Leitindex legt Verschnaufpause ein
Dax-Ausblick: Zäher Widerstand bei 5300
Der Deutsche Aktienindex (Dax) wird nach Einschätzung von Analysten in der kommenden Woche weiter mit der Marke von 5300 Punkte ringen. Für Gesprächsstoff an den Börsen dürfte dabei die erwartete Zinserhöhung der US-Notenbank (Fed) und insbesondere der anschließende Kommentar sorgen.
HB FRANKFURT. Ein lukratives Börsenjahr neigt sich dem Ende zu. Seit April ist der Dax um rund 26 Prozent in die Höhe geklettert. Derzeit sieht alles danach aus, dass sich der Index nahe seinem Jahreshoch aus 2005 verabschieden wird. "Die Verschnaufpause wird auch in der kommenden Woche anhalten", sagte Aktienstratege Frank Schallenberger von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Erst am vergangenen Freitag hatte der Leitindex bei rund 5308 Stellen den höchsten Stand seit dreieinhalb Jahren erreicht. Seitdem hat der Dax rund ein halbes Prozent an Wert verloren. "Die Marke von 5300 Punkten scheint ein etwas zäherer Widerstand zu sein als gedacht", sagte Schallenberger. Zwar sei der Index öfter kurz darüber gestiegen, habe dieses Niveau aber nicht deutlich hinter sich gelassen.
Auch Hans-Jörg Naumer, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Fondsgesellschaft Dit, rechnet für die kommende Woche nicht mit großen Bewegungen. "Die Anleger dürften eher etwas stillhalten und vor dem Jahresende keine neuen Positionen mehr eingehen", prognostizierte er. Auch von Seiten der Fonds und der Versicherer sind keine größeren Verkäufe mehr zu erwarten, da sie sich ansonsten die Bewertungskurse per 31.12. belasten würden. Die Hedge-Funds wiederum brauchen Liquidität, um sich in einem Markt bewegen zu können. Da diese momentan nicht vorhanden ist, haben sich die meisten Akteure bereits verabschiedet. Zu einigen Überraschungen könnte es aber noch bei Beteiligungsverkäufen und Übernahmen kommen.
Unter dem Strich können die Anleger davon ausgehen, dass der Monat positiv endet. Das jedenfalls prognostizieren die Aktienstrategen der Landesbank Baden-Württemberg; sie verweisen auf den statistischen Dezembereffekt nach einem guten zweiten Halbjahr. Demnach entwickelten sich die Kurse in den vergangenen 23 Jahren zwischen Anfang Juli und Ende November fünfzehnmal positiv. Vierzehnmal bzw. in 93 Prozent aller Fälle lag der darauf folgende Dezember dann ebenfalls im Plus. In Anbetracht dieser extrem hohen statistischen Signifikanz werde nach rund 650 Punkten oder rund 14 Prozent Kursgewinn seit Anfang Juli der Dezember 2005 die Anleger wohl nicht enttäuschen, meinen die Analysten.
Nach den deutlichen Kursgewinnen der vergangenen Wochen rechnet die Mehrzahl der Investoren mit einer Fortsetzung der Aufwärtsbewegung auch im kommenden Jahr. Die Perspektiven für deutsche Aktien seien trotz der nachlassenden Dynamik unverändert gut, urteilten die Analysten der Commerzbank in einem Marktkommentar. "Für steigende Notierungen in den nächsten Wochen sprechen sowohl die gute technische Verfassung der Börsen als auch das fundamentale Umfeld."
Die insgesamt intakte und etwas an Dynamik gewinnende Konjunkturentwicklung bildet auch nach Einschätzung der Bankgesellschaft Berlin eine gesundes Basis für den Aktienmarkt. Sobald die überkaufte Marktlage deutlich abgebaut sei, stünden die Vorzeichen für einen erneuten Anstieg über 5300 Punkten aus fundamentaler Sicht günstig. Allerdings sollten die Belastungsfaktoren nicht außer Acht gelassen werden. Die Marktbeobachter verweisen auf den Leitzinsanstieg in der Eurozone und den USA, der sich zunächst noch fortsetzen werde.
