabepreis explodiert (aktuell 86 zu 94 Euro), ein reinrassiger Internet und B2B-Wert wie dieser wird allerdings kaum zu Schnäppchenkursen zu haben sein, da er wohl eine einzigartige Stellung am Neuen Markt genießen wird und die Anleger an die Nasdaq Big Player wie Commerce One und Freemarkets.com denken lässt. Wir möchten Sie hierzu nur an unseren Bericht zu den Exzessen um Freemarkets.com nach deren Nasdaq-IPO in Dynamit im Depot Nr.12 erinnern, dagegen ist selbst eine freenet.de ein Waisenknabe.
Gelingt es daher dem Management, die zu erwartende Verzehnfachung der registrierten Nutzer des WebTradeCenters technisch zu meistern und auch die internationale Expansion erfolgreich zu gestalten, dann wird DCI sicherlich im ersten Glied am Neuen Markt gereiht werden müssen.