Dax-Ausblick: Warten auf die Aktien-Rally

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EinsamerSam.:

Dax-Ausblick: Warten auf die Aktien-Rally

 
20.11.05 12:22
Aufwärtstrend hält an - Praktiker-IPO im Blick

Dax-Ausblick: Warten auf die Aktien-Rally

Die Kauflaune der Anleger dürfte trotz der zu Ende gehenden Quartalsberichtssaison auch in der kommenden Woche nicht nachlassen und die Kurse am deutschen Aktienmarkt weiter nach oben treiben.
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HB FRANKFURT. Optimistische Börsenbeobachter glauben, dass die von allen erwartete Jahresend-Rally nun beginnt. "Das Rahmenbild stimmt. Die 5 200-Punkte-Marke im Dax sollte nächste Woche fallen", sagte Stratege Roland Ziegler von der BHF Bank. "Die Anleger sitzen immer noch auf hohen Geldbeständen und werden sich bei einem weiter steigenden Markt wohl nicht mehr zurückhalten können." Auch Heino Ruland vom Brokerhaus Steubing erwartet weiter steigende Kurse. "Die Anleger werden sich auf die Jahresendrally fokussieren. Die institutionellen Anleger sind noch nicht so investiert, wie sie es sein sollten."

Vorsichtigere Analysten gehen davon aus, dass der Deutsche Aktienindex (Dax) in der kommenden Woche zunächst eine kurze Verschnaufpause vor der nächsten Rally einlegt. Zur Begründung verweisen sie auf den kleinen Verfalltag an der Terminbörse Eurex am Freitag. Hier hatten sich viele Anleger verrechnet und auf fallende Kurse gesetzt. Mit ihren Deckungskäufen hatten sie für die überraschend kräftigen Dax-Gewinne im Vorfeld des Verfalltermins gesorgt. Der Dax markierte am Freitag mit 5 162 Punkten ein Jahreshoch.

Diese Käufe entfallen nach dem Termin. Daher dürfte die kommende Woche – so die vorsichtigere Sichtweise – eine kurze Konsolidierung oder nur schwache Aufschläge zeigen. Technische Analysten nennen hier den Bereich um 5 240 bis 5 300 als maximale obere Zielzone. Nach unten sei bis 5 080 Punkte Luft.

Ifo-Index im Fokus

NordLB-Stratege Tobias Basse glaubt, dass auch angesichts einer dünnen Nachrichtenlage in der kommenden Woche mit einer Verschnaufpause zu rechnen sei. "Ohne wichtige US-Konjunkturdaten ist tendenziell wenig Bewegung am deutschen Aktienmarkt angesagt", sagte er. Zudem blieben die US-Börsen am Donnerstag wegen des Erntedankfestes geschlossen. Seiner Einschätzung nach werden sich die Anleger daher vor allem auf den Ifo-Geschäftsklimaindex am Donnerstag konzentrieren.

Spätestens ab kommendem Freitag sei dann aber mit einer stärkeren Rally zu rechnen, und es könnte zügig in Richtung 5 700 Punkte gehen, ist wiederum die Meinung vieler Aktienstrategen.

Das klassische Saisonmuster zeige seit Jahren, dass die Jahresend-Rally in den USA mit dem Thanksgiving-Day startet, heißt es im Handel. Marktteilnehmer verweisen auf den technologielastigen Nasdaq-Index. Hier habe die Rally schon begonnen. Nur die Hauptindizes S&P-500 und Dow-30 würden noch hinterher hinken.

Deutsche Aktien unterbewertet

Nun gibt es einige Gründe, die dagegen sprechen, dass der Dax davon profitiert. Ausländische Kommentatoren stehen Deutschland seit der Bundestagswahl skeptischer gegenüber. Irritierend wurde vor allem der lapidare Hinweis auf den nicht verfassungsgemäßen Haushaltsentwurf vermerkt. Und die am Markt als "sozialistische Gleichmacherei" gesehenen Tendenzen wie bei den Krankenkassen stimmen einige Händler besorgt. Die deutschen Wirtschaftspläne wie die erhöhte Mehrwertsteuer ab 2007 werden zudem als Erholung auf Kredit betrachtet oder als "Recovering on Borrowed Time" (Erholung auf geliehene Zeit), wie es bei Morgan Stanley heißt.

Klaus Schrüfer von SEB verweist hingegen darauf, dass viele deutsche Firmen im Vergleich zu ihren amerikanischen Pendants immer noch günstig bewertet seien. Einige Beobachter meinen sogar, dass auf Basis der geschätzten Gewinne für 2006 und 2007 der Dax bei unveränderten Kursen sogar bis auf ein knapp einstelliges Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) rutschen könnte.

Hinzu kommt, dass sich Analysten bei den Gewinnen seit zwei Jahren oft verschätzen. Der Saldo der Gewinnrevisionen (Hochstufungen minus Herunterstufungen) ist aktuell auf den höchsten Stand seit 15 Jahren gestiegen. Analysten laufen mit ihren Prognoseerhöhungen den Gewinnen hinterher. Als Grund führt ein Analyst die Baissejahre bis 2003 an: "Wir sind sehr viel vorsichtiger geworden - wahrscheinlich zu vorsichtig".