6000er-Marke im Visier
Einen Blick über den Jahresultimo hinaus haben auch die Aktienstrategen von Metzler Financial Services geworfen. Die Konsensprognose für 2006 bringe die typischen zehn Prozent Zuwachs ans Tageslicht. Unter Umständen seien auch Kurse deutlich oberhalb der 6000-Punkte-Marke möglich. Ein positives Umfeld für Aktien, steigende Unternehmensgewinne und fehlende Anlagealternativen dürften auch 2006 zu einem guten Aktienjahr werden lassen. Wer dem Saisonmuster traut, sollte nach Aussage von Metzler Financial Services zumindest in den kommenden sechs Monaten Dividendenpapieren noch die Treue halten.
In den Handelsräumen der Banken herrscht derzeit überwiegend vorweihnachtliche Ruhe. Dies dürfte sich allerdings mit dem nahenden großen Verfall an der Terminbörse Eurex am Freitag kommender Woche ändern. Fällig werden am "Hexensabbat" die Futures auf die Indizes, die Optionen auf die Indizes und die Optionen auf Einzelwerte. Oft schwanken viele Aktienkurse dann stärker als üblich, weil Anleger die Kurse derjenigen Aktien, auf die sie Derivate halten, in die gewünschte Richtung zu lenken versuchen. Da sich sowohl die Indizes wie auch viele Einzelwerte nahe dem Jahreshoch bewegen, sollte der Termin eher trendunterstützend wirken. Erst am Montag der darauf folgenden Woche dürften kleinere Überhänge an den Markt drängen.
Im Mittelpunkt des Börsengeschehens dürfte zunächst am Dienstag die erwartete Zinserhöhung der US-Notenbank stehen. An den Märkten gilt bereits als ausgemacht, dass die Fed den Leitzins in der weltgrößten Volkswirtschaft um 25 Basispunkte auf dann 4,25 Prozent erhöhen wird. Umso gespannter warten sie allerdings auf den anschließenden Kommentar der Notenbanker, von dem sie sich Hinweise auf ein mögliches Ende des Zinserhöhungszyklus erhoffen.
"Es ist ziemlich klar, dass die Fed in dem Tempo nicht weitermachen kann", sagte LBBW-Stratege Frank Schallenberger. Er rechnet damit, dass die Fed die Zinsen 2006 bis auf höchstens fünf Prozent erhöhen wird. "Mehr als drei Schritte der Fed im kommenden Jahr würden dem Markt nicht gefallen", fügte er hinzu. Dit-Experte Naumer erwartet, dass spätestens bei 4,75 Prozent Schluss sein wird. Die Deutsche Bank rechnet noch mit zwei Zinsschritten um jeweils 25 Basispunkte, die Fed-Fund- Futures preisen hingegen noch drei bis vier Zinsschritte ein.
Konjunkturdaten im Blick
Da Nachrichten von Unternehmen auch in der kommenden Woche eher dünn gesät sein dürften, werden die Anleger wohl vor allem Konjunkturdaten ins Visier nehmen. Aus Deutschland steht am kommenden Dienstag der Indikator des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und am Freitag der Ifo-Geschäftsklimaindex an. Die Analysten der Schweizer Großbank UBS rechnen damit, dass beide auf eine verbesserte Stimmung hinweisen werden. Ein positiver Tankan- Bericht dürfte dem Aktienmarkt in Tokio am Mittwoch neue Unterstützung liefern. In den USA werden in der kommenden Woche unter anderem der Einzelhandelsumsatz (Dienstag) sowie die Verbraucherpreise und der Konjunkturindex der Philadelphia Fed (Donnerstag) für die Märkte von Interesse sein.
Am Montag werden auf der Aufsichtsratssitzung der Deutschen Telekom Aussagen zum geplanten Stellenabbau erwartet. Am Donnerstag legt Techem das Jahresergebnis vor. Gleichentags werden die Anleger auf die Quartalszahlen des US-Softwarekonzerns und SAP-Konkurrenten Oracle blicken.
Quelle: HANDELSBLATT, Sonntag, 11. Dezember 2005, 11:12 Uhr
...be invested
Der Einsame Samariter
Dax-Ausblick: Zäher Widerstand bei 5300
Der Deutsche Aktienindex (Dax) wird nach Einschätzung von Analysten in der kommenden Woche weiter mit der Marke von 5300 Punkte ringen. Für Gesprächsstoff an den Börsen dürfte dabei die erwartete Zinserhöhung der US-Notenbank (Fed) und insbesondere der anschließende Kommentar sorgen.
HB FRANKFURT. Ein lukratives Börsenjahr neigt sich dem Ende zu. Seit April ist der Dax um rund 26 Prozent in die Höhe geklettert. Derzeit sieht alles danach aus, dass sich der Index nahe seinem Jahreshoch aus 2005 verabschieden wird. "Die Verschnaufpause wird auch in der kommenden Woche anhalten", sagte Aktienstratege Frank Schallenberger von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Erst am vergangenen Freitag hatte der Leitindex bei rund 5308 Stellen den höchsten Stand seit dreieinhalb Jahren erreicht. Seitdem hat der Dax rund ein halbes Prozent an Wert verloren. "Die Marke von 5300 Punkten scheint ein etwas zäherer Widerstand zu sein als gedacht", sagte Schallenberger. Zwar sei der Index öfter kurz darüber gestiegen, habe dieses Niveau aber nicht deutlich hinter sich gelassen.
Auch Hans-Jörg Naumer, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Fondsgesellschaft Dit, rechnet für die kommende Woche nicht mit großen Bewegungen. "Die Anleger dürften eher etwas stillhalten und vor dem Jahresende keine neuen Positionen mehr eingehen", prognostizierte er. Auch von Seiten der Fonds und der Versicherer sind keine größeren Verkäufe mehr zu erwarten, da sie sich ansonsten die Bewertungskurse per 31.12. belasten würden. Die Hedge-Funds wiederum brauchen Liquidität, um sich in einem Markt bewegen zu können. Da diese momentan nicht vorhanden ist, haben sich die meisten Akteure bereits verabschiedet. Zu einigen Überraschungen könnte es aber noch bei Beteiligungsverkäufen und Übernahmen kommen.
Unter dem Strich können die Anleger davon ausgehen, dass der Monat positiv endet. Das jedenfalls prognostizieren die Aktienstrategen der Landesbank Baden-Württemberg; sie verweisen auf den statistischen Dezembereffekt nach einem guten zweiten Halbjahr. Demnach entwickelten sich die Kurse in den vergangenen 23 Jahren zwischen Anfang Juli und Ende November fünfzehnmal positiv. Vierzehnmal bzw. in 93 Prozent aller Fälle lag der darauf folgende Dezember dann ebenfalls im Plus. In Anbetracht dieser extrem hohen statistischen Signifikanz werde nach rund 650 Punkten oder rund 14 Prozent Kursgewinn seit Anfang Juli der Dezember 2005 die Anleger wohl nicht enttäuschen, meinen die Analysten.
Nach den deutlichen Kursgewinnen der vergangenen Wochen rechnet die Mehrzahl der Investoren mit einer Fortsetzung der Aufwärtsbewegung auch im kommenden Jahr. Die Perspektiven für deutsche Aktien seien trotz der nachlassenden Dynamik unverändert gut, urteilten die Analysten der Commerzbank in einem Marktkommentar. "Für steigende Notierungen in den nächsten Wochen sprechen sowohl die gute technische Verfassung der Börsen als auch das fundamentale Umfeld."
Die insgesamt intakte und etwas an Dynamik gewinnende Konjunkturentwicklung bildet auch nach Einschätzung der Bankgesellschaft Berlin eine gesundes Basis für den Aktienmarkt. Sobald die überkaufte Marktlage deutlich abgebaut sei, stünden die Vorzeichen für einen erneuten Anstieg über 5300 Punkten aus fundamentaler Sicht günstig. Allerdings sollten die Belastungsfaktoren nicht außer Acht gelassen werden. Die Marktbeobachter verweisen auf den Leitzinsanstieg in der Eurozone und den USA, der sich zunächst noch fortsetzen werde.