Euro kann für Überraschungen sorgen

Zudem könnte der Euro für weitere Überraschungen sorgen. Sollte der von technischen Analysten erwartete Kursverfall bis rund 1,09 Euro tatsächlich stattfinden, wäre die Grundlage für weitere Gewinnüberraschungen gelegt. Getragen von immer neuen Quellen solcher Überraschungen könnten Aktienkurse noch länger steigen. Ein Analyst sagte dazu: "Deutsche Aktien scheinen immer billiger zu werden ... während sie steigen".

Die positive Stimmung dürfte anhalten, solange institutionelle Anleger ihre Erwartungen erfüllt sehen. Aktuell wollen Fondsmanager vor allem eine Ausweitung der Umsätze bei den Aktiengesellschaften sehen. Das ist das Ergebnis der jüngsten Funds Manager Survey von Merrill Lynch.

Technische Analyse untermauert Optimismus

Technische Analysten untermauern dieses positive Bild: Von sentimentaler Übertreibung sei derzeit nichts zu sehen, und die USA bauten ihre Leitbörsen- Funktion wieder stärker aus. Die Stärke der Nasdaq-Indizes sollte besonders für den Dax eine Leitfunktion haben. Die anziehenden Russell-Indizes in den USA zeigten zudem, dass der Aufschwung marktbreit werde. So könnte die Woche nach Thanksgiving die erste einer Reihe von Rally-Wochen werden. Hier enthüllt eine Einzelbewertung aller 30 Dax-Werte Überraschendes. "24 der 30 Dax-Werte verlassen gerade ihre Konsolidierungsphase und gehen in eine Trendphase über", sagt ein technischer Analyst. Im Dax seien daher 10- bis 15-prozentige Kursgewinne binnen weniger Wochen denkbar.

Daraus ergäben sich mittelfristig höhere Kursziele: Allianz könnten nach Bruch des 114er-Widerstands bis 160 Euro steigen, BASF im Aufwärtstrendkanal bis 75 Euro. Commerzbank seien trotz Eurohypo- Übernahme frei bis 34 Euro, Eon im Aufwärtstrend bis 91 Euro, RWE aus gleichem Grund bis 65 Euro. Lufthansa hätten im breiten Aufwärtstrend Platz bis 17 Euro und SAP bis 175 Euro.

Konjunktur- und Unternehmensdaten

Die Termine der kommenden Woche dürften zunächst von der politischen Berichterstattung geprägt sein: Am Dienstag soll Angela Merkel als zweite Frau in Europa zur Landeschefin gewählt werden. Obwohl der Nimbus einer Maggie Thatcher seit dem enttäuschenden Wahlausgang geschwunden ist, dürften Vergleiche mit der ersten Power-Frau Europas für freundliche Kommentare im Ausland sorgen.

Nach Ansicht von Klaus Schrüfer (SEB) dürfte die Bekanntgabe der vorläufigen Verbraucherpreise gegen Wochenmitte ebenfalls mit Interesse verfolgt werden. "Sollten die Verbraucherpreise in Deutschland überraschend deutlich ansteigen, dürfte das die Spekulation über eine Zinserhöhung der EZB Anfang Dezember sicherlich anheizen", sagte er. Eine Anhebung der Leitzinsen in der Euro-Zone wird von vielen Experten erwartet. Unklar ist jedoch, ob die Europäische Zentralbank (EZB) mit einer Zinsanhebung bereits in diesem Jahr auf die steigende Inflation reagiert oder sich noch Zeit lässt. Steigende Zinsen sind generell Gift für die Aktienmärkte, verteuert sich dadurch doch die Kreditaufnahme für Unternehmen.

In Deutschland steht vor allem der ifo-Geschäftsklima- Index für November im Blick. Der an den Finanzmärkten stark beachtete Index misst die Erwartungen der Unternehmen für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. In den USA werden am Mittwoch die Zahlen zum Verbrauchervertrauen der Uni Michigan veröffentlicht.

Praktiker im Blickpunkt der Anleger

Bei den Unternehmen neigt sich die Quartalsberichtssaison dem Ende zu. Am Montag berichtet Vivacon, am Mittwoch Sixt. Mit dem Finanzdienstleister MLP (ebenfalls Mittwoch) und dem Brillenhersteller Fielmann (Donnerstag) legen zwei Werte aus dem Nebenwerteindex MDax Geschäftszahlen vor. Die EU-Komission gibt in der kommenden Woche auch ihre Entscheidung zur Exel-Übernahme durch die Post bekannt.

Im Fokus der Börsianer dürfte aber der Börsengang der Metro-Baumarkttochter Praktiker am Dienstag stehen. Wegen der schleppenden Nachfrage musste der Handelskonzern die Preisspanne für die Praktiker-Aktien senken und die Erstnotiz am Aktienmarkt um einige Tage verschieben. Nach Aussage von BHF-Stratege Ziegler zeigt der Börsengang von Praktiker, dass die Anleger sehr preisbewusst geworden sind. "Es wird nicht jeder Wert zu jedem Preis blind gekauft."

Quelle: HANDELSBLATT, Freitag, 18. November 2005, 21:26 Uhr

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