6000er-Marke im Visier
Einen Blick über den Jahresultimo hinaus haben auch die Aktienstrategen von Metzler Financial Services geworfen. Die Konsensprognose für 2006 bringe die typischen zehn Prozent Zuwachs ans Tageslicht. Unter Umständen seien auch Kurse deutlich oberhalb der 6000-Punkte-Marke möglich. Ein positives Umfeld für Aktien, steigende Unternehmensgewinne und fehlende Anlagealternativen dürften auch 2006 zu einem guten Aktienjahr werden lassen. Wer dem Saisonmuster traut, sollte nach Aussage von Metzler Financial Services zumindest in den kommenden sechs Monaten Dividendenpapieren noch die Treue halten.
In den Handelsräumen der Banken herrscht derzeit überwiegend vorweihnachtliche Ruhe. Dies dürfte sich allerdings mit dem nahenden großen Verfall an der Terminbörse Eurex am Freitag kommender Woche ändern. Fällig werden am "Hexensabbat" die Futures auf die Indizes, die Optionen auf die Indizes und die Optionen auf Einzelwerte. Oft schwanken viele Aktienkurse dann stärker als üblich, weil Anleger die Kurse derjenigen Aktien, auf die sie Derivate halten, in die gewünschte Richtung zu lenken versuchen. Da sich sowohl die Indizes wie auch viele Einzelwerte nahe dem Jahreshoch bewegen, sollte der Termin eher trendunterstützend wirken. Erst am Montag der darauf folgenden Woche dürften kleinere Überhänge an den Markt drängen.
Im Mittelpunkt des Börsengeschehens dürfte zunächst am Dienstag die erwartete Zinserhöhung der US-Notenbank stehen. An den Märkten gilt bereits als ausgemacht, dass die Fed den Leitzins in der weltgrößten Volkswirtschaft um 25 Basispunkte auf dann 4,25 Prozent erhöhen wird. Umso gespannter warten sie allerdings auf den anschließenden Kommentar der Notenbanker, von dem sie sich Hinweise auf ein mögliches Ende des Zinserhöhungszyklus erhoffen.
"Es ist ziemlich klar, dass die Fed in dem Tempo nicht weitermachen kann", sagte LBBW-Stratege Frank Schallenberger. Er rechnet damit, dass die Fed die Zinsen 2006 bis auf höchstens fünf Prozent erhöhen wird. "Mehr als drei Schritte der Fed im kommenden Jahr würden dem Markt nicht gefallen", fügte er hinzu. Dit-Experte Naumer erwartet, dass spätestens bei 4,75 Prozent Schluss sein wird. Die Deutsche Bank rechnet noch mit zwei Zinsschritten um jeweils 25 Basispunkte, die Fed-Fund- Futures preisen hingegen noch drei bis vier Zinsschritte ein.
Konjunkturdaten im Blick
Da Nachrichten von Unternehmen auch in der kommenden Woche eher dünn gesät sein dürften, werden die Anleger wohl vor allem Konjunkturdaten ins Visier nehmen. Aus Deutschland steht am kommenden Dienstag der Indikator des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und am Freitag der Ifo-Geschäftsklimaindex an. Die Analysten der Schweizer Großbank UBS rechnen damit, dass beide auf eine verbesserte Stimmung hinweisen werden. Ein positiver Tankan- Bericht dürfte dem Aktienmarkt in Tokio am Mittwoch neue Unterstützung liefern. In den USA werden in der kommenden Woche unter anderem der Einzelhandelsumsatz (Dienstag) sowie die Verbraucherpreise und der Konjunkturindex der Philadelphia Fed (Donnerstag) für die Märkte von Interesse sein.
Am Montag werden auf der Aufsichtsratssitzung der Deutschen Telekom Aussagen zum geplanten Stellenabbau erwartet. Am Donnerstag legt Techem das Jahresergebnis vor. Gleichentags werden die Anleger auf die Quartalszahlen des US-Softwarekonzerns und SAP-Konkurrenten Oracle blicken.
Quelle: HANDELSBLATT, Sonntag, 11. Dezember 2005, 11:12 Uhr
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Der Einsame Samariter